Üppige Mahlzeiten, fette und scharf gewürzte Speisen, große Mengen Kaffee, übermäßiger Alkohol- und Tabakgenuss oder Stress – all das kann die Magenschleimhaut reizen. Diese schützt die tiefer liegenden Schichten des Magens vor der aggressiven Magensäure. Doch auch Bakterien, Medikamente oder der Rückfluss von Gallenflüssigkeit können die Magenschleimhaut angreifen. Ist sie entzündet, spricht man von einer Gastritis, die akut oder chronisch verlaufen kann. Wie sich die häufige Magenerkrankung erkennen und behandeln lässt, erläutert Dr. Julian Bleek, Arzt im AOK-Bundesverband.
Plötzlich einsetzende Magenschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen können Anzeichen einer akuten Gastritis sein. „Die Ursachen sind vielfältig“, informiert AOK-Mediziner Bleek. Sie reichen von einer akuten Infektion durch Bakterien bis zu übermäßigem Alkoholkonsum, Stress oder Nebenwirkungen von Schmerzmitteln. Wird die Entzündung behandelt, heilt sie meist schnell und vollständig aus. Wird die Magenschleimhaut dauerhaft gereizt, kann sich eine chronische Gastritis entwickeln. Langfristig steigt dann das Risiko für Magengeschwüre und Magenkrebs.
Chronische Form bleibt oft lange unentdeckt
„Anders als die akute Form verursacht eine chronische Gastritis zumeist keine Beschwerden und bleibt daher oftmals lange unentdeckt“, sagt Bleek. Im Krankheitsverlauf können unspezifische Oberbauchbeschwerden wie ein Druck- und Völlegefühl, Übelkeit oder Aufstoßen nach den Mahlzeiten auftreten. Mediziner unterscheiden bei der chronischen Form zwischen den Typen A, B und C.
Die Typ-B-Gastritis ist mit etwa 85 Prozent die häufigste Form einer chronischen Gastritis. Dabei entsteht die Entzündung der Magenschleimhaut meist durch das Bakterium Helicobacter pylori. Das Bakterium überlebt im sauren Milieu des Magens, schädigt die Schleimhaut und stört den Prozess der Magensäureproduktion. Wie es zur Übertragung des Bakteriums kommt, ist noch nicht vollständig geklärt.
„Die Übertragung erfolgt vermutlich von Mund zu Mund oder durch verunreinigte Lebensmittel“, informiert AOK-Arzt Bleek. Etwa 50 Prozent der Weltbevölkerung sind mit Helicobacter pylori infiziert, wobei die Infektionsrate mit dem Alter zunimmt. Viele Menschen tragen den Keim in sich, ohne an einer chronischen Gastritis zu erkranken.
Die seltenste Form einer chronischen Gastritis ist mit fünf Prozent die Typ-A-Gastritis. Die Patienten leiden unter einer Autoimmunerkrankung, deren Ursache unklar ist. Dabei greifen Antikörper Zellen der Magenschleimhaut an. Hierdurch wird neben der Magensäureproduktion die Bildung des sogenannten Intrinsicfaktors gestört, der dem Dünndarm ermöglicht, Vitamin B12 aufzunehmen. In der Folge fehlt dem Körper Vitamin B12 und es kann eine bestimmte Form der Blutarmut (Anämie) entstehen.
Die chronische Magenschleimhautentzündung vom Typ C betrifft etwa zehn Prozent der Patienten. Sie wird durch chemische Substanzen ausgelöst. Bei der Entstehung spielt die langfristige Einnahme von bestimmten schmerzstillenden Medikamenten (zum Beispiel Acetylsalicylsäure, Diclofenac und Ibuprofen) oder ein Rückfluss von Gallensaft aus dem Zwölffingerdarm in den Magen eine Rolle.
Sicherer Nachweis durch Magenspiegelung
„Um eine Gastritis sicher nachzuweisen, ist eine Magenspiegelung notwendig“, sagt AOK-Arzt Bleek. Bei der sogenannten Gastroskopie untersucht der Arzt mit einem etwa einen Zentimeter dicken schlauchförmigen Gerät die Speiseröhre, den Magen und den obersten Dünndarmabschnitt. An auffälligen Stellen entnimmt er Gewebeproben, die unter anderem auf eine Infektion mit Helicobacter pylori untersucht werden können. „Die Untersuchung dauert in der Regel nur wenige Minuten und verursacht keine Schmerzen“, so Bleek.
Schonkost und Ruhe
Wie die Gastritis behandelt wird, hängt von der Ursache und dem Schweregrad der Entzündung ab. Generell ist es sinnvoll, die Magenschleimhaut möglichst wenig zu reizen. Bei der akuten Form empfiehlt es sich, ein bis zwei Tage nichts zu essen und dann einige Tage schonende Kost zu sich zu nehmen, etwa Tee, Haferschleim und Zwieback. Betroffene sollten sich ausruhen und Medikamente, die den Magen reizen, absetzen oder durch besser verträgliche Wirkstoffe ersetzen. Zusätzlich können Medikamente helfen, die die Magensäure neutralisieren.
Bei starken Beschwerden kommen Wirkstoffe zum Einsatz, die die Magensäureproduktion hemmen, etwa Protonenpumpenhemmer. Bei schweren Verlaufsformen kann die Magenschleimhaut so stark geschädigt werden, dass es zu Blutungen kommt. Diese können durch schwarzen Stuhlgang oder Erbrechen von angedautem Blut in Erscheinung treten. „In diesem Fall sollten Betroffene sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen“, empfiehlt Bleek.
Ist das Bakterium Helicobacter pylori Auslöser der Gastritis, zielt die Therapie darauf ab, es abzutöten. Die Patienten nehmen dazu Antibiotika sowie einen Säureblocker ein. Durch diese Kombinationstherapie lässt sich das Bakterium in über 90 Prozent der Fälle wirksam bekämpfen. Bei der Typ-C-Gastritis besteht die Behandlung darin, magenschädigende Schmerzmittel möglichst abzusetzen und die Ursache für einen Gallenrückfluss zu beseitigen. Bei einer chronischen Gastritis vom Typ A erhalten die Patienten bei Bedarf Vitamin-B12-Injektionen, um eine Anämie zu vermeiden.
Tipps für eine magenfreundliche Ernährung
„Wird eine akute oder chronische Gastritis richtig behandelt, bestehen gute Heilungschancen“, sagt Bleek. Lediglich die Autoimmungastritis (Typ A) ist nur selten heilbar. Richtig therapiert, verursacht sie jedoch kaum Beschwerden. Bei positivem Nachweis von Helicobacter pylori kann durch eine Abtötung des Bakteriums in einigen Fällen auch diese Form der Gastritis geheilt werden. Wer das Risiko einer Magenschleimhautentzündung verringern will, sollte auf eine gesunde Lebensweise und eine magenfreundliche Ernährung achten:
- Essen Sie viel Obst, Gemüse, Vollkorn- oder fettarme Milchprodukte und vermeiden Sie fettreiche und scharf gewürzte Speisen.
- Nehmen Sie sich Zeit beim Essen. Fünf bis sechs kleine Mahlzeiten pro Tag, die in Ruhe gekaut werden, sind bekömmlicher als wenige, große Mahlzeiten.
- Werfen Sie alte und verdorbene Lebensmittel weg.
- Verzichten Sie aufs Rauchen und trinken Sie nur wenig Alkohol.
- Trinken Sie Kaffee in Maßen, vermeiden Sie sehr heiße oder kalte Getränke.
- Nehmen Sie nur Medikamente ein, die unbedingt notwendig sind. Vor allem sollten Sie bestimmte Schmerzmittel (zum Beispiel Acetylsalicylsäure, Diclofenac und Ibuprofen) nur in Absprache mit Ihrem Arzt über einen längeren Zeitraum einnehmen.
- Gönnen Sie sich Ruhe und Entspannung. Auch regelmäßige Bewegung fördert die Verdauung und hilft beim Stressabbau.