Schluckstörungen: Defizite in der logopädischen Versorgung

Patienten mit chronischen Schluckstörungen – insbesondere wenn sie weiblich oder höheren Alters sind – erhalten zu selten eine dringend notwendige logopädische Therapie. Dies zeigt der erschienene BARMER GEK Heil- und Hilfsmittelreport. Betroffen sind insbesondere Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall, Morbus Parkinson oder amyotropher Lateralsklerose: Von 7.710 Patienten mit Schluckstörungen im Rahmen der genannten Erkrankungen erhielten im Jahre 2011 nur 24 Prozent logopädische Verordnungen. Die logopädische Schlucktherapie ist jedoch dringend notwendig, um Folgeerkrankungen zu vermeiden sowie die Lebensqualität zu erhalten.

„Unbehandelte Schluckstörungen können lebensbedrohlich sein, wenn Speichel oder Nahrung über die Luftröhre in die Atmungsorgane gelangen (Aspiration) und eine Lungenentzündung auslösen“, warnt die Präsidentin des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie, Christiane Hoffschildt. Manche Patienten müssen deshalb vorübergehend mit einer Sonde ernährt oder zum Schutz vor Aspirationen mit einer Trachealkanüle versorgt werden. Dies ist für die Betroffenen eine große psychische Belastung und schränkt ihre Lebensqualität stark ein. Dies könnte eine Ursache dafür sein, dass bei Patienten mit Schluckstörungen häufig auch Depressionen und Angststörungen diagnostiziert werden, wie der Bericht zeigt.

„Wir müssen die Versorgung der Patienten mit Schluckstörungen so ausbauen, dass alle Betroffenen die Chance erhalten, wieder ohne Risiko selbständig schlucken zu lernen. Hierzu bedarf es einer besseren Koordinierung des Übergangs von der ambulanten zur stationären Versorgung sowie des Ausbaus der interdisziplinären Kooperation“, so Hoffschildt. Vor allem auf die Versorgung alter und pflegebedürftiger Menschen zu Hause und in Pflegeheimen müsse mehr Aufmerksamkeit gerichtet werden, mahnt die dbl-Präsidentin. Laut Statistischem Bundesamt leben in Deutschland 2,5 Millionen pflegebedürftiger Menschen. Mehr als 70 Prozent von ihnen werden zu Hause versorgt, knapp die Hälfte davon ausschließlich von ihren Angehörigen. 30 Prozent der Pflegebedürftigen leben in Pflegeheimen. „Diese Zahlen zeigen, dass zudem Konzepte zur Beratung und Betreuung der pflegenden Angehörigen sowie des Pflegepersonals in den Heimen entwickelt und umgesetzt werden müssen“, so Hoffschildt.

Weitere Informationen:
www.dbl-ev.de

Grunderwerbsteuererhöhung zuvor kommen

Wieder einmal drehen die Bundesländer an der Schraube für die Grunderwerbsteuer. Zum Jahreswechsel werden die Steuersätze in den Ländern Berlin, Bremen, Schleswig-Holstein und in Niedersachsen erhöht. Schleswig-Holstein wird sich mit 6,5 Prozent an die Spitze der Rangliste setzen, auf dem zweiten Platz folgt Berlin mit sechs Prozent. Bremen und Niedersachsen erhöhen jeweils auf fünf Prozent. „Statt einem Wettbewerb um die günstigsten Steuersätze ist ein Wettlauf um die höchsten Steuersätze entstanden“, kritisiert Jens-Ulrich Kießling, Präsident des IVD. „Die Erhöhungen sind aus sozialen und wirtschaftlichen Gründen nicht hinzunehmen und stehen dem Ziel entgegen, die Eigentumsquote in Deutschland zu erhöhen.“

Denjenigen, die in den von der Erhöhung betroffenen Bundesländern eine Immobilie erwerben wollen, rät der IVD zur Eile. „Um nicht noch höhere Steuern zahlen zu müssen, sollte der notarielle Kaufvertrag noch vor Jahresende abgeschlossen werden“, sagt Kießling. Die genaue Prüfung der Immobilie und des Preises sollte allerdings nicht darunter leiden. „Wer übereilt eine Immobilie erwirbt, spart sich dann zwar die Steuererhöhung, zahlt aber womöglich einen zu hohen Preis für die Immobilie.“

Länderfinanzausgleich führt zu höheren Gewerbesteuersätzen

Um die Preisspirale zu beenden, fordert der IVD den Bund dazu auf, die Gesetzgebungsbefugnis wieder an sich zuziehen oder zumindest den Steuersatz durch Bundesrecht zu deckeln. „Die besonderen Regeln des Länderfinanzausgleichs zwingen die Länder praktisch, ihre Steuersätze zu erhöhen.“ Diese sollen verhindern, dass die Länder durch niedrige Steuersätze den Steuerausfall zu Lasten der anderen Länder ausgleichen. Zur Bestimmung der Steuerkraft der Grunderwerbsteuer werden die Einnahmen der einzelnen Länder um die Unterschiede der Steuersätze bereinigt. Diejenigen Länder, die die Steuersätze senken, müssen dadurch ihre Einnahmeverluste selber tragen.

Dementsprechend bleiben Mehreinnahmen aus Steuererhöhungen in dem betreffenden Bundesland und werden nicht über den Länderfinanzausgleich abgeschöpft. „Diese Regelung löst den Wettbewerb um die höheren Steuersätze aus“, erklärt Kießling. „Denn bei denjenigen Ländern, die ihre Steuersätze nicht erhöhen, wird für den Länderfinanzausgleich mehr Steueraufkommen angerechnet, als sie tatsächlich erzielen.“ Gewinner seien die Länder, die höhere Steuersätze haben als die anderen.

Hygienemängel sind hoch im Kurs: Ergebnisse der Lebensmittelkontrolle

Werden Erwartungen erfüllt, so vermittelt das oft ein Gefühl von Sicherheit. Das allerdings gilt weniger für die Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelüberwachung, die zum mittlerweile fünften Jahr in Folge praktisch unverändert sind. Die Daten bekräftigen eher die Unkenrufe all derjenigen, die am Funktionieren des amtlichen Kontrollsystems zweifeln. Entsprechend kritischen Fragen mussten sich die Vertreter von Bund und Ländern anlässlich der Jahrespressekonferenz zur Lebensmittelüberwachung Mitte November 2013 in Berlin stellen.

Die gute Nachricht: Die Sicherheit von Lebensmitteln steht nach den Überwachungsdaten kaum in Frage. So mussten beispielsweise im Bundesland Hessen im Jahr 2012 weniger als 0,3 Prozent der kontrollierten Lebensmittel wegen einer potenziellen Gesundheitsschädlichkeit beanstandet werden, berichtete Dr. Viola Neuß, Vorsitzende der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz. Diese Ergebnisse dürften bundesweit vergleichbar sein, so ihre Einschätzung.

Unterdessen bringen aber die übrigen Ergebnisse der amtlichen Kontrolle Lebensmittelunternehmer wie auch die Behörden selbst mehr und mehr in Erklärungsnöte: So liegt die Zahl der festgestellten Verstöße seit nunmehr fünf Jahren bei rund 25 Prozent – bei etwa gleichbleibender Anzahl kontrollierter Betriebe und Kontrollbesuche. Nahezu identisch bleibt auch die Verteilung der festgestellten Verstöße.

Dass den Diskussionen über die etwaige Einführung eines Hygiene-Smileys nach dänischen Vorbild erste Taten folgten und die zuständigen Länderbehörden zumindest zwischenzeitlich über festgestellte Hygieneverstöße via Internet informierten, scheint keinerlei praktische Auswirkungen auf das Verantwortungsbewusstsein einzelner Lebensmittelunternehmer gehabt zu haben. Denn auch 2012 betrafen, wie bereits in den Vorjahren, insgesamt rund 75 Prozent der festgestellten Verstöße die allgemeine Betriebshygiene und das Hygienemanagement. Ein ernüchterndes Ergebnis, nicht zuletzt, weil die Einhaltung hygienischer Grundregeln keine Hexenwerk ist und eine wahre Flut von einschlägigen Anleitungen und Informationsmaterialien teils sogar kostenfrei erhältlich sind.

Grundsätzlich sollte es also für jeden Lebensmittelunternehmer ein Leichtes sein, seiner Hygieneverantwortung nachzukommen. Doch auch die risikoorientierte Lebensmittelkontrolle rückt angesichts der konstanten Überwachungsdaten in ein zwiespältiges Licht: Denn wenn das System der risikobasierten Kontrolle, also einer verstärkten Kontrolle auffälliger Betriebe, tatsächlich funktionieren würde, so müsste Anzahl festgestellter Verstöße eigentlich Jahr für Jahr sinken.

Könnte mehr Kontrollpersonal ein Teil der Problemlösung sein? Ein klares Nein von den Behördenvertretern Und zwar mit zwei Argumenten: In erster Linie trage nämlich der Lebensmittelunternehmer die Verantwortung für die Lebensmittelsicherheit. Und bei der amtlichen Kontrolle komme es derweil weniger auf die Quantität als vielmehr auf deren Qualität an. „Effizienz“ heißt also das Zauberwort, das gerne überall dort genutzt wird, wo die Kassen leer, Systemmängel jedoch offensichtlich sind.

Dr. Christina Rempe, www.aid.de

Magen-Op bei fettsüchtigen Kindern und Jugendlichen noch nicht ausreichend erprobt

Philipp Szavay, Chefarzt am Luzerner Kantonsspital (Schweiz) und Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie hat sich auf dem Weltkongress 2013 der Kinderchirurgen in Berlin für Magen-Operationen bei Jugendlichen über 100 Kilo ausgesprochen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) warnt davor, radikale Operationen als „Lösung“ bei extremer Adipositas bei Kindern und Jugendlichen zu propagieren.

BVKJ-Präsident Dr. Wolfram Hartmann: „Magen-Bypässe und -Verkleinerungen sind irreversible und belastende Eingriffe. Nach Magen-Bypässen oder -Verkleinerungen fehlen wesentliche Teile des Verdauungsapparats, in denen Enzyme und Hormone gebildet werden, die für die Steuerung des Appetits und für die Verdauung der Nahrung wichtig sind. Nach einer solchen Operation können Patienten nicht mehr verdauen wie zuvor. Sie vertragen viele Nahrungsmittel nicht mehr, viele leiden oft unter Dauerdurchfall und auch Kreislauferkrankungen. Wir wissen heute noch viel zu wenig über die Langzeitfolgen.

Es ist daher in unseren Augen unverantwortlich, solche Eingriffe bei Kindern und Jugendlichen durchzuführen, die die Langzeitfolgen nicht ausreichend beurteilen und somit auch nicht rechtswirksam in einen solchen Eingriff einwilligen können. Aus unserer Sicht vorstellbar sind allenfalls Magenbänder für stark adipöse Jugendliche frühestens ab 16 Jahren. Magenbänder verkleinern den Mageneingang, so dass die Jugendlichen dann nicht mehr große Mengen auf einmal essen können. Magenbänder können später, wenn sich das Ernährungsverhalten normalisiert hat, auch wieder entfernt werden.

Magenbänder sind allerdings auch nur sinnvoll bei bestimmten Arten der Fehlernährung. Wir wissen aus der Erwachsenenmedizin, dass sich Menschen mit einem Magenband z. B. hochkalorische Nahrung wie etwa Nutella zuführen, indem sie sie erhitzen, also verflüssigen und somit trotz Magenband trinken können. Als Kinder- und Jugendärzten ist uns das Problem der Adipositas sehr wohl bewusst. Wir sehen aber in operativen Eingriffen keine Lösung dieses Problems. Statt dessen raten wir zu breit gefächerten Ernährungs- und Bewegungskonzepten bereits im Vorschulalter mit Einbeziehung der gesamten Familie und konsequenter Ernährungsumstellung, Sport und psychologischer Betreuung.“

www.kinderaerzte-im-netz.de

Stand: 10/2013

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