Diskret mit wenigen Klicks den Bausparvertrag per Internet verkaufen, ohne Kontakt zur Bausparkasse und das Geld innerhalb von zwei bis drei Wochen kassieren. Mit diesem Angebot sind Firmen im Internet auf Kundenfang. Wer bauspart, braucht einen langen Atem. Viele zahlen Jahre lang monatlich auf ihr Konto ein, um so später ein günstiges Darlehen für die Erfüllung des Immobilien-Traums zu erlangen. Doch alljährlich geht tausenden Kunden auf diesem Weg vorzeitig die Puste aus. Die Folge: Sie wollen ihren angesparten Vertrag kündigen.
Dabei gilt: Die Kündigungsfrist beträgt bei den meisten Bausparkassen drei bis sechs Monate. Mit dem Ausstieg entfällt der Anspruch auf das Darlehen sowie auf staatliche Prämien.
Doch auf solche Verträge haben es auch diverse Firmen im Internet abgesehen – etwa die Pacta-Invest. Die betreibt gleich mehrere Ankaufseiten mit Namen wie Cash-LV oder Policencash. Die letztere buhlt beispielsweise: „Nutzen Sie die policencash-Bausparer-Ankauf-Garantie“, um Altverträge in „ca. 20 Tagen“ in bare Münze umzuwandeln. Das Guthaben sollte „mindestens 1.000 Euro betragen“.
Das hört sich schnell und einfach an. Bei einem Guthaben, bzw. Rückkaufswert von 10.000 Euro lockt – abzüglich einer Pauschale von 5,5 Prozent – eine Auszahlung von 9.450 Euro. Bei kleineren Bauspar-Guthaben bis fast 4.000 Euro erhöht sich die Pauschale auf 7,5 Prozent, darunter sind pauschal 295 Euro fällig.
Wesentlich forscher tritt dagegen Konkurrent Hypoxx auf. Die Firma verspricht vollmundig eine „attraktive Extraprämie von bis zu 12 Prozent“. Ein Traumwert.
Realistischere Angaben stehen wohl auf der weiteren von Hypoxx verantworteten Seite baupar-ankauf.de. Nach der sind statt Aufschläge eher Abschläge zu berappen – je nach Guthaben von fast fünf bis zehn Prozent.
Damit nicht genug. „In den Fällen, bei denen aufgrund der Vertragskonditionen, bzw. dem Vertragsstatus keine Weitervermittlung in Betracht kommt, berechnen wir fünf Prozent, mindestens 275 Euro pro Vertrag“, sagt Hypoxx-Vorstand Markus König
Top oder Flop. Ein Risiko, das bei der eigenen Bausparkasse entfällt. Die nämlich wandelt ebenfalls Spar-Guthaben vor Ende der Kündigungsfrist in frei verfügbare Euros – und das in der Regel weitaus billiger.
Einlagen bis zu 1.500 Euro beispielsweise zahlt die BHW ohne Abzüge auf Wunsch unverzüglich aus. Wer mehr hat, muss 0,5 Prozent pro Monat berappen, um vor der sechsmonatigen Kündigungsfrist ans Geld zu kommen.
Bei der LBS ist eine kostenfreie Auszahlung drei Monate nach der Kündigung möglich. Jeder Tag früher schlägt mit einem Abzug von 0,025 Prozent zu Buche. Bei 10.000 Euro macht das 2,50 Euro pro Tag. Die Debeka (drei Monate Kündigungsfrist) wiederum kassiert 0,5 Prozent des Guthabens – und damit weniger als ein Zehntel gegenüber Policencash.
Obendrein droht Ungemach, wenn ein Aufkäufer in der Phase zwischen Abtretung des Vertrages und der Auszahlung insolvent wird. In diesem Fall kann das ganze Geld verloren sein.
Nach Angaben der Firmen ist das Geschäft gängige Praxis. „Bis zu 1.000 Bausparverträge im Jahr“, sagt ein Anbieter gegenüber der Verbraucherzentrale, wechselten allein über ihn den Besitzer. Nicht mal Vertreterbesuche müssten Abtrünnige fürchten.
Dagegen verweisen die Kassen auf ihre strengen Regeln. Nach denen können Bausparverträge (Guthaben samt Darlehenszusage) zwar grundsätzlich übertragen werden, allerdings nur an enge Angehörige wie etwa Eltern und Kinder. Möglich sei, laut BHW-Pressestelle, allein die Abtretung des Guthabens an Dritte. Ein Geschäft, das Bausparkassen allerdings nur widerwillig abwickeln.
Deshalb auch weist die Branche jegliche Kooperation mit den Aufkäufern von sich. Mehr noch: „Wir können Bausparern nur raten, bei solchen Offerten sehr vorsichtig zu sein“, warnt Alexander Nothaft, Sprecher des Verbands der privaten Bausparkassen.
Stand: 15.01.201