Im Münchener Zoo wurde die Geburt zweier Eisbärbabys bekanntgegeben. Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert das Zuchtmanagement deutscher Zoos scharf, denn auch in Hellabrunn sind Inzuchtprobleme nicht von der Hand zu weisen: Vater Yoghi ist ursprünglich selbst aus einem Inzestwurf entstanden und hatte zudem vor einigen Jahren bereits mit seiner eigenen Mutter ebenfalls Nachwuchs gezeugt. Abgesehen von den Zuchtproblemen können Eisbären in der Zoogefangenschaft auch nicht annähernd artgerecht untergebracht werden. Die Zoos in Deutschland müssen zukünftig auf die Haltung von Eisbären und die Nachzucht in Zoogefangenschaft verzichten, fordert daher der Deutsche Tierschutzbund.
„Eisbärbabys gleich Eintrittsgelder. Das scheint für die deutschen Zoodirektoren die Maxime zu sein, Tierwohl steht da hinten an. Dass viele Tiere aus Inzucht entstehen, scheint völlig egal und auch, dass Eisbären in der Zoogefangenschaft nie artgerecht gehalten werden können ebenso“, kritisiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Zuchtprogramme in Zoos können zwangsläufig nur auf einen kleinen Genpool zurückgreifen und fördern damit die Inzucht. Diese kann grundsätzlich das Auftreten von Erbkrankheiten – verbunden mit anfälliger Gesundheit – erhöhen. Überhaupt ist die Jungtiersterblichkeit gerade bei Eisbären extrem hoch. Die Zoodirektoren müssen grundsätzlich hinterfragen, ob dieser Weg etwas mit Arterhaltung und Tierschutz zu tun hat.
Eisbären in deutschen Zoos
Die Gehegestruktur und -größe und die klimatischen Bedingungen entsprechen in keiner Weise den natürlichen Lebensräumen und lassen sich in einem Zoo nicht annähernd abbilden. Nicht einmal die Grundbedürfnisse der Tiere können in Gefangenschaft erfüllt werden. Zudem sind sie – bis auf bestimmte Zeiten der Paarung und Fortpflanzung – grundsätzlich Einzelgänger mit sehr großem Raumanspruch. Diese Fakten werden bei einer Haltung im Zoo vollkommen außer Acht gelassen. Auch die Zucht ist alles andere als erfolgreich: Von mindestens 19 Jungtieren, die in Deutschland seit 2005 geboren wurden, haben zunächst nur sechs überlebt. Zwei davon, Knut und Flocke, mussten allerdings mit der Flasche aufgezogen werden. Knut starb noch im Jugendalter unter dubiosen Umständen.
Eisbären haben in der freien Wildbahn einen Aktionsradius im Bereich von Tausenden Quadratkilometern, während die vorgegebenen Gehegegrößen im Zoo bei wenigen hundert Quadratmetern liegen. Selbst die größten Außengehege in Zoos sind nur winzige Gefängnisse, die den natürlichen Bewegungsdrang der Tiere extrem einschränken. Die Tiere leiden oftmals unter Langeweile und den Haltungsrestriktionen und entwickeln nicht selten Verhaltensstörungen, so genannte Stereotypien. Daran leiden Untersuchungen zufolge über 90 Prozent der Eisbären in deutschen Zoos, so der Deutsche Tierschutzbund in Bonn.