Kategorie-Archiv: Medizin

Etwa vier Millionen Menschen schielen

Foto: AOK-Medienservice
Foto: AOK-Medienservice

Nach Angaben des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands e.V. schielen etwa vier Millionen Menschen in Deutschland. „Wenn das Schielen rechtzeitig behandelt wird, lässt sich die Fehlstellung eines oder beider Augen korrigieren und eine Sehschwäche vermeiden“, sagt Dr. Christiane Roick, stellvertretende Leiterin des Stabs Medizin im AOK-Bundesverband. Ein Besuch bei einem Kinder- oder Augenarzt ist angesagt, wenn ein Kind schielt oder wenn Eltern den Eindruck haben, dass es nicht gut sieht. Zur Behandlung einer Sehschwäche, die durch Schielen entstanden ist, deckt der Arzt das gesunde Auge in einem bestimmten Rhythmus mit einem Pflaster ab. So lässt sich das schwächere Auge durch Training fördern.

Ambulante Versorgungsnetze verbessern psychische Behandlung

Ambulante Versorgungsnetze aus Fachärzten, Therapeuten und festen Anlaufstellen können die Behandlung von psychisch Kranken verbessern und dem Gesundheitssystem Einsparungen bringen. Bei einem Projekt der Techniker Krankenkasse (TK) habe sich der psychische Zustand der Patienten innerhalb von eineinhalb Jahren deutlich gebessert, sagte Klaus Rupp vom TK-Versorgungsmanagement bei einem Vortrag beim Hauptstadtkongress „Medizin und Gesundheit“. „Schwer kranke Menschen, die früher praktisch ausschließlich stationär behandelt wurden, haben von unserem Angebot besonders profitiert. Klinikaufenthalte zu vermeiden, kommt vor allem der Lebensqualität zugute.“ Darüber hinaus habe das Versorgungsnetz die Krankenhausausgaben für diese Patienten halbiert.

Durch eine enge Zusammenarbeit könnten die Netzwerke selbst psychisch schwer kranke Patienten im gewohnten familiären, beruflichen und sozialen Umfeld behandeln, so Rupp. „Wir brauchen mehr Angebote, bei denen Patienten mit chronischen psychischen Krankheiten soweit wie möglich in ihren Familien und im Beruf bleiben können. Denn je weiter und je länger sich jemand davon entfernt, desto schwerer fällt ihm die Rückkehr in das normale Leben außerhalb der Klinik.“

Die TK bietet ihren psychisch erkrankten Versicherten seit 2009 eine Behandlung im „NetzWerk psychische Gesundheit“. In den bundesweit 13 regionalen Netzen helfen Soziotherapeuten, psychiatrische Pflegedienste, Fachärzte, Psychotherapeuten und andere psychiatrische Fachkräfte sowie feste Anlaufstellen den Patienten. Jeder von ihnen erhält einen persönlichen Ansprechpartner und kann sich im Bedarfsfall rund um die Uhr an das Netz wenden. Das TK-Angebot nehmen bundesweit bisher 5.700 Versicherte mit einer psychischen Erkrankung in Anspruch.

„Die Patienten werden auch zu Hause aufgesucht und haben in sogenannten Krisenpensionen Rückzugsräume, die sie bei kurzzeitigen Krisen nutzen können“, erklärte Rupp. In den Wohngemeinschaften der Krisenpensionen erhielten sie jederzeit professionelle Hilfe, ohne dass sie ihr gewohntes Lebensumfeld für längere Zeit verlassen müssten. „Der Vertrag baut eine Brücke zwischen ambulanten und stationären Angeboten, zwischen medizinischen und sozialen Profis“, so der Leiter des TK-Versorgungsmanagements. Grundvoraussetzung für ein Gelingen des Netzwerks sei es, dass die Betroffenen bei Bedarf jederzeit schnell und unbürokratisch Hilfe in Anspruch nehmen könnten. Rupp: „Dadurch haben sie die Sicherheit, dass sie im Bedarfsfall nicht allein sind.“

Mehr als eine Million Krankenhausaufenthalte gehen in Deutschland laut Statistischem Bundesamt auf psychische Erkrankungen zurück. Studien zufolge verursachen sie etwa 60 Prozent der von psychischen Krankheiten hervorgerufenen Gesamtkosten.

Demenz: Durch Aktivierung Fähigkeiten fördern

Die meisten Demenzerkrankungen sind nicht heilbar. Eine liebevolle, tolerante Betreuung sowie ein geregelter Tagesablauf können die Situation für Betroffene und Angehörige aber erleichtern. Foto: AOK-Medienservice
Die meisten Demenzerkrankungen sind nicht heilbar. Eine liebevolle, tolerante Betreuung sowie ein geregelter Tagesablauf können die Situation für Betroffene und Angehörige aber erleichtern. Foto: AOK-Medienservice

 

Die meisten Demenzerkrankungen sind nicht heilbar. Eine liebevolle, tolerante Betreuung sowie ein geregelter Tagesablauf können die Situation für Betroffene und Angehörige aber erleichtern. Wichtig ist es auch, die Kranken zu aktivieren. „Das kann dazu beitragen, ihre Selbstständigkeit möglichst lange zu erhalten und den Verlust geistiger Fähigkeiten etwas zu verzögern“, sagt Dr. Astrid Maroß, Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie im AOK-Bundesverband. Welche Angebote sich eignen, hängt von der Form der Demenz, dem Krankheitsstadium, den Beschwerden, den Lebensumständen, der Persönlichkeit und der Lebensgeschichte der Kranken ab.

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat zusammengefaßt, welche nicht-medikamentösen Therapien in Studien untersucht wurden:

Kognitive Behandlungen

  • Dazu gehören zum Beispiel Rechenaufgaben, Wortspiele, Puzzles oder das Training von Alltagstätigkeiten wie Einkaufen.
  • Das sogenannte Realitäts-Orientierungs-Training soll Demenzkranken helfen, sich räumlich und zeitlich besser zurechtzufinden. Dabei erhalten sie immer wieder grundlegende Informationen, etwa das Datum und die Uhrzeit.

Körperliche und psychosoziale Aktivierung

  • Bewegungsprogramme können dazu beitragen, dass Menschen mit Demenz etwas länger mobil bleiben. Sie bestehen zum Beispiel aus Geh-Übungen, Gymnastik, Kräftigungs- und Konditionstraining.
  • Soziale Aktivitäten verbessern laut Studien die Lebensqualität der Kranken und ihrer Angehörigen. Sie reichen von Gesprächsrunden übers gemeinsame Kochen und Musikhören bis hin zu Übungen wie Zähneputzen und gemeinsamer Bewegung.

Emotionsorientierte Behandlungen

  • Ein bekannter Ansatz ist die Validation. Dabei bringen Pflegende den Kranken Verständnis und Wertschätzung entgegen, damit sie sich sicher und wohl fühlen.
  • Bei der sogenannten Reminiszenz-Therapie werden Menschen mit Demenz aufgefordert, von ihrer Heimat, Schulzeit oder Arbeit zu erzählen. Damit sollen Erinnerungen geweckt werden.

Angehörigenschulungen

  • In Schulungen lernen pflegende Angehörige, wie sie Menschen mit Demenz fördern können.
  • Studien geben ein Hinweis darauf, dass Menschen mit Alzheimer länger zu Hause leben können, wenn ihre pflegenden Angehörigen geschult wurden.

Weitere Behandlungen

Unklar ist, ob Reflexzonenmassage, Aromatherapie und Musiktherapie einen Nutzen haben. Ergotherapie zielt darauf ab, Alltagsfertigkeiten zu trainieren.

Insgesamt gibt es nur wenige gute Studien zum Nutzen von nicht-medikamentösen Verfahren, so dass oft unklar ist, wie gut sie tatsächlich helfen. Die Effekte sind außerdem meist relativ gering und oft nicht langfristig nachweisbar, da die Demenz sich aufgrund ihres fortschreitenden Verlaufs verschlechtert. Es ist auch nicht auszuschließen, dass sich einige Verfahren manchmal ungünstig auswirken können. Die Betroffenen können durch Behandlungen auch überfordert oder frustriert sein oder mit Verwirrung reagieren. Darum muss die Auswahl nicht-medikamentöser Verfahren sich immer an der individuellen Situation des Betroffenen orientieren.

„Meistens können wir helfen“

Prof. Dr. UIrich Trenckmann ist Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik Hemer, (Hans-Prinzhorn-Klinik), die eine hoch spezialisierte Depressionsstation hat, nach einer Auflistung des Nachrichtenmagazins „Focus“ eine der besten in Deutschland.

Herr Professor Trenckmann, in den Zeitungen liest man von Freunden und Bekannten, die oft völlig überrascht sind von einer Selbsttötung. Gibt es Vorboten?

Ja, bei den allermeisten suzidnalen Krisen haben die Betroffenen vorab nicht nur Befindensstörungen beklagt und Verhaltensauffälligkeiten gezeigt, sondern auch direkt von Suizidgedanken oder zumindest vom Verlust an Lebensmut gesprochen.

Die Umwelt reagiert darauf sehr unterschiedlich. Manchmal erscheint dem Zuhörer das Thema zu heikel, als dass er nachfragt. Ein anderes Mal wird das von der Umwelt abgewehrt oder sogar als Erpressung fehlgedeutet. Eine solche Zurückweisung erhöht natürlich die Gefahr eines tatsächlichen Suizides: Die Erkrankten fühlen sich unverstanden und abgelehnt.

Was soll man als Laie tun?

Für Laien, d.h. meistens Personen im direkten Umfeld, ist es wichtig zu zeigen, dass man zuhört und mit dem Betroffenen klären möchte, was ihn in diese verzweifelte Situation gebracht hat. Bei einem deutlich überwiegenden Anteil suizidaler Menschen liegt eine dringend behandlungsbedürftige psychische Störung vor, meist depressive Erkrankungen. Teilweise sind sie reaktiv ausgelöst, das heißt es kommt zur Krise, weil jemand mit einem sehr enttäuschenden und belastenden Ereignis konfrontiert ist, z. B. dem Scheitern einer Partnerschaft. Man fühlt sich allein und verlassen und das Leben hat keinen Wert mehr.

Besonders schwierig wird es, wenn die schwere Depression durch psychotische Symptome begleitet wird: In wahnhafter Weise nehmen die Erkrankten an, dass alles und jedes hoffnungslos sei, alles würde sich nur noch gegen sie richten, sie seien völlig verarmt oder ohnehin wäre die ganze Umwelt gegen sie eingestellt.

Es gibt Fälle, in denen zum Beispiel ein Vater erst seine Kinder, dann sich tötet. Warum wollen Menschen andere mit in den Tod nehmen, wenn sie ihrem eigenen Leben ein Ende setzen?

Gerade in schweren Krisen entwickelt sich manches Mal der Gedanke an einen so genannten erweiterten Suizid. Ein wahnhaft verarmter, sehr depressiver Mann glaubt beispielsweise, dass nicht nur er finanziell keine Chance hätte, sondern die ganze Familie in schwerster Armut leben müsse. Dies will er keinem zumuten. Deshalb fasst er den Entschluss, dass die Familie insgesamt aus dem Leben scheiden müsse. Das ist absolut erschreckend und besonders unglücklich, weil unbeteiligte Mitmenschen des Erkrankten zu Tode kommen können.

Was tun die Fachleute?

Für Fachleute ist es erst einmal wichtig, von solchen Symptomen möglichst früh Nachricht zu bekommen. Es gibt in der weit überwiegenden Zahl der Fälle effektive Behandlungsansätze. Manchmal ist es notwendig, eine Behandlung gegen den Willen der Betroffenen einzuleiten. Die Zwangseinweisung ist aber zum Glück die Ausnahme.
In der Regel schaffen es Fachleute, in einen guten therapeutischen Gesprächskontakt mit den Erkrankten zu kommen. Es geht in erster Linie darum, dass die Betroffenen selbst erkennen, dass der jetzige Zustand zwar eine schwere gesundheitliche Beeinträchtigung darstellt, aber es Hoffnung und Perspektiven gibt.

Bereits frühzeitig sollten Angehörige als wichtige Unterstützung im Behandlungsprozess einbezogen sein. Es gibt nur eine sehr kleine Minderheit von schwerst Depressiven, hochgradig Suizidgefährdeten, die sich so weitgehend zurückziehen, dass die Umwelt gar nichts von der Schwere der psychischen Störung bemerkt. In den allermeisten Fällen können wir schwer depressiven oder sogar suizidgefährdeten Menschen helfen. (Stand: 12/2012)

LWL-Einrichtung:
LWL-Klinik Hemer
Hans-Prinzhorn-Klinik
Frönsberger Str. 71
58675 Hemer
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