Kategorie-Archiv: Fit & Gesund

Schlaganfallrisiko: Schon geringe Lebensstiländerungen können viel bewirken

Bereits geringfügige Veränderungen im Lebensstil können das Risiko für Schlaganfall offenbar deutlich senken. Das ist das Resultat einer US-amerikanischen Studie, an der knapp 23.000 Menschen ab 45 Jahren beteiligt waren. Die Probanden machten in Telefoninterviews und Fragebögen Angaben zu ihrer Ernährungs- und Lebensweise und nahmen an medizinischen Untersuchungen teil. Die Wissenschaftler beurteilten den individuellen Lebensstil anhand der „Sieben Faktoren für ein herzgesundes Leben“ der Amerikanischen Herzgesellschaft.

Dazu gehören Blutdruck-, Blutzucker- und Cholesterinwerte sowie Körpergewicht, Ernährung, körperliche Bewegung und Rauchen. Nach einem einfachen Punktesystem wurde jeder Faktor für jeden Teilnehmer als schlecht (0 Punkte), mittelmäßig (1 Punkt) oder ideal (2 Punkte) für die Herzgesundheit bewertet, sodass insgesamt 0 bis 14 Punkte erreicht werden konnten. Ideal wären zum Beispiel ein normaler Blutdruck, Nichtrauchen, Normalgewicht, ausreichend Bewegung und eine ausgewogene Ernährung. In den darauf folgenden fünf Jahren wurden die auftretenden Schlaganfälle registriert und in Zusammenhang mit den zuvor vergebenen Punkten gebracht.

Die Auswertung der Daten zeigte, dass jeder der sieben Gesundheitsfaktoren mit dem Schlaganfallrisiko in Zusammenhang stand. Je mehr Komponenten ideal für die Herzgesundheit waren, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit. Jeder Punkt höher auf der Skala verringerte das Risiko um acht Prozent, schreiben die Autoren im Fachjournal Stroke.

War der Lebensstil insgesamt ideal für die Herzgesundheit (10 bis 14 Punkte), sank das Schlaganfallrisiko um 48 Prozent – bei durchschnittlichen Werten (5 bis 9 Punkte) um immerhin 27 Prozent. Der wichtigste Risikofaktor war jedoch der Blutdruck: Mit optimalen Werten ließ sich das Erkrankungsrisiko im Vergleich zu Menschen mit Bluthochdruck um sechzig Prozent verringern.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:
Mehr über Bluthochdruck erfahren Sie unter www.was-wir-essen.de, Rubrik Ernährungstipps bei Krankheiten;
aid-Heft „Herzgesund leben – cholesterinbewusst essen“, Bestell-Nr. 1301, Preis: 1,50 Euro, www.aid-medienshop.de

Impflücken schließen

Zwar gibt es in Deutschland keine Impfpflicht, doch die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI) gibt Impfempfehlungen heraus – auch zu Masern. Die empfohlenen Impfungen erstatten die gesetzlichen Krankenkassen in der Regel. Erst seit Einführung der Meldepflicht im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) im Jahr 2001 werden in Deutschland Zahlen zu Masernerkrankungen erfasst. Parallel hat die STIKO 2001 die Empfehlung für die zweite Masern-Mumps-Röteln-Impfdosis vom fünften bis sechsten Lebensjahr auf das zweite Lebensjahr vorgezogen. So möchte man frühzeitiger einen vollständigen Immunschutz aufbauen. In den Folgejahren sind die Masernfälle pro Jahr deutlich gesunken.

Nach 2005 stiegen die Erkrankungszahlen erneut an. Ursache waren immer wieder auftretende, regional und zeitlich begrenzte Krankheitsausbrüche. Die Mehrheit dieser Masernerkrankten war ungeimpft. Zunehmend sind Jugendliche und junge Erwachsene betroffen.

Die STIKO hat daher im Jahr 2010 eine Masernimpfung für nach 1970 geborene Erwachsene empfohlen, wenn diese in der Kindheit nicht oder nur einmal geimpft wurden. So will man bestehende Immunitätslücken schließen.

Vor 1970 gab es noch keine Impfung gegen Masern. Die meisten Menschen, die heute über 40 Jahre alt sind, haben die Masern durchlitten, mit allen – manchmal folgenschweren – Begleiterscheinungen. Sie sind durch die Krankheit aber immunisiert.

Da sich das Virus nur von Mensch zu Mensch überträgt, sind Masern durch einen vollständigen Impfschutz ausrottbar. Doch Masernausbrüche lassen sich erst verhindern, so das RKI, wenn 95 Prozent der Bevölkerung immun sind.  Quelle: AOK-Medienservice

Schlaganfall: Prävention fängt auf dem Teller an

Der Schlaganfall steht in der Rangliste der Todesursachen auf Platz drei. Das ist Grund genug, dem Thema am 10. Mai einen ganzen Tag zu widmen und für die Bedeutung eines vorbeugenden Lebensstils zu sensibilisieren. Die richtige Nahrungsmittelauswahl spielt dabei natürlich eine große Rolle.

Plötzlich fehlen die Worte, Verwirrtheit macht sich breit, der Arm ist taub oder ein Auge scheint erblindet zu sein – die Anzeichen für einen Schlaganfall können vielfältig sein. In allen Fällen jedoch treffen diese den Betroffenen unvorbereitet und verändern sein Leben im wahrsten Sinne des Wortes schlagartig. Der Ursprung eines Schlaganfalls sind arteriosklerotische Verengungen der Hirngefäße, die zu Durchblutungsstörungen oder Blutungen führen.

Im Mittelpunkt des arteriosklerotischen Geschehens stehen zu hohe Cholesterinspiegel im Blut, die zu einer vermehrten Cholesterineinlagerung in die Gefäßwände beitragen. Während zur Bekämpfung der hohen Blutfette jahrzehntelang eine cholesterinarme Kost empfohlen wurde, weiß die Fachwelt heute, dass es vor allem auf die Fettqualität ankommt. Statt rigoros alle Fette zu meiden, sollte eher ein Austausch stattfinden: Rapsöl anstelle von Schmalz zum Braten, Oliven- oder Walnussöl statt fertiger Salatsoße, Nüsse als Alternative zu Chips. Hände weg heißt es nach Möglichkeit bei Produkten mit industriell gehärteten Fetten wie Keksen, Crackern oder Instantsuppen. Während der Herstellung entstehen sogenannte Transfette, die der Körper nicht verwerten kann und bevorzugt in die Gefäße einlagert.

Auch zu viel Zucker und Insulin im Blut schädigen auf Dauer die Blutgefäße und erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall. Neben Süßigkeiten und Gebäck sind vor allem gesüßte Getränke problematisch. Doch auch Süßstofftabletten oder Light-Getränke sind keine sinnvollen Alternativen. Die hohe Süßkraft animiert die Geschmacksknospen auf der Zunge und schafft ein künstliches Verlangen nach mehr Süßem. Wer es pur nicht mag, kann das Mineralwasser mit etwas Fruchtsaft mischen oder den Kaffee mit Milch trinken.

Frisches Gemüse und Obst gehören auch aufgrund des hohen Kaliumgehaltes täglich auf den Teller. Der Mineralstoff ist der Gegenspieler des Natriums im Körper und hilft, den Blutdruck auf natürlichem Wege zu senken. Das schützt die Blutgefäße vor zu hoher Beanspruchung und mindert die Entwicklung einer Arteriosklerose (1). Häufiger zu Möhren, Kartoffeln, Beeren, Steinobst und Bananen zu greifen, ist sinnvoller als ein allzu drastischer Salzverzicht.

Fleisch ist zwar reich an wertvollen Nährstoffen, kann aber bei übermäßigem Konsum möglicherweise die Gefäßverengung fördern. Wissenschaftler endeckten erst kürzlich, dass die Darmflora von regelmäßigen Fleischessern das enthaltene L-Carnitin zu einem Stoff umwandelt, der Arteriosklerose begünstigen kann (2). Daher empfiehlt es sich, Fleisch lieber seltener zu genießen, dafür aber auf hochwertige Waren in Bioqualität oder auf Fleisch aus Weidetierhaltung zurückzugreifen. Als Alternativen eignen sich Fisch, Eier, Milchprodukte und Hülsenfrüchte. / Dipl.troph. Christine Langer, www.fet-ev.eu

Weitere Ernährungstipps zur Vorbeugung und Behandlung von Gefäßverengungen enthält die in unserem Onlineshop erhältliche Fachinformation „Arteriosklerose“.

Quellen: (1) Aburto NJ et al.: Effect of increased potassium intake on cardiovascular risk factors and disease: systematic review and meta-analyses. BMJ; 346:f1378.: 2013
(2) Koeth RA et al.: Intestinal microbiota metabolism of l-carnitine, a nutrient in red meat, promotes atherosclerosis. Nat Med: 2013

Wer nur die Kilos sieht, sieht nicht das Ganze

Am 18. Mai diskutierte die Fachwelt anlässlich des „Europäischen Tages der Adipositas“ erneut über die aktuellen Entwicklungen der Wohlstandskrankheit. Der wissenschaftliche Mainstream bescheinigt den oberen Gewichtsklassen seit Jahren, dass sie selbst Ursache von chronischen Erkrankungen und verfrühtem Ableben sind. Doch ist dem tatsächlich so?

Seit sich die Hirnforschung dem Phänomen Übergewicht angenommen hat, kommen immer wieder überraschende Erklärungsansätze zum Vorschein. Bereits seit den 80iger Jahren mehren sich die Berichte, dass Menschen mit zu vielen Pfunden nicht nur länger leben, sondern möglicherweise auch gesünder sind.

Sie überleben belastende Situationen besser, obwohl ein hohes Körpergewicht statistisch mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden ist. Im vorletzten Jahr sorgte die Selfish Brain-Theorie des Lübecker Hirnforschers Achim Peters für Furore und es sah so aus, als käme es auf breiter Ebene zu einem Paradigmenwechsel. Demnach sei Übergewicht nicht – wie ursprünglich gedacht – die Ursache, sondern die Folge anderer ursächlicher Faktoren. Mehr noch: Übergewicht ist möglicherweise eine Art Schutzmechanismus des Körpers, um die negativen Auswirkungen anderer Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes Typ 2 so lange wie möglich auszugleichen.

Eine aktuelle Studie am Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, die zum ersten Mal Hirnstruktur und impulsives Verhalten bei normal- und übergewichtigen gesunden Männern sowie Frauen vergleicht, kommt dagegen zu dem Schluss, dass sich höhergewichtige Frauen deutlich risikofreudiger verhalten als die schlanken Versuchsteilnehmerinnen. Mit Hilfe des Magnetresonanztomographen stellte sich heraus, dass Hirnstrukturen, die an der kognitiven Verhaltenskontrolle beteiligt sind, vor allem bei schwergewichtigen Frauen verkleinert sind. Im Gegenzug waren dafür diejenigen Hirnstrukturen vergrößert, die als Sitz des Belohnungssystems gelten (1). Nach der Leipziger Neurobiologin Dr. Annette Horstmann spiegeln die Studienergebnisse den Alltag und damit auch das Essverhalten wieder. Wer sich eher für den Sofortkalorien entscheide, denke weniger an die langfristigen Risiken.

Da sind sie auch schon wieder: die eingefahrenen Denkmuster, aus denen flugs neuer Stoff für soziale Diskriminierung entsteht. Wenn der Begriff Hirn fällt, schließen wir schnell auf den Charakter. Bisher waren Dicke gefräßig und faul. Jetzt sind sie auch noch impulsgesteuert. Aber vielleicht lässt ja ein weiteres Ergebnis der Studie noch andere Schlüsse zu. Denn die männlichen Studienteilnehmer gingen alle ohne Unterschied voll auf Risiko. Das wirft die Frage auf, ob hier nicht auch andere Kräfte am Werk sind. Immerhin sicherte die Jagd nach dem Sofortgewinn seit der Steinzeit das Überleben der Menschheit. So gesehen ist die verminderte Impulskontrolle, die den übergewichtigen Frauen in der Leipziger Studie bescheinigt wird, nicht nur negativ zu bewerten.

Im Grunde braucht die Ernährungsberatung die neuen Erkenntnisse aus der Hirnforschung nicht, um zu begreifen, dass die allgemeinen Annahmen über die überflüssigen Pfunde unzureichend sind. Menschen lassen sich nicht in enge BMI-Schubladen pressen oder nach Tabellen einordnen. Niemand kann die Prognose für den vermuteten Schaden durch Übergewicht aus einer bunten Grafik exakt ablesen. Besser als jede Körperwaage oder andere Methoden zur Bestimmung der Körperfettverteilung ist der exakte Augenschein in Kombination mit einer umfassenden Patientenanamnese. Wer nur die Kilos sieht, sieht nicht das Ganze. / Dipl.troph. Irina Baumbach, MPP, www.fet-ev.eu

Quelle: (1) Horstmann A et al.: Obesity-related differences between women and men in brain structure and goal-directed behavior. Front. Hum. Neurosci; 10:3389/fnhum.2011.00058

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