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Zusammenhang von Neurodermitis und ADHS

Experten von Uniklinikum und TU Dresden informierten jetzt über „ADHS und psychologische Effekte der Neurodermitis“ . Im Mittelpunkt der Vorträge standen die Diagnose und Behandlung bei der Erkrankungen sowie mögliche gemeinsame Ursachen.

Bereits leichte Neurodermitis im Kleinkindalter erhöht das Risiko für eine spätere Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) um 50 Prozent. Diesen Zusammenhang entdeckte ZEGV-Direktor Prof. Jochen Schmitt bereits 2010. Neueste Forschungsansätze bringen nun Hinweise auf die möglichen zugrundeliegenden Prozesse: Juckende, entzündete Haut – ein typisches Neurodermitis-Symptom – führt zur verstärkten Ausschüttung immunologischer Botenstoffe, sogenannter Zytokine.

Gelangen diese ins Gehirn, können sie möglicherweise jene Hirnstrukturen stimulieren, die ADHS hervorrufen. Prof. Veit Rößner, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, empfiehlt daher: „Eltern sollten vor diesem Hintergrund schon kleine Anzeichen von Neurodermitis bei ihren Kindern, besonders in den ersten zwei Lebensjahren, fachgerecht behandeln lassen.“

ADHS – Eine der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen des Kindes-und Jugendalters

Die Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) ist eine psychiatrische Störung, die durch Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität gekennzeichnet ist. Weltweit leiden etwa fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen an ADHS, wobei Jungen etwa vier- bis sechsmal häufiger betroffen sind als Mädchen. Erste Symptome treten in der Regel vor dem sechsten Lebensjahr auf und dauern bei etwa 75 Prozent der Patienten bis ins Erwachsenenalter an. Bei circa 90 Prozent der Patienten werden außerdem begleitende psychiatrische Störungen wie etwa eine Störung des Sozialverhaltens oder Angststörungen beobachtet.

Die ADHS führt zu einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität der Betroffenen und deren Angehörigen und ist überdurchschnittlich häufig mit familiären Problemen, Versagen in der Schule oder im Beruf sowie mit Delinquenz und Drogenkonsum verbunden. Trotz intensiver Forschungsbemühungen ist die Entstehung und Entwicklung der ADHS nur wenig geklärt. Familien- und Zwillingsstudien weisen auf eine starke genetische Komponente der Erkrankung hin. Untersuchungen des Gehirns von ADHS-Patienten zeigten eine veränderte Aktivität in bestimmten Regionen wie etwa dem präfrontalen Kortex. Der präfrontale Kortex ist maßgeblich für die Steuerung der Aufmerksamkeit und des zielgerichteten Handelns verantwortlich.

Neurodermitis – Eine der häufigsten chronischen Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters

Schätzungsweise zehn Prozent aller Kinder in Deutschland leiden an Neurodermitis, wobei Experten vor einer deutlichen Zunahme der Erkrankung warnen.  Die Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung und gilt als eine der häufigsten chronischen Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters, die oft bereits im ersten Lebensjahr auftritt. Charakteristisch für die Neurodermitis ist eine trockene, entzündliche Haut mit Flechten sowie ein stark quälender Juckreiz.

Die Symptome der Neurodermitis, vor allem das Jucken und die damit einhergehenden Schlafstörungen, das Gefühl, entstellt zu sein sowie die Unvorhersagbarkeit des Krankheitsverlaufs stellen für die betroffenen Patienten und deren Angehörige eine starke psychische Belastung dar. Forschungsbemühungen der letzten Jahre zeigen, dass die Neurodermitis durch viele Faktoren entsteht.

Genetische und exogene Faktoren, aber insbesondere auch eine Regulationsstörung des Immunsystems sind beteiligt. Forschungsergebnisse zeigen, dass Neurodermitiker vermehrt immunologische Botenstoffe (Zytokine) ausschütten, die die Entzündungen in der Haut auslösen und aufrechterhalten. Andere Studien zeigen, dass erhöhte Stressbelastung im Alltag zu einer verstärkten Hautsymptomatik führt. Allergene, übertriebene Hygiene sowie ein verstärkter bakterieller Befall der Haut könnten ebenfalls Einflussfaktoren sein und zu einem Krankheitsschub führen.

Neurodermitis – Ein Risikofaktor für ADHS?

Eine zunehmende Anzahl von Studien zeigt das gemeinsame Auftreten von Neurodermitis und ADHS. So verweist eine kürzlich publizierte Metaanalyse darauf, dass eine Erkrankung an Neurodermitis im Kindesalter das Risiko dieser Patienten für ein späteres ADHS um das 1,5-fache erhöht. Damit wird das Risiko einer Erkrankung mit ADHS zu 10 Prozent durch eine vorangegangene oder bestehende Neurodermitis erklärt. Da Neurodermitis und ADHS zu den häufigsten Störungen des Kindes-und Jugendalters zählen, ist eine Aufklärung, warum beide Störungen so eng zusammenhängen, von größter Wichtigkeit.

Forschung zum Zusammenhang von Neurodermitis und ADHS an der Technischen Universität Dresden

In einem aktuell an der TU Dresden laufenden und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt wird erforscht, warum und über welchen Mechanismus eine Erkrankung an Neurodermitis das Risiko für das ADHS erhöht. Die Forscher gehen davon aus, dass im Verlauf der Entzündungen in der Haut immunologische Botenstoffe (sogenannte Zytokine, zum Beispiel Interleukin-4, Interleukin-5) verstärkt freigesetzt werden.

Diese Zytokine können die Blut-Hirn-Schranke passieren und zu Veränderungen zum Beispiel im präfrontalen Kortex führen, einem bei ADHS wichtigen Hirnareal, das sich an der Stirnseite des Gehirns befindet. Dieser Effekt ist besonders in früher Kindheit, wenn der Reifungsprozess des Gehirns noch nicht abgeschlossen ist, von Bedeutung. Dies könnte erklären, warum gerade die frühkindliche Neurodermitis mit einer späteren Erkrankung an ADHS zusammenhängt. Die Ergebnisse der Studie könnten zu einem besseren Verständnis der beiden so häufigen Erkrankungen führen und weisen weiterhin auf die Notwendigkeit hin, auch leichtere Formen der Neurodermitis möglichst früh effektiv zu behandeln.

Quelle/Text/Redaktion: www.uniklinikum-dresden.de

Mehr Wissen über den störenden Juckreiz

Jahre und Jahrzehnte wurden Menschen mit Psoriasis beim Arzt milde belächelt, wenn sie von ihrem Juckreiz berichteten. Lehrbuchwissen war: Die Schuppenflechte juckt nicht – im Gegensatz zur Neurodermitis. Inzwischen wissen Forscher mehr. Sie haben die Ergebnisse ihrer Arbeit weitergetragen, und so wird das nervige Problem der Betroffenen ernster genommen. Eigene Juckreiz-Sprechstunden in Universitätskliniken zeugen davon.

Viele Psoriatiker finden den quälenden Juckreiz und das zwanghafte Kratzen schlimmer als die Hautkrankheit selber. Die Patienten sind wegen der gestörten Nachtruhe im Alltag übermüdet und unkonzentriert. Sie isolieren sich oft von ihrer Umwelt, bekommen Probleme in der Partnerschaft. Die Verzweiflung über den ständigen Juckreiz kann manche bis zum Selbstmord treiben – männliche Jugendliche sind doppelt so stark gefährdet wie weibliche.

In der neuen Ausgabe der Patientenfachzeitschrift „PSOaktuell“ (01/2013) erhalten Betroffene Tipps für den Umgang mit dem Juckreiz im Alltag. Zudem wird erklärt, wie dem Problem mit äußerlichen und innerlichen Therapien beizukommen ist.

Weil die Schuppenflechte für Betroffene oft ein lebenslanger Begleiter ist, wächst der Wunsch nach einer möglichst natürlichen Behandlung. Das ist beispielsweise in Kliniken möglich, die Naturheilverfahren in ihr Therapieangebot aufgenommen haben. Einige Häuser haben Erfahrungen speziell mit der Behandlung der Psoriasis oder Psoriasis arthritis und werden im aktuellen Heft vorgestellt.

Quelle: www.psoaktuell.com
Stand: 03/2013

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