Kategorie-Archiv: Nordrhein-Westfalen

Rechtsextreme Gewalt in Deutschland 1990 – 2013

Sturm 34 © Foto: Gallup/gettyimages
Sturm 34 © Foto: Gallup/gettyimages

Im Studio des Dortmunder Museums für Kunst und Kulturgeschichte ist noch bis zum 27. Oktober die Ausstellung „Rechtsextreme Gewalt in Deutschland 1990 – 2013“ zu sehen. Gezeigt werden rund 20 Fotografien, darunter eine Aufnahme aus Dortmund, des US-amerikanischen Fotografen Sean Gallup. Jede Fotografie wird durch einen ausführlichen Text Gallups begleitet.

Opfer des NSU © Foto: Gallup/gettyimages
Opfer des NSU © Foto: Gallup/gettyimages

Mit seiner Kamera dokumentiert Gallup rechtsextreme Gewalt als ein gesamtdeutsches Phänomen. Seine Fotografien rücken den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt: als Täter, als Opfer, als sich Wehrenden oder als Aussteiger aus der Szene, der selbst zum Opfer zu werden droht. Im Zentrum jeder Fotographie und somit auch Biographie steht eine Gewalttat oder ein Gewaltumfeld.

Dortmund © Foto: Gallup/gettyimages
Dortmund © Foto: Gallup/gettyimages

Die Vielzahl der individuellen Schicksale führt dem Betrachter die ganze Bandbreite und Komplexität der Thematik „Rechtsextremismus“ vor Augen.

Die Menschen auf den Fotografien scheinen direkt aus den Bildern zu schauen und sich an ihr Gegenüber zu wenden. Gallups Fotografien beziehen uns ein als Teil der Gesellschaft und als politisches Subjekt. Sie provozieren die Fragen, warum Menschen andere hassen und was sie dazu bringt, sie schwer zu verletzen oder gar töten zu wollen.

Sven © Foto: Gallup/gettyimages
Sven © Foto: Gallup/gettyimages

Sean Gallup geht es mit seinen Fotografien aber nicht nur darum, die Bösartigkeit in der Gesellschaft aufzuspüren, sondern auch darum, Auswege aus der Gewalt zu finden. Es geht ihm um die Ermutigung zur Zivilcourage und zu zivilbürgerlichem Engagement, dessen Kern Empathie und Mitgefühl für andere ist.

Lohmeyers © Foto: Gallup/gettyimages
Lohmeyers © Foto: Gallup/gettyimages

Sean Gallup wurde 1968 in Kalifornien geboren. Er studierte Politikwissenschaft am Williams College und später Journalismus/Fotojournalismus an der University of Texas in Austin. Nach einem Praktikum bei der Los Angeles Times zog Gallup 1995 nach Prag. Als freier Fotograf war er hier hauptsächlich für die Nachrichtenagentur Reuters und verschiedene US-Medien tätig. Seit 2001 arbeitet er mit der Bildagentur Getty Images zusammen und siedelte deshalb 2003 nach Deutschland (Berlin) über. 2011 wurde Sean Gallup Cheffotograf im Bereich News von Getty Images Deutschland.

Mehmet Cimendag © Foto: Gallup/gettyimages
Mehmet Cimendag © Foto: Gallup/gettyimages

Die Ausstellung ist eine Leihgabe des Militärhistorischen Museums Dresden. Sie wird gefördert im Rahmen des Bundesprogrammes „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“.
Die Dortmunder Präsentation wird gezeigt in Kooperation mit dem Respekt-Büro des Jugendamtes, der Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie sowie der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache.

Olaf Bonk © Foto: Gallup/gettyimages
Olaf Bonk © Foto: Gallup/gettyimages

Die Schau wurde im September eröffnet. Nach einer Begrüßung durch Oberbürgermeister Ullrich Sierau sprach Gamze Kubaşık, Tochter des NSU-Opfers Mehmet Kubaşık, ein Grußwort. Anschließend führte Dr. Gorch Pieken, wissenschaftlicher Direktor des Militärhistorischen Museums Dresden und Kurator, in die Schau ein.

Begleitet wird die Ausstellung durch öffentliche und individuell buchbare Führungen, Workshops für Schulklassen mit Jugendlichen für Jugendliche, Lehrerfortbildung, Vortrag und Film.

Nähere Info und Anmeldung unter Telefon (0231) 50-2 60 28 und per E-Mail an info.mkk@stadtdo.de.

Romy Bauer © Foto: Gallup/gettyimages
Romy Bauer © Foto: Gallup/gettyimages

Zur Ausstellung erschien ein 200 Seiten umfassender Katalog im Sandstein-Verlag, der in einen Katalogteil mit den Arbeiten des Fotografen und einen Essayteil gegliedert ist. Er ist im Museumsshop für 18 Euro erhältlich.

Öffnungszeiten des Museums für Kunst und Kulturgeschichte, Hansastraße 3, Dortmund: Di, Mi, Fr, So von 10 bis 17 Uhr, Do von 10 bis 20 Uhr, Sa von 12 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet fünf Euro, ermäßigt 2,50 Euro.

 

Ein gerader Rücken dank mitwachsender Implantate

Nour leidet unter einer Skoliose. Hilfe fand die Zehnjährige aus Libyen jetzt am Universitätsklinikum Bonn. Mit einer neuen Methode richteten Orthopäden ihre seitlich stark verkrümmte Wirbelsäule auf. Der Clou ist, dass die zwei implantierten Magnetstäbe von außen der Länge der Wirbelsäule angepasst werden können und so quasi mitwachsen. Dem jungen Mädchen bleiben Folgeoperationen erspart. Die Methode wendeten die Orthopäden erstmals in Bonn an – und das mit Erfolg.

Ein erfolgreicher Eingriff: Pflugmacher (re) mit seiner Patientin Nour und ihrem erleichterten Vater; © Katharina Wislsperger / UKB
Ein erfolgreicher Eingriff:
Pflugmacher (re) mit seiner Patientin Nour und ihrem erleichterten Vater; © Katharina Wislsperger / UKB

Mit vier Jahren wurde bei Nour eine Skoliose festgestellt. Die Ursache ist unbekannt. Die seitliche Biegung ihrer Wirbelsäule wurde mit der Zeit immer schlimmer und hatte zum Schluss einen Winkel von 40 Grad. Doch auch eine einjährige Behandlung in Tunesien mittels Korsett half der Zehnjährigen nicht. Hoffnungsvoll kam ihr Vater mit Nour nach Bonn.

„Hochgradige Skoliosen wie bei unserer Patientin sind nicht allein ein kosmetisches Problem“, betont Privatdozent Dr. Robert Pflugmacher, Leitender Oberarzt und Leiter der Wirbelsäulenchirurgie an der Bonner Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie. Während des Wachstums nimmt die seitliche Biegung der Wirbelsäule weiter zu. Durch eine einseitige Abnutzung der Wirbelsäule haben die Betroffenen langfristig chronische Rückenschmerzen und sind durch eine immer stärker ausgeprägte Versteifung zunehmend in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Zudem kann es zu Beeinträchtigungen der Lungenfunktion und einem Rippenbuckel kommen.

Frühzeitige Operation im Kindesalter senkt Langzeitprobleme

Da die Korsett-Therapie nicht half, schlug Pflugmacher Nours Vater die neue Eingriffs-Methode als Option vor: „Damit können wir Kinder operieren, die noch im Wachstum sind. Zumal die Deformität im Kindesalter viel besser korrigierbar ist, da die Wirbelsäule der Betroffenen noch beweglich ist.“ Über zwei kleine Schnitte am Rücken implantierte der Bonner Orthopäde zwei Titan-Stäbe so dick wie ein Bleistift parallel zur Wirbelsäule. Dabei war er sehr vorsichtig, um die Muskeln nicht zu verletzten.

An den entgegensetzten Enden der ausziehbaren Stäbe befindet sich jeweils eine Induktionsspule. So kann deren Länge alle zwei bis drei Monate mittels eines externen Magneten dem Wachstum ihrer Wirbelsäule angeglichen werden. „Die Stäbe wachsen quasi mit. Das erspart Nour zwei Operationen pro Jahr, die sonst so lange sie wächst nötig wären“, sagt Pflugmacher.

Kurze und schmerzlose Stab-Verlängerung ohne Narkose

Das Prozedere dauert nicht mehr als fünf Minuten und ist für die Zehnjährige schmerzlos. Eine Fernsteuerung wird auf ihren Rücken platziert. Per Knopfdruck rotieren darin zwei externe Magnete und ziehen so die Teleskopspitzen mit der Magnetspule nacheinander aus. Ein Display zeigt jeweils an, wenn die gewünschte Verlängerung erreicht ist. Nach anschließender Röntgenerfolgskontrolle ist Pflugmacher mit dem Ergebnis dieser ersten Nachfolgebehandlung etwa drei Monate nach dem Eingriff sehr zufrieden: „Alles läuft wie geplant. Wenn Nour dann später ausgewachsen ist und sich die Wirbelsäule stabilisiert hat, entfernen wir die Stäbe wieder. Anders als bei einer Operation im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter versteifen wir die Wirbelsäule nicht.“

Nach acht Monaten in Deutschland, heißt es jetzt für Nour erst einmal wieder nach Hause fahren zu können. Auch wenn die fünfjährige Schwester ihr hier in Bonn die Zeit als Spielkameradin erleichtert hat, ist das Heimweh nach dem Rest der Familie doch sehr groß. So hilft es allen, wenn es jetzt so schnell wie möglich in die Heimat geht.

„Alles Auf Anfang“

Wie eine Reset-Taste am Computer bietet die Ausstellung „Alles Auf Anfang“, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in einer ersten Kooperation mit dem Verein akku – Autismus, Kunst und Kultur e.V, zeigt, einen Neustart an. Die Ausstellung im LWL-Landeshaus in Münster, die bis zum 15. Oktober zu sehen ist, zeigt die Werke von acht autistischen Künstlern.

Ausschnitt aus dem Mu-sikvideo "Nude" von Stefan Ringelschwandtner. Foto: akku e.V.
Ausschnitt aus dem Mu-sikvideo „Nude“ von Stefan Ringelschwandtner.
Foto: akku e.V.

„In den Arbeiten von Paul Berger, Konrad H. Giebeler, Karita Guzik, David Jünck, Stefan Ringelschwandtner, Marina Sonnenberg, Werken aus der Sammlung Prinzhorn, und der Gemeinschaftsarbeit von Daniel Gallego Rodriguez, Angelika Höger, David Jünck sowie Diana Mund spiegeln sich sehr unterschiedliche Ausgangspunkte für eine Neu-Betrachtung durch die Besucher“, sagte Volker Elsen, Vorstandsvorsitzender von akku e.V. bei der Ausstellungseröffnung am Freitag (04.10.).

Zu sehen gibt es Werke, denen ein Anfang innewohnt: von der morgendlichen Dusche bis zum Neustart im Kinderwagen. Bei einigen der gezeigten Arbeiten wird der Neubeginn zudem durch bestimmte Produktionshintergründe der Künstler markiert. „Die Vielfalt der Arbeiten macht deutlich, dass es sich lohnt, den eigenen Blick „Auf Anfang“ zu stellen und unvorbelastet an die Kunst heranzutreten“, so Elsen.

Marina Sonnenberg, ohne Titel: Ob-jekt aus Erdkabeln. Foto: akku e.V.
Marina Sonnenberg, ohne Titel: Ob-jekt aus Erdkabeln.
Foto: akku e.V.

„Für den LWL ist Inklusion eine Selbstverständlichkeit. Dem gehen wir in unseren Museen durch Barrierefreiheit und zielgruppenspezifische Angebote genauso nach wie durch Kooperationen in Form einer solchen Ausstellung, die wunderbaren Künstlern einen Ort zur Präsentation ihrer Arbeiten gibt“, betont LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale.

Die Gemeinschaftsarbeit von Daniel Gallego Rodriguez, Angelika Höger, David Jünck sowie Diana Mund wurde im Wohnheim Spatzenberg bei Löhne (Kreis Herford) eigens für die Ausstellung entwickelt.

Hintergrund:
Veranstalter der Ausstellung ist akku – Autismus, Kunst und Kultur e.V. Der Verein mit Sitz in Paderborn ist bundesweit tätig und versteht sich als Verband zur Förderung von Künstlern mit Autismus. Schwerpunkt der Arbeit ist die Organisation von Ausstellungen, um weitgehend unbeachtete Werke und ihre Künstler bekannt zu machen. Akku engagiert sich zudem dafür, die sogenannte Outsider Art in den Mittelpunkt zu rücken und für die Diskussion über mehr Diversität in Kunst und Gesellschaft.

Karita Guzik: Patience (Auszug). Foto: akku e.V.
Karita Guzik: Patience (Auszug).
Foto: akku e.V.

Alles Auf Anfang
Kunstausstellung mit Werken von acht autistischen Künstlern

4. -15. Oktober 2013

Öffnungszeiten: montags bis freitags 9 -18 Uhr
Bürgerhalle im LWL-Landeshaus
Freiherr-vom-Stein-Platz 1, 48133 Münster

Heimat im Schuhkarton

Was ist Heimat? Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Wo und wann Heimatgefühle aufkommen, das ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Solchen ganz individuellen Empfindungen wollen nun die Kulturabteilung des Kreises und das kreiseigene Hamaland-Museum in Vreden auf die Spur kommen. Unter dem Titel „Heimat im Schuhkarton“ sind Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, sich mit ihrer Definition von „Heimat“ auseinanderzusetzen.

 Landrat Dr. Kai Zwicker hofft gemeinsam mit Nina Rockrohr aus der Kulturabteilung des Kreises, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger an dem Projekt "Heimat im Schuhkarton" beteiligen.
Landrat Dr. Kai Zwicker hofft gemeinsam mit Nina Rockrohr aus der Kulturabteilung des Kreises, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger an dem Projekt „Heimat im Schuhkarton“ beteiligen.

Das Projekt mündet in eine Ausstellung, die am 10. November im Hamaland-Museum eröffnet werden soll. „Sie wird in vielerlei Facetten zeigen, was ‚Heimat‘ für die Bewohnerinnen und Bewohner des deutsch-niederländischen Grenzraums bedeutet“, ist Landrat Dr. Kai Zwicker überzeugt. Er ruft die Bürgerinnen und Bürger daher dazu auf, eigene Beiträge zu leisten: „Stellen Sie in einem Schuhkarton dar, was Sie mit dem Begriff verbinden; also wo und wann bei ihnen Heimatgefühle aufkommen“, lautet sein Appell. Der Kreis Borken will die Ergebnisse als Anregungen für die weitere Konzeption des geplanten Regionale-Projekts „Kulturhistorisches Zentrum Westmünsterland“ nutzen. Denn dort soll es auch darum gehen, was die Identität der Menschen in der Region ausmacht.

Die Kartons können bis zum 25. Oktober 2013 im Kreishaus in Borken, im Hamaland-Museum in Vreden oder in den Bürgerbüros der Kommunen im Kreis Borken abgegeben werden. Wer seinen Schuhkarton per Post auf die Reise schicken möchte, sendet das Paket an den Kreis Borken, Kultur und Heimatpflege, Burloer Straße 93, 46325 Borken.
„Der Kreativität sind bei der Gestaltung der Kartons keine Grenzen gesetzt“, erklärt Nina Rockrohr aus der Kulturabteilung des Kreises, die das Projekt koordiniert. Es könne etwas hineingepackt werden, die Schuhkartons könnten aber auch kreativ ausgestaltet werden. „Vorgaben für Materialien und Inhalte gibt es nicht“, ergänzt Dr. Annette Menke, Leiterin des Hamaland-Museums.

Teilnehmen an der Aktion können sowohl Einzelpersonen als auch Gruppen wie beispielsweise Schulklassen, Sportvereine oder Freundeskreise. Jedem Karton sollte überdies eine kurze Erläuterung beigefügt werden, aus der hervorgeht, warum gerade mit dem Inhalt Heimatgefühle verbunden werden.

Die „Heimat-Schuhkartons“ werden nicht nur im Museum präsentiert, sondern die aus Sicht einer fachkundigen Jury aussagekräftigsten auch prämiert. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Chance auf attraktive Preise: eine Ballonfahrt über das Münsterland, eine Tour durch den „Naturpark Hohe Mark“, Gutscheinbücher und vieles mehr.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.hamaland-museum.de/schuhkarton.html und telefonisch bei Nina Rockrohr, Tel.: 02861/82-1358.

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