Reizender Weizen

„Sie leiden unter einem Reizdarm? Probieren Sie doch mal, die Backwaren wegzulassen.“ Vielen Reizdarmpatienten hilft der Ratschlag des Therapeuten tatsächlich. Schnell kam die Vermutung auf, hinter zahlreichen Reizdarmerkrankungen könnte in Wirklichkeit eine Sensibilität gegen das Getreideeiweiß Gluten stecken, auch wenn der Patient eigentlich keine Zöliakie (allergieähnliche Glutenüberempfindlichkeit) hat. In der Tat bessern sich die Darmbeschwerden vieler Betroffener unter einer glutenarmen Diät. Doch möglicherweise muss es gar nicht so streng sein. Mittlerweile gibt es Hinweise, dass nicht Gluten sondern ein anderes Weizeneiweiß der Übeltäter sein könnte.

Mainzer Forscher entdeckten einen Abwehrstoff im Weizen, der bei ihren Patienten das darmeigene Immunsystem in Gang setzte und verschiedene Entzündungsbotenstoffe aktivierte. Pflanzen wie Getreide bilden bestimmte Abwehreiweiße, die sie vor Fraßfeinden wie Insekten und Raupen schützen sollen. Solche Abwehrstoffe können aber eben nicht nur die Haut von Schädlingen, sondern auch die Schleimhaut unseres Darms reizen. Für bessere Erträge züchten Landwirte immer widerstandsfähigere Weizensorten, wodurch moderne Sorten wesentlich höhere Mengen der Abwehreiweiße enthalten.

Für Menschen mit einem empfindlichen Darm kann dann das Maß bei regelmäßigem Verzehr voll sein und ihr Darm reagiert auf Weizenprodukte und viele Fertigprodukte sprichwörtlich gereizt. Wer nicht gänzlich auf Brot, Nudeln und andere Mehlspeisen verzichten mag, kann auf alte Weizensorten wie Emmer, Einkorn, Kamut und traditionelle Sorten wie Dinkel zurückgreifen. Diese enthalten nur geringe Mengen der Abwehrsubstanz. Produkte aus den Urkörner gibt es mittlerweile auch in gutsortierten Supermärkten. Einen Versuch ist es sicherlich wert.

Getreide ist jedoch nicht bei jedem Reizdarmpatient der Auslöser. Welche Nahrungsbestandteile noch in Frage kommen, erfahren Sie im Beitrag „Ernährungstherapie Reizdarmsyndrom“.

 Redaktion: Dipl.troph. Christine Langer

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