Kategorie-Archiv: Geschichte

90 Jahre Radio in Deutschland

Im Herbst 1923 nahm die „Funk-Stunde AG Berlin“ als erster deutscher Hörfunksender den Betrieb auf. Seither hat das Radio eine enorme Entwicklung erfahren. Zum Jubiläum am Dienstag, 29. Oktober, stellt hr2-kultur gemeinsam mit Studierenden der Frankfurter Goethe-Universität das eigene Medium in den Mittelpunkt des Programms. Dabei sind Archivaufnahmen von Persönlichkeiten der Radiogeschichte wie Hans-Joachim Kulenkampff zu hören, vor allem aber kommen zeitgenössische Schriftsteller mit ihren Radioerinnerungen zu Wort.

Das AEG-Rundfunkempfangsgerät Super-Geatron 34 WLK aus dem Jahre 1934 Foto: hr/Hanni Warnke
Das AEG-Rundfunkempfangsgerät Super-Geatron 34 WLK aus dem Jahre 1934
Foto: hr/Hanni Warnke

Zur Einstimmung führt Andreas Maier, aufgewachsen in der Wetterau, um 8.30 Uhr im Morgenmagazin von hr2-kultur durch Höhen und Tiefen seiner frühen Radiosozialisation. Zwischen 11.00 und 12.00 Uhr erzählt der Krimi-Autor Friedrich Ani vom kindlichen Glück, das sonntagmittags aus dem Äther kam, und die Schriftstellerin Silke Scheuermann berichtet, wie sie sich schon früh von Hörspielen verzaubern ließ.

Der Autor Clemens J. Setz beschreibt ab 15.05 Uhr, wie er am liebsten nachts Radio hört, und gegen 16.40 empfiehlt Wilhelm Genazino das Radiohören als Trost an trüben Novembertagen. Um 17.05 Uhr ist der preisgekrönte Hörspielregisseur Ulrich Gerhardt zu Gast, und gegen 17.30 Uhr lässt eine historische Aufnahme aus dem hr-Sendesaal die tumulthaften Auseinandersetzungen um die Notstandsgesetze wieder aufleben. Zu hören ist der damalige Spiegel-Chef Rudolf Augstein.

Noch weiter zurück geht die Erinnerung von Peter Härtling. In der Sendung „hr2-kultur – Der Tag“ ab 18. 05 Uhr berichtet er von „Draußen vor der Tür“, dem ersten Radio-Hörspiel der Nachkriegszeit nach Wolfgang Borcherts berühmtem Drama. Auch Peter Kurzeck geht weit zurück, wenn er von der Suche nach vermissten Vätern bei „Radio Frankfurt“ erzählt.

Handfeste Erkenntnisse über Geschichte und Zukunft des Radios verspricht der „hr2-Doppel-Kopf“ ab 12.05 Uhr mit dem Medienwissenschaftler und Radioprofi Wolfgang Hagen. Zum Ausklang des Tages beschwört die Neue-Musik-Sendung „Cluster“ ab 22 Uhr die Faszination des Unhörbaren – mit Arbeiten von John Cage, der das Radio als Kompositionswerkzeug nutzte.

Der Tag des audiovisuellen Erbes

Und plötzlich sind sie verschwunden: Egal ob es sich um die Aufnahme einer Geburtstagsfeier, eines Richtfestes oder einer Hochzeit handelt, viele Schätze in Form von privaten Film- und Tonaufnahmen sind nur auf Magnetbändern, CD’s und Festplatten erhalten. Sie sind wertvolle Erinnerungen für den Einzelnen aber auch wichtige Dokumente der Alltagskultur. Deshalb hat es sich auch die Volkskundliche Kommission beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zur Aufgabe gemacht, audiovisuelle Medien zu erhalten. Darauf machen die LWL-Volkskundler zum 27. Oktober aufmerksam, den die UNESCO zum Tag des audiovisuellen Erbes erklärt hat.

Filmarbeiten zum Thema "Herstellung eines Spinnrades". Rosenhagen 1963. Foto: LWL/Schmitz
Filmarbeiten zum Thema „Herstellung eines Spinnrades“. Rosenhagen 1963.
Foto: LWL/Schmitz

Im Archiv der LWL-Kommission befinden sich viele Hör-Quellen und filmische Dokumentationen. „Kaum ein Medium kann die Arbeitsabläufe eines Handwerkes so gut darzustellen wie audiovisuelle Aufnahmen. So sind zum Beispiel die Herstellung eines Bienenkorbes oder auch die Herstellung eines Spinnrades festgehalten und können besser als jede Beschreibung die genauen und komplexen Arbeitsabläufe erläutern“, erklärt LWL-Volkskundlerin Jutta Nunes Matias. Sie seien aber sehr fragile Zeugnisse, deren Verschwinden und Zerstörung im Gegensatz zum allgegenwärtigen Verfall von Baudenkmälern plötzlich eintrete und quasi geräuschlos daherkomme. Seien Ton- und Filmdokumente beschädigt, sei es für eine Restauration des Materials oftmals zu spät, so die LWL-Volkskundlerin weiter.

Film "Herstellung eines Bienenkorbes", Preußisch Ströhen 196. Foto: LWL/Simon
Film „Herstellung eines Bienenkorbes“, Preußisch Ströhen 196.
Foto: LWL/Simon

Auch verschiedene Bräuche standen im Focus der filmischen Arbeit von. „Geht dieses Material verloren, bleiben nur noch isolierte Exponate oder schriftliche Zeugnisse zurück. Auch würden somit wichtige Quellen fehlen, wenn es zum Beispiel um erzählte Erinnerungen geht. Die Art und Weise wie erzählt wird, offenbart oftmals einzigartige Eindrücke über den Berichterstatter, die in schriftlichen Texten kaum zum Tragen kommen“, erklärt Nunes Matias.

Schon früh gelang es der Volkskundlichen Kommission für Westfalen ihr audiovisuelles Kulturgut durch eine digitale Langzeitarchivierung vor Verfall zu schützen. Nachdem ab 1998 der Bildbestand und die Filme der LWL- Kommission digitalisiert wurden, begann man mit Hilfe eines Drittmittelprojektes 2006 auch die auditiven Medien wie zum Beispiel Aufnahmen von Liedern und Interviews zu Lebenserinnerungen digital aufzubereiten.

Privatpersonen, die alte Tonbänder, Kassetten, Fotos oder Super-8-Filme aus Westfalen haben und diese einem Archiv zur Langzeitarchivierung zur Verfügung stellen möchten, können sich an die Volkskundliche Kommission des LWL wenden. Neue und alte Tondokumente oder Fotos aus allen Bereichen der Alltagskultur können in der Kommission bewahrt werden, wobei sowohl analoge wie auch schon digitalisierte Medien, willkommen sind.

Nähere Informationen bei der Volkskundlichen Kommission für Westfalen
Scharnhorststr. 100
48151 Münster
Tel.: 0251/8324404
http://www.volkskundliche-kommission.lwl.org
E-Mail: voko@lwl.org.

Vor 550 Jahren: Erblandesvereinigung des Herzogtums Westfalen 1463

Vor genau 550 Jahren, im Jahre 1463, wurde unter dem Kölner Kurfürst und Erzbischof Ruprecht von Bayern (regierte 1463-1480) das wichtigste Grundgesetz des Kurkölnischen Herzogtums Westfalen besiegelt. Arnsberg als Residenz- und Regierungsstadt und als Versammlungsort des Landtages erhielt dadurch eine besondere Bedeutung. Im Stadtarchiv Arnsberg ist zu diesem Anlass eine Ausstellung zu sehen, die von der Studentin Ricarda Garg während ihres Archivpraktikums gestaltet wurde.

Die beiden Landstände – Ritterschaft und Städte des kurkölnischen Westfalen und der Grafschaft Arnsberg – vereinbarten 1463 die „Erblandesvereinigung“ zum Schutz ihrer Rechte und Freiheiten gegenüber dem Landesherrn. Mit ihrer Bestätigung durch den neuen Kölner Kurfürsten wurden jahrzehntelange Streitigkeiten zwischen dem Landesherrn auf der einen und den Landständen (Ritterschaft und Städten bzw. Freiheiten) des Herzogtums Westfalen auf der anderen Seite beigelegt. Seitdem bildete sie mit weiteren Privilegien bis 1803 die Verfassung des Herzogtums. Jeder nachfolgende Kölner Kurfürsterzbischof musste sie bei seinem Regierungsantritt anerkennen. Erst danach huldigten ihm die Landstände als dem rechtmäßigen, neuen Landesherrn.

In einer aktuellen Ausstellung im Arnsberger Stadtarchiv werden auf 15 Schautafeln die Verhältnisse im kurkölnischen Herzogtum Westfalen, in Politik, Verwaltung und Geschichte erläutert und die Rolle des Landesherrn und der Landstände dargestellt.

Häufige Fragen werden beantwortet, wie z.B.:
-Welche Gebiete gehörten zum Herzogtum Westfalen?
-Warum war Arnsberg Residenz- und Regierungssitz?
-Wer bildete die beiden Landstände – Ritterschaft und Städte?
-Welche Befugnisse hatten sie, welche der Landesfürst?
-Welche Bedeutung hatte der jährliche Landtag in Arnsberg?
-Warum nennt sich das Arnsberger Stadtarchiv auch „Landständearchiv“?

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des Stadtarchivs (Mo. u. Mi. 8.00-12.00 Uhr, Die. u. -Do. 8.00-12.00 Uhr, 13.00-16.00 Uhr) in der Klosterstraße 11, 59821
Arnsberg zu besichtigen.

Die Siegburger Synagoge

Am frühen Morgen des 10. November 1938 wurde die Siegburger Synagoge im Zuge der Novemberpogrome in Brand gesetzt und vernichtet. Zum Gedenken an den 75. Jahrestag der Zerstörung widmet sich Kreisarchivarin Dr. Claudia Maria Arndt am Freitag, 8. November 2013, um 18:00 Uhr in der Siegburger Galerie Am Rosenhügel (Am Rosenhügel 1) der Historie des jüdischen Gotteshauses. Der Eintritt ist frei.

Ihr Vortrag thematisiert die Geschichte der Synagoge in der Holzgasse von ihrem Bau über die Zerstörung bis zur Veräußerung des Geländes durch die Stadt Siegburg. Dr. Arndt liefert darüber hinaus eine kunsthistorische Einordnung des Gebäudes; illustriert wird der Vortrag durch zahlreiche bisher nicht bekannte Bilder.

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts besaß die jüdische Gemeinde Siegburg eine eigene Synagoge in Form eines Betraumes. 1839 schlossen sich Siegburger Gemeindemitglieder zu einer Synagogenbaugesellschaft zusammen, um eine neue Synagoge zu errichten. Am 22. Oktober 1841 konnte der Neubau in der Holzgasse durch den Bonner Oberrabbiner Dr. Aaron Auerbach eingeweiht werden. Viele Honoratioren der Stadt Siegburg und des Siegkreises nahmen seinerzeit an den Feierlichkeiten teil. Fast hundert Jahre war die Synagoge das Zentrum des jüdischen Gemeindelebens in Siegburg, bis sie im Zuge der Novemberpogrome zerstört wurde. Die 1913 von Friedrich Wilhelm Heymann gestiftete Thorarolle konnte aus den Trümmern gerettet werden und befindet sich heute in der Synagoge in Haifa.

www.rhein-sieg-kreis.de/gedenkstaette

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