Honigbienen können Hummeln mit gefährlichen Krankheitserregern anstecken. Das lässt eine Studie der Universität London vermuten. Zahlreiche Hummelbestände in Großbritannien seien bereits betroffen.
Zum Bienensterben tragen viele Faktoren bei, darunter auch Krankheiten wie das Flügeldeformationsvirus (Deformed Wing Virus, DWV), das von der Varroamilbe übertragen wird, und die Nosemose. Das DWV stört die Umwandlung der Larven in geflügelte Jungbienen. Die Tiere haben verkrüppelte Flügel und sterben. Die Nosemose ist eine Darmerkrankung der erwachsenen Biene, vor allem der Arbeiterinnen. Sie wird durch den parasitischen Einzeller Nosema ceranae verursacht, führt zu Durchfällen und schließlich zum Tod der infizierten Tiere.
Honigbienen teilen ihre Sammelplätze häufig mit wilden Bestäuberinsekten. Wenn eine Hummel Nektar an einer Blüte saugt, die zuvor von einer infizierten Biene besucht wurde, besteht Ansteckungsgefahr.
Zunächst prüften die Wissenschaftler im Labor, ob sich Hummeln überhaupt mit dem Flügeldeformationsvirus und Nosema anstecken lassen. Das ließ sich für beide Erreger bestätigen. Dann sammelten sie an 26 Standorten in Großbritannien je 10 Honigbienen (Apis mellifera) und 20 Hummeln (Bombus terrestris) und prüften, ob sich diese mit einem der beiden Erreger infiziert hatten.
Die Resultate lassen vermuten, dass Honigbienen tatsächlich ihre wilden Verwandten anstecken: An Orten mit vielen infizierten Honigbienen trugen häufig auch Hummeln einen der Erreger. Das Flügeldeformationsvirus ließ sich bei durchschnittlich 36 Prozent der Bienen und 11 Prozent der Hummeln nachweisen. In einer Region waren die Insekten mit den gleichen Stämmen infiziert. Nosema-Infektionen waren deutlich seltener, der Erreger fand sich in 9 Prozent der Bienen und 7 Prozent der Hummeln. Die Übertragung von Biene zur Hummel ließ sich nicht direkt beweisen, ist jedoch sehr wahrscheinlich, fassen die Autoren zusammen. Möglicherweise ist die Infektion mit Bienenkrankheiten eine der Hauptursachen für den Rückgang der Hummeln und Wildbienen.
Heike Kreutz, www.aid.de