Kategorie-Archiv: Natur & Umwelt

Arzneipflanzen: Kamille und Lein haben die größte Bedeutung

Der Anbau von Arzneipflanzen hat in Deutschland eine lange Tradition. Bereits im Mittelalter wurden Pflanzen in Klostergärten gezielt für medizinische Zwecke kultiviert, informiert die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR). Die therapeutisch wirksamen Inhaltsstoffe werden aus Wurzeln, Blättern, Blüten oder Samen gewonnen.

Heutzutage sind 440 Arzneipflanzen in Deutschland heimisch, von denen etwa 75 Arten auf rund 13.000 Hektar erwerbsmäßig angebaut werden. Die größte Bedeutung hat die Kamille, gefolgt von Lein, Mariendistel, Pfefferminze, Sanddorn, Fenchel, Johanniskraut und Wolliger Fingerhut. Auch der Anbau von ursprünglich in China beheimateten Heilpflanzen nimmt zu. Hauptanbaugebiete in Deutschland sind Thüringen, Bayern, Hessen und Niedersachsen.

Auch wenn die Flächen vergleichsweise gering sind, kann der Anbau von Arzneipflanzen für spezialisierte Betriebe eine wichtige Einnahmequelle sein. Voraussetzung ist, dass sich der Landwirt intensiv mit den Arten beschäftigt und in die erforderliche Spezialtechnik investiert. Dann können auch auf kleinen Flächen hohe Erlöse erzielt werden. Der überwiegende Anteil des Anbaus erfolgt bedarfsgerecht – in enger Absprache mit dem Abnehmer.

Die Hersteller von Phytopharmaka bevorzugen die gleichbleibend hochwertige Ware aus kontrolliertem Anbau. Denn bei Wildsammlungen kann die Qualität der Inhaltsstoffe je nach Standort, Bodenbeschaffenheit und Verarbeitungsverfahren stark schwanken. Zudem fördert der Anbau von Arzneipflanzen die Artenvielfalt und bereichert die Kulturlandschaft.

Deutschland ist der mit Abstand wichtigste Markt für pflanzliche Arzneimittel in Europa: Im Jahr 2011 lag das Absatzvolumen bei mehr als einer Milliarde Euro. Rund 90 Prozent der verarbeiteten Arzneipflanzen werden jedoch aus dem Ausland eingeführt und stammen überwiegend aus Wildsammlungen. Über den „Aktionsplan zur stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe“ unterstützt das Bundeslandwirtschaftsministerium heimische Erzeuger dabei, die Anbauflächen für Heilpflanzen bis zum Jahr 2020 auf 20.000 Hektar auszuweiten.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:

http://arzneipflanzen.fnr.de
www.aus-natur-gemacht.de
aid-Heft „Heil- und Gewürzpflanzen aus dem eigenen Garten“, Bestell-Nr. 61-1192, Preis: 3,00 Euro, www.aid-medienshop.de

Regenwürmer: Kostenlose Mitarbeiter auf dem Feld

Sie erhöhen die Fruchtbarkeit des Bodens, steigern den Ertrag und das kostenfrei und ohne die Umwelt zu belasten: Regenwürmer leisten einen wichtigen Beitrag beim Ackerbau. Die Zeitschrift Landinfo stellte den Regenwurm und seine Leistungen für die Landwirtschaft vor.

Regenwürmer gelten nicht als Schädlinge, da sie sich nicht von grünen Pflanzenteilen ernähren, sondern von toten organischen Materialien. Dadurch arbeiten sie die anfallende Pflanzenstreu in den Boden ein und vermischen organische und mineralische Substanz. Die ausgeschiedenen Kotkrümel sind wiederum eine geeignete Nährstoffquelle für Pflanzen. Da Regenwürmer Bodenteilchen und organische Reste verkleben, stabilisieren sie die Bodenoberfläche und machen sie widerstandsfähiger gegen die Erosion durch Wind und Regen.

Das Röhrensystem der Regenwürmer verbessert die Infiltrationskapazität des Bodens und verschafft den Pflanzenwurzeln einen besseren Zugang zu Wasser und Nährstoffen. „Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Arbeit von Regenwürmern eine sehr umfassende und effektive Form der Bodenbearbeitung darstellt. Es gibt kein energie- und umweltschonenderes Verfahren. Durch Maschineneinsatz kann nur ein Teil des Wirkungsspektrums der Regenwürmer abgedeckt werden.“, so die Autoren Dr. Otto Ehrmann und Dr. Erich Unterseher.

Es gibt verschiedene Methoden, um den Bestand von Regenwürmern auf dem eigenen Feld zu erhalten und zu fördern. Die Bodenbearbeitung bei feuchtem Boden schadet den Regenwürmern, da sich diese dann nahe der Oberfläche befinden. Auch eine tiefe und intensive Bodenbearbeitung mit Fräse oder Kreiselegge sollte der Landwirt vermeiden. Dagegen fördern die Direktsaat und eine konsequente Mulchbedeckung die Populationsdichte. Organischer Dünger und Stallmist wirken sich positiv aus, Gülle könnte dagegen schädigend sein. Auf Dauergrünland und Feldern mit mehrjährigem Feldfutter fühlen sich Regenwürmer am wohlsten. Reine Ackerfruchtfolgen sind eher ungünstig. Die Autoren fassen zusammen: „Bei richtiger Förderung leisten Regenwürmer einen wichtigen kostenlosen Beitrag zur Verbesserung der Bodenstruktur und erhöhen damit langfristig die Ertragssteigerung.“

Annalena Schraut, www.aid.de

Heu: Selbstentzündung vermeiden

Kontrolle der Heutemperatur nach der Ernte ist wichtig. Denn die hohe Wärmeentwicklung im Heustock führt nicht selten zu einer Selbstentzündung im Heulager. Diese erfolgt jedoch nicht schlagartig, sondern in mehreren Phasen.

Auch wenn das eingebrachte, frische Heu weitestgehend trocken erscheint, muss die erforderliche Lagerfähigkeit nicht unbedingt gegeben sein. Im Zweifel sind noch nicht alle Pflanzenteile abgestorben und es kann sich noch zellgebundenes Wasser in dem Grüngut befinden. Durch die Restatmung erwärmt sich das Heu, es entwickeln sich sogenannte Schwitz- und Gärprozesse. Da Heu ein schlechter Wärmeleiter ist, staut sich die gebildete Wärme vor allem bei dicht gelagerten Ballen – es „schwitzt“.

Landwirte sollten die Temperatur regelmäßig messen. Bei Temperaturen bis 45°C wird ein tägliches Messintervall in der ersten Zeit als ausreichend angesehen. Von der zweiten bis zur vierten Woche ist alle zwei bis drei Tage und ab der fünften bis zur zwölften Woche einmal wöchentlich zu messen.

Eine Wärmeentwicklung im Bereich zwischen 45° und 60°C gilt bereits als bedenklich und erfordert eine Messung im Abstand von höchstens 12 Stunden, ab 50°C sogar alle sechs bis acht Stunden. Brandgefährlich sind Temperaturen ab 60°C. Dann sind die Feuerwehr und der Gemeinde- bzw. Ortsbrandmeister zu benachrichtigen. Messungen müssen nun ständig an den erhitzten Stellen vorgenommen werden. Steigt die Temperatur auf über 70°C, so ist die Feuerwehr über den Notruf zu alarmieren. Gleiches gilt, wenn die Oberfläche des Heulagers muldenartig einsinkt. Das Abtragen des Heustocks in dieser Situation ist ohne Anwesenheit der Feuerwehr nicht zu empfehlen. Durch den Kontakt mit dem Sauerstoff der Luft kann das Erntegut plötzlich entflammen.

Die Einlagerung von Heu ist so zu organisieren, dass jeder Punkt mit der Messsonde erreicht werden kann. Sinnvoll ist es, die Lagerstätte in Temperaturmessbereiche einzuteilen. Die Messpunkte sind gleichmäßig verteilt über den gesamten Heuvorrat anzuordnen. Alle Temperaturmessungen sollten mit der Angabe des Datums, der Messstelle und der Messtiefe in ein Nachweisheft eingetragen werden. Es ist vorteilhaft, von jedem Lagerort eine Skizze anzufertigen. Die Dokumentation dient in erster Linie als Nachweis der Temperaturkontrolle gegenüber den Untersuchungsbehörden und dem Feuerversicherer im Falle eines Brandes. Denn wird das regelmäßige Messen der Heustocktemperatur unterlassen bzw. nicht dokumentiert, kann das nicht nur zu versicherungsrechtlichen Konsequenzen führen, sondern auch als fahrlässige Brandstiftung geahndet werden.

Anke Klabunde, www.aid.de

Tropen und Subtropen: Falscher Düngereinsatz verringert Bodenqualität

Der falsche Einsatz von Mineraldüngern in den Tropen und Subtropen verringert offenbar die Qualität der Böden und gefährdet langfristig auch die Ernährungssicherheit. Zu diesem Resultat kommt eine gemeinsame Studie der Heinrich-Böll-Stiftung und der Naturschutzorganisation WWF. Sie fasst die ökonomischen und ökologischen Potenziale sowie negativen Wirkungen von mineralischer Düngung in den Tropen und Subtropen zusammen.

Noch nie haben Landwirte rund um den Globus so viel Dünger eingesetzt wie heute. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts hat die Produktion von Mineraldüngern nahezu linear zugenommen. Im Verbrauch gibt es jedoch regional große Unterschiede: Die Regionen mit dem höchsten Verbrauch sind laut Studie Ostasien und Südasien, während Mineraldünger in Afrika eine vergleichsweise geringe Bedeutung haben. In vielen kleinbäuerlichen Regionen der Tropen und Subtropen seien aber die Mehrerträge, die durch Mineraldünger erzielt werden können, gering. Der Grund dafür sei die geringe Fruchtbarkeit der übernutzten und ausgelaugten Böden. Die zugeführten Nährstoffe könnten kaum für die Pflanzen verfügbar gemacht werden. Dennoch zahlten die Kleinbauern für die Produkte viel Geld. Heute koste eine Einheit Dünger doppelt so viele Einheiten Nahrung wie noch vor zehn Jahren.

Der vermehrte Einsatz von Mineraldüngern, vor allem mit Stickstoff, führt laut Studie auch zu Umweltbelastungen. Die Artenvielfalt nehme ab, und die zunehmende Bodenversauerung hemme das Pflanzenwachstum. Zudem werde verstärkt Humus abgebaut, der für die Verfügbarkeit von Nährstoffen und Wasser von großer Bedeutung ist. Treibhausgase aus überschüssigem Stickstoff belasteten das Klima. Auf diese Weise zerstöre die Düngung mit künstlichem Stickstoff zentrale Produktionsgrundlagen der Landwirtschaft und gefährde die künftige Ernährungssicherung, schlussfolgern die Wissenschaftler.

Auf Mineraldünger könne aber nicht vollkommen verzichtet werden. Die Herausforderung bestehe darin, dass die Produkte Boden und Umwelt nicht schaden und die Nährstoffe dem System erhalten bleiben. Die Düngung mit künstlichem Stickstoff führe nur zu kurzfristigen Ertragssteigerungen. Alternativen seien Techniken zur Erhaltung und Aufbau von Bodenhumus wie tierische Dünger, Kompostierungsverfahren, Gründüngung und Intensivbrache. Die Länder Afrikas und Asiens sollten besser in ein nachhaltiges Bodenmanagement statt in die Subvention von Düngemitteln investieren, so das Fazit der Studie.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.wwf.de/2013/mai/am-boden-zerstoert/

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