Biogasanlagen auf Biobetrieben bleiben umstritten

Obwohl die ersten Pioniere bereits in den 1950er Jahren Reststoffe und Koppelprodukte auf Biobetrieben veredelt haben, hat sich die energetische Nutzung der Biomasse nicht durchgesetzt. Von den rund 7.500 Biogasanlagen steht heute nur ein Prozent auf Ökobetrieben. Warum das so ist und ob das so bleibt, diskutierte im August 2013 eine Expertenrunde auf Einladung des Förderkreises Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg.

Für Martin Becker vom Öko-Gut Kerkow im Norden Brandenburgs ist die Biogaserzeugung sinnvoll. Seit acht Jahren produziert die Anlage dort mehr als 15 Millionen kWh Strom im Jahr. 7.000 Tonnen Festmist und 750 Tonnen Gülle vom eigenen Betrieb, 2.500 Tonnen Kleegras, konventioneller Mais und weitere Substrate von Nachbarbetrieben haben einen überbetrieblichen Nährstoffkreislauf etabliert. Die Nachbarbetriebe bekommen die aufbereiteten Gärreste als Dünger zurück und können damit den humusarmen Standort verbessern.

Neben Reststoffen und Koppelprodukten kann der Ökolandwirt Kleegras verwenden, das für die Bodenverbesserung angebaut wird. Die Biogasanlage kann die Leguminosen sogar noch veredeln. Denn die Nutzung verringert die Lachgasemissionen des Klees und die Stickstoffauswaschung, die auch im Ökolandbau vorkommt, erklärte Bastian Olzem, Referatsleiter Politik beim Fachverband Biogas. Für viehlose Betriebe können die Gärreste auch den Stickstoffschwund aufhalten und über eine Bodenverbesserung Ernte und Qualität der Nutzpflanzen erhöhen.

Den Vorteilen stehen aber viele Bedenken gegenüber. Der Biogasboom hat eine neue Nutzungskonkurrenz auf den Ackerflächen etabliert. Die Biobetriebe leiden zudem unter einem wachsenden Anteil von Bio-Importen aus der EU und Drittstaaten. Für den Agrarreferenten Martin Hofstetter von Greenpeace ist dieses Thema existenzieller für die Branche als die Frage nach der energetischen Verwendung der Biomasse.

Gegen die Verwendung von Reststoffen und Koppelprodukten wie Stroh sowie Gülle sei nichts einzuwenden. Aber der Einstieg in einen Energiepflanzenanbau sei nicht mit den Vorstellungen einer biologischen Wirtschaftsweise vereinbar. Und bei der Frage, wie viel Substrat eigentlich in Bio-Betrieben zur Verfügung steht, lautet die Antwort, dass für hofeigene Quellen die meisten Anlagen zu groß seien. Und Investitionen in große Anlagen führten zu einem Ausbau der Tierhaltung, der auf einem Bio-Betrieb flächenbezogene Grenzen gesetzt sind.

Viel hängt von den politischen Rahmenbedingungen ab. Kleegras als ökologisches Substrat wird nur als Zwischenfrucht gefördert. Für Bastian Olzem einer der Punkte, die im Herbst bei der Novelle des Erneuerbare Energien Gesetzes auf der Agenda stehen sollte.

Fazit: Biogasanlagen auf Biobetrieben sind engere Grenzen gesetzt als im konventionellen Betrieb. Der Fermenter mit den Methanbakterien rüttelt mehr am Selbstverständnis der Branche als auf den ersten Blick ersichtlich.

Roland Krieg, www.aid.de

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