Schlagwort-Archiv: Geschichte

Der Tag des audiovisuellen Erbes

Und plötzlich sind sie verschwunden: Egal ob es sich um die Aufnahme einer Geburtstagsfeier, eines Richtfestes oder einer Hochzeit handelt, viele Schätze in Form von privaten Film- und Tonaufnahmen sind nur auf Magnetbändern, CD’s und Festplatten erhalten. Sie sind wertvolle Erinnerungen für den Einzelnen aber auch wichtige Dokumente der Alltagskultur. Deshalb hat es sich auch die Volkskundliche Kommission beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zur Aufgabe gemacht, audiovisuelle Medien zu erhalten. Darauf machen die LWL-Volkskundler zum 27. Oktober aufmerksam, den die UNESCO zum Tag des audiovisuellen Erbes erklärt hat.

Filmarbeiten zum Thema "Herstellung eines Spinnrades". Rosenhagen 1963. Foto: LWL/Schmitz
Filmarbeiten zum Thema „Herstellung eines Spinnrades“. Rosenhagen 1963.
Foto: LWL/Schmitz

Im Archiv der LWL-Kommission befinden sich viele Hör-Quellen und filmische Dokumentationen. „Kaum ein Medium kann die Arbeitsabläufe eines Handwerkes so gut darzustellen wie audiovisuelle Aufnahmen. So sind zum Beispiel die Herstellung eines Bienenkorbes oder auch die Herstellung eines Spinnrades festgehalten und können besser als jede Beschreibung die genauen und komplexen Arbeitsabläufe erläutern“, erklärt LWL-Volkskundlerin Jutta Nunes Matias. Sie seien aber sehr fragile Zeugnisse, deren Verschwinden und Zerstörung im Gegensatz zum allgegenwärtigen Verfall von Baudenkmälern plötzlich eintrete und quasi geräuschlos daherkomme. Seien Ton- und Filmdokumente beschädigt, sei es für eine Restauration des Materials oftmals zu spät, so die LWL-Volkskundlerin weiter.

Film "Herstellung eines Bienenkorbes", Preußisch Ströhen 196. Foto: LWL/Simon
Film „Herstellung eines Bienenkorbes“, Preußisch Ströhen 196.
Foto: LWL/Simon

Auch verschiedene Bräuche standen im Focus der filmischen Arbeit von. „Geht dieses Material verloren, bleiben nur noch isolierte Exponate oder schriftliche Zeugnisse zurück. Auch würden somit wichtige Quellen fehlen, wenn es zum Beispiel um erzählte Erinnerungen geht. Die Art und Weise wie erzählt wird, offenbart oftmals einzigartige Eindrücke über den Berichterstatter, die in schriftlichen Texten kaum zum Tragen kommen“, erklärt Nunes Matias.

Schon früh gelang es der Volkskundlichen Kommission für Westfalen ihr audiovisuelles Kulturgut durch eine digitale Langzeitarchivierung vor Verfall zu schützen. Nachdem ab 1998 der Bildbestand und die Filme der LWL- Kommission digitalisiert wurden, begann man mit Hilfe eines Drittmittelprojektes 2006 auch die auditiven Medien wie zum Beispiel Aufnahmen von Liedern und Interviews zu Lebenserinnerungen digital aufzubereiten.

Privatpersonen, die alte Tonbänder, Kassetten, Fotos oder Super-8-Filme aus Westfalen haben und diese einem Archiv zur Langzeitarchivierung zur Verfügung stellen möchten, können sich an die Volkskundliche Kommission des LWL wenden. Neue und alte Tondokumente oder Fotos aus allen Bereichen der Alltagskultur können in der Kommission bewahrt werden, wobei sowohl analoge wie auch schon digitalisierte Medien, willkommen sind.

Nähere Informationen bei der Volkskundlichen Kommission für Westfalen
Scharnhorststr. 100
48151 Münster
Tel.: 0251/8324404
http://www.volkskundliche-kommission.lwl.org
E-Mail: voko@lwl.org.

Vor 550 Jahren: Erblandesvereinigung des Herzogtums Westfalen 1463

Vor genau 550 Jahren, im Jahre 1463, wurde unter dem Kölner Kurfürst und Erzbischof Ruprecht von Bayern (regierte 1463-1480) das wichtigste Grundgesetz des Kurkölnischen Herzogtums Westfalen besiegelt. Arnsberg als Residenz- und Regierungsstadt und als Versammlungsort des Landtages erhielt dadurch eine besondere Bedeutung. Im Stadtarchiv Arnsberg ist zu diesem Anlass eine Ausstellung zu sehen, die von der Studentin Ricarda Garg während ihres Archivpraktikums gestaltet wurde.

Die beiden Landstände – Ritterschaft und Städte des kurkölnischen Westfalen und der Grafschaft Arnsberg – vereinbarten 1463 die „Erblandesvereinigung“ zum Schutz ihrer Rechte und Freiheiten gegenüber dem Landesherrn. Mit ihrer Bestätigung durch den neuen Kölner Kurfürsten wurden jahrzehntelange Streitigkeiten zwischen dem Landesherrn auf der einen und den Landständen (Ritterschaft und Städten bzw. Freiheiten) des Herzogtums Westfalen auf der anderen Seite beigelegt. Seitdem bildete sie mit weiteren Privilegien bis 1803 die Verfassung des Herzogtums. Jeder nachfolgende Kölner Kurfürsterzbischof musste sie bei seinem Regierungsantritt anerkennen. Erst danach huldigten ihm die Landstände als dem rechtmäßigen, neuen Landesherrn.

In einer aktuellen Ausstellung im Arnsberger Stadtarchiv werden auf 15 Schautafeln die Verhältnisse im kurkölnischen Herzogtum Westfalen, in Politik, Verwaltung und Geschichte erläutert und die Rolle des Landesherrn und der Landstände dargestellt.

Häufige Fragen werden beantwortet, wie z.B.:
-Welche Gebiete gehörten zum Herzogtum Westfalen?
-Warum war Arnsberg Residenz- und Regierungssitz?
-Wer bildete die beiden Landstände – Ritterschaft und Städte?
-Welche Befugnisse hatten sie, welche der Landesfürst?
-Welche Bedeutung hatte der jährliche Landtag in Arnsberg?
-Warum nennt sich das Arnsberger Stadtarchiv auch „Landständearchiv“?

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des Stadtarchivs (Mo. u. Mi. 8.00-12.00 Uhr, Die. u. -Do. 8.00-12.00 Uhr, 13.00-16.00 Uhr) in der Klosterstraße 11, 59821
Arnsberg zu besichtigen.

Die Siegburger Synagoge

Am frühen Morgen des 10. November 1938 wurde die Siegburger Synagoge im Zuge der Novemberpogrome in Brand gesetzt und vernichtet. Zum Gedenken an den 75. Jahrestag der Zerstörung widmet sich Kreisarchivarin Dr. Claudia Maria Arndt am Freitag, 8. November 2013, um 18:00 Uhr in der Siegburger Galerie Am Rosenhügel (Am Rosenhügel 1) der Historie des jüdischen Gotteshauses. Der Eintritt ist frei.

Ihr Vortrag thematisiert die Geschichte der Synagoge in der Holzgasse von ihrem Bau über die Zerstörung bis zur Veräußerung des Geländes durch die Stadt Siegburg. Dr. Arndt liefert darüber hinaus eine kunsthistorische Einordnung des Gebäudes; illustriert wird der Vortrag durch zahlreiche bisher nicht bekannte Bilder.

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts besaß die jüdische Gemeinde Siegburg eine eigene Synagoge in Form eines Betraumes. 1839 schlossen sich Siegburger Gemeindemitglieder zu einer Synagogenbaugesellschaft zusammen, um eine neue Synagoge zu errichten. Am 22. Oktober 1841 konnte der Neubau in der Holzgasse durch den Bonner Oberrabbiner Dr. Aaron Auerbach eingeweiht werden. Viele Honoratioren der Stadt Siegburg und des Siegkreises nahmen seinerzeit an den Feierlichkeiten teil. Fast hundert Jahre war die Synagoge das Zentrum des jüdischen Gemeindelebens in Siegburg, bis sie im Zuge der Novemberpogrome zerstört wurde. Die 1913 von Friedrich Wilhelm Heymann gestiftete Thorarolle konnte aus den Trümmern gerettet werden und befindet sich heute in der Synagoge in Haifa.

www.rhein-sieg-kreis.de/gedenkstaette

Die Geschichte des Fußballs im Revier

Die Geschichte des Fußballs im Revier ist eng mit der Geschichte von Zuwanderung und Integration verknüpft. Das Foto zeigt das neben der Zeche Mont Cenis in Herne gelegene Stadtion des SV Sodingen während eines Spiels in den 1950er Jahren. Foto: Stadt Herne
Die Geschichte des Fußballs im Revier ist eng mit der Geschichte von Zuwanderung und Integration verknüpft. Das Foto zeigt das neben der Zeche Mont Cenis in Herne gelegene Stadtion des SV Sodingen während eines Spiels in den 1950er Jahren. Foto: Stadt Herne

Das Ruhrgebiet steht für Arbeit, Migration – und Fußball. So wie zum Ende des 19. Jahrhunderts das runde Leder aus England ins Ruhrgebiet migrierte, kamen Millionen Menschen aus verschiedenen Regionen und Ländern ins Revier. Vor allem polnische und türkische Migranten und deren Nachkommen haben nicht nur die Wirtschaft, sondern auch den Fußball im Ruhrgebiet geprägt: von der untersten Kreisklasse bis zu den Traditionsvereinen der Bundesliga. Idealtypisch dafür stehen Ernst Kuzorra und Mesut Özil, der eine Sohn ostpreußischer, der andere türkischer Einwanderer. Beide sind in Gelsenkirchen geboren, standen bei Schalke 04 auf dem Platz und wurden zu Schlüsselspielern der deutschen Nationalmannschaft.

Wie haben Zuwanderung und Fußballsport das Ruhrgebiet geprägt? Welche Bedeutung haben Sport und Integration für die Gesellschaft in Vergangenheit und Gegenwart? Diesen Fragen gingen jetzt rund 30 Experten der Fachtagung „Von Kuzorra bis Özil“ im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund nach. Die Tagung war eine Kooperation zwischen der Friedrich-Ebert-Stiftung, dem Verein DOMID (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland) sowie dem Industriemuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

Historiker, Kulturwissenschaftler und Fußballexperten beleuchteten in Vorträgen und Diskussionen die Geschichte von Migration und Fußball im Ruhrgebiet. Auf der Tagesordnung standen Themen wie „100 Jahre Fußball und Migration in Deutschland“, „Jüdischer Fußball im Ruhrgebiet“. „Migration und Frauenfußball“, „Polen deutsche Meister – Die deutsch-polnische Zeitungskontroverse“ oder „Fußball und Rassismus“.

Die Tagung diente zur Vorbereitung einer gleichnamigen Ausstellung, die das LWL-Industriemuseum ab Frühjahr 2015 auf der Zeche Hannover in Bochum zeigen wird. Anhand des Querschnittsthemas Fußball will die Schau einen neuen und erfrischenden Blick auf den Alltag und die Geschichte von Migration, Integration und Identitat im Ruhrgebiet richten. In gleichem Ausmaß wie die Karriere- und Lebenswege von Vorbildern aus dem Profifußball wie Kuzorra, Özil oder Podolski sollen die Geschichten von Amateurspielern im Ruhrgebiet dargestellt werden. Im Sinne der „Helden der Kreisklasse“ will die Schau eine lokale Alltagsgeschichte erzählt werden, die die unterschiedlichen Wege der „Integration vor Ort“ nachzeichnet. „Wichtig ist uns dabei, möglichst viele Perspektiven mit einzubeziehen: verschiedene Generationen, unterschiedliche Kulturen und beide Geschlechter“, so Dietmar Osses, Leiter des LWL-Industriemuseums Zeche Hannover in Bochum.

LWL-Einrichtung:
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern
Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur
Grubenweg 5
44388 Dortmund
Karte und Routenplaner

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