Kreis Viersen. Prekäre Arbeitsverhältnisse, finanzielle Probleme und notwendige Arbeitsmobilität sind Faktoren, die psychische Erkrankungen auslösen können. Dies wurde deutlich auf einer Tagung im Forum am Viersener Kreishaus. Im Mittelpunkt standen am Europäischen Depressionstag die Themen Burn-out und Depression. Das Kreis-Gesundheitsamt Viersen und die LVR-Klinik Viersen hatten Experten unterschiedlicher Fachbereiche zusammengebracht.
„Es ist die dritte Veranstaltung vom Kreis-Gesundheitsamt und der LVR-Klinik im Forum. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Vernetzung Früchte trägt“, sagte Andreas Budde, Dezernent des Kreises Viersen. „Wer Burn-out googelt, findet mehr Einträge als zu Coca-Cola. Allein das zeigt, wie präsent dieses Thema ist“, sagte Dr. Ralph Marggraf, ärztlicher Direktor der LVR-Klinik Viersen.
Durch das Programm führte der WDR-Journalist Ralph Erdenberger. Dr. Helmut Reinartz, leitender Oberarzt der LVR-Klinik Bedburg Hau, stellte heraus, dass Burn-out vielschichtige Probleme als Ursache hat. „Die Diagnose betrifft nicht nur Manager, sondern auch die alleinerziehende Mutter.“ Der ärztliche Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Dr. Ingo Spitczok von Brisinski, zeigte, dass bereits Kinder unter einer Depression leiden können. „Anzeichen wie Rückzug oder aggressives Verhalten sind ein Hilfeschrei.“
Gregor Mertens vom Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung der AOK verwies auf die Statistik: Demnach haben Krankheitstage zugenommen. Der Referent machte die Bedeutung des Arbeitsklimas für die seelische Gesundheit der Mitarbeiter deutlich und nahm Führungskräfte in die Pflicht. Rechtsanwalt Dr. Karl Steinhäuser schilderte den Verlauf seiner Depression.
Prof. Dr. Dieter Wälte von der Hochschule Niederrhein berichtete von der ambulanten Verhaltenstherapie. Positiv sind die Erfolge in allen Altersgruppen. „Allerdings beträgt die Wartezeit auf einen Therapieplatz bis zu einem halben Jahr.“ Harald Reinhardt, Institut für Psychosynthese und Transpersonale Psychologie, stellte seine Arbeitsweise vor. Diese setzt beim Patienten und seinem Körpergefühl an. „Im Mittelpunkt steht das Spüren.“
Zum Abschluss der Tagung löcherten die 200 Zuhörer – Menschen aus Berufen, die Kontakt zu depressiven Menschen haben – die Experten mit Fragen. Deutlich wurde: Alle wünschen sich bessere Rahmenbedingungen, um psychisch Erkrankte zu versorgen.
Den künstlerischen Rahmen bildete eine Ausstellung von Bildern zum Thema „Emotion“. Die Werke entstanden in einer Kunstgruppe unter Leitung von Gabriele Kissmann-Holzapfel vom Sozialpsychiatrischen Dienst des Kreises Viersen.
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