Wenn der Frühling beginnt und es wärmer wird, werden auch die Bienen wieder aktiv. Dazu gehört auch, Material für den Nestbau zu suchen. Mindestens zwei Solitär-Bienenarten, darunter Megachile campanulae, die in urbanen Räumen leben, nutzen dafür auch Plastikteilchen. Das fanden Wissenschaftler der kanadischen Universität Guelph heraus. In den Nestern der zur Gattung der Mörtel- und Blattschneiderbienen gehörenden Megachile-Arten, die normalerweise Blätter und Pflanzenrückstände für den Nestbau nutzen, wurden Teile von Plastiktüten und anderem Kunststoffbaumaterial gefunden. Die Wissenschaftler finden diese Beobachtung bemerkenswert, weil sie zeige, wie anpassungsfähig Bienen seien und vorhandene Ressourcen nutzten.
Das Plastikmaterial zu finden, glich einer Detektivarbeit, heißt es in einer Mitteilung der Universität. Es war nur mit Hilfe eines Elektronenmikroskops, Röntgenanalyse und Infrarotmikroskopie möglich, die Polymere zu identifizieren und von dem üblicherweise genutzten Pflanzenmaterial zu unterscheiden. Auch M. rotundata nutzt Plastiktüten-Teilchen für den Bau von Brutzellen. Plastik ersetzte etwa ein Viertel des normalerweise von dieser Bienenart genutzten Alfa-Alfa-Blattmaterials. Die Bienen „kauten“ das Plastikmaterial anders als die Blätter. Das lässt die Wissenschaftler vermuten, dass die Bienen die Plastikteilchen nicht versehentlich, sondern absichtlich gesammelt haben.
Renate Kessen, www.aid.de