98 Prozent aller Kinder in Deutschland werden in Geburtskliniken geboren. Sie sind der ideale Ort, um Mütter und Väter über Angebote der Frühen Hilfen zu informieren. Leider ist es in Deutschland noch immer nicht selbstverständlich, dass Familien dort Informationen über Unterstützungsangebote erhalten. Das ist besonders bedauerlich, da die Fachkräfte in den Geburtskliniken bereits rund um die Geburt erkennen können, ob eine Familie sich durch das Neugeborene überfordert fühlt und Hilfe benötigt.
Um diese Situation zu verbessern, sind EndeJanuar über 200 Fachkräfte aus Geburtskliniken und anderen Bereichen der Frühen Hilfen zur Tagung „Weil der Anfang zählt – Frühe Hilfen und Geburtskliniken“ in Köln zusammen gekommen. Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) hat sie gemeinsam mit dem Deutschen Caritasverband e.V. und der WHO/UNICEF-Initiative „Babyfreundlich“ eingeladen. Das Ziel ist, Geburtskliniken in die regionalen Netzwerke der Frühen Hilfen besser einzubeziehen, Belastungen und Überforderungen von jungen Eltern bereits rund um die Geburt zu erkennen und passgenaue Unterstützung anzubieten, damit alle Kinder von Anfang an gute Chancen auf eine gesunde Entwicklung haben.
„Geburtskliniken sind ideale Partner in den Netzwerken Früher Hilfen, in denen alle Angebote organisiert sind, die es für junge Familien – wenn es mal schwierig wird – in einer Kommune gibt, betont Regina Kraushaar, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). „Derzeit stellt der Bund den Kommunen im Rahmen einer Bundesinitiative bis Ende 2015 177 Millionen Euro für den Ausbau der Frühen Hilfen zur Verfügung“
In ihrer Begrüßung sagt Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, in der das NZFH angesiedelt ist: „Geburtskliniken sind für die Frühen Hilfen besonders wichtig, denn gerade nach der Geburt eines Kindes sind Eltern oft dankbar und offen für Angebote, die sie unterstützen. Am Anfang der Elternschaft sind viele Eltern verunsichert und wollen nichts falsch machen.“
Prof. Dr. Ute Thyen, Vorsitzende des Beirates des NZFH, informiert in ihrem Vortrag: „Ich helfe gerne, aber ich kann das nicht allein – Kooperation zwischen den Systemen“ über Aspekte der notwendigen Zusammenarbeit zwischen Fachkräften aus den unterschiedlichen Bereichen im Gesundheitssystem und der Kinder- und Jugendhilfe. Darüber hinaus stellen fünf Kliniken aus verschiedenen Regionen Deutschlands und Kooperationspartner des lokalen Netzwerks ihre Zusammenarbeit vor. Auch Eltern kommen zu Wort, die in Kliniken angesprochen wurden und dadurch über die Angebote der Frühen Hilfen erfahren und bereits genutzt haben. Sie berichten über ihre Erfahrungen.
Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen wird gemeinsam von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und dem Deutschen Jugendinstitut e.V. getragen. Es unterstützt seit 2007 im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die Fachpraxis dabei, familiäre Belastungen früher zu erkennen, bedarfsgerechte Unterstützungsangebote bereitzustellen und die Vernetzung der unterschiedlichen Berufsgruppen zu fördern. Außerdem koordiniert es die 2012 gestartete Bundesinitiative Frühe Hilfen auf Bundesebene.
Weitere Informationen unter:
www.fruehehilfen.de