Naht ohne störenden Knoten

Erfolgreicher Eingriff: Prof. Christof Burger (mi) und Felix Körfer (re) mit ihrer Patientin Saskia M; © Rolf Müller / UK-Bonn
Erfolgreicher Eingriff: Prof. Christof Burger (mi) und Felix Körfer (re) mit ihrer Patientin Saskia M; Foto: © Rolf Müller / UK-Bonn

Nachdem einem Reitunfall hatte Saskia M. unerträgliche Schmerzen im Handgelenk. Hilfe fand sie in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Bonn. Dort rekonstruierten Handspezialisten den Dreiecksknorpel, eine Art Druckpolster des Gelenks, erfolgreich mit einer neuartigen, besonders schonenden Methode. Dabei nähten sie bei einer Spiegelung des Handgelenks den kleinen Riss quasi ohne Knoten. Bereits kurz nach dem Eingriff konnte die 18-Jährige wieder ihre linke Hand ohne Schmerzen gebrauchen.

Eine schnelle Kopfbewegung ihres Pferdes riss mit dem Zügel den linken Arm der jungen Reiterin zur Seite. Durch diese plötzliche Druckbelastung auf den Ellenkopf zog sich Saskia M. eine Verletzung am Dreiecksknorpel zu. Seitdem hatte die 18-jährige Reiterin Schmerzen im Handgelenk. Sie konnte sich nicht mehr mit der Hand aufstützen, nichts Schweres heben und jede Drehung tat ihr weh. „Es wurde immer schlimmer und irgendwann hörten die unerträglichen Schmerzen gar nicht mehr auf. Ich konnte mir noch nicht einmal mehr ein Butterbrot selbst schmieren“, sagt Saskia M. Nach einer Odyssee von Arzt zu Arzt suchte die junge Frau Rat in der Handsprechstunde der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Bonn.

Eine Magnetresonanztomographie bestätigte den Verdacht der dortigen Handspezialisten auf eine Verletzung des sogenannten triangulären fibrokartilaginären Komplexes, kurz TFCC. Diese dreieckförmige Zwischenknorpelscheibe verbindet sowohl die Unterarmknochen miteinander als auch diese mit dem Handwurzelknochen. Sie dient als Druckpolster und stabilisiert das Gelenk. „Insbesondere bei jungen Menschen bedingt eine Verletzung oder Zerstörung dieser Knorpelscheibe einen schwerwiegenden Verschleiß. Unbehandelt kann dies zu einer frühzeitigen Arthrose im Handgelenk führen“, sagt Prof. Dr. Christof Burger, Leiter der Unfall-, Hand und Plastisch-Rekonstruktiven Chirurgie an der Bonner Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie. Rund 100 Eingriffe pro Jahr führen die Bonner Uni-Handspezialisten im Rahmen so genannter Handgelenksarthroskopien durch; für die Rekonstruktion des TFCC im Handgelenk von Saskia M. jedoch mit einer neuartigen, besonders schonenden Technik.

Anker fixiert Knoten fest im Knochen

Über kleine Schnitte führte das Team um Prof. Burger in den leicht auseinander gezogenen Spalt vorsichtig einen Haken mit einem Faden. Mit zwei Stichen nähten sie den drei bis vier Millimeter langen Riss mit einer so genannten Matratzennaht. „Das ist nicht trivial“, sagt Dr. Felix Körfer, der als Facharzt an der Bonner Universitäts-Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Saskia behandelte. „Wir müssen ja allein über die kleinen Zugangswege erst einmal zur Verletzung hinkommen.“

So sind alle chirurgischen Geräte entsprechend klein und auf die Größe des Handgelenks abgestimmt wie auch die Kamera, die mit einem Durchmesser von 2,5 Millimeter so dünn ist wie eine Kugelschreibermine. „Auf dem Monitor dagegen ist alles vergrößert. Im Gegensatz dazu muss der Operateur viel kleinere Bewegungen machen, die ihm im Bild viel größer erscheinen. Das ist die Kunst des arthroskopischen Operierens“, sagt Körfer.

Das Besondere an der neuen Methode: Die Bonner Handchirurgen verknoten zum Abschluss der Rekonstruktion die beiden Fäden und fixieren diese mit einem Anker sicher und fest im Knochen. So stört der Knoten nicht, trägt nicht auf und geht auch nicht wieder auf. Doch nur in Ausnahmefällen kann eine Ruptur des TFCC mit dieser sehr Erfolg versprechenden Technik rekonstruiert werden. „Der Riss muss wie bei unserer Patientin in einer Position zum Knochen liegen, damit wir den Anker mit einer optimalen Gewebespannung dort festmachen können“, sagt Körfer.

Endlich wieder schmerzfrei die Hand einsetzen

Der Vorteil dieser Technik liegt in einem geringeren Operationstrauma, kleineren Narben sowie einer schnelleren Heilung und Remobilisation. So war Saskia einige Wochen nach der Operation vollständig beschwerdefrei. Aus der Sicht ihrer Ärzte sind für ihre Patientin Saskia M. keine dauerhaften Unfallfolgen zu erwarten. „Narbentechnisch ist es echt super gemacht“, freut sich die 18-jährige Reiterin. „Endlich kann ich alles wieder selbständig machen und mich ohne Einschränkung im Reitstall um die Pferde kümmern.“

Quelle/Text/Redaktion: Universität Bonn

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