Kategorie-Archiv: Museum

Frisches Reet für historische Scheune

Die Arbeit ist mühsam: Halm für Halm, Bündel für Bündel bringen die Arbeiter das Reet in die Dachkonstruktion ein. Stückweise wächst das neue Dach der Scheune im Niederrheinischen Freilichtmuseum des Kreises Viersen. Das Gebäude der historischen Hofanlage aus Viersen-Hagen wird renoviert – „mit einem originalgetreuen Dach und nach historischem Handwerk“, sagt Peter Schmütz, Inhaber der Dachdeckerei Schmütz. Die Firma aus Oldenburg ist mit den Arbeiten betraut.

Reet Waldemar Wesner und Eduard Hartoan (v.l.) bei der Arbeit: Die Dachdecker ersetzen das alte Reetdach durch eine neue Abdeckung. Foto: Benedikt Giesbers
Reet
Waldemar Wesner und Eduard Hartoan (v.l.) bei der Arbeit: Die Dachdecker ersetzen das alte Reetdach durch eine neue Abdeckung. Foto: Benedikt Giesbers

Die norddeutschen Handwerker nutzten das gute Wetter der vergangenen Tage, um das alte Reet von der Scheune zu nehmen und durch eine neue Abdeckung zu ersetzen. Die Handwerker aus dem Norden sind bekannt im Niederrheinischen Freilichtmuseum, Am Freilichtmuseum 1 in Grefrath: Vor vier Jahren statteten sie das Pannekookenhuus mit einem neuen Dach aus. „Wir freuen uns, dass die Experten nun wieder für die Arbeiten an den Niederrhein kommen“, sagt Herbert Verlinden, Architekt des Kreises Viersen. Da Reetdächer heutzutage selten sind, ist das Handwerk am Niederrhein nicht weit verbreitet.

Für die Hofanlage Hagen ist es die erste Dachsanierung. Sonne, Wind und Regen hatten der Wetterseite zugesetzt. Dort kommen nun 1600 Bündel Reet auf 160 Quadratmeter Dachfläche – jedes einzelne Bündel mit einem Gewicht von drei Kilogramm. Das Reet der anderen Dachseiten ist noch gut in Schuss und muss vorerst nicht ersetzt werden. Die Kosten betragen 28.000 Euro.

Reet ist eine der ältesten Baustoffe. Das Teichschilfrohr wächst an Ufern von Seen und Flüssen. Die nun verbauten Halme stammen vom Plattensee in Ungarn. Im Winter „ernteten“ und trockneten die niederrheinischen Bauern die verblühten Halme. Das Reetdach sieht aber nicht nur gut aus. „Es hat hervorragende Dämmeigenschaften“, sagt Waldemar Wesner, Vorarbeiter der Dachdecker. Im Sommer sorgt die Reetschicht im Haus für angenehme Kühle; im Winter hält es die die Wärme in der Wohnung. Die hohlen Halme ermöglichen eine ideale Luftzirkulation.

Wer den Handwerkern bei der Arbeit zusehen möchte, hat noch rund zwei Wochen Gelegenheit dazu. So lange dauern die Arbeiten an der Hofanlage Hagen noch an. Das Niederrheinische Freilichtmuseum ist geöffnet: täglich außer montags, 10 bis 18 Uhr (ab November 10 bis 16 Uhr). Der Eintritt kostet 4,50 Euro, ermäßigt 3,50 Euro. Kinder und Jugendliche zahlen 1,50 Euro und haben am Wochenende freien Eintritt.

www.niederrheinisches-freilichtmuseum.de

Der Fotoapparat im Schuhkarton

Wie wird aus einem einfachen Schuhkarton eine Kamera? Kurz vor Saisonende im LWL-Freilichtmuseum Detmold können Kinder ab zehn Jahren noch einmal in die Welt der Fotografie eintauchen. Bei einem zweitägigen Workshop im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zeigt Fotografin Sarah Straßmann am Mittwoch und Donnerstag, 30. und 31. Oktober, jeweils von 10 bis 16 Uhr, wie eine Lochkamera entsteht.

Kurz vor Saisonende im LWL-Freilichtmuseum Detmold (am 31. Oktober) baut Fotografin Sarah Straßmann mit Kindern eine Lochkamera. Foto: LWL/ Klein
Kurz vor Saisonende im LWL-Freilichtmuseum Detmold (am 31. Oktober) baut Fotografin Sarah Straßmann mit Kindern eine Lochkamera. Foto: LWL/ Klein

Nach einer Einführung in die analoge Fotografie geht es ran an die mitgebrachten Schuhkartons. Die Lochkamera funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Durch eine kleine Öffnung an der Vorderseite wird ein Bild auf die Innenseite der dunklen Zelle projiziert, das sich beispielsweise auf lichtempfindlichem Material wie Fotopapier bannen lässt.

Mit diesem Gerät der Marke Eigenbau gehen die kleinen Hobbyfotografen auf Motivsuche, ehe die so entstandenen Bilder im Schwarz-Weiß-Labor des LWL-Freilichtmuseums entwickelt werden. Dabei werden die Bilder „umkopiert“, aus dem Negativbild entsteht ein „Positiv“. Die Kosten betragen zwölf Euro plus Museumseintritt. Anmeldungen nimmt das Infobüro unter Tel. 05231/706-104 entgegen.

LWL-Einrichtung:
LWL-Freilichtmuseum Detmold
Westfälisches Landesmuseum für Volkskunde
Krumme Str.
32760 Detmold
Karte und Routenplaner

Kartoffeln kosten und Feldbrand erleben

Frisch aus dem Zieglergarten kommen die Kartoffeln auf den Tisch. Foto: LWL
Frisch aus dem Zieglergarten kommen die Kartoffeln auf den Tisch.
Foto: LWL

Gleich zwei besondere Aktionen bietet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Sonntag, 27. Oktober, in seinem Ziegeleimuseum Lage.

Um 11 Uhr wird der Feldbrandofen in Brand gesetzt. Besucher können dem Ziegelbrenner Christian Stiesch bis 17 Uhr bei der Arbeit zu sehen und den Brand von rund 3.000 Ziegeln live miterleben. Im Laufe des Tages brennt der Ofen langsam von unten nach oben durch. Die Temperatur kann dabei nur unzureichend geregelt werden, was sich auch auf die Qualität der Ziegel auswirkt: Während in der Mitte des Ofens harte Mauersteine gebrannt werden, bestehen die äußeren Schichten aus sogenanntem Schwachbrand.

Feldbrand live erleben im LWL-Ziegeleimuseum Lage. Foto: LWL
Feldbrand live erleben im LWL-Ziegeleimuseum Lage.
Foto: LWL

„Von Ackersegen bis Trüffelkartoffel“ heißt es zwischen 14 und 16 Uhr im LWL-Ziegeleimuseum. Delikate und seltene Kartoffelsorten aus dem Zieglergarten kommen mit Wildkräuterquark und Butter auf den Tisch. Dazu erhalten Teilnehmer Infos zu den Sorten und Geschichten rund um die Erfolgsgeschichte der braunen Knolle, erzählt von der Kartoffelliebhaberin und Biologin Sabine Schierholz. Die Teilnahme an der Verkostung kostet 20 Euro.

Eine Anmeldung unter Tel. 05232 9490-0 ist erforderlich.

LWL-Einrichtung:
LWL-Industriemuseum – Ziegeleimuseum Lage
Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur
Sprikernheide 77
32791 Lage
Karte und Routenplaner

Lippische Ziegler und ihre Frauen

Um das Leben der lippischen Zieglerfrauen geht es bei einer integrativen Führung für Hörende und Gehörlose, zu der der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Samstag, 26. Oktober, in sein Ziegeleimuseum nach Lage einlädt. Die rund einstündige Tour wird begleitet von Gebärdendolmetscherin Marika Franke. Die Teilnahme ist kostenlos; gezahlt werden muss nur der reguläre Eintritt.

Das LWL-Ziegeleimuseum hält ein Stück Industriegeschichte lebendig, denn die massenweise Produktion von Backsteinen war Voraussetzung für das rasante Wachstum der Städte und Fabriken während der Industrialisierung. Know how und Arbeitskräfte aus Lippe spielten dabei eine besondere Rolle: Aus der Region zogen alljährlich tausende Männer während der Sommermonate in die Fremde, um auf auswärtigen Ziegeleien zu arbeiten. Die Frauen blieben währenddessen in der Heimat zurück und mussten sich alleine um Haus, Hof und Kind kümmern.

Das LWL-Industriemuseum präsentiert, wie diese Ziegler lebten und arbeiteten. Im ehemaligen Zieglerkotten erfahren Besucher, welche Folgen die Wanderarbeit für das Leben der Frauen und Kinder in Lippe hatte. Den Kern des LWL-Museums bilden die historischen Fabrikgebäude der ehemaligen Ziegelei Beermann am Stadtrand von Lage. Seit 1922 gaben hier Maschinen den Takt an, vorher wurden die Ziegel von Hand hergestellt. Wie – das dürfen Besucher selbst ausprobieren, indem sie in der Maukegrube den Lehm mit Füßen treten und ihn mit beiden Händen in den Streichrahmen drücken.

LWL-Einrichtung:
LWL-Industriemuseum – Ziegeleimuseum Lage
Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur
Sprikernheide 77
32791 Lage
Karte und Routenplaner

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