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„Ich glaube nicht, dass wir die WM in Katar im Sommer spielen“

Christian Seifert, seit 2005 Vorsitzender der Geschäftsführung der DFL und damit mächtigster Mann im deutschen Profifußball, war am Montagabend zu Gast in der Sportsendung „Heimspiel!“ im hr-fernsehen.

Zur Vergabe der WM 2022 an Katar äußerte er sich kritisch. „Katar ist ein ziemlich heikles Thema“, so Seifert und äußert deutliche Kritik an der Rolle des Weltfußballverbands FIFA. „Es ist verdammt ärgerlich, dass man sich mit etwas beschäftigen muss, dass 24 Menschen bei der FIFA entschieden haben, und die gesamte Welt des Fußballs macht sich jetzt Gedanken, wie man mit dieser Entscheidung umgeht“, so Seifert im hr-fernsehen. „FIFA-Präsident Sepp Blatter spricht zwar immer gerne von der Fußballfamilie, am Ende aber fragt keiner die Fußballfamilie, sondern allein die FIFA entscheidet. Es werden ja hin und wieder Entscheidungen der DFL kritisiert, aber gegen die FIFA sind wir bei der DFL Waisenknaben“.

Auch wenn er angesichts der Temperaturen in Katar eine Sommer-WM dort für nicht durchführbar hält, warnte Seifert im „Heimspiel!“ vor einer vorschnellen Verlegung der WM 2022 in den Winter. „Wir möchten verhindern, dass jetzt völlig überstürzt eine Entscheidung getroffen wird, die man einfach nicht bis zu Ende gedacht hat.“ Er regte die Bildung einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig an. „Wenn die FIFA jetzt einfach, ohne einmal darüber zu diskutieren, die WM in Katar in den Winter verlegt, dann wird das sehr schwierig werden“, so Seifert.

In der Diskussion um Fankultur und Sicherheit in der Bundesliga sieht Seifert unterdessen die Einheit von Fans, Klubs und DFL wieder gefestigt: „Die Maßnahmen, die ergriffen wurden, wie beispielsweise der stärkere Dialog zwischen Klubs und Fans und die positive Entwicklung der letzten Monate, gibt der Diskussion, die unter allen beteiligten Gruppen geführt wurde, recht. Darüber hinaus hat man hat nicht im Schnitt 40.000 Zuschauer pro Spiel, wenn es ein Sicherheitsproblem gäbe.“

Auch zum Thema Doping im Fußball bezog Seifert im „Heimspiel!“ klar Stellung. „Wir müssen Doping aus dem Spitzensport fernhalten, wenn einmal der Zweifel mitfährt wie bei der Tour de France, dann ist das ganz schlecht für einen Sport.“

Auf die Frage, ob das bestehende Dopingkontrollsystem im Profifußball ausreichend ist oder optimiert werden muss, antwortete er: „Die DFL wird sich keiner Diskussion verschließen, wie man das Dopingsystem im Fußball verbessern kann, dafür sind wir aber zunächst nicht zuständig. Wenn es eine Idee zur Verbesserung gibt, dann kann die NADA zu uns kommen, und wir diskutieren darüber.“

„Heimspiel! im hr-fernsehen“ – Das gesamte Interview mit Christian Seifert unter sport.hr-online.de.

Stolpersteine in Dreieich

Seit sieben Jahren liegen in Dreieichenhain siebzehn Stolpersteine. Sie erinnern an Juden, die über viele Generationen in Dreieichenhain Teil der Dorfgemeinschaft waren – bis zu den Ereignissen der Reichspogromnacht am 9. und 10. November 1938. Manuela Schneider hat die Geschichten der Familien er-forscht und die Verlegung der Stolpersteine initiiert. Am Sonntag, 22. September, gibt sie während einer Führung ab 15 Uhr einen Einblick in die Schicksale der letzten Juden im Ort. Die Teilnehmer treffen sich auf der Burgbrücke der Burg Hayn (Fahrgasse 52).

Stolpersteine in Dreieich. Foto: hr/Christopher Bernhard
Stolpersteine in Dreieich.
Foto: hr/Christopher Bernhard

Die Veranstaltung findet statt im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung „Legalisierter Raub“, die der Hessische Rundfunk und das Fritz Bauer Institut bis zum Sonntag, 10. November, im Dreieich-Museum zeigen. Die Ausstellung ist donnerstags und samstags von 14 bis 18 Uhr sowie sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Für Schulen und Gruppen öffnet sie auf Anfrage außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten. (Dreieich-Museum: 06103-84914 oder 06103-8049640,
info@dreieich-museum.de)

Gefördert wird die Ausstellung vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. Die regionale Präsentation wird unterstützt von der Stiftung Sparkasse Langen-Seligenstadt, dem Hessischen Ministerium der Finanzen, dem Bischöflichen Ordinariat Mainz, der Ernst-Ludwig Chambré-Stiftung zu Lich, der Mediengruppe Offenbach-Post, der Dr. Bodo Sponholz-Stiftung für Wohlfahrt, Kunst und Wissen, dem Evangeli-schen Dekanat Dreieich, der Evangelischen Burgkirchengemeinde, der Evangeli-schen Petrusgemeinde Langen, der Evangelisch-Reformierten Kirche Am Marktplatz Neu-Isenburg, der Dreieichschule Langen, der Ricarda-Huch-Schule Dreieich, der Volkshochschule Dreieich e.V., der Volkshochschule Kreis Offen-bach, der Stadtbücherei Dreieich, dem Frauenbüro Dreieich, der Sprendlinger Bücherstube, den Bürgerhäusern Dreieich, dem Finanzamt Langen, dem Geschichts- und Heimatverein e. V. Dreieichenhain, dem Heimat- und Geschichts-verein Dietzenbach e.V., dem Museum für Heimatkunde und Geschichte Dietzen-bach, den Freunden Sprendlingens und dem Stadtarchiv Dreieich.

Weitere Informationen:
www.fritz-bauer-institut.de/legalisierter-raub
www.hr-online.de
www.dreieich-museum.de

Schluss mit unsichtbarem Datendiebstahl

Datenklau ist bei Apps nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Das haben Experten von TÜV Rheinland bei der Prüfung von 500 Apps festgestellt: Rund 40 Prozent aller Apps lesen Daten von Smartphones und Tablets aus, ohne dass es für die Funktion erforderlich wäre, der Nutzer hiervon weiß oder seine Einwilligung bewusst gegeben hat. „ Check your App “ von TÜV Rheinland macht mit dem Datendiebstahl jetzt Schluss: Die nach dem neuen Testverfahren überprüften und positiv bewerteten Apps nutzen nach Einwilligung des Users nur die Daten, die zum Benutzen der Features auch wirklich erforderlich sind. Bei einer Mobilitäts-App kann das beispielsweise der aktuelle Standort des Nutzers sein.

Geprüfte Apps in Online-Datenbank

Im Rahmen des neuartigen Prüfverfahrens werden Apps in Hinblick auf den angemessenen Umgang mit personenbezogenen Daten der User getestet. Die erfolgreichen Prüfergebnisse landen in einer öffentlichen Online-Datenbank: www.checkyourapp.de. Diese steht interessierten Verbrauchern kostenfrei zur Verfügung. „Ein Blick genügt, um sich darüber zu informieren, welche Apps erfolgreich geprüft und mit Nutzerdaten vertrauensvoll umgehen“, erläutert Hans Dieter Schober, Projektleiter bei TÜV Rheinland.

Kaum ein Smartphone-Besitzer nutzt sein Mobilgerät nur zum Telefonieren. Neben Apps für soziales Networking stehen auch andere Apps ganz hoch im Kurs. Es gibt Reise-, Fitness-, Spiele-, Börsen-Apps, die Vielfalt ist grenzenlos. Grundsätzlich sind Apps eine gute Sache. Doch nach jedem Download der Mini-Programme können persönliche Daten vom jeweiligen Smartphone gesammelt, ausgewertet und weitergegeben werden. Und das läuft ganz einfach und für den Nutzer unsichtbar im Hintergrund ab. Problemlos können alle vorhandenen Daten direkt an mögliche Werbeanbieter auf der ganzen Welt gesendet werden, das verhindert auch keine Virensoftware. Somit haben insbesondere kostenlose Apps häufig ihren zusätzlichen Preis: nämlich die privaten Daten des Users.

Chance zum Missbrauch reduziert

Was der Nutzer auf dem Bildschirm sieht oder einstellt, ist noch lange nicht das, was die App tatsächlich umsetzt. Denn die Bildschirmanzeige ist lediglich eine Ausgabeschnittstelle, die nur die vom Entwickler gewünschten Informationen anzeigt. So können zum Beispiel Standortdaten, Passwörter, Telefonlisten oder das Surfverhalten des App-Nutzers unbemerkt übertragen werden. Auch Kontakte aus dem digitalen Adressbuch, Textnachrichten, Fotos und Videos sind ungeschützt.

„Check your App minimiert diese Missbrauchsmöglichkeiten und kennzeichnet Apps die Spaß oder Hilfe ohne böse Absichten bieten“, erklärt Hans Dieter Schober von TÜV Rheinland die neu gewonnene Transparenz im App-Dschungel.

Mehr Informationen auf www.checkyourapp.de

 

Trauer um Marcel-Reich-Ranicki

Das ZDF trauert um Marcel-Reich-Ranicki, den „Herrn der Bücher“, der durch die legendäre ZDF-Sendung „Das Literarische Quartett“ zum bildschirmpopulären „Literaturpapst“ wurde.

Marcel Reich-Ranicki Foto: © ZDF/Carmen Sauerbrei
Marcel Reich-Ranicki
Foto: © ZDF/Carmen Sauerbrei

ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut würdigte den vielfach ausgezeichneten Literaturkritiker in Mainz: „Marcel Reich-Ranicki konnte polarisieren wie wenige andere. Seinem Motto ‚Die Deutlichkeit ist die Höflichkeit der Kritiker‘ ist er immer treu geblieben. Und das auf seine ganz besondere Art, authentisch, glaubwürdig, unverwechselbar. Mit seiner deutschen, polnischen und jüdischen Biografie war er auf eine ganz außerordentliche Weise mit der Geschichte und Kultur unseres Landes verbunden.“ Bellut erinnerte an die großen Verdienste Reich-Ranickis für das ZDF: „‚Das Literarische Quartett‘ war die erfolgreichste Büchersendung aller Zeiten, eine idealtypische Talkshow mit Kultcharakter. Wir haben Marcel-Reich-Ranicki viel zu verdanken und er wird uns allen fehlen.“

Am 25. März 1988 wurde im ZDF „Das Literarische Quartett“ mit Marcel Reich-Ranicki an der Spitze aus der Taufe gehoben: Neben Hellmuth Karasek und Sigrid Löffler, auf die später Iris Radisch folgte, nahm jeweils ein weiterer prominenter Literaturkritiker teil. Nach 13 Jahren, 77 Sendungen und etwa 400 Buchbesprechungen war am 14. Dezember 2001 „der Vorhang (endgültig) zu, und alle Fragen offen“.

Marcel Reich-Ranicki wurde als Marceli Reich am 2. Juni 1920 in Wloclawek an der Weichsel geboren. Von 1929 an ging er in Berlin zur Schule und durfte noch 1938 sein Abitur ablegen, während ihm als Juden an der (heutigen) Humboldt-Universität in Berlin ein Studium verwehrt blieb. Später wurde er nach Warschau deportiert, wo er ab 1940 im Ghetto lebte, unter dramatischen Umständen seine Frau Teofila kennen lernte und heiratete. Das Paar überlebte den Holocaust im Versteck. Seit 1958 lebte die Familie wieder in Deutschland.

Reich-Ranicki war zunächst, von 1960 bis 1973, Literaturkritiker bei der „Zeit“ in Hamburg und schließlich bis 1988 Literaturchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Im Jahr 1999 legte er unter dem Titel „Mein Leben“ seine vielbeachteten Memoiren vor. Zu seinem reichhaltigen Lebenswerk zählen auch die vielbändige „Frankfurter Anthologie“, die größte Lyriksammlung der Welt, und die fünfteilige Ausgabe „Der Kanon. Die deutsche Literatur“.

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