Wenn man nach fleischfressenden Pflanzenarten gefragt wird, fallen einem vielleicht die Venusfliegenfalle, der Morgentau oder die berühmten Kannenpflanzen der tropischen Regenwälder ein. Dass auch die Tomaten- und Kartoffelpflanzen im eigenen Garten dazu gehören, ist eine Erkenntnis, die sogar erfahrene Botaniker überrascht.
Diese Entdeckung verdankt die Fachwelt Wissenschaftlern des Royal Botanical Gardens Kew in London. Sie fanden heraus, dass beide Nutzpflanzen mit Hilfe klebriger Härchen an den Stengeln kleine Insekten töten und die Nährstoffe der herabgefallenen Tiere nach und nach über die Wurzeln aufnehmen. Nach Meinung der Forscher entwickelten die Wildformen der heutigen Kulturpflanzen diesen Mechanismus, um auch auf armen, ungedüngten Böden überleben zu können.
Doch auch in den heutigen, intensiv gezüchteten Sorten blieb diese Fähigkeit der Nährstoffgewinnung erhalten. Neben Tomaten und Kartoffeln konnte der Mechanismus auch bei vielen weiteren Pflanzenarten nachgewiesen werden, etwa für Petunien, Ziertabak oder das Hirtentäschelkraut. Die Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass die Zahl der fleischfressenden Pflanzen allgemein unterschätzt wird. Ihrer Ansicht nach gibt es 50 Prozent mehr fleischfressende Arten, wenn man die bisher als „harmlos“ eingestuften Pflanzen einbezieht.
Es ist ein merkwürdiger Befund, über den Forscher aus China, Europa und den USA in der Zeitschrift „Current Biology“ berichten: Vor 50 Millionen Jahren lebten im Osten Asiens ganz ähnliche Insekten wie in Nordeuropa. Das zeigen Bernsteinfunde aus Ostchina, die momentan unter Beteiligung der Universität Bonn analysiert werden. In den fossilen Harzbrocken sind Gliederfüßer aus mehr als 80 verschiedenen Familien verewigt. Es ist ein einzigartiger Schnappschuss der damaligen Insektenwelt Ostasiens.
Noch steht die Auswertung der rund 3.000 Brocken ganz am Anfang. Doch schon jetzt ist klar, dass die Ergebnisse es in sich haben: „Im Fushun-Bernstein finden wir neben asiatischen Formen erstaunlich oft dieselben Insekten-Gattungen wie im baltischen Bernstein“, erklärt der Bonner Paläontologe Professor Dr. Jes Rust.
Der baltische Bernstein stammt aus der Ostsee-Region, fast 10.000 Kilometer von Fushun entfernt. Reichhaltige Fundstätten sind etwa die Küsten Mecklenburgs, Polens oder Westrusslands. Die baltischen Harzbrocken sind etwas jünger als die aus Fushun – schätzungsweise 40 bis 50 Millionen Jahre. Damals waren Europa und Asien durch einen breiten Meeresarm getrennt, die Turgai-Straße. Viele Forscher gingen bislang davon aus, dass sie Artenwanderungen zwischen den Kontinenten verhinderte oder zumindest stark erschwerte. „Die große Ähnlichkeit der eingeschlossenen Insekten hat uns daher sehr überrascht“, sagt Rust. „Wir wissen noch nicht, wie das zusammen passt.“
Vernachlässigter Schatz
In der Nähe der nordostchinesischen Stadt Fushun gibt es große Braunkohle-Vorkommen. Seit mehr als 100 Jahren graben die Menschen dort den Brennstoff aus der Erde. Dabei befördern sie auch immer wieder Bernstein-Brocken ans Tageslicht. Traditionell stellen die Einwohner daraus Schmuckstücke her. Besonders schöne Funde mit interessanten Einschlüssen sind bei Sammlern sehr begehrt.
Systematisch erforscht wurden die Einschlüsse bislang nicht. Erst der chinesische Paläontologe Dr. Bo Wang erkannte das wissenschaftliche Potenzial des Fushun-Bernsteins. Wang, momentan Forschungsstipendiat der Alexander von Humboldt Stiftung an der Bonner Uni, nutzte seine guten Kontakte zu Instituten und Sammlern, um die Funde systematisch zu erfassen. Die Auswertung erfolgt nun in Zusammenarbeit mit Paläontologen aus Europa und den USA.
Erst langsam wird klar, wie reichhaltig die Lagerstätte ist. Die Forscher haben bislang Spinnentiere und Insekten aus mehr als 80 Familien identifizieren können: Ein Schnappschuss aus der Vergangenheit, der en détail zeigt, welche Kleinsttiere vor 53 Millionen Jahren in Ostasien kreuchten und fleuchten.
Die Lagerstätte von Fushun füllt zudem einen weißen Fleck auf der Landkarte: Sie ist – mit Ausnahme von Indien – die einzige bedeutende Fundstelle für Bernstein in Asien. Leider werde der Tagebau in Fushun bald eingestellt, bedauert Rust. „Aber auch so wird uns die detaillierte Auswertung der Funde wohl noch eine ganze Weile beschäftigen.“
Publikation: Bo Wang, Jes Rust, Michael S. Engel, Jacek Szwedo, Suryendu Dutta, André Nel, Yong Fan, Fanwei Meng, Gongle Shi, Edmund A. Jarzembowski, Torsten Wappler, Frauke Stebner, Yan Fang, Limi Mao, Daran Zheng und Haichun Zhang; A Diverse Paleobiota in Early Eocene Fushun Amber from China; Current Biology 24 (2014); http://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2014.05.048
Quelle/Text/Redaktion: Universität Bonn
Stand: 30.07.2014
Eine Pflanzenart, die von der Weltnaturschutzunion als eine der 100 gefährlichsten Neobiota eingestuft wird, ist „Kudzu“ oder botanisch Pueraria lobata. Sie kommt zwar in Deutschland noch nicht wild lebend vor, das Bundesamt für Naturschutz (BfN) führt sie aber aufgrund ihres hohen invasiven Potenzials auf der Warnliste, der sogenannten Schwarzen Liste.
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet von Pueraria lobata liegt in Ostasien. Zur ersten offiziellen Weltausstellung der USA wurde die Pflanze 1876 nach Philadelphia eingeführt. Heute sind aus den USA bis zu 40 Hektar große Dominanzbestände in zahlreichen Waldtypen bekannt, die andere Pflanzen verdrängt haben. Vor allem im Süden der USA hat die Art aufgrund ihrer hervorragenden Kletter- und Wachstumseigenschaften zu enormen wirtschaftlichen Verlusten in der Forstwirtschaft geführt. In Europa wurde Pueraria lobata, die wie die Gartenbohne zu den Schmetterlingsblütlern gehört, in der Schweiz und in Norditalien gefunden. Diese kleineren Bestände bedeckten Bäume und andere Pflanzen mit bis zu zwei Meter dicken Matten. Außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes vermehrt sich Kudzu überwiegend vegetativ und überwindet Entfernungen von 10 bis 30 Metern pro Jahr. Samen werden kaum oder gar nicht ausgebildet.
Die krautige Pflanze überdauert mithilfe von Wurzelknollen. Sie bevorzugt Regionen mit milden Wintern, warmen Sommern und hohen Jahresniederschlägen. Wie viele Leguminosen kann sie Luftstickstoff binden und so auch auf nährstoffarmen Böden gut wachsen. In neu besiedelten Gebieten löst die Stickstofffixierung eine Reihe von Veränderungen im Boden und in der Atmosphäre aus. Diese führen unter anderem zu Versauerung, Aluminiumtoxizität und Stickoxid-Emissionen, wodurch heimische Arten gefährdet werden.
Die Sprossachsen der robusten Kletterpflanze sind behaart, erreichen Längen von bis zu 30 Metern und sind durchschnittlich 0,6 bis 2,5 Zentimeter dick. Die frostempfindlichen Laubblätter wachsen gegenständig und sind meist dreiteilig gefiedert. Aus den purpurfarbenen bis violetten Blüten wachsen rau behaarte flache Hülsenfrüchte, die etwa 4 bis 14 Zentimeter lang werden. In China blüht Kudzu von Juli bis Oktober, die Früchte reifen zwischen Oktober und Dezember. Blüten, Blätter, Stängel und Wurzelknollen sind essbar. Die Knollen enthalten bis zu 10 Prozent Stärke, können gegart verzehrt werden und sind zum Beispiel in Japan ein Hauptnahrungsmittel.
Aufgrund des hohen invasiven Potenzials sollte Kudzu auf keinen Fall ausgepflanzt werden. Zum Schutz der biologischen Vielfalt sollte ein wild lebendes Vorkommen unbedingt verhindert werden. Wer diese gebietsfremde beziehungsweise neue invasive Art in Deutschland in der Natur findet, sollte sich an das BfN wenden.
520 Millionen Kubikmeter Biogas sind im Jahr 2013 in die deutschen Erdgasnetze eingespeist worden. Im Vergleich zum Vorjahr waren das 26 Prozent mehr, teilte die Bundesnetzagentur mit. Damit wurde ein Anteil von 8,7 Prozent des ursprünglichen Ziels einer Einspeisung von sechs Milliarden Kubikmeter Biogas im Jahr 2020 erreicht. 144 Biogasanlagen waren Ende 2013 an das Gasnetz angeschlossen und lieferten Biogas ins öffentliche Netz. Für 2014 wird die Einspeisung auf 638 Millionen Kubikmeter geschätzt. Biogas hat die gleichen Eigenschaften wie fossiles Erdgas.