Düngerwende in den Tropen gefordert: Internationale Bodenwoche

Der Gebrauch an mineralischen Düngemitteln hat sich seit den 1950er Jahren weltweit versechsfacht. Im Jahr 2012 wurden weltweit rund 190 Millionen Tonnen NPK-Dünger verkauft. Dr. Johannes Kotschi von AGRECOL e.V., Verein zur Förderung der standortgerechten Landnutzung in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa, geht in seinem Gutachten „A Soiled Reputation“ der Frage nach, ob vor allem in den Tropen mehr Dünger gleich mehr Ertrag bedeutet. Kotschi referierte auf der Internationalen Bodenwoche in Berlin.

Ertrag ist für Kotschi nicht nur das Erntegut, sondern das gesamte Verhältnis zwischen Aufwand und Gewinn. Gerade in den ländlichen Räumen der Entwicklungsländer sind die Transport- und Transaktionskosten für mineralischen Dünger besonders hoch. Der erhoffte Mehrertrag fällt wegen der geringeren Bodenfruchtbarkeit und Trockenperioden geringer aus. Viele Länder subventionieren mittlerweile die mineralischen Dünger. Ghana wendet dafür mit 120 Millionen Ghana Cedi rund 40 Prozent seines Agrarbudgets auf.

Während der Einsatz von Kali und Phosphor nahezu gleich bleibt, ist die Stickstoffanwendung deutlich gestiegen. Der N-Anteil bei mineralischen Düngern lag in Tansania 1961 noch bei 50 Prozent, heute sind es 74 Prozent. Zwei Drittel der Stickstoffgaben gehen jedoch über das Grundwasser oder die Atmosphäre ungenutzt verloren. Auch für den Boden selbst haben die hohen Stickstoffgaben Nachteile. Oft wird sauer wirkender Harnstoff eingesetzt, der den pH-Wert der tropischen Böden auf 4,5 senkt. In dem sauren Milieu wird der wichtige Phosphor im Boden als für Pflanzen unzugängliches Eisen- oder Aluminiumphosphat fixiert. Der generelle Mineralisierungseffekt fördert noch den Humusabbau und verringert die Nährstoffspeicherkapazität.

Während der Internationalen Bodenwoche in Berlin forderte Kotschi eine „Düngerwende“ in den Tropen. Vor allem solle Wurmkompost mineralischen Stickstoff ersetzen. Nährstoffrückflüsse aus den Städten sollten verstärkt aufgefangen und auf das Land zurückgebracht werden. Der Mischanbau mit Leguminosen sollte verstärkt werden. So fixiere die Straucherbse bis zu 170, der Algenfarn Azolla im Reisanbau sogar zwischen 600 und 1.000 kg Stickstoff pro Jahr und Hektar. Wenn mineralischer Stickstoff gedüngt werden müsse, dann sollten basische Dünger wie Kalkstickstoff eingesetzt werden.

Für diese Umsetzungen müsse die Beratung vor Ort angepasst werden, die Universitäten brauchten neue Forschungsschwerpunkte und die Politik müsse Übergangsszenarien für die Bauern entwerfen. Kotschi fordert ein neues Verhältnis zu den Düngemitteln: „Nährstoffe dürfen kein kurzfristiges Verbrauchsgut sein, sondern eine Investition in die Bodenfruchtbarkeit.“

Roland Krieg, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.agrecol.de

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.