Forscher lassen Hepatitis B-Virus auferstehen

Die Hepatitis B zählt zu den verbreitetsten gefährlichen Viruserkrankungen weltweit. Wissenschaftler des Bonner Universitätsklinikums und der Universität Gießen haben in Proben einer Gelbohr-Fledermaus ein Virus entdeckt, das mit dem Hepatitis B-Erreger eng verwandt ist und das Potential besitzt, Leberzellen des Menschen zu infizieren. Die Forscher stellten fest, dass die herkömmliche Hepatitis B-Impfung gegen dieses Virus nicht wirkt. Die Ergebnisse werden in der aktuellen Ausgabe der Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) vorgestellt.

Hepatitis B ist eine Infektionskrankheit, die zu Leberentzündung und Krebs führen kann. Die Übertragung des Virus erfolgt vor allem sexuell, über Blut und von der infizierten Mutter auf ihr Neugeborenes während der Geburt. Mit rund 240 Millionen chronisch infizierten Menschen weltweit zählt die Hepatitis B zu den häufigsten Viruserkrankungen. „Rund 620.000 Tote jährlich werden mit Hepatitis-B-Infektionen in Zusammenhang gebracht“, sagt Dr. Jan Felix Drexler vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn. Mysteriös war bislang, woher das Hepatitis B-Virus stammt.

Um der Herkunft des Virus auf die Spur zu kommen, nahmen die Virologen des Bonner Universitätsklinikums mit ihren Kollegen von der Universität Gießen und Forschern aus weiteren Ländern Blut- und Leberproben von Tausenden Fledermäusen aus Panama, Brasilien, Gabun, Ghana, Papua-Neuguinea, Australien und Deutschland. „Fledermäuse leben seit vielen Millionen Jahren auf engstem Raum in Kolonien zusammen. Das begünstigt die Übertragung von Krankheitserregern und macht sie zu idealen Modellen für die Untersuchung zur Herkunft von Viren“, sagt Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn.

Drei Virenarten sind mit dem Hepatitis B-Erreger eng verwandt

Die Wissenschaftler testeten die Fledermausproben auf virales Erbgut des Hepatitis B-Erregers. Von den 3.080 beprobten Fledermäusen wurden die Forscher bei zehn Individuen fündig. „Wir haben drei verschiedene Virusarten gefunden, die dem Hepatitis B-Virus des Menschen sehr ähnlich sind“, sagt Dr. Drexler. Die Bonner und Gießener Forscher stellten eine künstliche Kopie des Erbguts der verschiedenen Virenarten her, um sie anschließend für weitere Tests zu vermehren. „Wir haben die Hepatitis B-Virus-Spezies quasi wiederauferstehen lassen“, sagt Privatdozent Dr. Dieter Glebe vom Institut für Medizinische Virologie der Justus-Liebig-Universität Gießen und Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Hepatitis B- und Delta-Viren.

Nun war die Frage, ob die in den Fledermäusen entdeckten Viren tatsächlich auch das Potential haben, die menschliche Leber infizieren zu können. Da jedoch infektiöse Hepatitis-B-Viren im Labor nur sehr schwer zu erzeugen sind, mussten die Gießener Virologen einen speziellen Trick anwenden. Hierfür bedienten sie sich des Hepatitis Delta Virus, das die Hülle des Hepatitis-B-Virus benutzt, um natürlicherweise die menschliche Leber zu infizieren. Im Labor erzeugten die Virologen daher veränderte Hepatitis Delta Viren, die nun die Hüllen der neu entdeckten Fledermaus-Viren enthielten. Diese wurden daraufhin zu menschlichen Leberzellen gegeben, die die Forscher im Labor kultivierten. Nur die Viren aus einer Gelbohr-Fledermaus (Uroderma bilobatum) konnten tatsächlich auf diese Weise zu einer Infektion der menschlichen Leberzellen beitragen, während die beiden anderen Fledermaus-Viren zu keiner Infektion führten. „Damit ist der Beweis erbracht, dass dieses eine Virus tatsächlich von der Fledermaus auf den Menschen überspringen könnte“, sagt Dr. Drexler.

Hepatitis B-Standardimpfung wirkt nicht gegen das Fledermausvirus

Weitere Tests mit dem für Menschen potentiell infektiösen Virus ergaben, dass die weltweit verbreitete Standardimpfung gegen Hepatitis B nicht vor diesem Virus schützt. „Dieser Befund ist sehr beunruhigend, weil er die Frage aufwirft, ob es mit der herkömmlichen Impfung gelingen kann, Hepatitis B weltweit auszurotten“, sagt Prof. Drosten. Dass der jetzige, weltweit verwendete Impfstoff gegen Hepatitis B trotz guter Schutzwirkung bei Neugeborenen und Kindern ohnehin vermehrt Lücken in der Schutzwirkung zeigt, wie z.B. bei älteren Personen und Dialysepatienten, darauf weist PD Dr. Glebe vom Nationalen Referenzzentrum für Hepatitis-B- und D-Viren hin. „Die Entdeckung von neuen Hepatitis-B-Viren aus Fledermäusen sollte ein Ausgangspunkt für die Entwicklung wirksamerer Hepatitis-B-Impfstoffe sein“, sagt PD Dr. Glebe.

Die Auswertung der Laborergebnisse und weitere evolutionsbiologische Untersuchungen ergaben, dass das Gelbohr-Fledermaus-Virus mit dem menschlichen Hepatitis B-Virus sehr eng verwandt ist und seinen Ursprung wahrscheinlich in den Fledermäusen hat. Eine Ausrottung der Fledermäuse wäre jedoch weder sinnvoll noch möglich, sagt Prof. Drosten. „Diese Wildtiere sind von unschätzbarem Wert für unsere Ökosysteme.“

Publikation: Bats carry pathogenic hepadnaviruses antigenically related to hepatitis B virus and capable of infecting human hepatocytes, Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), DOI: 10.1073/pnas.1308049110

 

Denkmalpflege im Blick

Schloss Brühl ist ein Thema im Rahmen der neuen Vortragsreihe des LVR-Amtes für Denkmalpflege. Foto: Jürgen Gregori
Schloss Brühl ist ein Thema im Rahmen der neuen Vortragsreihe des LVR-Amtes für Denkmalpflege. Foto: Jürgen Gregori

Eine neue Vortragsreihe in der Abtei Brauweiler gibt künftig Einblicke in die Denkmalpflege: Jeweils am letzten Donnerstag in einem  ungeraden Monat berichten Denkmalpflegerinnen und Denkmalpfleger des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) über die Geschichte und Bedeutung verschiedener Denkmäler im Rheinland: denkmalgeschützte Parkanlagen oder Kirchen, Industrieanlagen oder ganze Denkmalbereiche – eine Fülle von Themen erwartet die Interessierten. Die Vorträge finden im Äbtesaal der Abtei Brauweiler statt und starten jeweils um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

In diesem Jahr stehen folgende Vorträge auf dem Programm:
26. September 2013, 18 Uhr, Äbtesaal der Abtei Brauweiler, Ehrenfriedstraße 19, 50259 Pulheim: Hauptkonservator Dr. Ulrich Stevens informiert über „Schloss Brühl vor Schloss Brühl –  die Planungen von Johann Conrad Schlaun für Schloss Augustusburg“.
Die kurkölnische Landesburg Brühl wurde in den Kriegen Ludwigs XIV. 1689 gesprengt. Bereits Kurfürst Joseph Clemens plante 1715 einen Wiederaufbau. Konkrete Pläne wurden jedoch erst entwickelt, nachdem Clemens August 1723 Erzbischof und Kurfürst von Köln geworden war. 1725 begann der Wiederaufbau nach den Plänen des westfälischen Baumeisters Johann Conrad Schlaun. Als bereits der Rohbau stand, wurde 1728 Schlaun durch François Cuivillies abgelöst und der Plan radikal geändert. Dennoch lohnen die Planungen Schlauns eine eingehende Betrachtung, denn sie enthalten originelle Aspekte zum Thema „barocker Schlossbau“. Außerdem ist trotz des Planwechsels wesentliche Substanz des Schlaun-Baus erhalten und erkennbar geblieben.

28. November 2013, 18 Uhr, Äbtesaal der Abtei Brauweiler, Ehrenfriedstraße 19, 50259 Pulheim: Referatsleiter Technik- und Industriedenkmale Prof. Dr. Walter Buschmann referiert über „Zwischen Gartenstadtidee, Werkswohnungsbau der Firma Krupp und Stadtbaukunstbewegung: die Siedlung Margarethenhöhe in Essen“. Zu den bekanntesten Wohn- und Siedlungsanlagen in Deutschland zählt die 1909 von Georg Metzendorf entworfene Margarethenhöhe in Essen. Sie ist nicht nur städtebaulich und architektonisch reizvoll, sondern auch historisch bedeutend. In der Gestalt der Siedlungsanlage vereinen sich wichtige Tendenzen jener Jahre vor dem Ersten Weltkrieg, die mit ihren Reformbestrebungen in Gesellschaft, Architektur und Städtebau die Moderne einleiteten.

Ansprechpartnerin im LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland: Sabine Cornelius,
sabine.cornelius@lvr.de, Telefon: 02234-9854 549

Stimmung auf dem Vulkan

Am 21. September 2013 dreht sich bei WDR 3 alles um den Vorabend des Ersten Weltkriegs. Das Jahr 1913: in Europa tanzte man Tango, obwohl die Polizei den „sittenwidrigen“ Modetanz verboten hatte. In den Städten fuhr man mit der „Elektrischen“, neue, illustrierte Zeitschriften brachten die weite Welt ins Haus. Das Kino kam schon bis Shanghai, in Essen eröffnete die erste Aldi-Filiale und Patienten rissen sich um eine Analyse-Stunde bei Sigmund Freud in Wien.

Die Aufbruchstimmung in Medizin, Technik und Wissenschaft korrespondierte mit den Fortschrittsideen der Jugend- oder der Arbeiterbewegung, dem Kampf um Gleichberechtigung und Positionsbestimmungen in der Musik, Kunst, Literatur und Architektur. 1913 ist die eigentliche Geburtsstunde der Moderne – und der Anfang vom Ende. Man war auf der Suche: politisch, geistig, modisch, kulturell.

Der WDR 3 Radiotag stellt in Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR)  erstmalig ganztägig Musik, Literatur und Zeitzeugenberichte zur „Stimmung auf dem Vulkan“ 1913 vor. Dazu gehören unter anderem Live-Konzerte aus dem Kleinen Sendesaal.

Weitere Infos www.rheinland1914.lvr.de und www.wdr3.de

 

40 Jahre Frida-Kahlo-Schule

Die LVR-Frida-Kahlo-Schule feiert ihr 40-jähriges Bestehen und lädt am Samstag, 21. September, von 12 bis 18 Uhr zu einem Sommerfest in die Arnold-Janssen-Straße 25a in Sankt Augustin ein. Neben einer großen Tombola, bei der es als Hauptpreis drei Motorflüge über das Rheinland zu gewinnen gibt, bietet die Schule des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) ein spannendes Programm: Auftritte der Schülerbands „2 Black Days“ und „We´ve got it“ sowie eine Sambatruppe sorgen für Stimmung. In einer Cafeteria wird für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt.

1973 als „Rheinische Schule für Körperbehinderte“ gegründet, besuchen heute 275 Kinder und Jugendliche die Schule mit dem Schwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung. Das Einzugsgebiet der Schule umfasst die rechtsrheinischen Stadtgebiete von Bonn sowie Teile des Rhein-Sieg-Kreises.

 

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