Nutztierhaltung und Ernährungssicherung: Mehr Effizienz als Herausforderung

Werden wir uns künftig von Insekten ernähren müssen, um uns mit tierischem Eiweiß zu versorgen? Und wie muss künftig Nutztierhaltung betrieben werden, damit die Nachfrage gedeckt werden kann? Im Rahmen der 25. Hülsenberger Gespräche gab Professor Dr. Manfred Schwerin einen Überblick über die zukünftigen Herausforderungen einer nachhaltigen Nutztierzucht und -haltung. Der Wissenschaftler vom Dummerstorfer Leibniz-Institut für Nutztierbiologie lenkte den Blick zunächst auf die Rahmenbedingungen, unter denen heutzutage Tierhaltung betrieben wird.

Die hochproduktive Nutztierhaltung der Industrieländer wird auch künftig einen großen Anteil daran haben, die weltweit zu erwartende steigende Nachfrage nach tierischen Nahrungsmitteln zu decken. Diese Produktion vollzieht sich jedoch in einer gesellschaftlichen Umgebung, die der Nutztierhaltung zunehmend skeptisch gegenüber steht. Das äußert sich sowohl in Veränderungen der Konsumgewohnheiten als auch in restriktiven Anpassungen der Vorschriften, Verordnungen und Gesetze. Vor diesem Hintergrund besteht die Herausforderung des Sektors darin, Instrumente zu entwickeln, die ein nachhaltiges Wirtschaften als Leitmotiv ermöglichen und sichern.

Im Vordergrund steht der effiziente Umgang mit den knapper werdenden natürlichen Ressourcen wie Boden, Wasser, Energie und anderen Rohstoffen. Bei der Tierproduktion muss sich dieser Ansatz nicht nur auf die Haltung von Tieren, sondern auch auf den Anbau und die Verarbeitung der Futtergrundlagen beziehen. Zur ressourceneffizienten Erhöhung der Flächenproduktivität in der Tierhaltung sei es notwendig, sowohl einen höheren Flächenertrag bei der Futterproduktion als auch eine ressourcenschonende Leistungssteigerung in der Tierproduktion zu erreichen, so Schwerin. Hierfür sei auch das Sektorübergreifende Zusammenführen innovativer Konzepte aus verschiedenen Forschungsdisziplinen notwendig. Weiterhin verwies Schwerin auf die „sehr hohen Verluste“ entlang der Wertschöpfungskette „Futterbau – Nutztierhaltung – Ernährungsindustrie – Reststoffverwertung“. Auch hier besteht nach Ansicht des Wissenschaftlers ein großes Potenzial der Ressourcenschonung.

Dennoch dürften die möglichen Effizienzsteigerungen nicht ausreichen, um die wachsende Nachfrage zu bedienen. Insofern werden innovative Ansätze in der Tierhaltung notwendig werden, so zum Beispiel zur Vermeidung der Flächenkonkurrenz. Hier bietet die Aquakultur als am schnellsten wachsender Nahrungsmittel produzierender Sektor interessante Entwicklungsmöglichkeiten. Daneben besitzen auch bisher nicht oder zu wenig genutzte Tierarten – wie Insekten – ein großes Potenzial für die Ernährungssicherung der Menschen und die Futterversorgung der Tiere. Diese Alternative wird nach Ansicht des Wissenschaftlers aus Dummerstorf bisher noch nicht genügend genutzt.

Dr. Uwe Scheper, www.aid.de

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