Im Studio des Dortmunder Museums für Kunst und Kulturgeschichte ist noch bis zum 27. Oktober die Ausstellung „Rechtsextreme Gewalt in Deutschland 1990 – 2013“ zu sehen. Gezeigt werden rund 20 Fotografien, darunter eine Aufnahme aus Dortmund, des US-amerikanischen Fotografen Sean Gallup. Jede Fotografie wird durch einen ausführlichen Text Gallups begleitet.
Mit seiner Kamera dokumentiert Gallup rechtsextreme Gewalt als ein gesamtdeutsches Phänomen. Seine Fotografien rücken den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt: als Täter, als Opfer, als sich Wehrenden oder als Aussteiger aus der Szene, der selbst zum Opfer zu werden droht. Im Zentrum jeder Fotographie und somit auch Biographie steht eine Gewalttat oder ein Gewaltumfeld.
Die Vielzahl der individuellen Schicksale führt dem Betrachter die ganze Bandbreite und Komplexität der Thematik „Rechtsextremismus“ vor Augen.
Die Menschen auf den Fotografien scheinen direkt aus den Bildern zu schauen und sich an ihr Gegenüber zu wenden. Gallups Fotografien beziehen uns ein als Teil der Gesellschaft und als politisches Subjekt. Sie provozieren die Fragen, warum Menschen andere hassen und was sie dazu bringt, sie schwer zu verletzen oder gar töten zu wollen.
Sean Gallup geht es mit seinen Fotografien aber nicht nur darum, die Bösartigkeit in der Gesellschaft aufzuspüren, sondern auch darum, Auswege aus der Gewalt zu finden. Es geht ihm um die Ermutigung zur Zivilcourage und zu zivilbürgerlichem Engagement, dessen Kern Empathie und Mitgefühl für andere ist.
Sean Gallup wurde 1968 in Kalifornien geboren. Er studierte Politikwissenschaft am Williams College und später Journalismus/Fotojournalismus an der University of Texas in Austin. Nach einem Praktikum bei der Los Angeles Times zog Gallup 1995 nach Prag. Als freier Fotograf war er hier hauptsächlich für die Nachrichtenagentur Reuters und verschiedene US-Medien tätig. Seit 2001 arbeitet er mit der Bildagentur Getty Images zusammen und siedelte deshalb 2003 nach Deutschland (Berlin) über. 2011 wurde Sean Gallup Cheffotograf im Bereich News von Getty Images Deutschland.
Die Ausstellung ist eine Leihgabe des Militärhistorischen Museums Dresden. Sie wird gefördert im Rahmen des Bundesprogrammes „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“.
Die Dortmunder Präsentation wird gezeigt in Kooperation mit dem Respekt-Büro des Jugendamtes, der Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie sowie der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache.
Die Schau wurde im September eröffnet. Nach einer Begrüßung durch Oberbürgermeister Ullrich Sierau sprach Gamze Kubaşık, Tochter des NSU-Opfers Mehmet Kubaşık, ein Grußwort. Anschließend führte Dr. Gorch Pieken, wissenschaftlicher Direktor des Militärhistorischen Museums Dresden und Kurator, in die Schau ein.
Begleitet wird die Ausstellung durch öffentliche und individuell buchbare Führungen, Workshops für Schulklassen mit Jugendlichen für Jugendliche, Lehrerfortbildung, Vortrag und Film.
Nähere Info und Anmeldung unter Telefon (0231) 50-2 60 28 und per E-Mail an info.mkk@stadtdo.de.
Zur Ausstellung erschien ein 200 Seiten umfassender Katalog im Sandstein-Verlag, der in einen Katalogteil mit den Arbeiten des Fotografen und einen Essayteil gegliedert ist. Er ist im Museumsshop für 18 Euro erhältlich.
Öffnungszeiten des Museums für Kunst und Kulturgeschichte, Hansastraße 3, Dortmund: Di, Mi, Fr, So von 10 bis 17 Uhr, Do von 10 bis 20 Uhr, Sa von 12 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet fünf Euro, ermäßigt 2,50 Euro.