Kategorie-Archiv: Natur & Umwelt

Alternative zu Mais: Anbau von Wildpflanzen zur Biomasseproduktion

In Deutschland werden auf einem Fünftel der landwirtschaftlichen Nutzfläche nachwachsende Rohstoffe angebaut – in erster Linie Mais. Heimische Wildpflanzen können eine ökologisch wertvolle Ergänzung zu konventionellen Energiepflanzen sein, informiert das Netzwerk Lebensraum Feldflur. Dieser Zusammenschluss von Akteuren aus Jagd, Naturschutz und Energiewirtschaft möchte die Energieerzeugung aus Biomasse enger mit den Zielen des Arten-, Natur- und Umweltschutzes verknüpfen und hat dazu einen Ratgeber veröffentlicht.

Für die Biogasproduktion werden überwiegend Mais und Getreide für Ganzpflanzensilage genutzt. Mais ist eine sehr effiziente Energiepflanze mit hohen Erträgen, doch der intensive Anbau hat Folgen für Artenvielfalt, Boden und Gewässer. Das Netzwerk Lebensraum Feldflur hat das Ziel, Mischungen aus verschiedenen Wildpflanzenarten als Ergänzung zu konventionellen Energiepflanzen in der landwirtschaftlichen Praxis zu etablieren. Die Aussaatmischungen enthalten leistungsfähige einjährige Kulturarten (z.B. Sonnenblume, Malve), zweijährige Wild- und Kulturpflanzen (z.B. Natternkopf, Wegwarte) sowie langlebige Stauden (z.B. Beifuß, Rainfarn) zur breiten Standortanpassung bei fünf oder mehr Nutzjahren. Jedes Jahr ändert sich die Artenzusammensetzung. Auf diese Weise wird unter anderem die Vielfalt der Agrarlandschaften gefördert und Bodenerosion durch Wasser und Wind verhindert.

Wirtschaftliche Vorteile sind die Einsparung von Maschinen-, Lohn- und Treibstoffkosten sowie Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Damit der Anbau gelingt, sind ein paar Regeln zu beachten. So müssen die Flächen vor der Aussaat ab Ende April gepflügt werden. Da sehr viele feinkörnige Wildkräuterarten in der Mischung enthalten sind, sollte unbedingt auf die Oberfläche gesät und die Fläche anschließend gewalzt werden. Pflegemaßnahmen sind nur bei einem deutlichen Unkrautwachstum notwendig.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.lebensraum-brache.de

Positiv für das Klima: Pflanzen bremsen die Erderwärmung

Pflanzen können der Klimaerwärmung entgegen wirken. Denn sie bilden bei höheren Temperaturen mehr Gase, die zur Wolkenbildung und auf diese Weise zur Kühlung beitragen. So lautet das Fazit einer internationalen Studie, an der das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) beteiligt war. Daten von elf verschiedenen Standorten in Europa, Sibirien, Nordamerika und Südafrika wurden ausgewertet, darunter auch die Forschungsstation des TROPOS in der Nähe von Leipzig. Demnach könnten die Temperaturen in bewaldeten Regionen bis zu 30 Prozent geringer ansteigen als in vegetationsarmen Gebieten. Weltweit würde dieser Effekt die Klimaerwärmung jedoch nur um ein Prozent verringern, relativieren die Forscher.

Wenn die Temperaturen steigen und die Pflanzen vermehrt Gase bilden, entstehen sogenannte Aerosolpartikel. Das sind Teilchen in der Atmosphäre mit einer Größe von weniger als ein Mikrometer. Auf zwei unterschiedlichen Wegen beeinflussen sie Strahlungsbilanz und Klima der Erde: Zum einen reflektieren sie trotz ihrer geringen Größe das Sonnenlicht. Zum andern bilden sie Keime, auf denen Wasser kondensieren kann, sodass Wolkentropfen entstehen.

Die Wissenschaftler haben die Aerosolpartikel biologischen Ursprungs in der Atmosphäre gemessen und bestätigt, dass ihre Konzentration bei steigender Temperatur zunimmt und sie Temperaturveränderungen über den Kontinenten mildern können. Bei Standorten mit starker Luftverschmutzung hatten vom Menschen verursachte Partikel den größeren Einfluss. Der Klimawandel wird jedoch von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Daher sind umfassende Langzeitbeobachtungen notwendig, um nach und nach die komplexen Zusammenhänge aufzudecken.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS); www.tropos.de

Die einzigen fliegenden Säugetiere Europas

Sie sind die einzigen fliegenden Säugetiere in Europa. Auch in absoluter Finsternis finden sich die nachtaktiven Flugexperten bestens zurecht, denn sie orientieren sich mit Hilfe der Echoortung. Die Fledermäuse gehören zu den etwa 76.000 Tier- und Pflanzenarten in Deutschland, von denen die Hälfte in ihrem Bestand gefährdet ist.

Sie stehen unter strengem Artenschutz, das gilt auch für die 15 Fledermausarten, die im Rhein-Sieg-Kreis leben. Auf die Jagd gehen Fledermäuse nachts. Dann schlagen die zierlichen Flieger ordentlich zu – ein Tier kann pro Nacht bis zur Hälfte seines Körpergewichts an Insekten vertilgen.

Vor allem die Zerstörung ihres Lebensraumes gefährdet die Fledermäuse, die abgesehen von ihren nächtlichen Jagdaktivitäten versteckt leben. Anhand der bevorzugten Sommerquartiere unterscheidet man zwischen Baum- und Hausfledermäusen. Die Baumfledermäuse, wie die Wasserfledermaus oder das „Braune Langohr“, leben in verlassenen Spechthöhlen sowie hinter losen Rinden oder anderen Hohlräumen in Bäumen. Die Hausfledermäuse, wie das „Große Mausohr“ oder die Zwergfledermaus, bevorzugen dagegen Speicher, Fassadenverkleidungen, Mauerspalten oder –hohlräume in Siedlungsgebieten. Wer zum Schutz der heimischen Fledermäuse beitragen möchte, kann der Kreisverwaltung bekannte Populationen melden.

Die aktuelle Jahreszeit ist übrigens ideal, wenn man beim anstehenden Umbau eines Dachstuhls die Störung der Fledermäuse auf ein Minimum reduzieren will, denn diese haben in der Regel bereits jetzt ihre Winterquartiere bezogen, den Dachstuhl also verlassen. Es empfiehlt sich im Sinne der Fledermäuse außerdem, das Dach mit speziellen siebfreien Lüftungsziegeln zu öffnen und Fledermaushilfen anzubringen. Der Handel bietet darüber hinaus Fledermaussteine an, die in die Dämmung eingebaut werden können.

In ihren Winterquartieren dürfen die flotten Flieger nicht gestört werden. Das Bundesnaturschutzgesetz hat sie unter strengen Schutz gestellt, daher ist es vom 1. Oktober bis zum 31. März verboten, Erdkeller, Höhlen, Stollen und ähnliche Räume, die den kleinen Säugetieren (der „Große Abendsegler“ gehört mit 10 Zentimeter Körperlänge und einem Gewicht von 40 Gramm bereits zu den „Riesen“) als Winterdomizil dienen, aufzusuchen. Eine Störung im Winterquartier hat nämlich fatale Folgen: Einmal gestört, braucht der Stoffwechsel bis zu einer halben Stunde, bis die Fledermaus wach ist! Und bis sie wieder schläft hat sie viel Energie verbraucht – Energie, die zum Ende des Winterschlafes vielleicht fehlt.

Nähere Auskünfte rund um das Thema Fledermäuse erteilen gerne die Fachleute am Umwelttelefon des Rhein-Sieg-Kreises unter der Rufnummer 02241/13-2200. Weitere Tipps zum Artenschutz finden Interessierte auch unter www.rhein-sieg-kreis.de/artenschutztipps.

Biber – ein Baumeister beißt sich durch

Der Biber, einst in Mitteleuropa ausgerottet, ist wieder auf dem Vormarsch. Er nagt, baut und staut und erobert sich immer neue Gewässersysteme. Nicht unbedingt zur Freude von Land- und Forstwirten, deren Kulturen durch Fraß- und Bauaktivitäten Schaden nehmen können.

Tragfähiges Bibermanagement kann nur länderübergreifend funktionieren, denn es ist weiterhin mit einer deutlichen Zunahme der Biber in Deutschland zu rechnen. „Die Bundesländer gehen sehr unterschiedlich damit um“, berichtete Dr. Clara Stefen, Sektionsleiterin Säugetiere am Dresdner Senckenberg Institut bei der Fachtagung „Biber – Quo vadis in Deutschland und angrenzenden Gebieten?“ Ende April 2013. 60 Experten diskutierten neue Forschungsergebnisse zum Biber aber auch Konfliktmanagementansätze.

Gemäß der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie ist der Biber streng geschützt und unterliegt nicht dem Jagdrecht. Das macht es kompliziert, seine Aktivitäten zu regulieren, falls Schäden an Flächen, Wegen, Gewässern oder Kulturen drohen: Weder das Tier noch seine Bauten dürfen geschädigt werden.

Dass er durch diverse Wiederansiedlungsprojekte zurück nach Mitteleuropa kam und daher z. B. in Luxemburg und Belgien auch Kanadische Biber leben und Unterarten des Europäischen Bibers sich ganz woanders als in ihrem einstigen Verbreitungsgebiet wiederfinden, stellt auch Forschung und Naturschutz vor Probleme. Unterarten, die sich ohne menschliches Eingreifen nie begegnet wären, kreuzen sich – was gleichzeitig Gewinn und Verlust für die Tierart bedeuten kann. Gezieltes Monitoring kann hier langfristig Aufschluss geben, ob und wie die Schutz- und Managementstrategien weiter angepasst werden müssen.

Regina Bartel, www.aid.de

 

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