Im vergangenen Jahr führte das Bonner Marktforschungsinstitut infas im Auftrag des Rhein-Sieg-Kreises eine repräsentative Haushaltsbefragung sowohl mit Kundinnen und Kunden des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) als auch mit Nichtkunden durch und ließ das Angebot an Bussen und Bahnen im Rhein-Sieg-Kreis bewerten. Beurteilt wurden neben dem quantitativen Angebot des ÖPNV auch die Qualität bei Bussen und Bahnen sowie das Nachfrageverhalten der Fahrgäste. Schließlich werden Busse und Bahnen im Rhein-Sieg-Kreis von 18 % der Bevölkerung täglich oder fast täglich genutzt. Deutschlandweit gesehen nutzen dieses Angebot lediglich 14 %. Als Ergebnis ist festzuhalten: „Die Ansprüche der Fahrgäste und der potenziellen Kundinnen und Kunden des ÖPNV im Rhein-Sieg-Kreis sind hoch und es gibt weiteren Nachbesserungsbedarf“, so der Kreisplanungsdezernent Michael Jaeger.
Auf einer Bewertungsskala von 1 bis 5 bewerten die täglichen oder wöchentlichen Nutzerinnen und Nutzer den ÖPNV im Rhein-Sieg-Kreis mit der Note 2,4. Dabei ist die Mehrzahl der Fahrgäste mit dem ÖPNV-Angebot innerhalb der Woche zufrieden. Nachholbedarf besteht hier aus Fahrgastsicht am Wochenende sowie abends und nachts. Vor diesem Hintergrund wurde das Fahrangebot der Stadtbahnlinie 66 zwischen Siegburg und Bonn inzwischen verbessert. Seit Ende 2013 fährt sie in den Wochenendnächten stündlich.
Planungsamtleiter Dr. Mehmet Sarikaya betont, „dass der ÖPNV dort seine Stärken ausspielen kann, wo viele Menschen wohnen und das Angebot am dichtesten ist.“ Beispielsweise möchten viele Menschen morgens in die Oberzentren Bonn und Köln fahren. Das führt zu einer starken Nachfrage in Alfter, Bornheim, Niederkassel, Sankt Augustin und Troisdorf. Busse und Bahnen werden dann von bis zu 26 % der jeweiligen Bürgerinnen und Bürger genutzt.
In den im Vergleich eher ländlich strukturierten Gemeinden im Rhein-Sieg-Kreis, beispielsweise Ruppichteroth oder Much mit ihrer geringen Einwohnerdichte, wird neben dem Bus der TaxiBus, das Anruf-Sammeltaxi oder der Bürgerbus eingesetzt. Hierdurch wird eine Grundversorgung auch für die entlegenen Ortschaften gewährleistet, da das Busnetz dort weniger stark ausgeprägt ist. Insbesondere die TaxiBusse und die Anruf-Sammeltaxen erhalten gute Bewertungen hinsichtlich der Freundlichkeit des Fahrpersonals und Durchführung der Fahrten. Zweidrittel der Befragten kennen schließlich dieses Angebot. Die Nutzung des ÖPNVs in diesen Gemeinden ist mit 11 % aber entsprechend gering. Die ebenfalls ländlichen Gemeinden Eitorf und Windeck weisen eine Besonderheit auf. Hier liegt die tägliche oder fast tägliche Nutzung der öffentlichen Verkehrsangebote bei 20 bzw. 25 %. Damit zeigt sich die Attraktivität der S 12 und des RE 9. Leider führt die Unzuverlässigkeit des RE 9 zu großer Unzufriedenheit.
Auch zum Image der einzelnen Verkehrsunternehmen der Region wurde befragt. Imagekriterien waren beispielsweise das Ansehen des Unternehmens in der Bevölkerung, die Zuverlässigkeit und Sympathie oder auch das Bestreben den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Bei diesen Kriterien wird die Deutschen Bahn in den Augen der Bürgerinnen und Bürgern im Rhein-Sieg-Kreis – mit Ausnahme des Internetportals der Deutschen Bahn (DB AG) – sehr schlecht eingeschätzt. Nur ein Drittel der Befragten halten die DB AG als zuverlässig. Dagegen haben die lokalen Dienstleister wie die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG), die im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis den Großteil der Busleistungen erbringt (62 % Zustimmung für ein zuverlässiges Unternehmen) und die Regionalverkehr Köln GmbH (RVK), die das linksrheinische Kreisgebiet bedient (60 % Zustimmung), gute Bewertungen. Etwas schlechter schneiden die Verkehrsunternehmen SWB Bus und Bahn (58 % Zustimmung für Zuverlässigkeit) und die Kölner Verkehrs-Betriebe AG (42 % Zustimmung für Zuverlässigkeit) ab.
Die Kundenbefragung zeigt deutlich, wo die Stärken und Schwächen des ÖPNV im Rhein-Sieg-Kreis liegen. Die Kundenzufriedenheit erhöht sich, wenn das bestehende Fahrtenangebot auch zuverlässig durchgeführt wird. Im Falle von Störungen benötigen die Fahrgäste zudem verlässliche und genaue Informationen, denn nahezu 80 % der Bus- und Bahnnutzer kritisierten die unzureichenden Informationen bei Störungen bzw. Verspätungen.
„Der Rhein-Sieg-Kreis wird auf der Grundlage der vorliegenden Befragungsergebnisse ein besonderes Augenmerk auf die Optimierung des ÖPNV-Angebotes, auf die Zuverlässigkeit, d.h. Pünktlichkeit und Verbesserung der Fahrgastinformationen legen. Eine besondere Herausforderung ist die nach dem neuen Personenbeförderungsgesetz bis Anfang 2022 herzustellende vollständige Barrierefreiheit im öffentlichen Personennahverkehr. Hier müssen Straßenbaulastträger und die Verkehrsunternehmen motiviert werden, geeignete Maßnahmen schrittweise umzusetzen“, so Kreisplanungsdezernent Michael Jaeger.