Kategorie-Archiv: Fit & Gesund

Laktoseintoleranz: Zurück zum Normalzustand

Der Genuss von Milchprodukten kann für laktoseintolerante Menschen belastend und schmerzhaft sein. Häufig fühlen sie sich richtig krank. Doch auch wenn es viele Betroffene glauben: Laktoseintoleranz ist keine Krankheit und hat – solange sie einige Grundsätze bei der Nahrungsmittelauswahl beachten – keine Auswirkungen auf den Gesundheitszustand. Evolutionär betrachtet, sind Menschen mit Milchzuckerunverträglichkeit sogar „völlig normal“, denn dass ein Erwachsener Milch trinkt, war von der Natur nicht geplant. Vielmehr ist die Fähigkeit, Milchzucker auch noch nach dem Säuglingsalter verwerten zu können, ein Anpassungsschritt an unsere sonnenarmen Breitengrade. Die Ursprünge der Menschheit liegen in den sonnenreichen Regionen Afrikas. Bei intensiver UV-Einstrahlung bildet der Körper ausreichend Vitamin D, um die Kalziummenge aus Pflanzen voll auszuschöpfen. Mit der Wanderung über die Alpen wurde es wichtig, sich die kalziumreiche Milch als Kalziumquelle zunutze zu machen.

Wie normal eine Milchzuckerunverträglichkeit ist, zeigt auch heute noch ein Blick in den Süden. In den meisten Gebieten Afrikas, Südasiens und Südamerikas fehlen Milchprodukte bis auf wenige Ausnahmen auf dem Speisezettel. Entsprechend hoch ist auch der Anteil Laktoseintoleranter in der Bevölkerung. Insbesondere in Afrika verträgt nur etwa jeder Zehnte Milch. Unsere wohlbekannten Empfehlungen, Milch für gesunde Knochen zu trinken, würde hier wohl auf Unverständnis stoßen.

Nach der Diagnose Laktoseintoleranz muss folglich niemand Angst haben, sich kaum noch gesund ernähren zu können. Wie andere Kulturen beweisen, kommt es nur auf die besonnene Nahrungsmittelauswahl an. Wem die Ideen fehlen, der kann sich beispielsweise Anregungen in der mediterranen, asiatischen oder afrikanischen Küche holen, die bestens auf die Laktoseintoleranz ihrer Köche angepasst ist.

Weitere Tipps, wie es sich trotz Laktoseintoleranz beschwerdefrei leben lässt, verrät der Ratgeber „Milchzuckerunverträglichkeit“. Einen schnellen Überblick über empfehlenswerte und ungünstige Nahrungsmittel gibt die dazugehörige Lebensmittelliste. Beide Artikel sind im Onlineshop unter www.fet-ev.eu erhältlich.

 Redaktion: Dipl.troph. Christine Langer

Richtige Ernährung bei Divertikeln

Bei zahlreichen Menschen bilden sich im Alter Ausstülpungen am Dickdarm – sogenannte Divertikel. Obwohl dieses Phänomen weit verbreitet ist, wirft deren Entstehung und Behandlung noch viele Fragen auf. Mediziner vermuten, dass vor allem eine ballaststoffarme Ernährungsweise die Divertikelbildung begünstigt. Wer häufig zu Weißmehlprodukten, Reis, Bananen oder kakao- und zuckerreichen Süßwaren greift, riskiert eine chronische Verstopfung. Kommt noch ein altersbedingt träger Darm hinzu, entsteht ein hoher Innendruck, der die Darmschleimhaut durch Lücken in der Darmwand nach außen stülpt. Dennoch leben die meisten Betroffenen zeitlebens beschwerdefrei. Nur bei einem Teil entzünden sich die Divertikel und machen sich durch plötzliche starke Schmerzen im linken Unterbauch bemerkbar. Die Divertikulitis lässt sich mit Fasten, Schonkost und Medikamenten vorerst kurieren. Im Anschluss stellt sich aber die Frage: „Wie kann ich eine Divertikelentzündung zukünftig vermeiden?“

Wer der weiteren Divertikelbildung entgegenwirken möchte, sollte gezielt auf ballaststoffreiche Lebensmittel wie Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Obst sowie auf eine ausreichende Trinkmenge achten. Milchsaure Produkte wie Naturjogurt, Kefir, Buttermilch und Sauerkraut fördern zusätzlich die Verdauung sowie eine gesunde Darmflora. Bei groben Lebensmitteln wie Nüssen, Körnern, Obstkernen und faserreichen Nahrungsmitteln wie Rhabarber und Ananas ist eher Vorsicht geboten. Lassen sich diese nicht vermeiden, ist gutes Kauen wichtig, damit sich keine groben Nahrungsreste in den Divertikeln festsetzen.

Die neue Lebensmittelliste „Divertikulose“ unterstützt Betroffene bei der Umsetzung einer natürlichen, ballaststoffreichen Ernährung und veranschaulicht, welche Nahrungsmittel geeignet und welche weniger geeignet sind. Diese eignet sich bestens als Ergänzung zum Ratgeber „Divertikel im Darm“, der ausführliche Empfehlungen und zahlreiche Tipps zur Ernährung während und nach einer Divertikulitis gibt. Beide Unterlagen sind im Onlineshop unter www.fet-ev.eu erhältlich.

Kleinkinder mit Karies

In Deutschland haben immer mehr Kinder Karies, zu oft vernachlässigen Eltern die Zahnpflege ihres Nachwuchses. Zahnmediziner mahnen.

Neuer Behandlungsansatz für Bluthochdruck

Gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Berlin und Hamburg klärten Humangenetiker des Universitätsklinikums Jena einen Regelmechanismus für die Kontraktion der Wände von großen und sehr kleinen Blutgefäßen auf. In ihrer jetzt im Journal of Clinical Investigation veröffentlichten Untersuchung schlagen sie den Kalzium-aktivierten Chlorid-Kanal TMEM16A/ANO1 als möglichen Angriffspunkt für die Behandlung von Bluthochdruck vor.

Erhöhter Blutdruck ist eine der am stärksten verbreiteten Zivilisationskrankheiten und ein Risikofaktor für Gefäßerkrankungen, Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenschäden. Ein wesentliches Merkmal ist der vergrößerte Widerstand des Gefäßsystems, der aus einer Verengung der Blutgefäße aufgrund einer Kontraktion der Muskelzellen in den Gefäßwänden resultiert. Das komplexe Gefüge der Regulierungsmechanismen für den Blutdruck ist nur stückweise verstanden; Wissenschaftler aus Jena, Berlin und Hamburg können dem jetzt einen weiteren Puzzlestein hinzufügen.

Im Mittelpunkt steht dabei ein mit TMEM16A bezeichnetes Protein, das in den glatten Muskelzellen der Gefäßwände vorkommt. Dieses Protein ist ein Ionenkanal für Chlorid-Ionen. In Abhängigkeit von der Konzentration von Kalzium-Ionen in den Gefäßwandzellen öffnet dieser Kanal und lässt Chlorid in die Zellen einströmen, was letztlich zu einer stärkeren Kontraktion der Gefäßwände führt. „Bislang war diese Rolle von TMEM16A nicht klar“, so Prof. Christian Hübner, Direktor des Instituts für Humangenetik am Jenaer Universitätsklinikum. „Jedoch lag eine Beteiligung von Kalzium-aktivierten Chlorid-Kanälen für die Regulation des Gefäß-Tonus und damit des Blutdrucks aufgrund verschiedener Vorbefunde nahe.“

Um diese Hypothese zu überprüfen, schalteten die Wissenschaftler den Kanal zielgerichtet in den Muskelzellen der Gefäßwände von erwachsenen Mäusen aus. „Das Ausschalten des Ionenkanals hat in der Tat eine Verringerung des Blutdrucks zur Folge“, nennt Christian Hübner das wichtigste Ergebnis, „damit konnten wir erstmals die blutdruckregulierende Wirkung von TMEM16A im lebenden Organismus nachweisen.“ Darüber hinaus zeigten die Wissenschaftler, dass diese Blutdrucksenkung auch bei der zusätzlichen Gabe des gefäßverengenden und damit blutdrucksteigernden Hormons Angiotensin bestehen bleibt.

Der Vergleich verschieden großer Gefäße ergab Erstaunliches: In den Gefäßwänden von großen Schlagadern gab es wesentlich mehr TMEM16A als in mittelgroßen Arterien, und während sich die Hauptschlagader ohne den Ionenkanal weniger kontrahiert, zeigten mittelgroße Arterien nach dem Abschalten des Kanals ein unverändertes Kontraktionsverhalten. In den Gefäßmuskelzellen kleiner und kleinster Gefäße waren die durch den Kanal vermittelten Ströme besonders groß und das Ausschalten des Kanals führte auch hier zu einer verminderten Kontraktion.

Professor Hübner: „Es hat uns überrascht, dass der Ionenkanal in den verschiedenen Abschnitten des Gefäßbaumes eine so unterschiedliche Bedeutung hat. Das unterstreicht aber die Rolle von TMEM16A in der Blutdruckregulation, denn besonders die kleinen Arterien tragen zum blutdruckbestimmenden Gefäßwiderstand bei.“ Das macht den Ionenkanal zu einem interessanten Kandidaten für neue Behandlungsstrategien von hohem Blutdruck.

Originalliteratur:
Heinze C. et al. Disruption of vascular Ca2+-activated chloride currents lowers blood pressure, 2014, Journal of Clinical Investigation, doi:10.1172/JCI70025.http://www.jci.org/articles/view/70025

 

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