Schlagwort-Archiv: Kinder

Stigmatisierung erhöht das Risiko für Übergewicht

Mädchen, die als „zu dick“ bezeichnet werden, haben offenbar im späteren Leben ein höheres Risiko für Fettleibigkeit. Das ist das Fazit einer US-amerikanischen Studie, an der knapp 2.400 Mädchen im Alter von zehn Jahren teilnahmen. Die Wissenschaftler der Universität von Kalifornien bestimmten die Körpermaße und den Körpermassenindex (BMI) der jungen Probandinnen. Außerdem wurden die Kinder befragt, ob ihre Eltern, Geschwister, Freunde, Klassenkameraden oder Lehrer sie einmal oder wiederholt als „zu dick“ bezeichnet hatten. Zusätzlich analysierten sie weitere Faktoren, die das Körpergewicht beeinflussen könnten wie Einkommen und Bildungsstatus der Eltern, sowie Alter beim Eintritt in die Pubertät. Im Alter von 19 Jahren wurde der BMI der Mädchen erneut bestimmt. Ab einem BMI von 30 gelten Menschen als stark übergewichtig oder adipös.

Das Resultat: Wenn Familienmitglieder ein zehnjähriges Mädchen als „zu dick“ bezeichneten, war das Risiko für Adipositas im Alter von 19 Jahren um 62 Prozent erhöht. Bei Bekannten außerhalb der Familie stieg die Wahrscheinlichkeit immerhin noch um 40 Prozent. Der Zusammenhang war dabei unabhängig vom BMI: Auch normalgewichtige Mädchen waren häufiger im späteren Alter adipös, wenn negativ über ihre Figur gesprochen wurde.

Vermutlich blockiert die Stigmatisierung die Fähigkeit der Betroffenen, ihr Verhalten zu ändern und ihr Gewicht zu kontrollieren – auch schon bei Mädchen im Grundschulalter. Dafür ist kein Hänseln notwendig, sondern es genügt bereits die scheinbar harmlose Einstufung als „zu dick“. Das Wohlbefinden wird gesenkt und der psychische Stress steigt, beschreiben die Autoren. Möglicherweise entwickelt sich eine Angst vor Diskriminierung, die mit einer gesteigerten Nahrungsaufnahme ausgeglichen wird. In weiteren Studien soll gezeigt werden, ob mit der Stigmatisierung die Blutkonzentration des Stresshormons Cortisol steigt. Auch das wäre eine Erklärung für die Gewichtszunahme.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen: aid-Broschüre „Der Kopf isst mit – Zusammenspiel zwischen Essen und Psyche“, Bestell-Nr. 3440, www.aid.de/shop/shop_detail.php?bestellnr=3440

Kinder wollen raus zum Toben

Gestern noch großes Kita-Kind, heute kleines, aber stolzes i-Dötzchen. In der Schule gibt so viel Neues: ein anderer Tagesrhythmus, neue Freunde und Lehrer, ein großer Schulhof, vielleicht sogar ein Schulgarten. Nach dem Stillsitzen im Unterricht oder in der Offenen Ganztagsschule sind die Bewegungspausen im Freien für Kinder Gold wert.

Welche Spielmöglichkeiten gibt es dort? Was kann man mit den neuen Freunden spielen? Mit dem aid-Kinderheft „So macht Essen Spaß“ erhalten die Kinder viele Ideen. Jede Seite des Heftes begeistert für einen aktiven Lebensstil: zu Fuß zur Schule gehen, in der Schulpause toben, am Nachmittag die Spielmöglichkeiten in der Nähe der Wohnung nutzen statt der Spielkonsolen, die „essbare“ Natur in Form der Gemüse- und Obstgärten erkunden, in der Küche bei der Essenszubereitung mithelfen, kleine Botengänge erledigen und vieles mehr.

Das Heft zeigt, wie die Themen Essen, Bewegung, Umwelt und Naturschutz im Sinne eines nachhaltigen Lebensstils verknüpft werden können. Die kindgemäßen Aufgaben lenken den Blick der Kinder über den Tellerrand hinaus, ermutigen sie, ihre eigenen Wünsche zu äußern und die Eltern dafür zu gewinnen. Aussagekräftige Illustrationen, spannende kleine Aufgaben und über 60 bunte Sticker machen das Heft gerade für Erstleser interessant.

Quelle/Text/Redaktion: www.aid.de

Weitere Informationen:
aid-Heft „So macht essen Spaß“, Bestell-Nr. 1318, www.aid.de/shop/shop_detail.php?bestellnr=1318

Toben macht schlau und fit: Spielerisch Motorik trainieren

Spielkonsole und TV sind heute die liebsten Spielkameraden der „Generation Stubenhocker“. Mit durchschnittlich 1,6 Stunden pro Tag sitzen Grundschulkinder deutlich länger vor dem Bildschirm als sich zu bewegen, draußen zu spielen und zu toben (1,3 Stunden). Das zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK). Zwei von zehn Kindern bewegen sich sogar weniger als eine Stunde am Tag. Jedes fünfte Grundschulkind wird außerdem mit dem Auto zur Schule gebracht. Die Folgen: Motorik, Gleichgewicht und Geschicklichkeit leiden.

Foto: Techniker Krankenkasse
Foto: Techniker Krankenkasse

So fallen immer mehr Kindern einfache Bewegungsabläufe schwer – ob rückwärts balancieren, einen Ballfangen oder mit geschlossenen Augen eine Weile auf einem Bein stehen. Verglichen mit Mädchen und Jungen, die in den 80er Jahren aufgewachsen sind, haben Kinder heute bis zu 15 Prozent weniger Ausdauer und Kraft,auch sind sie langsamer und unbeweglicher.

Die TK hat deshalb zusammen mit den Sportwissenschaftlern Professor Dr.Klaus Roth und Dr. Mareike Pieper von der Universität Heidelberg und dem Filmemacher Holger Braack das Bewegungspaket „Koordination ist kinder-Koordination ist kinderleichtleicht“ entwickelt. In kurzen Filmen, Interviews und einer Broschüre wird gezeigt, wie Eltern von Grundschulkindern ihren Sprösslingen im Alltag unkompliziert mit einfachen Spielen helfen können, ihre Koordination zu verbessern. Von den Spielen profitieren vor allem Kinder, die leichte Defizit bei der Koordination haben. Aber auch alle anderen Kinder können ihre Fähigkeiten damit noch weiter entwickeln. Im Mittelpunkt steht die Freude an der Bewegung. Schritt für Schritt soll das Kind seine Fähigkeiten ausbauen und durch Erfolgserlebnisse motiviert werden weiterzumachen.

„Kinder mit guten koordinativen Fähigkeiten bewegen sich im Alltag, beim Sport und im Straßenverkehr sicherer“, sagt Roth. Die Jungen und Mädchen haben mehr Spaß an der Bewegung und lernen auch schneller neue Bewegungsabläufe. Auch später als Erwachsene sind sie meist noch sportlich aktiv. Studien haben zudem gezeigt, dass Kinder, die sich viel bewegen,motivierter und mit mehr Lust lernen. Außerdem knüpfen sie leichter Kontakt zu anderen Kindern und haben mehr Selbstvertrauen.

Quelle/Text/Redaktion:
Techniker Krankenkasse
Stand: Juni 2012

Vorbeugung funktioniert – wenn sie in Familien ankommt

Zwei Jahre nach Beginn des Modellvorhabens „Kein Kind zurücklassen“, das vom Land Nordrhein-Westfalen und der Bertelsmann-Stiftung initiiert wurde, ziehen die Forscher eine erste Zwischenbilanz. Fazit: Vorbeugung funktioniert – wenn sie bei den Familien ankommt. Ein früher Kita-Besuch und Sport im Verein kann zum Beispiel helfen, Sprachprobleme bei Kindern mit Migrationshintergrund deutlich zu mildern und so ihre schulischen Chancen zu verbessern. „Aber Prävention kann nicht verordnet werden“, sagt Prof. em. Dr. Peter Strohmeier vom Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR) an der RUB. „Familien haben eine Schlüsselfunktion; sie nehmen Angebote freiwillig in Anspruch.“ Die RUB-Forscher entwickeln Instrumente für Kommunen, um solche Angebote passgenau zu planen.

Vorbeugen ist besser als später helfen

Im Projekt „Kein Kind zurücklassen“, haben sich 18 Kommunen aus Nordrhein-Westfalen zusammengeschlossen, um sogenannte Präventionsketten aufzubauen. Dabei wollen sie Kräfte und Angebote bündeln, um Kinder und ihre Familien von der Schwangerschaft bis zum Berufseintritt zu unterstützen. Hintergrund ist die Einschätzung, dass sich durch gezielte Prävention Mittel einsparen lassen, die sonst für Kinder- und Jugendhilfe und soziale Folgekosten ausgegeben werden müssen. Begleitend zum Projekt erforschen Wissenschaftler, welche Faktoren für den Aufbau von Präventionsketten förderlich sind und wie man Familien erreicht, die bisher keine Unterstützung in Anspruch genommen haben.

Bisherige Ergebnisse: Weichen früh stellen

„Schulen, Kindertagesstätten, Angebote der Kirchen und Verbände, aber auch Sport im Verein fördern die Entwicklung von Kindern“, sagt Prof. Peter Strohmeier. Bildungsbiografien sind dabei „pfadabhängig“, die Weichen werden früh gestellt. Prävention wirkt besonders nachhaltig, wenn Kinder früh gefördert und die Eltern in die Förderung mit einbezogen werden. Kinder zum Beispiel, die vor ihrem dritten Geburtstag eine Kita besuchen, sind in nahezu allen Entwicklungsbereichen weiter als Kinder, die später in die Kita gehen. Die Bildungschancen von benachteiligten Kindern lassen sich somit erheblich verbessern: Die Wahrscheinlichkeit für mangelhafte Deutschkenntnisse beim Schuleintritt von Kindern mit einem türkischen Migrationshintergrund, deren Eltern eine niedrige Schulbildung aufweisen und die Sozialgeld beziehen, lässt sich so von 75 Prozent auf 29 Prozent senken, wie in einer der teilnehmenden Städte gezeigt werden konnte.

Wie man Familien erreicht

Allerdings funktioniert das natürlich nur dann, wenn die Familien solche Angebote auch nutzen. „Sozial benachteiligte Familien der unteren Bildungsschicht, zumal wenn es sich um Einwanderer handelt, werden von präventiv wirksamen Angeboten nicht überall gut erreicht. Arme Kinder gehen zum Beispiel später in die Kita, und nur relativ wenige von ihnen treiben Sport im Verein“, sagt Prof. Strohmeier. Angebote, die wirken sollen, müssen daher „nah“ bei den betroffenen Familien sein. Im Vergleich der Kommunen in Nordrhein-Westfalen haben die Forscher noch erhebliche Unterschiede festgestellt: So bewegt sich der Anteil der Dreijährigen, die keine Kita besuchen, in verschiedenen Kommunen in NRW zwischen null und 47 Prozent.

Modellhafte Lösungen anhand vorhandener Daten

Um Zusammenhänge transparent zu machen, die vor Ort die Diagnose und Lokalisierung von Problemlagen (in Quartieren und Einrichtungen) und die Evaluation kommunalen Handelns ermöglichen, entwickeln die Forscher ein Monitoring für Kommunen. Es wertet Daten aus, die ohnehin erhoben werden – zum Beispiel bei der Schuleingangsuntersuchung – und verbindet sie miteinander. Anhand der Ergebnisse entwickeln die Forscher modellhaft Lösungen, die Informationen für alle am Bildungsgeschehen beteiligten Akteure interessant sind.

Quelle/Text/Redaktion: Meike Drießen (RUB)
Dezernat Hochschulkommunikation
Stand: 29.08.2014

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