Foto: flickr.com/photos/western-images/
Bodennahe Fütterung wichtig für Zahngesundheit
(aid) – In der freien Natur verbringen wilde oder verwilderte Pferde viel Zeit mit der Aufnahme von Futter – bis zu 18 Stunden am Tag sind sie damit beschäftigt, eine Vielzahl an Futterpflanzen zu fressen. Obwohl sie häufig ihre Köpfe heben, um potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen, grasen und kauen sie fast ausschließlich mit gesenkter Kopfhaltung.
Domestizierte Pferde – vor allem diejenigen, die viel Zeit in ihren Stallungen verbringen – leben ein wesentlich anderes Leben. Dafür erhalten sie nicht selten große Mengen an energiereichem Getreide, für deren Verwertung nur wenig Zeit erforderlich ist. Das Raufutter wird in Netzen angeboten; zumeist weit über dem Boden platziert. Diese verschiedenen Futterarten, die oft wenig kauintensiv sind und bei physiologisch ungünstiger Kopfhaltung aufgenommen werden, stellen die drei Hauptfaktoren für Zahnprobleme in der modernen Pferdehaltung dar.
Die zwei Paar Schneidezähne im Maul eines Pferdes sind messerscharf und sind dazu da, die Pflanzenhalme zu erfassen und abzureißen. Im hinteren Bereich des Kiefers befinden sich die flacheren Mahlzähne, die Prämolaren (Vormahlzahn) und Molaren. Diese Backenzähne zermahlen die Nahrung durch seitliche Kieferbewegungen. Aufgrund des deutlich schmaleren Unterkiefers ist eine Seitwärtsbewegung erforderlich, damit die Abnutzung der oberen Molaren gleichmäßig erfolgt. Zähne, die nicht ebenmäßig abgenutzt werden, können Haken, Spitzen und Kanten entwickeln.
Das Futter wilder Pferde scheint oftmals gröber zu sein und deutlich längere Mahlbewegungen zu erfordern. Freilebende Equiden, wie Zebras und Przewalski-Pferde, weisen deutlich weniger ausgeprägte laterale Zahnspitzen auf als Hauspferde. Der Grund hierfür ist das häufig strukturarme Futterangebot, das schneller und mit einem deutlich geringeren Kieferausschlag sowie niedrigerer Kaufrequenz konsumiert wird.
Diese Ernährungsform der Pferde erfordert daher eine regelmäßige Zahnbehandlung, um die Haken und Kanten zu eliminieren. Im Laufe der Zeit bewirkt die Fütterung von Heu und Getreide aus erhöhten Krippen und Netzen eine unnatürliche Kopfhaltung und hat damit ebenfalls Einfluss auf einen ungleichmäßigen Zahnverschleiß.
Für die Mehrzahl der domestizierten Pferde ist ein Fütterungsmanagement nach dem Modell ihrer wilden Artgenossen nicht immer und dauerhaft umsetzbar – auch wenn das vielleicht zu weniger Zahnproblemen führen würde. Daher sollten die Zähne der Hauspferde mindestens ein- oder zweimal im Jahr überprüft und notwendige Zahnkorrekturen vorgenommen werden. Auf erhöhte Futtertröge und -tische hingegen sollte verzichtet und sowohl Rau- als auch Kraftfutter grundsätzlich nur bodennah verfüttert werden.
Anke Klabunde, www.aid.de