Kategorie-Archiv: Medizin

Patientenbroschüre zu Krebstherapie ausgezeichnet

Der Verein „Netzwerk Patienten- und Familienedukation in der Pflege e.V.“ hat jetzt den Preis für die am besten gemachte Broschüre des Jahres zur Patienteninformation vergeben: Er geht an die onkologische Pflegeexpertin Kerstin Ackermann. Sie hat für die Sozialstiftung Bamberg (www.sozialstiftung-bamberg.de/) die Broschüre „Hochdosistherapie mit autologer Blutstammzelltransplantation“ der Sozialstiftung Bamberg erstellt. Die Auszeichnung ist mit 300 € dotiert.

Broschüre „Hochdosistherapie mit autologer Blutstammzelltransplantation“ der Sozialstiftung Bamberg
Broschüre „Hochdosistherapie mit autologer Blutstammzelltransplantation“ der Sozialstiftung Bamberg

„Uns geht es darum, Broschüren zu finden, die für Patienten alltagsunterstützend sind und ihnen Mut machen. Pflegerische Begleitung zielt ja auf das Leben mit der Krankheit, deswegen freuen wir uns, dass eine Pflegexpertin den Preis gewonnen hat“, erläutert Prof. Dr. Angelika Zegelin von der Universität Witten/Herdecke als Vereinsvorsitzende den Sinn des Preises. In diesem Jahr gingen 45 Einsendungen ein. „Die Broschüre zur Krebstherapie aus Bamberg hat uns überzeugt, weil sie verständlich auf verschiedene alltägliche Maßnahmen eingeht und Wertschätzung ausdrückt“, sagt Zegelin zur Qualität der prämierten Broschüre. In Kürze wird die Broschüre auf der Homepage des Vereins vorgestellt (www.patientenedukation.de).

Den Verein „Netzwerk Patienten-und Familienedukation“ gibt es seit 14 Jahren, bekannt geworden durch Entwicklung von Patienten-Informationszentren, Biblio-Mediotheken an Kliniken. Hauptziel ist es, Schulungs-und Beratungskonzepte sowie Informationsmaterial für Patienten und Angehörige zu verbreiten – dabei geht es um alltags-pflegerische Aspekte und um eine Orientierung an Autonomie.

Krebserkrankungen in frühen Stadien erkennen

Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum (RUB) haben eine neue spektroskopische Methode entwickelt, die Pathologen bei der Krebsdiagnose unterstützt. In den Fachzeitschriften „Journal of Biophotonics“ und „Analyst“ verglichen sie die mit der sogenannten Marker-freien „Spektralen Histopathologie“ gewonnenen Ergebnisse mit denen herkömmlicher Diagnoseverfahren am Beispiel Dickdarmkrebs. „Im Gegensatz zu bisherigen Methoden müssen wir das Gewebe nicht mehr färben, um Krebs zu erkennen“, sagt Prof. Klaus Gerwert vom Proteinforschungskonsortium PURE (Protein Research Unit Ruhr within Europe) der RUB. „Das eröffnet die Möglichkeit, Proben in Zukunft automatisch als krankes oder gesundes Gewebe zu klassifizieren.“

Diagnose Dickdarmkrebs

Die Diagnose Dickdarmkrebs stellen Pathologen zurzeit, indem sie gefärbte dünne Gewebeschnitte aus einer Biopsie unter dem Mikroskop begutachten. Das geschieht in der Regel erst in einem fortgeschrittenen Stadium, und das Verfahren liefert keine Informationen über die molekularen Ursachen des Tumors. Die am RUB-Lehrstuhl für Biophysik etablierte Spektrale Histopathologie (SHP)-Methode erfasst hingegen direkt molekulare Veränderungen im Gewebe, insbesondere Proteinveränderungen. Sie funktioniert ohne Marker wie zum Beispiel Fluoreszenzfarbstoffe. Veränderungen detektiert sie schon in frühen Tumorstadien. Da die Analyse mit Lichtstrahlen erfolgt, kann man sie nicht nur auf dünne Gewebeschnitte aus Biopsien anwenden, sondern mit Hilfe von Lichtleitern auch direkt das Gewebe an der zu untersuchenden Stelle analysieren. „In Zukunft wollen wir die Spektrale Histopathologie gemeinsam mit klinischen Partnern endoskopisch, also direkt am Patienten einsetzen“, so Klaus Gerwert.

So funktioniert die Spektrale Histopathologie

Für die SHP zeichnen Forscher ortsaufgelöst Vibrationsspektren des Gewebes mit einem Infrarot- oder Raman-Mikroskop auf. Ein Vibrationsspektrum reflektiert den Zustand aller Proteine im Gewebe an der gemessenen Stelle. Verändern sich die Proteine im Gewebe aufgrund von Krebs, wandelt sich auch das zugehörige Spektrum. Jedes Spektrum ist dabei so charakteristisch für die Proteinveränderung wie ein Fingerabdruck für eine Person. Für ein einzelnes Gewebebild werden insgesamt rund zehn Millionen Infrarot-Spektren aufgenommen. Mit aufwendigen bioinformatischen Bildanalyseverfahren vergleichen die Wissenschaftler diese Spektren mit einer in PURE entwickelten Datenbank von Spektren bereits bekannter Gewebe und Tumore. Jedem Spektrum ordnet das Analyseprogramm einen in der Datenbank hinterlegten Gewebetypen zu, dargestellt durch eine bestimmte Farbe – genauso wie ein Täter durch Abgleich mit einer Datenbank anhand seines Fingerabdrucks identifiziert werden kann. Daraus ergibt sich ein ortsaufgelöstes annotiertes Bild des Darmgewebeschnitts. Die beiden PURE-Mitglieder Prof. Andrea Tannapfel, Direktorin des Instituts für Pathologie der RUB, und Prof. Dr. Axel Mosig, Leiter der Bioinformatik am Lehrstuhl Biophysik, waren maßgeblich daran beteiligt, die Datenbank und den Auswertalgorithmus zu erstellen. Das Auswertprogramm läuft mittlerweile auf einem handelsüblichen Laptop.

Vergleich mit klassischen Methoden zur Tumorerkennung

Um die Sensitivität und Spezifizität der Spektralen Histopathologie zu prüfen, verglich das RUB-Team die SHP-Ergebnisse mit klassischen immunohistochemischen Verfahren, bei denen Tumore durch Fluoreszenzmarker identifiziert werden. „Die Ergebnisse stimmten exzellent überein. Das zeigt eindrucksvoll, dass die Spektrale Histopathologie Änderungen der Gewebezusammensetzung hoch sensitiv und automatisiert nachweisen kann“, sagt Prof. Gerwert. Die Sensitivität und Spezifität der SHP liegen bereits über 95 Prozent und soll möglichst nah an 100 Prozent geführt werden. Durch Erweiterung auf das Raman-Imaging erzielte das RUB-Team eine höhere räumliche Auflösung im Vergleich zum Infrarot-Imaging, allerdings auf Kosten einer längeren Messzeit. „Beide Methoden ergänzen sich hervorragend“, so Klaus Gerwert. „Die Infrarot-Spektroskopie gibt schnell einen Überblick über den gesamten Gewebeschnitt. Mit Raman-Imaging können wir dann verdächtige Regionen genauer analysieren.“ Die Raman-Analyse detektiert etwa veränderte Zellkerne, die für Tumore charakteristisch sind.

Projektförderung

Fördermittel für das Projekt stammen vom Land NRW im Rahmen des Europäischen Proteinforschungsinstituts PURE, dessen Sprecher Prof. Gerwert ist.

Titelaufnahmen

A. Kallenbach-Thieltges, F. Großerüschkamp, A. Mosig, M. Diem, A. Tannapfel, K. Gerwert (2013): Immunohistochemistry, histopathology and infrared spectral histopathology of colon cancer tissue sections, Journal of Biophotonics, DOI: 10.1002/jbio.201200132

L. Mavarani, D. Petersen, S.F. El-Mashtoly, A. Mosig, A. Tannapfel, C. Kötting, K. Gerwert (2013): Spectral Histopathology of colon cancer tissue sections by Raman imaging with 532 nm excitation provides label free annotation of lymphocytes, erythrocytes and proliferating nuclei of cancer cells, Analyst, DOI: 10.1039/C3AN00370A

 

Bessere Einnahmetreue könnte 13 Milliarden Euro einsparen

Mangelnde Einnahmetreue von Medikamenten, auch Non-Compliance genannt, ist nicht nur mit einer hohen Morbidität und Sterblichkeit assoziiert, sondern für das Gesundheitssystem auch teuer. Laut Marktforschungsinstitut IMS Health entstehen durch die falsche Anwendung von Arzneimitteln in Deutschland jährlich Kosten in Höhe von 19 Mrd. Euro, das entspricht 6 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben von 294 Mrd. Euro. In der Verbesserung der mangelnden Einnahmetreue von Medikamenten läge dabei mit 13 Mrd. Euro das größte Einsparpotential.

„Apotheker können viel dafür tun, die Einnahmetreue zu verbessern und damit auch die Gesundheitskosten zu senken“, sagt Friedemann Schmidt, Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. „Wenn Patienten Schwierigkeiten mit der Anwendung von Arzneimitteln haben oder die Einnahme unbeabsichtigt vergessen, kann der Apotheker Hilfestellungen anbieten.“

Jeder zweite Patient nimmt seine Medikamente bei einer Langzeittherapie nicht wie vom Arzt vorgesehen ein. „Die meisten Arzneimittel werden vom Arzt verordnet und, abgesehen von der Zuzahlung, von der Krankenkasse bezahlt. Werden die verordneten Medikamente nicht oder nicht richtig eingenommen, können sie dem Patienten nicht nutzen – verursachen aber Kosten bei der Krankenkasse und damit bei der Versichertengemeinschaft“, sagt Schmidt. „Apotheker wollen die Arzneimittelanwendung in Zukunft langfristig begleiten. Das verbessert die Einnahmetreue und damit das Therapieergebnis; insgesamt sparen die Krankenkassen Geld.“

Die ABDA und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) haben im ABDA-KBV-Modell bereits 2011 Maßnahmen vorgestellt, wie Ärzte und Apotheker gemeinsam die Arzneimitteltherapie noch besser und preiswerter gestalten können. Voraussichtlich Anfang 2014 startet die Umsetzung in Sachsen und Thüringen, unterstützt von der AOK PLUS. Auf Basis einer Wirkstoffverordnung und eines Medikationskatalogs werden Ärzte und Apotheker ein gemeinsames Medikationsmanagement anbieten, auch mit dem Ziel der Verbesserung der Einnahmetreue.

www.abda.de

Prostatakrebs – Großstudie vergleicht Behandlungsmöglichkeiten

Ein Großteil der Patienten mit Prostatakrebs hat einen lokal begrenzten Tumor – und damit die Qual der Wahl zwischen mehreren Behandlungsmethoden, die sowohl Vor- als auch Nachteile haben. „Wie wirksam die gängigen Behandlungsformen beim lokal begrenzten Prostatakrebs im direkten Vergleich sind, wird nun erstmals in der Studie PREFERE untersucht“, sagt Dr. Gerhard Schillinger, Leiter des Stabs Medizin im AOK-Bundesverband. Die PREFERE-Studie, die bis 2030 läuft, ist ein Großprojekt: 7.600 Patienten sollen in die Studie eingeschlossen werden. Zahlreiche niedergelassene Urologen und Strahlentherapeuten und Krankenhäuser beteiligen sich bundesweit.

Die Studienleitung haben Professor Dr. Michael Stöckle von der Universität Homburg/Saar (Urologie) und Professor Dr. Thomas Wiegel von der Universität Ulm (Strahlentherapie). Finanziert wird das Projekt von der Deutschen Krebshilfe sowie den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen. Zu den Initiatoren gehören außerdem die Deutsche Gesellschaft für Urologie, die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie, der Berufsverband Deutscher Urologen, die Deutsche Krebsgesellschaft und der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe.

Therapie auf höchstem medizinischen Niveau

„Die Patienten werden nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen behandelt und erhalten eine Therapie auf höchstem medizinischen Niveau“, betont AOK-Arzt Schillinger. Ihre Betreuung übernehmen erfahrene Spezialisten in ausgewiesenen Studienzentren.
Ein wichtiger Bestandteil der Studie ist die sorgfältige Aufklärung der Patienten über die verschiedenen möglichen Behandlungsmethoden mit eigens dafür entwickelten Materialien. Nach dem Zufallsprinzip werden die Patienten einer der vier gängigen Behandlungsformen bei lokal begrenztem Prostatakrebs mit geringem und frühem mittleren Risiko zugeteilt.

„Da es bislang keine Studienergebnisse gibt, die eine Überlegenheit einer der Behandlungsoptionen gegenüber den anderen belegen, sollten möglichst viele der Patienten für alle Therapiemöglichkeiten offen sein“, sagt Schillinger. Möglich ist es allerdings, nach der Aufklärung durch den Arzt eine oder maximal zwei der vier Behandlungsalternativen von vornherein auszuschließen. Die vier Alternativen sind

  • die vollständige operative Entfernung der Prostata,
  • die Strahlentherapie von außen über die Haut,
  • die Bestrahlung durch dauerhaft in der Prostata platzierte Strahlen­quellen (Brachytherapie) sowie
  • die aktive Überwachung mit regelmäßigen Kontrollen, bei der eine weitere Therapie erst bei einem erkennbaren Fortschreiten der
  • Krankheit beginnt.

Operation hat Vor- und Nachteile

Wird ein auf die Prostata begrenzter Tumor festgestellt, erfolgt in den meisten Fällen eine vollständige operative Entfernung der Prostata und der Samenblasen. Die sogenannte Prostatektomie bietet wie auch die anderen untersuchten Therapieoptionen gute Heilungschancen. Die Nachteile einer Operation: Manche Patienten leiden nach dem Eingriff unter Problemen beim Wasserlassen und Impotenz, in zehn bis 40 Prozent der Fälle unter ungewolltem Urinabgang (Harninkontinenz).

Zwar kann die Potenz durch nervenschonende Verfahren erhalten werden, diese können jedoch nur bei ausgewählten Patienten angewendet werden, bei denen man sicher sein kann, dass nicht durch den Erhalt der Nerven auch Tumorgewebe zurückbleiben kann. Bei der nervenschonenden Operation kann bei etwa der Hälfte der so operierten Patienten die Potenz erhalten werden.

Bestrahlung von außen über die Haut

Mit einer in der Regel ambulanten Bestrahlung kann der lokal begrenzte Prostatakrebs mit niedrigem Risiko ebenfalls geheilt werden. Bei der Bestrahlung von außen über die Haut wird zunächst die Lage des Tumors ermittelt, bevor energiereiche, ionisierende Strahlung direkt auf die Prostata gerichtet wird. Ziel ist es, Tumorzellen zu zerstören und gesundes Gewebe möglichst vor Schäden zu schützen.
Patienten erhalten nie die gesamte Dosis auf einmal; sie wird meist in einem Zeitraum von etwa acht Wochen auf fünf Bestrahlungen pro Woche aufgeteilt. So kann man die Tumorzellen nach und nach in ihrer empfindlichen Phase der Zellteilung mit der Strahlentherapie zerstören.

Als Folgen dieser Behandlungsform können Strahlenschäden der Blase, der  Harnröhre und des Enddarms auftreten. Eine Impotenz tritt etwas seltener auf als bei der Operation; allerdings sind auch bei der Strahlentherapie hiervon etwa 60 Prozent der Männer betroffen, jüngere deutlich seltener als ältere.

Bestrahlung von innen

Eine weitere Alternative ist die Brachytherapie oder permanente Seed Implantation. Dabei werden unter einer leichten Narkose über Hohlnadeln kleine Mengen radioaktiven Materials, auch Seeds genannt, in das Prostatagewebe eingebracht und bestrahlen von innen den Tumor. Die Strahlen sollen so den Tumor direkt erreichen und möglichst wenig das umliegende gesunde Gewebe schädigen. Die Strahlungsintensität ist so gering, dass keine Gefahr für andere Menschen besteht. In den ersten Tagen nach dem Eingriff sollten die Patienten lediglich sehr engen Kontakt mit Schwangeren und Kindern vermeiden. Die Risiken dieser Methode – Schädigungen an Enddarm, Blase sowie Impotenz – scheinen denen der Strahlentherapie von außen vergleichbar zu sein.

Aktive Überwachung

Die durch die Früherkennung immer größere Zahl von Patienten mit niedrigem Tumorstadium führte zur Forderung nach weniger aggressiven Therapien. Bei der „aktiven Überwachung“ (active surveillance) kann die aggressive Therapie oft bis zu zehn Jahre aufgeschoben werden, bis ein Voranschreiten des Tumors nachgewiesen ist. Dabei erfolgt eine engmaschige Kontrolle von Laborparametern und von Probeentnahmen.
Viele Patienten mit Prostatakrebs können sich zunächst nicht vorstellen, nach der Diagnose erst mal nichts zu tun.

„Dabei ist die aktive Überwachung ebenfalls eine gängige Behandlungsmethode“, sagt AOK-Experte Schillinger. „Dadurch lässt sich eine Übertherapie bei langsam wachsenden Tumoren vermeiden und die mit den anderen Therapien verbundenen Risiken und Nebenwirkungen über Jahre hinauszögern“, nennt Schillinger die Vorteile. Schreitet die Erkrankung voran, setzt eine Behandlung ein, die auf Heilung abzielt. Die Daten der so behandelten Patienten geben einen guten Hinweis, dass die Gefahr, aggressive Tumore mit dieser Strategie zu spät zu therapieren, gering ist. Daher wurde diese aktive Therapie als vierte Behandlungsalternative in die PREFERE-Studie aufgenommen.

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