Ambulante Versorgungsnetze aus Fachärzten, Therapeuten und festen Anlaufstellen können die Behandlung von psychisch Kranken verbessern und dem Gesundheitssystem Einsparungen bringen. Bei einem Projekt der Techniker Krankenkasse (TK) habe sich der psychische Zustand der Patienten innerhalb von eineinhalb Jahren deutlich gebessert, sagte Klaus Rupp vom TK-Versorgungsmanagement bei einem Vortrag beim Hauptstadtkongress „Medizin und Gesundheit“. „Schwer kranke Menschen, die früher praktisch ausschließlich stationär behandelt wurden, haben von unserem Angebot besonders profitiert. Klinikaufenthalte zu vermeiden, kommt vor allem der Lebensqualität zugute.“ Darüber hinaus habe das Versorgungsnetz die Krankenhausausgaben für diese Patienten halbiert.
Durch eine enge Zusammenarbeit könnten die Netzwerke selbst psychisch schwer kranke Patienten im gewohnten familiären, beruflichen und sozialen Umfeld behandeln, so Rupp. „Wir brauchen mehr Angebote, bei denen Patienten mit chronischen psychischen Krankheiten soweit wie möglich in ihren Familien und im Beruf bleiben können. Denn je weiter und je länger sich jemand davon entfernt, desto schwerer fällt ihm die Rückkehr in das normale Leben außerhalb der Klinik.“
Die TK bietet ihren psychisch erkrankten Versicherten seit 2009 eine Behandlung im „NetzWerk psychische Gesundheit“. In den bundesweit 13 regionalen Netzen helfen Soziotherapeuten, psychiatrische Pflegedienste, Fachärzte, Psychotherapeuten und andere psychiatrische Fachkräfte sowie feste Anlaufstellen den Patienten. Jeder von ihnen erhält einen persönlichen Ansprechpartner und kann sich im Bedarfsfall rund um die Uhr an das Netz wenden. Das TK-Angebot nehmen bundesweit bisher 5.700 Versicherte mit einer psychischen Erkrankung in Anspruch.
„Die Patienten werden auch zu Hause aufgesucht und haben in sogenannten Krisenpensionen Rückzugsräume, die sie bei kurzzeitigen Krisen nutzen können“, erklärte Rupp. In den Wohngemeinschaften der Krisenpensionen erhielten sie jederzeit professionelle Hilfe, ohne dass sie ihr gewohntes Lebensumfeld für längere Zeit verlassen müssten. „Der Vertrag baut eine Brücke zwischen ambulanten und stationären Angeboten, zwischen medizinischen und sozialen Profis“, so der Leiter des TK-Versorgungsmanagements. Grundvoraussetzung für ein Gelingen des Netzwerks sei es, dass die Betroffenen bei Bedarf jederzeit schnell und unbürokratisch Hilfe in Anspruch nehmen könnten. Rupp: „Dadurch haben sie die Sicherheit, dass sie im Bedarfsfall nicht allein sind.“
Mehr als eine Million Krankenhausaufenthalte gehen in Deutschland laut Statistischem Bundesamt auf psychische Erkrankungen zurück. Studien zufolge verursachen sie etwa 60 Prozent der von psychischen Krankheiten hervorgerufenen Gesamtkosten.