Schlagwort-Archiv: Bildung

Berufliche und akademische Bildung zukunftsfähig?

(aid) – „Akademische Freiheit versus berufsständische Autonomie – Entwicklungen im Berufsfeld Agrarwirtschaft“ lautete der Titel der Fachtagung Agrarwirtschaft, die Ende März 2015 an der Technischen Universität Dresden stattfand. Die Teilnehmenden diskutierten über Vor- und Nachteile einer stetig ansteigenden Akademisierung in der beruflichen Bildung.

Berufliche Bildung hat mit der dualen Ausbildung in Mitteleuropa ein Alleinstellungsmerkmal, betonte Dr. Gudrun Kammasch von der Beuth Hochschule für Technik in Berlin. Dieses System kann aber nur erhalten bleiben, wenn die berufliche Bildung aktiv von allen Beteiligten im Bildungssystem unterstützt wird. Dafür ist ein intensiver Dialog zwischen Hochschulen, Schulen und der beruflichen Praxis wichtig. Ein Beispiel für eine funktionierende Zusammenarbeit aus der akademischen und beruflichen Bildung stellte Professorin Ines Maria Rohlfing, ebenfalls Beuth Hochschule, vor: ein dualer Studiengang, der von der Hochschule und der beteiligten beruflichen Schule, der Peter-Lenné-Schule in Berlin, gemeinsam entwickelt und umgesetzt wird.

Duale Studiengänge sind aber nur ein Weg der Annäherung zwischen beiden Bildungstypen. Wichtig ist es vor allem, zu akzeptieren, dass jede Bildungsstufe ihre Stärken hat. Diese müssen erkannt, klar definiert und immer wieder kritisch reflektiert werden, so Professor Roland Stähli von der Berner Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften in der Schweiz. Auf dieser Basis kann und soll dann eine konstruktive gemeinsame Arbeit an einer zukunftsfähigen Struktur der beruflichen und akademischen Bildung entstehen.

Die Organisatoren der Tagung, Professor Marcel Robischon von der Humboldt Universität in Berlin und Katja Svensson von der Technischen Universität Berlin haben es in einem Beitrag für die Fachzeitschrift B&B Agrar (Ausgabe 2-2015) so zusammengefasst: „Die Grenzziehung zwischen akademischer und nicht-akademischer Qualifizierung schwindet… Ein zeitgemäßes und zukunftsweisendes Gesamtgefüge der Qualifizierungsprozesse über alle Ebenen hinweg ist erforderlich und trägt wesentlich dazu bei, den Agrarsektor in Deutschland zukunftsfähig zu machen.“
Bärbel Brettschneider-Heil, www.aid.de

Weitere Informationen:

B&B Agrar – die Fachzeitschrift für Bildung und Beratung, Ausgabe 2-2015

http://www.bub-agrar.de

www.aid.de/shop/shop_detail.php?bestellnr=5502

Mehr Obst und Gemüse

(aid) – Mal ehrlich, hatten Sie heute schon Ihre Portion Obst? Werden Sie später noch ausreichend Gemüse essen? Passt heute nicht so gut, weil es in der Mittagspause schnell gehen muss oder Sie am Abend keine Zeit haben, aufwändig zu kochen? Da geht es Ihnen wahrscheinlich wie vielen anderen auch. Doch jetzt die gute Nachricht: So schwierig ist das alles gar nicht.

Der neue Hörfunkbeitrag des aid infodienst „Mehr Obst und Gemüse – Genuss statt Verdruss“ zeigt, wie man mit kleinen Tricks die große Vielfalt an saisonalem Gemüse und Obst nicht nur genießen kann, sondern auch umsetzen – ganz ohne Zwang und Verzicht: „Das Allerwichtigste ist, man sollte nicht zu streng zu sich selbst sein. Ein schlechtes Gewissen und Essen mit Genuss passen jedenfalls überhaupt nicht zusammen“, erklärt Harald Seitz vom aid infodienst. Das große und überall verfügbare Angebot sollte man auch nutzen. „Denn es gibt so viele Gemüse- und Obstsorten, dass ein Leben kaum ausreicht, um alles durchzuprobieren.“

Unter www.aid.de/presse/hoerfunkbeitraege.php steht der Beitrag direkt als mp3-Datei zum Anhören oder Herunterladen bereit. Ebenso finden Sie hier das Text-Manuskript als PDF-Dokument.
www.aid.de

Einwandererkinder und ihre Aufstiegskarrieren im internationalen Vergleich

Sie sind erfolgreich im Beruf, haben eine Familie gegründet und den sozialen Aufstieg geschafft – und doch war es ein beschwerlicher Weg. Die erfolgreichen Nachkommen türkischer Einwanderer berichten im Rahmen der internationalen Studie der Universität Osnabrück »Pathways to Success« davon, wie sie oftmals von der Schule alleingelassen oder bei Bewerbungssituationen benachteiligt und diskriminiert wurden. Hochschulen und Schulen sind bislang nicht ausreichend auf den Umgang mit der zunehmenden gesellschaftlichen Vielfalt vorbereitet. Dadurch erhalten Einwandererkinder nicht die Starthilfe, die sie für den beruflichen Aufstieg benötigen. Die Stiftung Mercator hat das Projekt mit 365.000 Euro gefördert.

Das Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) an der Universität Osnabrück hat mit der Studie erstmals detaillierte Daten zu Erfolgsfaktoren und Hindernissen bei der Integration von Kindern türkischer Einwanderer erhoben und ausgewertet. Sehr viele Interviewpartner berichteten davon, dass ihre Schulen weder Interesse noch Glauben an ihre Talente zeigten. Neben der Eigenleistung gab oftmals die persönliche Hilfe einer Lehrerin oder eines Lehrers, eines Nachbarn oder der Eltern von Schulfreunden den entscheidenden Ausschlag für den Bildungserfolg. Häufig war der Erfolg also von Zufällen abhängig.

Immer noch schaffen es nur sehr wenige Kinder aus türkischstämmigen Arbeiterfamilien in Deutschland auf das Gymnasium – während dies in anderen EU-Staaten weit häufiger der Fall ist. Die Befragten haben überdurchschnittlich von Schulformen profitiert, die auf gesellschaftliche Integration aller sozialen Schichten ausgelegt sind – darunter vor allem Gesamtschulen. Dank der höheren Dichte von Gesamt- und Ganztagsschulen sind im Ruhrgebiet deutlich mehr Befragte auf die Universität oder Fachhochschule gelangt als beispielsweise in Berlin. »Die Gesamtschule ist für die untersuchte Gruppe eine gute Alternative zum Gymnasium. Sie ist durchlässiger, gleicht Startnachteile besser aus und kann dadurch Wegbereiter für den beruflichen Aufstieg sein«, sagt Prof. Dr. Andreas Pott, Projektleiter und Leiter des IMIS.

Die Studie zeigt außerdem, dass nach der schulischen Laufbahn häufig Vorurteile gegenüber Migranten den Übergang in die Arbeitswelt erschweren: Die Beteiligten berichten, dass der Migrationshintergrund immer wieder in Bewerbungssituationen im Vordergrund stand – sowohl in der freien Wirtschaft als auch im öffentlichen Dienst. Hier reichen die Beschreibungen von offen diskriminierender Behandlung bis zu vorurteilsbehafteten Äußerungen. »Besonders der öffentliche Dienst sollte hier Vorreiter sein für die stärkere interkulturelle Öffnung auch der Führungsetagen. Dazu gibt es eine Reihe von vielversprechenden Ansätzen, wie die Selbstverpflichtung auf Quoten für Menschen aus Nichtakademikerfamilien und/oder mit Zuwanderungsgeschichte vor allem bei der Vergabe von leitenden Stellen«, so Pott weiter.

Trotz Diskriminierungserfahrungen fühlen sich die meisten Interviewten in Deutschland und an ihrem Wohnort zuhause. Sie sind stolz auf den erreichten Bildungs- und beruflichen Erfolg, gleichzeitig sehen sie aber auch, dass ein vergleichbarer beruflicher Erfolg für die zweite – und auch die dritte – Generation in Deutschland bis heute mit erheblichen Hürden verbunden und keineswegs selbstverständlich ist. »Die Studie zeigt auf, dass selbst die zweite Generation türkischer Einwanderer mit Chancenungleichheit im Bildungssystem konfrontiert wird. Damit bestätigt sie die Dringlichkeit unserer Arbeit im Bereich Integration. Unser Ziel ist es, Diskriminierung und strukturelle Hürden im Bildungssystem nachhaltig abzubauen. Das ist wichtig, weil nur durch Bildung gesellschaftliche Teilhabe möglich wird«, sagt Dr. Wolfgang Rohe, Geschäftsführer der Stiftung Mercator.

Die wesentlichen Ergebnisse der Studie und politische Handlungsempfehlungen wurden in einem Policy Brief zusammengefasst. Weitere Informationen: http://www.imis.uni-osnabrueck.de/forschung/potentiale/pathways_to_success.html

Frühkindliche Bildung braucht Qualität

Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert im Vorfeld des Kita-Gipfels bundesweite qualitative Mindeststandards in der Kindertagesbetreuung, die im Kinder- und Jugendhilfegesetz festgeschrieben werden müssen. In einem Schreiben an Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und die Familienminister der Länder spricht sich das Deutsche Kinderhilfswerk zudem für ein Investitionsprogramm in Höhe von 50 Milliarden Euro für die nächsten zehn Jahre aus.

„Ohne eine Sicherstellung guter Qualität werden wir in unseren Kindertageseinrichtungen Schiffbruch erleiden. Und das auf dem Rücken der Kinder, der Erzieherinnen und Erzieher und letztlich auch auf dem Rücken der Eltern. Kitas müssen gut ausgestattet sein, die Gruppen brauchen fast durchgehend einen besseren Betreuungsschlüssel und eine weitere Professionalisierung der Fachkräfte ist dringend nötig“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes müssen die öffentlichen Ausgaben für die Angebote der Kindertagesbetreuung um mindestens ein Drittel gesteigert werden. Neben verbindlichen qualitativen Mindeststandards in der Kindertagesbetreuung brauchen wir darauf aufbauend ein entsprechendes Qualitätsmonitoring. Zudem muss im Bereich der Kindertagespflege durch umfangreichere Zertifizierungskurse für Fachkräfte ein größerer Qualifikationseffekt entfaltet werden.

„Außerdem sollte die Mitbestimmung von Kindern in Kindertageseinrichtungen als Qualitätsfaktor ins Zentrum der Arbeit rücken. So können die Potentiale der Kinder besser gefördert und wichtige Akzente in der dringend notwendigen Demokratieförderung gesetzt werden. Frühe Beteiligung von Kindern durchbricht zudem den Kreislauf der Vererbung von Armut. So hat der Kinderreport 2012 des Deutschen Kinderhilfswerkes gezeigt, dass Kinder durch Mitbestimmung schon in jungem Alter soziale Kompetenzen entwickeln, die sie stark machen. Dadurch können die Kinder erfolgreich mit aversiven Reizen umgehen. Für Kinder aus benachteiligten sozialen Lagen ist es also von besonderer Bedeutung, schon im jungen Alter in der Kita entsprechende Erfahrungen machen zu können. Wir brauchen durchgängige Standards, mit denen Partizipation als Faktor gelingender Entwicklung in der frühkindlichen Erziehung genutzt werden kann. Zudem steigert die Qualifizierung der Fachkräfte zu Mitbestimmung die Qualität von Kindertageseinrichtungen. Das Recht, gehört zu werden steht auch schon den Jüngsten zu. Kitas haben mittlerweile einen Bildungsauftrag, dessen Kern auch die Demokratieförderung sein muss. Mitbestimmung wird damit ein Grundsatz der Pädagogik in Kindergärten“ so Hofmann weiter.

Zudem brauchen Erzieherinnen und Erzieher Zeit für Dokumentation, Weiterbildung und Elternarbeit. Die sogenannte mittelbare pädagogische Arbeit anzuerkennen, würde enorme Qualitätssteigerung bewirken. Fachkräfte brauchen zusätzlich Zeit, um die Entwicklung der Kinder zu dokumentieren, um Fort- und Weiterbildungen zu besuchen, um gute Elternarbeit leisten zu können, um die Teamarbeit zu entwickeln und um Zusammenarbeit mit anderen Institutionen zu gestalten.

Außerdem müssen die Gehälter im Bereich der frühkindlichen Bildung deutlich angehoben werden. Und zwar sowohl in den Kitas als auch bei den Tagesmüttern. Wenn eine Umfrage des Bundesfamilienministeriums unter Tagesmüttern zu dem Ergebnis kommt, dass fast jede dritte von ihnen überlegt, aufgrund der geringen Entlohnung ihre Arbeit einzustellen, muss das alarmieren und zum Handeln zwingen. Und auch die vergleichsweise hohe Fluktuation in Kindertageseinrichtungen hängt neben den Belastungen durch schlechte Personalschlüssel mit vergleichsweise niedrigen Gehältern zusammen.

Quelle: http://www.dkhw.de

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