Magen-Op bei fettsüchtigen Kindern und Jugendlichen noch nicht ausreichend erprobt

Philipp Szavay, Chefarzt am Luzerner Kantonsspital (Schweiz) und Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie hat sich auf dem Weltkongress 2013 der Kinderchirurgen in Berlin für Magen-Operationen bei Jugendlichen über 100 Kilo ausgesprochen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) warnt davor, radikale Operationen als „Lösung“ bei extremer Adipositas bei Kindern und Jugendlichen zu propagieren.

BVKJ-Präsident Dr. Wolfram Hartmann: „Magen-Bypässe und -Verkleinerungen sind irreversible und belastende Eingriffe. Nach Magen-Bypässen oder -Verkleinerungen fehlen wesentliche Teile des Verdauungsapparats, in denen Enzyme und Hormone gebildet werden, die für die Steuerung des Appetits und für die Verdauung der Nahrung wichtig sind. Nach einer solchen Operation können Patienten nicht mehr verdauen wie zuvor. Sie vertragen viele Nahrungsmittel nicht mehr, viele leiden oft unter Dauerdurchfall und auch Kreislauferkrankungen. Wir wissen heute noch viel zu wenig über die Langzeitfolgen.

Es ist daher in unseren Augen unverantwortlich, solche Eingriffe bei Kindern und Jugendlichen durchzuführen, die die Langzeitfolgen nicht ausreichend beurteilen und somit auch nicht rechtswirksam in einen solchen Eingriff einwilligen können. Aus unserer Sicht vorstellbar sind allenfalls Magenbänder für stark adipöse Jugendliche frühestens ab 16 Jahren. Magenbänder verkleinern den Mageneingang, so dass die Jugendlichen dann nicht mehr große Mengen auf einmal essen können. Magenbänder können später, wenn sich das Ernährungsverhalten normalisiert hat, auch wieder entfernt werden.

Magenbänder sind allerdings auch nur sinnvoll bei bestimmten Arten der Fehlernährung. Wir wissen aus der Erwachsenenmedizin, dass sich Menschen mit einem Magenband z. B. hochkalorische Nahrung wie etwa Nutella zuführen, indem sie sie erhitzen, also verflüssigen und somit trotz Magenband trinken können. Als Kinder- und Jugendärzten ist uns das Problem der Adipositas sehr wohl bewusst. Wir sehen aber in operativen Eingriffen keine Lösung dieses Problems. Statt dessen raten wir zu breit gefächerten Ernährungs- und Bewegungskonzepten bereits im Vorschulalter mit Einbeziehung der gesamten Familie und konsequenter Ernährungsumstellung, Sport und psychologischer Betreuung.“

www.kinderaerzte-im-netz.de

Stand: 10/2013

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