Kategorie-Archiv: Gesundheit

Ärzte verordnen Heilmittel im Wert von 5,2 Milliarden Euro

Heilmittel wie zum Beispiel Krankengymnastik oder Massagen im Wert von rund 5,2 Milliarden Euro haben die niedergelassenen Ärzte in Deutschland im vergangenen Jahr verordnet. Dies sind 6,8 Prozent mehr als im Vorjahr, wie die Techniker Krankenkasse (TK) unter Berufung auf die Statistik des GKV-Spitzenverbands mitteilt.

Im Durchschnitt bekam jeder gesetzlich Versicherte Heilmittel für rund 75 Euro verschrieben. Doch die regionalen Unterschiede sind erheblich: Mit 103 Euro pro Kopf verordneten die Ärzte in Hamburg am teuersten – 37 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt. In Westfalen-Lippe hingegen lag der Pro-Kopf-Wert bei rund 59 Euro (22 Prozent unter dem bundesweiten Mittel).

Der Wert je verordnetem Heilmittel betrug statistisch gesehen rund 117 Euro. Das umsatzstärkste Heilmittel war die Krankengymnastik (3,8 Milliarden Euro). Mit großem Abstand folgten die Ergotherapie (752 Millionen Euro) und die Sprachtherapie (559 Millionen Euro).

Die Statistiken sind im Internet unter www.gkv-his.de verfügbar.

Text: TK-Pressestelle
Stand: 20. Mai 2014

 

Förderung zur Erforschung von allergischem Asthma

520.000 Euro für Untersuchungen zu zellulären und molekularen Mechanismen des Allergens der Hausstaubmilbe am Institut für Systemische Entzündungsforschung der Universität zu Lübeck

Das allergische Asthma hat in Industrienationen mittlerweile epidemische Ausmaße angenommen und betrifft weltweit geschätzt 300 Millionen Menschen, von denen 250.000 im Jahr versterben. Eine Zunahme um weitere 100 Millionen wird bis 2025 erwartet.

Hausstaubmilben bzw. ihre Exkremente sind ein häufiges Allergen. Die Inhalation führt bei Menschen mit einer genetischen Disposition zu einem asthmatischen Phänotyp mit bronchialer Hyperreaktivität, starker Atemwegsentzündung und vermehrter Schleimproduktion. Es ist mittlerweile durch vielfältige Studien belegt, dass das allergische Asthma durch eine übersteigerte Reaktion des erworbenen Immunsystems ausgelöst wird, bei der sogenannten T-Helferzellen eine entscheidende Bedeutung zukommt.

Prof. Dr. Jörg Köhl / Foto: Universität Lübeck
Prof. Dr. Jörg Köhl / Foto: Universität Lübeck

Diese Zellen akkumulieren in großer Zahl in der Lunge und schütten in großen Mengen Botenstoffe aus, die zum einen Entzündungszellen des angeborenen Immunsystems anlocken und zum anderen die Produktion von Allergen-spezifischen Antikörpern induzieren über die weitere Zellpopulationen aktiviert werden, so dass am Ende eine massive Entzündungsreaktion im Lungengewebe stattfindet. Unklar ist zurzeit zum einen, warum Exkremente der Hausstaubmilbe, Gräserpollen o.ä. in bestimmten Individuen das Immunsystem derart aktivieren, dass eine chronische Entzündungsreaktion entsteht.

In einem experimentellen Hausstaubmilben-Modell untersucht die Arbeitsgruppe um Prof. Jörg Köhl im Institut für Systemische Entzündungsforschung (ISEF), wie und in welchem Umfang die Lunge auf den Kontakt mit Allergenen mit einer bronchialen Hpyerreaktivität reagiert. „Zum einen untersuchen wir am lebenden und beatmeten Tier direkt, wie sich die Allergie auf die Lunge auswirkt. Zum anderen können wir ein phänotypisches und funktionelles Bild der verschiedenen Lungenzellpopulationen von diesen Tieren erstellen und dieses zur zuvor gemessenen Lungenfunktion in Beziehung setzen“ erklärt Köhl.

Für diese weitergehenden Untersuchungen werden zunächst die unterschiedlichen Zellpopulationen, wie z.B. Alveolar-Epithelzellen, Makrophagen oder Dendritische Zellen (DZ) aus der Lunge mit Hilfe eines Hochleistungs-Zellsorters  isoliert und dann verschiedenen Funktionstests unterzogen. Darüber hinaus werden z.B. so isolierte DZ ex vivo mit Allergenen beladen und adoptiv in die Lunge anderer Tiere transferiert, um zu prüfen, ob und in welchem Umfang verschiedene DZ Populationen Asthma induzieren.

Im Fokus der Untersuchung stehen insbesondere Fragen zur Bedeutung des Komplementsystems für die Entwicklung des allergischen Asthmas. Dieses System ist eine wichtige Komponente des angeborenen Immunsystems und spielt primär eine wichtige Rolle als erste Verteidigungslinie des körpereigenen Abwehrsystems. Die aktuellen Befunde zeigen, dass bestimmte Moleküle des Komplementsystems bei der Allergen-Sensibilisierung eine entscheidende Rolle spielen. Hierbei kommt der Aktivierung von Komplement-Rezeptoren auf DZ der Lunge möglicherweise eine ausschlaggebende Bedeutung zu.

Ziel der Arbeiten ist es, die zellulären und molekularen Mechanismen aufzuklären, über die das Komplementsystem zur fehlgeleiteten Immunantwort auf Allergene führt, und daraus neue Ansätze zur Asthma-Therapie zu entwickeln. Die Arbeiten wurden von 2009-2014 im Rahmen des SFB/Transregios 22 gefördert und werden nun von der DFG für weitere drei Jahre bis 2017 mit 520.000 Euro unterstützt (KO 1245 / 4-1).

Text: www.uni-luebeck.de

Metaller fast zweieinhalbmal soviel krank wie Verwaltungsangestellte

Die Krankenstände in deutschen Betrieben steigen wieder. Durchschnittlich 14,7 Tage waren Beschäftigte und ALG-I-Empfänger 2013 nach Angaben der Techniker Krankenkasse krankgeschrieben – einen halben Tag mehr als im Jahr zuvor.

Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Altersgruppen, Geschlechtern und vor allem den Berufen. Frauen sind mit 15,9 Tagen durchschnittlich drei Tage mehr krankgeschrieben als Männer (12,9), junge Beschäftigte zwischen 15 und 24 Jahren sind mit elf Tagen zwar deutlich weniger krankgeschrieben als ältere Erwerbspersonen zwischen 55 und 59 Jahren mit 22,8 Tagen, fehlen aber dafür doppelt so häufig. Bei den Berufsgruppen fallen vor allem die Metallberufe (23,1 Tage), die Baubranche (21,4 Tage) sowie die Verkehrs- und Lagerberufe (22,3 Tage) auf, während die technischen Berufe (10,8 Tage) sowie Verwaltungsbeschäftigte (11,3 Tage) die geringsten Fehlzeiten aufweisen.

Zum Hintergrund

Für den TK-Gesundheitsreport 2014 wertete die TK die Krankschreibungen der 4,1 Millionen bei der TK versicherten Erwerbspersonen aus. Dazu zählen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Empfänger von Arbeitslosengeld I, von denen mehr als jeder Siebte bei der TK versichert ist. Der erste Teil des Gesundheitsreports mit allen Daten zur Arbeitsunfähigkeit steht unter www.tk.de zum kostenlosen Download. Den 2. Teil mit Arzneimitteldaten und dem Schwerpunktkapitel stellt die TK im Juni 2014 in Berlin vor.

Text: TK-Pressestelle
Stand: 22. April 2014

 

Auslösern der Schuppenflechte auf der Spur

Welche Rolle spielt ein bestimmtes Integrin/Integrin-Rezeptor-Paar in der Pathogenese der Psoriasis (Schuppenflechte)? Und welches therapeutische Potenzial kann die Hemmung dieses Integrin/Integrin-Rezeptor-Paares für die Behandlung der Psoriasis entfalten?

Diese Fragestellungen untersuchen Dr. med. Christian Sadik und seine Kollegin Mareike Witte von der Universitätsklinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie Lübeck. Sie sind damit weiteren Auslösern der Psoriasis auf der Spur und wurden dafür mit dem AbbVie-Forschungspreis Dermatologie 2014 ausgezeichnet. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wurde am 13. März 2014 beim Treffen der Psoriasis-AG im Rahmen der 41. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Forschung (ADF) in Köln verliehen.

Integrine, sogenannte Adhäsionsmoleküle, sind zentrale Regulatoren bei der Rekrutierung von Immunzellen in periphere Gewebe und bestimmen mit, ob das Gleichgewicht innerhalb eines Gewebes beibehalten wird oder ob eine Entzündung entsteht [1,2]. Dementsprechend bedeutsam sind Integrine bei entzündlichen Erkrankungen wie beispielsweise der Psoriasis vulgaris [3,4], bei der es zu einer massiven Rekrutierung von Immunzellen in die Haut kommt [5,6].

Die Hypothese von Sadik und Witte lautet, dass ein Integrin/Integrin-Rezeptor-Paar bei der Psoriasis die Einwanderung von Immunzellen in die Haut vermittelt und so die Entstehung der Krankheit und auch ihren Schweregrad entscheidend beeinflusst. Ziel ihrer Untersuchung, die sie mit dem Forschungspreis vorantreiben werden, ist es, die genaue Funktionsweise dieses Integrin-Paars zu analysieren und damit das therapeutische Potenzial einer Inhibierung desselben zu bestimmen.

Auf der Suche nach „Risikogenen“ konnten Sadik und Witte bestimmte Genvarianten eines Integrins und seines Rezeptors als wichtige Determinanten für die Entstehung und den Schweregrad einer Psoriasis bzw. einer psoriasiformen Dermatitis sowohl im Maus-Modell als auch in Patientenproben identifizieren. Dabei zeigten in beiden Untersuchungen Genvarianten in einem bestimmten Integrin/Integrin-Rezeptor-Paar die größte Assoziation zum Auftreten bzw. dem Schweregrad der Psoriasis.

Somit spielt nach diesen Ergebnissen das Integrin/Integrin-Rezeptor-Paar eine wesentliche Rolle in der Pathogenese der Psoriasis. Bisher war das Integrin noch nicht damit in Verbindung gebracht worden. Die Fortführung der Analyse von Sadik und Witte soll nun zeigen, inwieweit die Hemmung des Integrin/Integrin-Rezeptor-Paares die Psoriasis im Menschen modulieren könnte. Bestätigen sich die bisherigen Annahmen, so könnte das Integrin/Integrin-Rezeptor-Paar eine pharmakologische Zielstruktur für eine spezifische, nebenwirkungsarme Therapie der Psoriasis darstellen.

Der vom BioPharma-Unternehmen AbbVie gestiftete Forschungspreis Dermatologie wurde 2014 bereits zum vierten Mal vergeben und zeichnet wegweisende wissenschaftliche Forschungsarbeiten sowie innovative Forschungsideen zum Thema Psoriasis aus. „Wir sind gespannt auf die Forschungsergebnisse von Christian Sadik und Mareike Witte, da sie uns helfen können, die komplexe Pathophysiologie der Psoriasis besser zu verstehen. Darüber hinaus könnten sie uns neue Therapiemöglichkeiten für diese schwer behandelbare Systemerkrankung eröffnen“, sagte Dr. Franziska Flick, Medical Advisor Dermatology bei AbbVie Deutschland, zu der Preisentscheidung.

Literatur

1.    Bouvard, D. et al., Nature reviews. Molecular cell biology 2013;14:430-442.
2.    Hegde, S. et al., Cell communication & adhesion 2013;20:155-169.
3.    Gottlieb, A. et al., J Am Acad Dermatol 2000;42:428-435.
4.    Stenderup, K. et al., J Invest Dermatol 2011;131:2033-2039.
5.    Christophers, E. et al., Br J Dermatol 2014;170:59-65.
6.    Nestle, F.O. et al., N Engl J Med 2009;361:496-509.

Text: www.uni-luebeck.de
Stand: 13.03.2014

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