Kategorie-Archiv: Test

Testberichte von A bis Z

Test Hähnchenfleisch: Hühner sind arme Schweine!

Ein Salat mit Hähnchenbrust gilt als leicht und gesund. Doch für die Hähnchen ist das kurze Leben, das die Tiere haben, eine Katastrophe. Vor allem die Haltungsbedingungen in der konventionellen Tierhaltung schreien zum Himmel. Zudem bekommen alle konventionellen Hähnchen während fast der gesamten Mast mit dem Futter Medikamente.

Wie gut ist Bio? Nach Angaben von Animal Rights Watch wurde dieses Bild kürzlich in einem Bio-Betrieb aufgenommen. Foto: Animal Rights Watch
Wie gut ist Bio? Nach Angaben von Animal Rights Watch wurde dieses Bild kürzlich in einem Bio-Betrieb aufgenommen. Foto: Animal Rights Watch

Viele Verbraucher legen mittlerweile Wert auf die Frage der Haltungsbedingungen, sie wollen kein Fleisch mehr essen, das unter unwürdigen Bedingungen hergestellt wurde. Doch katastrophale Zustände sind in der konventionellen Tierhaltung an der Tagesordnung, wo bis zu 20 Hühner auf einem Quadratmeter Stall zusammen gesperrt werden und zum Teil ihr gut 30 Tage kurzes Leben lang kein Tageslicht sehen. Weil sie auf möglichst schnelle Fleischproduktion gezüchtet wurden, sind viele Tiere am Ende der Mast krank und können sich nicht mehr schmerzfrei bewegen. Nicht einmal als Lebewesen werden sie wahrgenommen. So berichtet die Soko Tierschutz, dass sie erst kürzlich einen Hähnchenmäster erwischte, der kranke, aber noch lebende Tiere in einem Container für Tierkadaver „entsorgte“.

Bis zu 40.000 Hühner stehen in der konventionellen Mast in einem Stall, bis zu 20 auf einem Quadratmeter. Nach 30 Tagen Mast ist die Einstreu total verdreckt und viele Tiere krank, manche verenden.

Die Bio-Tierhaltung ist zwar besser, aber auch noch nicht gut, stellte ÖKO-TEST (Ausgabe 10/2013) in seiner Untersuchung fest. So dürfen in ökologischen Betrieben höchstens zehn Hühner pro Quadratmeter Stall gehalten werden. Doch von den Bio-Verbänden bekam ÖKO-TEST keine zufriedenstellende Erklärung dafür, warum das Mindestschlachtalter von 81 Tagen für schnell wachsende Rassen nicht auch für langsam wachsende Rassen gilt. Deren Leben endet auch schon nach kurzen 50 Tagen.

Die Branche ist zwar durch diverse Skandale aufgeschreckt, doch wirklich kooperativ zeigte sie sich gegenüber ÖKO-TEST nicht: So weigerte sich Marktführer Wiesenhof zu sagen, von wem die von ÖKO-TEST untersuchten Tiere gemästet wurden. Denn nach ÖKO-TEST-Recherchen wurden eben diese Herden am wenigsten artgerecht gehalten.

Damit nicht genug: Gesundheitsgefährdende Keime wie Salmonellen, Listerien und Campylobacter fanden sich in fast der Hälfte der untersuchten Marken. Dazu in fast allen Proben Keime, die gegen verschiedene Antibiotika resistent sind. Glaubt man der Branche, werden inzwischen zwar weniger dieser Medikamente eingesetzt, doch hat eine Herde im Test sogar ein so genanntes Reserveantibiotikum bekommen. Das sind Mittel, die nur beim Menschen und nur dann eingesetzt werden sollten, wenn sonst nichts mehr hilft. Denn ansonsten ist absehbar, dass Keime auch gegen die Mittel über kurz oder lang resistent werden. Zudem bekommen alle konventionell gemästeten Tiere während fast der gesamten Mast Medikamente gegen Kokzidiose. Dagegen lassen Bio-Mäster die Tiere impfen, was bei konventionellen wegen der Enge im Stall und der damit verbundenen hohen Konzentration der Krankheitserreger nicht ausreichend wirkt.

Test: Zahnwurzelfüllungen

Höchste Zeit, dass sich das Frankfurter Verbrauchermagazin ÖKO-TEST (Ausgabe 10/2013) einmal um eine Produktgruppe gekümmert hat, von der Verbraucher zwar direkt betroffen sind, auf deren Einkauf sie aber keinen Einfluss haben. Es geht um Materialien, die der Zahnarzt zum Füllen von Zahnwurzeln verwendet. Und siehe da: Häufig werden Materialien verwendet, die in Fachkreisen längst als veraltet gelten. Unter anderem deshalb, weil sie ein hohes allergenes Potential haben.

Nicht genug damit, dass sich wohl die meisten Deutschen nur höchst ungern auf den Zahnarztstuhl legen. Zum Bammel vor dem Bohrer kommt jetzt auch noch die ernste Sorge, ob der Zahnarzt des Vertrauens wirklich auf dem neuesten Stand der Technik ist.

Denn eigentlich sind Wurzelbehandlungen eine gute Sache – damit lassen sich Zähne retten, die vor Jahren noch gnadenlos gezogen worden wären. Doch die Materialien, die Zahnärzte für die Behandlung beim Fachhandel bestellen, können etwa Chlorphenole, Kampfer, Menthol und Jodoform enthalten, wie ÖKO-TEST in seiner Untersuchung feststellte. Solche Gemische gelten aufgrund ihrer Zellgiftigkeit schon länger als veraltet.

Das Gleiche gilt für Füllungen, die indiskutable Zusätze wie Formaldehyd/-abspalter oder Kortisonabkömmlinge enthalten. Bereits im Jahre 1999 kritisierte die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kiefernheilkunde die „ausgeprägte neurotoxische Wirkung des Formaldehyds“, zudem sei dessen allergisierendes Potential „eindeutig von klinischer Relevanz“ und mithin die Verwendung in Wurzelfüllpasten „obsolet“, sprich überholt.

Da bleibt der Schwarze Peter einmal mehr bei den Patienten: Sie sollten sich vor einer Wurzelbehandlung bei ihrem Zahnarzt erkundigen, welche Materialien er verwendet. Leider hat man keinen Anspruch auf ein bestimmtes Material – im Zweifel muss man also den Zahnarzt wechseln.

Test Kaffeekapseln: So ein Müll!

Keine Frage: Die Zubereitung von Kaffee oder Espresso in Kapselmaschinen wie Nespresso ist absolut trendy. Doch das Frankfurter Verbrauchermagazin ÖKO-TEST fragt in seiner aktuellen Oktober- Ausgabe, ob der Preis für die Bequemlichkeit nicht doch unakzeptabel hoch ist? Denn die Mehrzahl der verwendeten Kapseln landet im Müll. Zudem konnten viele Produzenten nicht belegen, dass sie bei der Produktion auf faire und soziale Standards achten.

Laut dem Deutschen Kaffeeverband wurden im vergangenen Jahr allein in Deutschland 10 000 Tonnen Kaffeekapseln für die verschiedenen Systeme produziert. Das sind zwei Milliarden Kapseln. Hintereinander gelegt, ergeben sie eine Strecke von 60 000 Kilometern – das reicht eineinhalb mal um die Erde.

Obwohl ein Teil der Kapseln nach Gebrauch recycelt wird, landet doch der große Rest im Müll.

Das ÖKO-TEST-Magazin hat bei den Herstellern auch erfragt, inwieweit für die Produktion der Kapseln und des Kaffees soziale und faire Standards eingehalten werden. Gerade die Kaffeeproduktion ist für Verbraucher mittlerweile ein Synonym für Ausbeutung, Unterdrückung und Kinderarbeit in den Anbauländern – und das wollen immer weniger Menschen hierzulande unterstützen. Doch nur fünf der 13 untersuchten Kaffeekapseln enthalten Kaffee, bei dessen Produktion die Hersteller bemüht sind, dass den Plantagenarbeitern der gesetzliche Mindestlohn gezahlt wird und bestimmte Kernarbeitsnormen eingehalten werden.

Unrühmliches Beispiel dafür ist ausgerechnet Marktführer Nespresso: Auf Nespressopackungen steht das Nestlé-Label „ecolaboration AAA Sustainable Quality Programm“. Was die meisten Kaffeetrinker aber nicht wissen ist, dass es sich bei dem AAA-Programm um ein Stufen-Programm handelt. Das heißt: Das Label darf bereits verwendet werden, wenn ein Kaffeebauer nur die Mindestanforderungen erfüllt. Dazu gehört zum Beispiel nicht, dass auf Plantagen Mindestlöhne gezahlt werden und alle ILO-Kriterien eingehalten werden müssen. Nestlé selbst gibt an, dass man seit Ende Juni 2013 rund 80 Prozent des Kaffees durch das AAA-Programm beziehe. Wann es aber 100 Prozent sein werden und wie viel Kaffee der 80 Prozent nach dem höchsten AAA-Level produziert wurden, das bleibt unbeantwortet. Für ÖKO-TEST ein klarer Fall von Greenwashing.

Eine Alternative zu den Einweg-Kapseln sind Mehrwegkapseln. Im ÖKO-TEST waren zwei verschiedene Produkte. Mit beiden ließ sich zwar problemlos Kaffee zu bereiten, doch nur eine Mehrwegkapsel überzeugte auch im Anwendungstest in der Maschine restlos.

Test: Weintrauben – Bio durchgefallen

Nein, dieses Mal konnte das Frankfurter Verbrauchermagazin ÖKO-TEST kein Loblied auf die Öko-Produkte anstimmen. Denn bei einer Untersuchung (Ausgabe 10/2013) von 27 Proben Weintrauben aus konventionellem und Bio-Anbau kam heraus: Jede zweite Bio-Probe enthielt den Wirkstoff Phosphonsäure. Dabei handelt es sich um einen chemisch-synthetischen Stoff, der gegen Pilzkrankheiten im Weinbau eingesetzt wird.

Auch wenn Phosphonsäure gesundheitlich unbedenklich ist: Wer Bio kauft, möchte nicht, dass beim Anbau konventionelle Chemie zum Einsatz kommt! Das war aber bei den betroffenen Bio-Weintrauben aus Italien der Fall. Abgesehen davon, dass der Einsatz von Phosphonsäure in Italien gar nicht erlaubt ist: Die von ÖKO-TEST gefundenen Rückstände liegen mehr als hundertfach über dem Orientierungswert für Bio-Ware, den der Bundesverband Naturkost und Naturwaren empfiehlt.

Die Bio-Bauern verwenden Phosphonsäure, um kupferhaltige Präparate zu ersetzen. Diese Mittel sind im Öko-Landbau zwar erlaubt, allerdings reichert sich Kupfer im Boden an. Die EU-Kommission hat die EU-Mitgliedsländer daher bereits vor Jahren aufgefordert, den Einsatz von Kupfer zu reduzieren. Das ist ein großes Problem für Öko-Landwirte, die kupferhaltige Präparate etwa gegen Pilzkrankheiten einsetzen.

Deshalb treibt die Branche derzeit die Aufnahme des Pflanzenschutzmittels Phosphonsäure in die Öko-Verordnung voran. Phosphonsäure wird im Labor hergestellt, über die Wurzel aufgenommen und hinterlässt Rückstände in den Früchten. Das aber will der Verbraucher nicht. Der hohe Anspruch, den die Bio-Branche vermittelt, darf nicht verwässert werden, kritisiert ÖKO-TEST.

Auf den ersten Blick besser hat beim ÖKO-TEST konventionell angebaute Ware abgeschnitten. Auf den ersten Blick deshalb, weil in den Produkten zwar nur geringe Rückstände chemischer Pestizide gefunden wurden. Das liegt aber vor allem daran, dass die Bauern mittlerweile viele verschiedene Mittel in eben geringer Dosierung einsetzen. Das führt rein rechnerisch zwar zu niedrigen Rückstandsmengen einzelner Substanzen. Doch wie sich die Mehrfachbelastung auf den Menschen auswirkt, ist bis heute ungeklärt.

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