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Stadtgeschichte im Internet

Städte bilden einen zentralen Lebensraum für Menschen. All die Aspekte menschlichen Lebens wie Politik, Wirtschaft, Religion, Kommunikation und Kultur hinterlassen Spuren im Bild einer Stadt. Seit Kurzem sind viele dieser Spuren mit Texten, Karten und Abbildungen sowie Literatur zu zahlreichen deutschen Städten zusammengetragen und frei in einem neuen Internet-Portal zugänglich.

Postkarte vom Rathaus Emden in historischer Ansicht vor den Zerstörungen des 2. Weltkrieges Foto: WWU - IStG
Postkarte vom Rathaus Emden in historischer Ansicht vor den Zerstörungen des 2. Weltkrieges
Foto: WWU – IStG

Dieses neue Netz-Angebot, das mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vom Institut für vergleichende Städtegeschichte (IStG) der Universität Münster entwickelt wurde, bietet Studierenden, Wissenschaftlern sowie interessierten Laien die Möglichkeit zu einer individuellen Auseinandersetzung mit dem Thema „Stadt“. Dies geschieht sowohl durch die Bereitstellung grundlegender Informationen als auch durch einen modernen Wissenschaftsservice mit Anregungen für weiterführende Forschung.

Neben einem Newsticker zu aktuellen Tagungen, Publikationen sowie Ausstellungen bietet das Portal vier unterschiedliche „Abteilungen“: Einführungen in die Städtegeschichte in Form eines Tutorials, interaktive Stadtkarten zu verschiedenen Themen, eine Informationsplattform für das multinationale Projekt „Europäische Städte-Atlanten“ sowie eine Mediensuche zu Literatur, Karten, Ansichtskarten und Stadtinformationen. Vor allem die Mediensuche bietet die Chance, Informationen zu Aussehen, Entwicklung und konkreter Lage einer Stadt oder deren Beziehungen zu anderen Orten abzurufen. Wissenschaftler können die Bibliografie zur vergleichenden Städteforschung mit derzeit mehr als 150.000 Titeln durchsuchen, um Anregungen für weiterführende Arbeiten zu erhalten.

Quelle/Text/Redaktion: www.uni-muenster.de

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Institut für vergleichende Städtegeschichte

Schlaganfall sorgt noch Jahre später für steigende Kosten

Die Kosten zur Behandlung eines Schlaganfalls und seiner Folgen sind hoch, besonders im ersten Jahr. Dass sie je nach Krankheitsform aber zwischen dem fünften und zehnten Jahr nach dem Schlaganfall auch noch deutlich ansteigen, das zeigt eine neue Studie, in der zwei Wissenschaftler der Uniklinik Köln gemeinsam mit australischen Forschern die Langzeitkosten des Schlaganfalls untersucht haben.

Basis für bisherige Krankheitskostenstudien waren über maximal fünf Jahre erhobene Daten. Die australische Studie ist die erste, in die Daten eines Zehnjahreszeitraums einbezogen wurden. Die Ergebnisse wurden jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Stroke veröffentlicht.

Frühere Studien zur Messung der gesellschaftlichen Kosten des Schlaganfalls, sogenannte Krankheitskostenstudien, beschränken sich auf Datenerhebungen über maximal fünf Jahre. Die Lebenszeitkosten wurden dann auf Basis dieser Daten geschätzt. Dabei war unklar, ob es nach dem fünften Jahr weitere Veränderungen gibt. Eine solche Veränderung der Kosten zwischen fünf und zehn Jahren konnte ein Forschungsteam aus Köln und Melbourne nun für intrazerebrale Blutungen – Hirnblutungen im Hirngewebe selbst – feststellen.

„Da die Kosten der Versorgung über das erste Jahr hinaus nicht sinken und für intrazerebrale Blutungen zwischen dem fünften und zehnten Jahr danach, sogar um 31 Prozent steigen, sollte die Prävention des Schlaganfalls und seiner Folgen in den Mittelpunkt gestellt werden“, so das Fazit von Tristan Gloede, Erstautor der Studie und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) der Uniklinik Köln. „Viel könnte erreicht werden, wenn man an den modifizierbaren Risikofaktoren, wie Bluthochdruck und Diabetes ansetzte“, ergänzt Professorin Dominique Cadilhac, Seniorautorin der Studie und Professorin am Stroke and Ageing Research Centre der Monash University in Melbourne, Australien.

Für die aktuelle Studie wurden 243 Patienten mit ischämischem Schlaganfall – einer plötzlichen Minderdurchblutung des Gehirns – sowie 43 Patienten mit intrazerebraler Blutung interviewt, die mehr als zehn Jahre überlebt hatten.

Zentrale Ergebnisse der Studie sind:

  • Die direkten Kosten des ischämischen Schlaganfalls verlaufen nach dem ersten Jahr  relativ konstant und betragen im zehnten Jahr durchschnittlich 5.207 US-Dollar (circa 4.527 Euro).
  • Die direkten Kosten der intrazerebralen Blutung steigen zwischen dem fünften und zehnten Jahr um 31 Prozent an und betragen im zehnten Jahr durchschnittlich 7.607 US-Dollar (circa 6.039 Euro).
  • Der Großteil der direkten Kosten im zehnten Jahr wird verursacht durch Medikamente und Pflegeaufwand. Rehabilitationskosten verringern sich deutlich im Zeitverlauf.
  • Insgesamt belaufen sich die Lebenszeitkosten des ischämischen Schlaganfalls auf 68.769 US-Dollar (circa 54.596 Euro) und die der intrazerebralen Blutung auf 54.956 US-Dollar (circa 43.630 Euro) pro Fall.

„Wir haben nicht erwartet, dass sich die Kosten zwischen dem ischämischen Schlaganfall und der intrazerebralen Blutung so stark unterscheiden würden. Ebenso stellen wir fest, dass es nicht ausreicht, nur im ersten Jahr Kostendaten zu erheben, um damit die Lebenszeitkosten zu schätzen“, sagt Gloede, der an der Durchführung der Studie mit Unterstützung des Forschungsförderungsprogramms Köln Fortune der Uniklinik Köln teilgenommen hat.

Bei der Übertragung der Ergebnisse auf das deutsche Gesundheitssystem sollte jedoch mit Vorsicht vorgegangen werden. Sarah Halbach, Ko-Autorin der Studie und ebenfalls wissenschaftliche Mitarbeiterin am IMVR erklärt: „In Australien gibt es ein staatliches Gesundheitssystem, das andere Leistungen für Schlaganfallpatienten vorsehen kann. Zudem können sich die Preise, beispielsweise für Medikamente, unterscheiden.“ Grundsätzlich ist aber auch in Deutschland von hohen Langzeitkosten auszugehen, die nicht bloß für die gesetzliche Krankenversicherung, sondern auch für die Pflege- und Rentenversicherung sowie für pflegende Angehörige anfallen. Auch hier ist somit die Prävention des Schlaganfalls und daraus folgender Komplikationen von entscheidender Bedeutung. „Wir hoffen, dass die Ergebnisse der Studie helfen, die Schlaganfallprävention voranzubringen, und dass mögliche Interventionen verstärkt auf ihre Kosteneffektivität hin untersucht werden“, so Gloede.

Originalarbeit:

Gloede, T. D., Halbach, S. M., Thrift, A. G., Dewey, H. M., Pfaff, H., Cadilhac, D. A. Long-Term Costs of Stroke Using 10-Year Longitudinal Data From the North East Melbourne Stroke Incidence Study. Stroke DOI: 10.1161/STROKEAHA.114.006200.

Quelle/Text/Redaktion: www.uk-koeln.de

Beim Schlaganfall kommt es aufs Tempo an

Jeden Tag erleiden in Deutschland rund 550 Menschen einen Schlaganfall. 200 bis 300 von ihnen sterben daran.  Beim Gesundheitsforum des Klinikums Westfalen warnte Dr. Clemens Dobis, Kommissarischer Leiter der Klinik für Neurologie im Knappschaftskrankenhaus Dortmund, eindringlich davor, den Schlaganfall zu verharmlosen: „Bei einem Schlagfanfall besteht akute Gefahr für Leib und Leben, darum muss man bei ersten Anzeichen sofort den Notruf 112 wählen.“

Halbseitige Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühle auf einer Körperseite, herabhängende Mundwinkel, Sprach- oder Sprechstörungen, die Unfähigkeit, Gesprochenes zu verstehen, aber auch Sehstörungen wie einseitige Blindheit, Gesichtsfeldausfälle oder Doppelbilder sind dringende Alarmzeichen, die man nicht unterschätzen darf. Wichtig ist es, dann sofort zu handeln und keine Zeit zu verlieren, denn bei einem Schlaganfall kommt es auf jede Minute an.

Nur wer innerhalb von viereinhalb Stunden fachkundig behandelt wird, hat gute Chancen, keine bleibenden Schäden zu erleiden, so Dr. Dobis. In der Stroke Unit des Knappschaftskrankenhauses Dortmund dauert es nach Eintreffen des Patienten nur rund 20 Minuten, bis die erfolgversprechende Thrombolysetherapie eingeleitet werden dann, berichtete er. Mit einem schnell wirkenden Medikament lösen die Ärzte dann ein Blutgerinsel auf, das  die Blutzufuhr zum Gehirn behindert und in 80 Prozent der Fälle den Schlaganfall auslöst. „Das ist sozusagen die Goldlösung in der Schlaganfalltherapie“ , erklärte Dr. Dobis den mehr als 50 interessierten Zuhörern.

„Aber auch, wenn der Schlagfanfall offenbar länger zurückliegt, zum Beispiel erst morgens nach dem Aufwachen entdeckt wird, sollte man rasch handelt und keineswegs noch mehr Zeit verstreichen lassen“, mahnte der erfahrene Neurologe. Als Risikofaktoren für einen Schlaganfall nannte er Herzrhythmusstörungen, Fettwechselstörungen, Alkoholmissbrauch, Rauchen, Diabetes mellitus, Alter, mangelnde Bewegung, familiäre Vorbelastung, Fehlernährung und Übergewicht. Vorbeugen könne man durch eine gesunde Lebensweise: „Wer sein Schlaganfallrisiko senken möchte, sollte seinen Blutdruck kontrollieren und evtl. senken, sich ausreichend bewegen, nicht rauchen, wenig Alkohol trinken, seine Blutfettwerte und Übergewicht reduzieren und sich bewusst ernähren“, gab der Experte den Zuhörern als wichtigen Hinweis mit auf den Heimweg.

Quelle/Text/Redaktion: www.klinikum-westfalen.de

Die Vandalen: Sargnagel für Rom

Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. ziehen die Vandalen durch halb Europa über die Straße von Gibraltar bis nach Afrika. Eine kleine, schlagkräftige Truppe erobert später Rom und wird zum Sargnagel des weströmischen Reiches. 100 Jahre lang schreibt das Königreich dieses Germanenstamms eine erstaunliche Erfolgsgeschichte gegen scheinbar übermächtige Gegner, bevor es 533 vollkommen untergeht. Über die Vandalen und ihren größten Herrscher Geiserich hat der Historiker Prof. Dr. Konrad Vössing von der Universität Bonn nun das Buch „Das Königreich der Vandalen” geschrieben.

Prof. Dr. Konrad Vössing vom Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn mit seinem Buch „Das Königreich der Vandalen". (c) Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Prof. Dr. Konrad Vössing
vom Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn mit seinem Buch „Das Königreich der Vandalen“. (c) Foto: Volker Lannert/Uni Bonn

Der Geschichtswissenschaftler der Universität Bonn zeichnet darin nicht nur das Bild des Vandalenherrschers Geiserich als gewieften und mit allen Wassern gewaschenen Strategen, sondern räumt auch mit dem Vorurteil auf, die Vandalen hätten im römischen Reich immer wieder aus blinder Zerstörungswut geplündert: „Die Vandalen und den Vandalismus im heutigen negativen Wortsinn gibt es erst seit der Zeit der Französischen Revolution”. Dass der Name des mit rund 80.000 Mitgliedern recht kleinen Stammes sich bis heute im internationalen Wortschatz der Schimpfwörter wiederfindet, „ist zwar historisch nicht gerechtfertigt, befeuert aber nach wie vor das Interesse an ihm.” Auch der lange Weg der Vandalen quer durch Europa und ihr schneller Untergang tragen dazu bei.

Geiserich führte die Vandalen nahezu fünf Jahrzehnte, von 428 bis 477, an. Es gelang ihm, mit einem Heer von nicht mehr als rund 15.000 Mann das römische Nordafrika einzunehmen und im heutigen Tunesien Fuß zu fassen. „Das zeigt die militärische Schwäche der Römer in dieser Zeit”, sagt Konrad Vössing. Die Schar Geiserichs erobert schließlich Karthago, setzt sich in der fruchtbaren Umgebung fest, nutzt die Infrastruktur und lässt die Landbevölkerung für sich arbeiten. Schließlich werden eigene staatliche Strukturen entwickelt. Doch zur Ruhe kommen die Vandalen zunächst nicht.

Der entscheidende Schlag gegen das weströmische Reich

Immer wieder muss Geiserich gegen die Römer kämpfen, die ihr Territorium zurückfordern, geht aber auch zum Angriff über. Im Jahr 455 sieht er die Zeit gekommen, selbst Stärke zu demonstrieren. Die Stadt Rom ist nur schwach besetzt. Der Angriff gelingt. „Geiserich versetzt dem taumelnden Westreich einen letzten Schlag. Er filzt zwar die Stadt und nimmt alles Wertvolle mit. Aber seine Soldaten handeln planvoll und diszipliniert, nicht als wilde Horde“. Auch ging es nicht nur um Beute. Geiserich wollte die Verfügungsgewalt über das römische Kaisertum. Der Historiker von der Universität Bonn vermutet, dass der machtbewusste Vandalen-König plante, einen ihm genehmen Kaiser zu installieren, was allerdings nicht gelang. Zumindest eine weitere Schwächung Roms wurde aber erreicht, auch durch den Raub der römischen Schätze: Man konnte im Westreich jetzt kaum noch den Sold für die Soldaten aufbringen.

In Schwierigkeiten geriet das Vandalenreich unter der Herrschaft des Geiserich-Sohnes Hunerich zunächst nicht durch Attacken von außen, sondern durch Probleme in Afrika: Streitigkeiten um die Thronfolge und religiöse Spannungen zwischen Vandalen und ihren römischen Untertanen. „Auch Aufstände und Attacken von Maurenstämmen setzten die Vandalen unter Druck”, sagt Konrad Vössing. „Der entscheidende Schlag kam aber aus Konstantinopel.“ Das Königreich der Vandalen endet jäh unter ihrem letzten König Gelimer, nach einem vernichtenden byzantinischen Angriff. Was bis heute bleibt, ist ein zu Unrecht schlechter Ruf und ein wieder erwecktes Interesse der Historiker am faszinierenden Aufstieg und rätselhaften Fall dieses Germanenstammes.

Publikation: „Das Königreich der Vandalen – Geiserichs Herrschaft und das Imperium Romanum”, Prof. Dr. Konrad Vössing, Philipp von Zabern-Verlag, Darmstadt, gebunden, 24,95 Euro, 208 Seiten, ISBN 978-3-8053-4761-7.

Quelle/Text/Redaktion: www.uni-bonn.de

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