Schlagwort-Archiv: Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft: Den Begriff mit Leben füllen

Hans Carl von Carlowitz hat im Jahr 1713 die Schrift „Sylvicultura Oeconomica“ veröffentlicht und damit erstmals den Begriff der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft geprägt. 300 Jahre später ist die Nachhaltigkeit in aller Munde, nachdem der Begriff „Sustainability“ bzw. „sustainable development“ beim großen Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro umweltpolitisch stark geprägt und zum Zauberwort der Politik wurde. Auch im Alltagsleben wird der Begriff „Nachhaltigkeit“ häufig genutzt, aber nur wenige wissen, was genau damit gemeint ist.

In der Landwirtschaft soll sich das ändern. Die Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft (BLE) hat mit dem Projekt „Nachhaltigkeitszertifizierung in der Landwirtschaft“ eine bundesweite Seminarreihe angestoßen, um landwirtschaftliche Fachberater und interessierte Landwirte zum nachhaltigen Wirtschaften zu schulen. Inhalte sind die Nachhaltigkeitsstrategien auf Bundes- und Länderebene, das Greening der GAP-Reform sowie die Umsetzungswerkzeuge zur Nachhaltigkeitszertifizierung in der Landwirtschaft.

Neben den theoretischen Erklärungen zu den einzelnen Instrumenten und Methoden geht es bei den Seminaren auch um Nachhaltigkeitsaspekte in der Praxis.

Ziel ist es, den Begriff der Nachhaltigkeit mit Inhalten zu füllen, ihn mit Indikatoren messbar und steuerbar zu machen und erprobte Betriebsmanagementsysteme für eine nachhaltige Landwirtschaft kennenzulernen.

Edmund A. Spindler, DEULA Nienburg / www.aid.de

Nachhaltigkeit bewegt die Lebensmittelbranche

Das Thema Nachhaltigkeit bewegt die Lebensmittelbranche. Und das sowohl auf Unternehmens- als auch auf Produktebene. Der ZNU-Standard „Nachhaltiger Wirtschaften Food“, den das Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) der Universität Witten/Herdecke gemeinsam mit dem TÜV Rheinland Cert und mit Praxispartnern aus Handel und Industrie entwickelt hat, findet zunehmend Resonanz in der Lebensmittelwirtschaft.

Dr. Axel Kölle (l.) und Dr. Christian Geßner (r.)
Dr. Axel Kölle (l.) und Dr. Christian Geßner (r.)

„Viele Unternehmen haben erkannt, dass die Strukturierung ihrer zum Teil sehr vielfältigen Nachhaltigkeitsaktivitäten und die externe Zertifizierung der systematischen Weiterentwicklung des Themas einen konkreten Mehrwert im Dialog mit den Anspruchsgruppen bieten, in erster Linie für die eigenen Mitarbeiter und die Handelspartner“, so die beiden Gründer und Leiter des ZNU, Dr. Christian Geßner und Dr. Axel Kölle. „Wir freuen uns darauf, den ZNU-Standard ab sofort der gesamten Branche zur Verfügung stellen zu können“, so die ZNU-Beiräte Hans-Günter Trockels, Philip Dean Kruk-De la Cruz und Dr. Michael Raß. In der nun beendeten Pilotphase haben bereits zahlreiche Unternehmen aus dem ZNU-Partnernetzwerk den standortbezogenen Standard erfolgreich durchlaufen.

Hierzu zählen zuallererst die vier Unternehmen Kuchenmeister, Brandt, Teutoburger Ölmühle und Söbbeke, die alle in diesem Jahr bereits das Überwachungsaudit bestanden haben. In 2013 haben sich darüber hinaus die Bitburger Braugruppe (Standorte Bitburg, Wernesgrün und Lich), Ritter Sport, Wiesenhof (Standort Holte) und VION (Standort Buchloe) erfolgreich der Auditierung des TÜV Rheinland unterzogen. „Der ZNU-Standard hilft uns dabei, die ehrgeizigen Ziele, die wir uns gesteckt haben, umzusetzen und zu kommunizieren“, betont Jan Niewodniczanski, Geschäftsführer Technik der Bitburger Braugruppe. Zahlreiche weitere Unternehmen (u.a. Agrarfrost, erlenbacher, IDB Kerrygold, Kanne, Steinhaus, Sweet Tec, ültje, Bahlsen und iglo) werden sich in den kommenden Monaten nach dem ZNU-Standard zertifizieren lassen.

„Für uns ist es wichtig, dass unser Standard neben den Prozessen auch die Produkte und deren „Hot-Spots“ entlang der Wertschöpfungskette beleuchtet und so insgesamt Anstöße zu nachhaltiger Verbesserung fordert und fördert“, so Geßner. Neben dem nachhaltigen Wandlungsprozess auf Unternehmensebene – unter dem Motto „Denken, Handeln; Messen; Kommunizieren“ – betont der ZNU-Standard insbesondere die Früherkennung und die Stakeholder-Orientierung. Mit dem ZNU-Standard „Nachhaltiger WirtschaftenFood“ ist nun erstmals ein Instrument auf dem Markt, das alle für die Branche relevanten Nachhaltigkeitsanforderungen bündelt und auch für KMU anwend- und überprüfbar macht. „Unser Ansatz ist es, bestehende Systemzertifizierungen wie die 14001 oder auch Produktsiegel zu berücksichtigen und nicht das Rad zum fünften Mal neu zu erfinden“, so Kölle.

Dies gilt auch für die Einbindung von etablierten Zertifizierungsgesellschaften in den Unternehmen. Interessierte Zertifizierer können im November erstmalig eine fundierte Schulung rund um den ZNU-Standard besuchen, um somit – neben dem Entwicklungspartner TÜV Rheinland – für die Audits zugelassen zu werden.

Weitere Informationen unter:
www.uni-wh.de/znu

 

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