Schulanfang: ABC-Schützen unterwegs

Für Hunderttausende von Erstklässlern beginnt nach den Sommerferien der Ernst des Lebens. Autofahrer und Eltern vergessen häufig, dass Schulanfänger oft auch Verkehrsanfänger sind. Sie kennen meist die Verkehrsregeln nicht, bewegen sich unbedacht, tauchen plötzlich zwischen parkenden Autos auf und können die Geschwindigkeit herannahender Fahrzeuge kaum einschätzen. „Für Autofahrer, die sich einer Gruppe i-Dötzchen nähern, gilt deshalb: Sofort den Fuß vom Gas nehmen und stets bremsbereit sein“, erklärt Hans-Ulrich Sander, Kraftfahrtexperte von TÜV Rheinland. Erhöhte Aufmerksamkeit ist vor allem während der Schulzeit zwischen 7.30 und 12 Uhr geboten.

Fährt ein Schul- oder Linienbus mit eingeschalteter Warnblinkanlage eine Haltestelle an, herrscht für die Fahrzeuge dahinter absolutes Überholverbot – auch bei mehreren Fahrspuren. Steht der Bus allerdings mit Warnblinker an der Haltestelle, darf mit Schritttempo und ausreichend Sicherheitsabstand vorbeigefahren werden. Auch der Gegenverkehr muss sich daran halten, es sei denn, er ist durch einen Mittelstreifen oder Leitplanken abgetrennt. „Beide Regeln gelten auch für Motorräder, Mofa- und Radfahrer“, sagt Hans-Ulrich Sander.

Eltern sollten sich rechtzeitig mit dem Schulweg vertraut machen und mit den ABC-Schützen zu den Tageszeiten trainieren, an denen diese später auch tatsächlich unterwegs sind. Schulwegpläne gibt es bei den Städten und Gemeinden. Sie beschreiben nicht immer den kürzesten, aber den sichersten Weg. Es empfiehlt sich, in den ersten Unterrichtswochen die Kinder so lange zu begleiten, bis sie die Strecke und mögliche Gefahrenquellen kennen. „Damit die Kleinen im Straßenverkehr und bei Dämmerlicht besser gesehen werden, sollten sie signalfarbene, mit Reflektoren versehene Kleidung und Mützen tragen“, betont TÜV Rheinland-Fachmann Sander. Geeignete Ranzen erkennen Eltern an der DIN-Norm 58124. Sie schreibt fluoreszierende Materialien in Orange oder Gelb sowie großflächige Reflektorstreifen auf dem Tornister vor.

 

Qualitätssiegel für Kinder- und Jugendzeitschriften

Das neue Qualitätssiegel für Kinder- und Jugendzeitschriften der Stiftung Lesen wurde jetzt zum zweiten Mal vergeben: Mit dem Kindermagazin TÜVtel vom TÜV Rheinland, das in der zweiten Bewerbungsrunde ausgezeichnet wurde, tragen derzeit insgesamt 22 Titel das Siegel, das zweimal jährlich Magazine mit besonderem Leseförderpotenzial sowie Anknüpfungspunkten an den pädagogischen Alltag auszeichnet. Die Prüf- und Vergabemodalitäten wurden von der Stiftung Lesen in Kooperation mit dem Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) erarbeitet. Auf einem stetig wachsenden Markt von Kinder- und Jugendzeitschriften soll das Siegel qualifizierte und zeitgemäße Orientierungshilfe für Eltern und Pädagogen leisten.

Moderne Formen der Leseförderung nutzen die spezifischen Stärken unterschiedlicher Medien. So hat die Stiftung Lesen in langjähriger Projektarbeit große Erfolge mit dem Medium „Zeitschrift“ als wichtigem und probatem Mittel einer zeitgemäßen und niedrigschwelligen Leseförderung erzielt. Erfahrungen in der praktischen Leseförderung wie auch wissenschaftliche Studien zeigen, dass Zeitschriften gerade jene Kinder und Jugendliche erreichen, die mit konventionellen, buchfokussierten Angeboten schwer zu motivieren sind.

Die Fachjury, die die Magazine überprüft und bewertet hat, setzt sich interdisziplinär aus Experten der Kindheits- und Jugendforschung, Kommunikations- und Medienwissenschaft, Medienpädagogen, Journalisten, Illustratoren und Praktikern aus der Leseförderung zusammen. Ergänzt wird sie von der Zielgruppe selbst, nämlich Kindern und Jugendlichen. Im Mittelpunkt steht die Frage: Welche Zeitschriften machen Kindern und Jugendlichen Spaß und motivieren sie zum Lesen? Weitere Kriterien, die in die Bewertung der Zeitschriftentitel einfließen, sind Inhalt und Layout, das pädagogische Konzept, die sprachliche Gestaltung, die Möglichkeit zur Interaktion, der Werbeanteil und die Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Zielgruppe.

Dynamische Verkehrszeichen: Angaben sind verbindlich

Verkehrsschild bleibt Verkehrsschild – egal ob aus Metall oder als variable Anzeigen einer elektronischen Verkehrsbeeinflussungsanlage. „Die abgebildeten Vorgaben sind für den Kraftfahrer immer verbindlich“, sagt Hans-Ulrich Sander, Kraftfahrtexperte von TÜV Rheinland, und ergänzt: „Wer sich nicht daran hält, muss mit Bußgeldern, gegebenenfalls auch mit einer Anzeige rechnen.“

Auf über 3.100 Kilometern verbessern dynamische Verkehrszeichen bereits den Verkehrsfluss auf deutschen Autobahnen und verringern so gleichzeitig die Umweltbelastungen. Weitere 1.500 Kilometer sollen ebenfalls mit solchen Anlagen bestückt werden. So können bedarfsgerecht Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Überholverbote angeordnet, Fahrstreifen gesperrt sowie Seitenstreifen zeitweise freigegeben werden. Ziel ist es, Staus möglichst zu verhindern sowie rechtzeitig vor Gefahrenquellen zu warnen. Außerdem können die Anlagen Umleitungsempfehlungen geben und je nach Verkehrsaufkommen auch die Zufahrt zur Autobahn beeinflussen.

Dynamische Verkehrsanlagen erhöhen Sicherheit

Die Steuerung der dynamischen Verkehrsanlagen erfolgt automatisch per Induktionsschleifen, Infrarotsensoren oder Videoerfassung und auf der Grundlage von Kenngrößen wie Verkehrsaufkommen und Witterungsdaten. Rechner werten die Daten aus und leiten sie an die Polizei weiter, bei Bedarf wird der Verkehrsfunk des Radios entsprechend informiert. Untersuchungen der Bundesanstalt für Straßenwesen belegen, dass sich durch den Einsatz der Verkehrsbeeinflussungsanlagen die Zahl aller Unfälle auf den deutschen Fernstraßen erheblich reduziert. Bei Massenkarambolagen wird die Unfallrate sogar um die Hälfte gesenkt. „Möglich machen dies die angepasste Geschwindigkeit, ein größerer Sicherheitsabstand und die erhöhte Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer. Lieber später, aber dafür sicher ankommen, lautet die Devise“, so TÜV Rheinland-Fachmann Hans-Ulrich Sander.

 

Adipositas – Therapie und Umgang verbessern

In Deutschland gibt es zu wenige Präventionsmaßnahmen gegen Übergewicht sowie einen Mangel an geeigneten Therapieangeboten für Menschen mit Adipositas. Oft herrscht die Meinung vor, dass starkes Übergewicht nur auf einen ungünstigen Lebensstil zurückgehe. Deshalb sind Betroffene im Gesundheitswesen und Alltag mit Benachteiligungen konfrontiert.

Das Kompetenznetz Adipositas (KNA) sieht einen besonderen Bedarf zur interdisziplinären Erforschung des Phänomens Adipositas und veröffentlichte seine Positionen zur Adipositas-Vorbeugung und -Behandlung sowie zum Problem der gesellschaftlichen Ablehnung der Betroffenen. Das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen war am Positionspapier beteiligt und unterstützt dessen Forderungen.

Trotz der zunehmenden medialen Aufmerksamkeit, die das Thema Adipositas erfährt, gibt es auf Seiten der Gesundheitspolitik und der gesellschaftlichen Entscheidungsträger keine Strategie im Umgang mit Adipositas. So richten sich etwa Maßnahmen zur Prävention von Übergewicht meist an Einzelpersonen, die ihren Lebensstil ändern sollen (Verhaltensprävention). Längst ist aber bekannt, dass die Lebensverhältnisse der Menschen in konsumorientierten Ländern eine Gewichtszunahme stark begünstigen.

Deshalb ist verstärkt die Politik gefragt, einen gesünderen Lebensstil zu ermöglichen z. B. durch Verbesserungen in der Essensversorgung von Schulen oder bei den Bewegungsmöglichkeiten in Städten (Verhältnisprävention). Voraussetzung dafür ist allerdings politischer und gesellschaftlicher Wille. Verhaltens- ohne Verhältnisprävention ist nur unzureichend wirksam. Prof. Manfred J. Müller, Sprecher des KANN, fordert Wissenschaft und Politik auf, in Richtung gesunde Lebenswelt umzudenken und die gesamte Bandbreite der Adipositas-Ursachen zu berücksichtigen.

Obwohl fast ein Viertel der Erwachsenen hierzulande adipös ist, wird im Gesundheitssystem Adipositas nicht als Krankheit anerkannt. So hat auch die Adipositas-Behandlung trotz der wachsenden Herausforderung in den letzten Jahren kaum Verbesserungen erfahren, sie wird „im deutschen Gesundheitssystem massiv vernachlässigt“, so Prof. Hans Hauner, Sprecher des KNA. Während die kostspielige Behandlung der Adipositas-Folgeerkrankungen wie etwa Typ-2-Diabetes mellitus von Krankenkassen übernommen wird, bleiben therapeutische Maßnahmen wie z. B. Gewichtsmanagement eher ausgeblendet. Es fehlen v. a. langfristige, evaluierte

Therapiekonzepte. Als wirkungsvoll zeigten sich fächerübergreifende Behandlungsansätze, die Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten und Diätassistenten mit einbeziehen. Bisher übernehmen Krankenkassen die Kosten für Gewichtsmanagement nur bedingt. Bei Personen, die Adipositas-chirurgisch behandelt wurden, wird außerdem die unabdingbare Nachsorge von den Krankenkassen meist ausgeklammert. Um die Adipositas-Therapie zu verbessern, ist deshalb „ein gemeinsames multidisziplinäres Vorgehen von medizinischen Experten, Patientenvertretern, Krankenkassen und Versorgungsforschern nötig“, unterstreicht Hauner.

„Interdisziplinäre Forschung und Behandlung gehören zum Fundament des IFB. Verbesserungen für die Behandlung versprechen wir uns aus unserer derzeitigen Konzeptentwicklung mit Krankenkassen, die im Idealfall zur Blaupause für andere werden könnten“, so der wissenschaftliche Leiter des IFB, Prof. Michael Stumvoll.

Zu den körperlichen Adipositas-bedingten Erkrankungen kommt das psychische Leid der Betroffenen. Sie sind mit starker Stigmatisierung und Diskriminierung konfrontiert, d. h. sie begegnen negativen Meinungen, Vorurteilen bis hin zu tatsächlicher Benachteiligung in verschiedenen Lebensbereichen. Befragungen zeigen, dass etwa ein Fünftel der deutschen Bundesbürger explizite stigmatisierende Einstellungen aufweist und die Hälfte der Bundesbürger ihnen nicht widerspricht. Den Betroffenen wird vorgeworfen, faul, dumm und willensschwach zu sein. Zurückzuführen sind diese negativen Einstellungen darauf, dass die meisten Befragten annehmen, Adipositas sei selbst verschuldet. Nur eine Minderheit erkennt überhaupt genetische Ursachen der Adipositas an.

„Die Stigmatisierten selbst haben die Tendenz, das Stigma anzunehmen. Es vermindert ihren Selbstwert und zieht Ängste und Depressionen nach sich, wie neuere Studien zeigen“, betont Anja Hilbert, Professorin für Verhaltensmedizin am IFB Adipositas Erkrankungen. Hilbert beteiligte sich am Positionspapier und bietet auch eine Webseite zum Thema Stigmatisierung bei Adipositas an (www.adipositasstigma.de). Diese informiert sowohl wissenschaftlich als auch praxisnah über die Formen der Stigmatisierung und darüber, wie diese abgebaut werden können. Warum diese Schuldzuweisung bei Adipositas die Betroffenen viel stärker trifft als bei anderen Erkrankungen sei dabei noch unklar, erklärt Prof. Martina de Zwaan aus dem Vorstand des KNA.

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