Herzforschung: Die Erforschung des Vorhofflimmerns

Pro Jahr schlägt das Herz rund 36 Millionen Mal, doch manchmal gerät es aus dem Takt: Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen. Unbehandelt steigt das Risiko für Schlaganfälle oder Herzinsuffizienz. Dr. Tanja Zeller und Priv.-Doz. Dr. Renate Schnabel aus dem Herzzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) wollen im Verbund mit Wissenschaftlern aus Lübeck und Berlin weitere Risikofaktoren für das Auftreten von Vorhofflimmern ermitteln. 1,44 Millionen Euro stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den jungen Wissenschaftlern für die kommenden drei Jahre aus dem Bundesprogramm e:Med zur Verfügung.

Dr. Arne Schillert / Foto: Universität Lübeck
Dr. Arne Schillert / Foto: Universität Lübeck

Aus Lübeck ist Dr. Arne Schillert vom Institut für Medizinische Biometrie und Statistik der Universität zu Lübeck beteiligt. „Es geht darum, die komplexen und pathologischen Prozesse des Vorhofflimmers noch besser zu verstehen und damit solide Grundlagen zu schaffen, um Hochrisikopatienten zu identifizieren. Unsere Arbeit ist ein weiterer Schritt für eine personalisierte Präventions- und Therapiestrategie im klinischen Bereich“, erläutert Naturwissenschaftlerin Zeller, Koordinatorin des Forschungsprojektes, aus der Klinik für Kardiologie des Universitären Herzzentrums des UKE.

Das Instrument der Wissenschaftler, um diese Herausforderung zu bewältigen, ist die Systemmedizin. Statt einzelne Faktoren zu betrachten, verknüpfen die Forscher umfangreiche genetische, zellbiologische, physiologische und klinische Datensätze. Diese werden computergestützt integriert und analysiert. „Um komplexe Krankheiten wie das Vorhofflimmern zu ergründen, verbinden wir Lebens- und Informationswissenschaften.“

Dieses systemorientierte Erforschen von Krankheiten und Präventionsmaßnahmen forciert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem Forschungs- und Förderprogramm e:MED. In diesem Rahmen werden auch Juniorverbünde in der Systemmedizin unterstützt, damit die Nachwuchswissenschaftler hoch innovative Forschungsvorhaben, wie das zum Vorhofflimmern, realisieren können.

Die jungen Wissenschaftler aus Hamburg, Lübeck und Berlin (Dr. Matthias Heinig, Max Planck Institut für Molekulare Genetik), die gemeinsam auch im Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) tätig sind, wollen zunächst ihre Forschungsgruppen aufbauen. Im November 2014 wird die Arbeit starten. Unterstützung erhält der Juniorverbund durch ein beratendes Gremium namhafter Forscher der sogenannten Framingham Heart Study sowie aus Boston und Paris.

Dr. Arne Schillert und Prof. Dr. Andreas Ziegler, der Direktor des Instituts für Medizinische Biometrie und Statistik der Universität zu Lübeck, charakterisieren den Lübecker Anteil an dem Kooperationsprojekt: „Der Lübecker Forschungsgruppe fällt dabei eine Schlüsselfunktion zu, indem sie für den Aufbau und die Betreuung der IT-Infrastruktur für das Projekt sowie für die Datenanalyse verantwortlich ist.“

Text: www.uni-luebeck.de
(Textgrundlage: UKE)

Diät-Extrakte aus Apfel und Grünkohl

Die Universitäten Lübeck und Kiel und die Firma BioActive Food in Bad Segeberg kooperieren bei der Erforschung und Entwicklung von Diät-Extrakten, die zur Vorbeugung und Behandlung der Zuckerkrankheit eingesetzt werden können. Das Gemeinschaftsprojekt „SynApKo“ („Synergistische Effekte von Apfel- und Grünkohlextrakten zur Prävention von Diabetes mellitus Typ 2“) der drei Partner hat ein Gesamtvolumen von mehr als 700.000 Euro und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie mit über 500.000 Euro unterstützt.

 Prof. Dr. Kerstin Oltmanns / Foto: Universität Lübeck

Prof. Dr. Kerstin Oltmanns / Foto: Universität Lübeck

Prof. Dr. med. Kerstin M. Oltmanns (Sektion Psychoneurobiologie der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Lübeck), Dr. Henning Vollert (BioActive Food GmbH) und Prof. Dr. Gerald Rimbach (Abteilung für Lebensmittelwissenschaft des Instituts für Humanernährung und Lebensmittelkunde, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) erforschen die Auswirkung von Nahrungsinhaltsstoffen auf den Zuckertransport im Darm und entwickeln entsprechende Behandlungsstrategien.

Eine Schlüsselfunktion zur Prävention von Diabetes kommt dem Natrium/Glukose-Cotransporter 1 (SGLT 1) zu. Dieser Eiweißstoff in der Zellmembran schleust Einfachzucker (Monosaccharide) und Natrium in die Zelle und ist dafür zuständig, dass Glukose und Galaktose im Darm vom Körper aufgenommen wird. Bestimmte Nahrungsinhaltsstoffe sind in der Lage, den SGLT zu blockieren und damit den Zuckertransport zu unterbinden. Dazu zählen Phlorizin, wie es im Apfel, und Flavonoide, wie sie im Grünkohl enthalten sind. Die Wirksamkeit einer Kombination aus Apfel- und Grünkohlextrakt als Inhibitoren des SGLT 1 ist in Voruntersuchungen belegt.

Ziel von SynApKo ist es, Methoden und Verfahren zu evaluieren, um aus Apfel und Grünkohl ein diätetisches Lebensmittel (Prototyp) entwickeln zu können, das zur Prävention bzw. ergänzenden und unterstützenden (adjuvanten) Therapie von Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt werden kann. Zielgruppe sind vor allem Menschen, die bereits an Übergewicht leiden und eine beginnende Glukose-Intoleranz als Vorstufe der Diabetes-Erkrankung aufweisen.

„Übergewicht, Bluthochdruck und Störungen des Fett- oder Zuckerstoffwechsels, die zusammen das Metabolische Syndrom kennzeichnen, haben als häufigste Todesursache seit Jahren die Krebserkrankungen überholt. Einer Behandlung und Prävention kommt daher eine hohe gesundheitspolitische Bedeutung zu“, sagt Prof. Kerstin Oltmanns zur Motivation für das Forschungsvorhaben.

An der Universität zu Lübeck werden im Rahmen des Projektes zwei aufeinander folgende randomisierte und Plazebo-kontrollierte Studien mit Versuchspersonen durchgeführt. Darin sollen (1.) die Anwendung einer optimierten Apfel-Grünkohlextraktmischung zur Verbesserung der Glukosestoffwechsellage an gesunden Probanden verifiziert, anschließend auf Personen mit einer beginnenden Störung des Glukosestoffwechsels übertragen und somit die Grundlage für einen künftigen präventiven klinischen Einsatz geschaffen werden.

Die zugrunde liegenden Mechanismen dieser Effekte sollen (2.) basiswissenschaftlich beim Menschen entschlüsselt, die potentielle Erweiterung der Wirkungsbandbreite der Extrakte (3.) hinsichtlich weiterer Aspekte des Metabolischen Syndroms getestet und (4.) die Wirkung der Extrakte auf den Hirnenergiestoffwechsel zur Diagnostik und zur prognostischen Vorhersage des Krankheitsverlaufs der gestörten Glukosestoffwechsellage evaluiert werden.

Das Kooperationsprojekt belegt zugleich den erfolgreichen Technologie- und Wissenstransfer an der Universität zu Lübeck. Prof. Oltmanns: „Wir haben hier ein ausgezeichnetes Beispiel für eine gelungene Synergie aus Wirtschaft und Wissenschaft.“ Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie fördert das Vorhaben als Kooperationsprojekt für Forschung und Entwicklung (FuE) im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand.

Text: www.uni-luebeck.de

Hausärzte, Rheumatologen und Krankenkasse sorgen für koordinierte Behandlung

1,5 Millionen Menschen der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland leiden unter entzündlichen rheumatischen Erkrankungen. Um ihre Behandlung besser zu koordinieren, haben Hausärzte, Rheumatologen und Techniker Krankenkasse (TK) eine intensivierte Zusammenarbeit vereinbart. Eingebunden in die Versorgungslandschaft Rheuma sind Hausärzte, Fachärzte für Innere Medizin und Rheumatologie, Kinder und Jugendrheumatologen sowie Krankenhäuser. Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK: „Mit dieser Koordination über die Grenzen der Versorgungssektoren hinweg wollen wir insbesondere die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten verbessern.“

Vertragspartner ist die Versorgungslandschaft Rheuma, die Managementgesellschaft der Pro Versorgung AG, einer Beteiligungsgesellschaft des Deutschen Hausärzteverbandes e.V. und des Berufsverbandes Deutscher Rheumatologen e.V. (BDRh). „Für den Verband ist die Versorgungslandschaft Rheuma ein wegweisender Schritt zu mehr Qualität in der Versorgung von Rheumapatienten“, so Dr. Edmund Edelmann, Vorsitzender des BDRh: „Frühzeitige Diagnosestellung und Behandlung bei allen chronisch-entzündlichen Erkrankungen und Verdachtsmomenten sind wesentliche Bestandteile des Vertrages.“

Ein Vorteil für die Versicherten der TK: Stellt der Hausarzt einen Verdacht auf eine rheumatische Erkrankung fest, erhält der Patient innerhalb von 14 Tagen einen Termin beim Rheumatologen zur Abklärung der Diagnose. Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes: „Oft wird gerade zu Beginn wertvolle Zeit vergeudet – dies wirkt sich negativ auf den Therapieverlauf aus. Durch die zugesicherte schnelle Terminvergabe und die sofortige Teilnahme der Versicherten an der Integrierten Versorgung wird wertvolle Zeit gewonnen“.

Versorgungsstart in den Regionen Nordrhein und Bayern ist der 1. Oktober 2014. Der genaue Zeitpunkt, zu dem sich Versicherte der TK einschreiben können, wird noch bekannt gegeben. Dies wird voraussichtlich im Sommer 2014 der Fall sein.

Die Versorgungslandschaft Rheuma beinhaltet konkrete und strukturierte Behandlungspfade, die auch die Überprüfung individueller mit dem Versicherten gemeinsam definierten Zielwerte. Diese werden im Laufe der Behandlung regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst. Die Versorgungslandschaft Rheuma setzt einen weiteren Schwerpunkt auf die sogenannte „Transition“. Diese beinhaltet eine strukturierte Übergabe von Patienten im Kindes- und Jugendalter vom Kinderrheumatologen zum Erwachsenenrheumatologen.

Text: TK-Pressestelle
Stand: 16.05.2014

Medikationsgespräche für Diabetiker

Medikationsgespräche in Apotheken sollen Diabetikern in Zukunft dabei helfen, ihre Arzneimitteltherapie besser zu verstehen und so bessere Therapieerfolge zu erzielen. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung haben die Techniker Krankenkasse (TK) und der Deutsche Apothekerverband (DAV) geschlossen. Ab dem 1. Juni 2014 sollen TK-Versicherte, die im Rahmen des TK-Arzneimittelcoachings „Diabetes“ betreut werden, den Service nutzen können.

Die TK bietet den infrage kommenden Typ-2-Diabetikern zwei Beratungstermine in ihrer Stammapotheke an. Dabei werden auf Basis der Gesamtmedikation im ersten Gespräch mögliche Probleme bewertet und Maßnahmen ergriffen. Das zweite Gespräch dient einer Auffrischung und Vertiefung. Für Versicherte und Apotheker ist die Kooperation freiwillig und erfolgt auf einvernehmlicher Basis. Teilnehmende Apotheker erhalten für die bei den beiden Beratungsterminen erbrachten Leistungen von der TK eine Vergütung – rund 30 Euro für das erste halbstündige Gespräch, für das zweite Gespräch in einer Länge von 15 Minuten rund 20 Euro. DAV und TK haben außerdem eine spätere Ausweitung der Zusammenarbeit auf Indikationen wie Rheuma und Koronare Herzkrankheiten (KHK) ins Auge gefasst.

Thomas Ballast, Stellvertretender Vorsitzender des TK-Vorstands: „Unser Ziel ist es, die Therapietreue der Patienten zu erhöhen, denn sie ist ganz entscheidend für den Erfolg einer Behandlung. Dazu müssen wir Wissens- und Verständnislücken schließen und auch Ängste im Zusammenhang mit der Arzneimitteleinnahme überwinden. Unser Vertrag sichert jetzt eine strukturierte Medikationsberatung durch die Stammapotheken unserer Versicherten. Die behandelnden Ärzte sind über das Disease-Management-Programm eingebunden. Wir wollen das Coaching – auch gemeinsam mit Ärzten – künftig ausbauen.“

Auch Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), begrüßt den Vertragsabschluss: „Mit der TK haben wir eine große Krankenkasse davon überzeugen können, dass die Apotheke vor Ort zentraler Ansprechpartner der Patienten bei Arzneimittelfragen ist. Der Apotheker hat für die Begleitung chronisch kranker Menschen wie Diabetiker die pharmazeutische Kompetenz, und er genießt das persönliche Vertrauen, das für diese Begleitung nötig ist. Wenn wir die Therapietreue der Patienten steigern können, erhöht sich ihre Lebensqualität. Das erfordert vom Apotheker erheblichen zeitlichen Einsatz, der natürlich auch vergütet werden muss. Doch diese Investition lohnt sich mit Sicherheit auch für die Krankenkasse, weil Folgekosten durch Komplikationen im Krankheitsverlauf vermieden werden.“

Text: TK-Pressestelle
Stand: 27. Mai 2014

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