Möglichkeiten und Grenzen der Inklusion

Inklusion beginnt bei der Sprache und hört bei der Schaffung von Wohnraum noch lange nicht auf. Eine Vielzahl von Anregungen kann Norbert Killewald, NRW-Beauftragter der für die Belange der Menschen mit Behinderung, aus dem Kreis Soest mit nach Düsseldorf nehmen. In einer Podiumsdiskussion stellte er sich den kritischen Fragen der Menschen, deren politisches Sprachrohr er darstellt: den Bewohnern der Wohnverbünde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Lippstadt und Warstein.

Diskussion auf Augenhöhe (von links): Barbara Schirmer (LWL-Wohnverbund Lippstadt) und die Beiratsmitglieder Christiane Heinze und Anita Kempkensteffen, die Behindertenbeauftragten Siegfried Dobel (Kreis Soest) und Norbert Killewald (Land NRW) sowie Karla Seehausen (LWL-Wohnverbund Warstein).  Foto: LWL/Brinkmann
Diskussion auf Augenhöhe (von links): Barbara Schirmer (LWL-Wohnverbund Lippstadt) und die Beiratsmitglieder Christiane Heinze und Anita Kempkensteffen, die Behindertenbeauftragten Siegfried Dobel (Kreis Soest) und Norbert Killewald (Land NRW) sowie Karla Seehausen (LWL-Wohnverbund Warstein).
Foto: LWL/Brinkmann

 

 

 

 

 

 

 

2,7 Millionen Menschen mit Behinderungen leben in Nordrhein-Westfalen. Laut UN-Konvention soll eine inklusive Gesellschaft ihnen dieselben Möglichkeiten bieten wie allen anderen. „Inklusion gelingt aber nur, wenn auch im sozialen Umfeld eine Akzeptanz da ist“, betonte Klaus Stahl, LWL-Referatsleiter für Wohn- und Pflegeangebote, am Beispiel von Wohnbauprojekten. Menschen mit Behinderungen seien nicht in jeder Nachbarschaft willkommen. „Dabei haben wir unwahrscheinlich gute Erfahrungen mit ambulanten und stationären Projekten gemacht“, so Stahl. Und nur durch diese Erfahrungen könne die Akzeptanz in der Bevölkerung wachsen.

Irmgard Soldat, stellvertretende Landrätin des Kreises Soest, sieht „noch viel Arbeit“, um die verschiedenen Lebensbereiche so zu gliedern, „dass Menschen mit Behinderungen eine Chance auf ein normales Leben bekommen und ihnen eine Teilhabe an allen Lebenssituationen möglich ist“. Welchen Beitrag die Einrichtungen des LWL hierzu bereits leisten und welche Ziele darüber hinaus formuliert wurden, stellte Janine Rottler-Nourbakhsch, Leiterin des Lippstädter Wohnverbunds, vor. Demnach werden die Wohnangebote an die Vorgaben des Wohn- und Teilhabegesetzes angepasst, das zum Beispiel mehr Einzelzimmer vorschreibt. Auch werde der Grundsatz „ambulant vor stationär“ weiter umgesetzt: „Das bedeutet, dass beide Wohnverbünde bis 2018 zusammen 130 stationäre Plätze zugunsten ambulanter Wohnformen abbauen, davon 74 in Lippstadt und 56 in Warstein“, kündigte Rottler-Nourbakhsch an.

Wie sehr sie durch bauliche, sprachliche oder in Köpfen vorhandenen Barrieren noch immer eingeschränkt werden, verdeutlichten Mitglieder der Beiräte beider LWL-Wohnverbünde, einer gewählten Interessenvertretung der Bewohnerinnen und Bewohner. Mit dem NRW-Beauftragten und Siegfried Dobel, dem Behindertenbeauftragten des Kreises Soest, diskutierten Jürgen Eilhard, Christiane Heinze, Anita Kempkensteffen und Thomas Saßmannshausen. Sie machten ihren Wünschen und Forderungen Luft: etwa nach „mehr Texten in einfacher Sprache“ oder einem Verzicht auf „diskriminierende Begrifflichkeiten“.

Auch ging es um die Frage, wie die Gesellschaft besser auf Inklusion vorbereitet werden könne. Hierzu stellte Killewald kurz den Aktionsplan des Landes vor, der zunächst auf Aufklärung und Bewusstseinsbildung setzt: „Um etwas zu verändern, müssen wir uns alle ändern“, so der Landesbeauftragte.

Vor allem der Wunsch nach einem höheren Betreuungsschlüssel, damit Konflikte zwischen einzelnen Mitbewohnern besser gelöst werden könne, machte jedoch deutlich, wo die Grenzen der Inklusion liegen. Nämlich da, wo öffentliche Mittel knapp sind. Siegfried Dobel forderte die Betroffenen auf, sich zu beschweren, wenn der Schuh drückt: „Wenn Sie den Mund aufmachen, ist das ein wertvoller Beitrag.“

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