„Was wirkt?“ – ‚Bochumer Modell‘ für die Behandlung von Patienten im Maßregelvollzug

„Für die therapeutische Arbeit mit psychisch kranken Straftätern brauchen wir eine hochwertige begleitende Behandlungsforschung. Was wirkt eigentlich wie? – auf diese Frage werden fundierte Antworten immer wichtiger, gerade in Zeiten hoher Einweisungszahlen in unsere forensisch-psychiatrischen Kliniken und angesichts immer länger werdender Unterbringungszeiten der Patienten.“

Freude über die neue Juniorprofessur bei (v.l.) LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch, Prof. Dr. Georg Juckel (LWL-Universitätsklinik Bochum), Prof. Dr. Boris Schiffer und LWL-Maßregelvollzugsdezernent Tilmann Hollweg. Foto: LWL
Freude über die neue Juniorprofessur bei (v.l.) LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch, Prof. Dr. Georg Juckel (LWL-Universitätsklinik Bochum), Prof. Dr. Boris Schiffer und LWL-Maßregelvollzugsdezernent Tilmann Hollweg.
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Das hat am Dienstag (28.2.14) in Bochum Dr. Wolfgang Kirsch, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), angemahnt. Mithilfe der ersten Juniorprofessur für Forensische Psychiatrie und einer neuen Forschungsstelle am LWL-Universitätsklinikum Bochum verzahne sich die „Behandlungsforschung in der Praxis für die Praxis zudem besser mit den anderen Bereichen psychiatrischer Wissenschaft“, so Kirsch. Das am Dienstag offiziell vorgestellte ‚Bochumer Modell‘ ist in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum (RUB) am Lehrstuhl von Prof. Dr. Georg Juckel angesiedelt.

Er freue sich, so Kirsch weiter, dass der LWL als Träger von derzeit sechs Maßregelvollzugskliniken mit Prof. Dr. Boris Schiffer einen erfolgreichen Nachwuchswissenschaftler für das ‚Bochumer Modell‘ gewonnen habe. Das Besondere dabei: Als Diplom-Psychologe und psychologischer Psychotherapeut vereint Schiffer (38) eine leitende Praxisposition in der LWL-Maßregelvollzugsklinik Herne mit Forschung und Lehre im medizinisch-psychiatrischen Wissenschaftsbetrieb.

„Mein Anliegen ist es, besser zu verstehen, welche Ursachen und Mechanismen für das straffällige Verhalten von psychisch kranken Rechtsbrechern zentral sind, um Behandlungsansätze genauer auf die Reduzierung der individuellen Gefährlichkeit ausrichten und wirkungsvoll einsetzen zu können“, erklärte Schiffer. Langfristig erhoffe er sich, neue Lösungen für eine effiziente und gezielte Kombination von Behandlungsansätzen mit jeweils angemessenen Unterbringungszeiten anbieten zu können.

Nach seiner Promotion an der Ruhr-Universität Bochum im Jahr 2005 arbeitete Schiffer als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Forensische Psychiatrie der Rheinischen Kliniken Essen, Universität Duisburg-Essen und erreichte 2008 die Approbation als Psychologischer Psychotherapeut und 2009 die Zertifizierung als Fachpsychologe für Rechtspsychologie (BDP/DGPs). Für seine Forschungsarbeiten zu neuronalen Mechanismen delinquenten Verhaltens wurde er 2011 mit zwei Wissenschaftspreisen ausgezeichnet. 2012 folgte er dem Ruf auf die so genannte W1-Professur für Forensische Psychiatrie am LWL-Universitätsklinikum Bochum. In Verbindung damit trat er im Dezember 2012 auch seine Stelle als leitender Psychologe in der LWL-Maßregelvollzugsklinik Herne an.

Mit Schiffers Professur am RUB-Lehrstuhl für Psychiatrie von Prof. Dr. Georg Juckel, dem Ärztlichen Direktor der LWL-Klinik Bochum, erhält die forensisch-psychiatrische Forschung ein zweites Standbein in Nordrhein Westfalen neben dem bisher einzigen Lehrstuhl an der Universität Duisburg-Essen von Prof. Dr. Norbert Leygraf.

LWL-Universitätsklinikum Bochum
Alexandrinenstr. 1
44791 Bochum
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