Im Neubau des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster hängt das erste Bild in den neuen Ausstellungsräumen: Handwerker aus dem Haus haben das großformatige Gemälde „Etude“ von Simon Hantaï an der Wand angebracht. Vorher war eine erste Testbohrung für die Wandhalterung notwendig.
Im zweiten Obergeschoss ist zukünftig Gegenwartskunst aus der Sammlung beheimatet. „Simon Hantaï gehört zu den weniger bekannten Künstlern in Deutschland, der in seiner Heimat Frankreich als zentrale Figur gilt“, erklärt die Kuratorin für Gegenwartskunst Melanie Bono die Bedeutung Hantaïs. „Das Werk ist eine wichtige Position in unserer kleinen, aber profilierten Sammlung französischer Kunst der Nachkriegszeit.“
Das aus dem Jahre 1969 stammende Bild „Etude“ erregt durch seine leuchtend blaue Farbe und dem Kontrast zu den weißen Aussparungen Aufmerksamkeit. Scherenschnittartig breiten sich die spitz zulaufenden Formen in Weiß und Blau über die Leinwand aus und bilden ein regelloses Ornament.
Simon Hantaï war in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in Frankreich eine zentrale Figur für die Erneuerung des Bildes und der Malerei. Er war revolutionär in der Thematisierung der Leere und relativierte den künstlerischen Schöpfungsakt. So entstand „Etude“ durch Zusammenknüllen der Leinwand, die in diesem Zustand bemalt und dann wieder auseinander gefaltet wurde. Die weißen Zwischenräume sind tatsächliche Aussparungen und keine bewusst gesetzen Lücken.
Für die Abwesenheit von Formbildung und Fokussierung in seinem Bild hat Hantaï eine Formulierung bei dem Philosophen Philippe Lacoue-Labarthe gefunden: „Die aktive Neutralität des Dazwischen.“
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