Lockstoffe verhindern Nervenzell-Wanderung

Eine Vision ist, etwa bei Parkinson- und Huntington-Erkrankten Nervenvorläuferzellen ins Gehirn zu implantieren, die die Funktion der abgestorbenen Zellen übernehmen sollen. Doch häufig wandern die implantierten Nervenzellen nicht wie gewünscht, sondern bewegen sich kaum von der Stelle. Wissenschaftler des Instituts für Rekonstruktive Neurobiologie der Universität Bonn haben nun eine wichtige Ursache dafür entdeckt: Von den Vorläuferzellen ausgeschüttete Lockstoffe hindern die ausreifenden Nervenzellen daran, in das Gehirn einzuwandern. Die Ergebnisse werden nun im Fachjournal „Nature Neuroscience” vorgestellt.

Humane ES-Zell-abgeleitete Neurone. (c) Foto: Julia Ladewig/Uni Bonn
Humane ES-Zell-abgeleitete Neurone.
(c) Foto: Julia Ladewig/Uni Bonn

Ein Ansatz zur Behandlung von Parkinson- oder Huntington-Patienten ist, defekte Gehirnzellen durch frische Zellen zu ersetzen. Hierfür werden unreife Vorläuferzellen von Neuronen in die erkrankten Gehirne implantiert, die dann vor Ort ausreifen und die Funktion der defekten Zellen übernehmen sollen. „Allerdings hat sich immer wieder gezeigt, dass die vom Transplantat gebildeten Nervenzellen kaum in das Gehirn einwandern, sondern sich nicht von der Stelle bewegen“, sagt Prof. Dr. Oliver Brüstle, Direktor des Instituts für Rekonstruktive Neurobiologie der Universität Bonn. Wissenschaftler vermuteten lange Zeit, dass dieser Effekt damit zusammenhängt, dass im ausgereiften Gehirn ungünstige Bedingungen für die Aufnahme weiterer Nervenzellen herrschen.

Unreife und reifere Nervenzellen ziehen sich wie Magnete an

Die Forscher vom Institut für Rekonstruktive Neurobiologie der Universität Bonn entdeckten nun einen völlig unerwarteten Mechanismus, auf den sich das mangelnde Wandervermögen der implantierten Vorläuferzellen zurückführen lässt. Die implantierten Zellen reifen unterschiedlich schnell aus, deshalb kommt es zu einer Mischung von beiden Stadien. „Die noch weitgehend unreifen Vorläuferzellen ziehen die bereits weiter ausgereiften Nervenzellen wie Magnete an, weshalb es zu einer Art Zusammenballung kommt“, sagt Erstautorin Dr. Julia Ladewig, die kürzlich mit einem Förderpreis von 1,25 Millionen Euro des NRW-Wissenschaftsministeriums und des Kompetenznetzwerks Stammzellforschung ausgezeichnet wurde.

Ursache der bislang verborgen gebliebenen Anziehungskraft sind chemische Lockstoffe, die von den Vorläuferzellen ausgeschüttet werden. „Dadurch hindern die Nerven-Vorläuferzellen die ausgereiften Hirnzellen daran, weiter in das Gewebe einzudringen“, sagt Dr. Philipp Koch, der als weiterer Erstautor zusammen mit Dr. Ladewig die Hauptarbeit zur Studie geleistet hat.

Die Wissenschaftler hatten zunächst beobachtet, dass die Auswanderung von Nervenzellen umso schlechter ist, je mehr Vorläuferzellen das Transplantat enthält. In einem zweiten Schritt ist es den Forschern vom Institut für Rekonstruktive Neurobiologie der Universität Bonn gelungen, die für die Zusammenballung reifer und unreifer Neurone verantwortlichen Lockstoffe zu entschlüsseln und zu inaktivieren. Wenn die Wissenschaftler die Rezeptor-Tyrosin-Kinase-Liganden FGF2 und VEGF mit Hemmstoffen ausschalteten, wanderten ausgereifte Nervenzellen besser in den Tiergehirnen und verteilten sich über viel größere Bereiche.

Vielversprechender universeller Ansatz für Transplantationen

„Es handelt sich um einen vielversprechenden neuen Ansatz zur Lösung eines alten Problems der Neurotransplantation“, resümiert Prof. Brüstle. Durch die Hemmung der Lockstoffe lasse sich die Einwanderung implantierter Nervenvorläuferzellen ins Gehirn deutlich verbessern. Wie die Forscher an verschiedenen Modellen mit Vorläuferzellen von Tieren und Menschen zeigten, handelt es sich bei dem Mechanismus um ein fundamentales Prinzip, das auch über Speziesgrenzen hinweg funktioniert. „Es ist jedoch noch weitere Forschung notwendig, um das Prinzip in die klinische Anwendung zu überführen“, sagt Prof. Brüstle.

Publikation: Auto-attraction of neural precursors and their neuronal progeny impairs neuronal migration, Nature Neuroscience, DOI: 10.1038/nn.3583

 

Tiegelteuerling: Pilz des Jahres 2014

Der Tiegelteuerling ist der Pilz des Jahres 2014. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie möchte mit ihrer Wahl auf die große Bedeutung der Pilze im Kreislauf der Natur hinweisen. Pilze verwerten abgestorbene organische Stoffe wie Holz, Blätter und Nadeln und machen die enthaltenen Nährstoffe für die Pflanzenwelt wieder verfügbar. Ohne diese Ökosystemleistung würde die gesamte Nahrungskette zusammenbrechen.

Der Tiegelteuerling, lateinisch Crucibulum laeve, gehört zur Familie der Blätterpilze. Er bildet bis zu ein Zentimeter hohe tiegelförmige Fruchtkörper aus, in denen sich weiße linsenförmige Sporenbehälter befinden. Sie sehen aus wie Münzen in einem Tiegel. Darauf basiert auch eine alte Bauernweisheit, dass viele Teuerlinge viel Regen, damit eine schlechte Getreideernte und hohe Brotpreise bringen.

Mit raffinierten Strategien haben sich die Teuerlinge weltweit verbreitet. Wenn Regentropfen auf die geöffneten Tiegel fallen, werden die Kapseln herausgeschleudert und haften mit Klebfäden an Pflanzen der Umgebung. Die Pflanzenteile mit den Sporen werden von Tieren aufgenommen, sodass sie „auf vier Beinen“ in neue Gebiete gelangen. Außerdem werden die Sporenbehälter von Vögeln gefressen, da sie ähnlich wie Pflanzensamen aussehen.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.dgfm-ev.de

Schnelle Rezepte: Schinkennudeln

Schnelle Rezepte: Schinkennudeln Foto: Wirths PR
Schnelle Rezepte: Schinkennudeln
Foto: Wirths PR

Schnelle Rezepte: Schinkennudeln
(für 4 Personen)

400 g Spiralnudeln
1 Zwiebel
250 g Schinken (2-3 dickere Scheiben)
250 g Mozzarella (oder ein anderer milder Käse)
1 EL Butter
1/8 l Gemüsebrühe
3 Eier
3 EL Sahne
Pfeffer
Salz
Muskat
fein gehackte Petersilie

Die Nudeln al dente kochen und abtropfen lassen. Inzwischen die Zwiebel schälen und fein würfeln, den Schinken in Würfel oder kurze Streifen schneiden. Mozzarella abtropfen lassen und würfeln. Die Butter in einer Pfanne erhitzen, die Zwiebel andünsten, mit Gemüsebrühe löschen. Die Schinkenwürfel zugeben und kurz miterhitzen. Die Nudeln unterheben. Die Eier mit der Sahne verrühren, mit Pfeffer, Salz und Muskat würzen. Die Käse-Würfel mit dem Eier-Sahne-Gemisch an die Nudeln geben, unterheben und kurz miterhitzen. Mit Petersilie bestreut servieren.

Pro Person: 712 kcal (2980 kJ), 42,9 g Eiweiß, 25,4 g Fett, 77,3 g Kohlenhydrate

 

Artischockensaft für die Verdauung

Bei reichlichem Essen, insbesondere fetthaltigem, ist Artischocke ideal. Die Wirkstoffe der Artischocke regen den Gallenfluss an und unterstützen so die Entgiftungstätigkeit der Leber. Sie fördern zudem die Fettverdauung und verhindern Völlegefühl und Blähungen. Da Arti-schockensaft sehr bitter schmeckt, am besten mit Wasser, Gemüsesäften oder Joghurt mixen. Artischockensaft gibt es in Apotheken und Reformhäusern.

Innovative Rechenmaschine von 1774 im Arithmeum

Die Kreisrunde Rechenmaschine des Pfarrers Philipp Matthäus Hahn brachte den automatischen Zehnerübertrag und ist daher ein Meilenstein des mechanischen Rechnens. Eine Rekonstruktion wurde nun fertig gestellt und wird im Bonner Wissenschaftsmuseum Arithmeum ausgestellt.

Entworfen in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts von Pfarrer Philipp Matthäus Hahn, bestand die revolutionäre Neuerung darin, dass der automatische Zehnerübertrag über alle Stellen möglich wurde. Das konnte bis dahin keine andere Rechenmaschine. Fortan erhielten die Benutzer zuverlässige Ergebnisse. Ein durchsichtiges Funktionsmodell wurde im Arithmeum rekonstruiert und gebaut. Dieser Nachbau mit einem Gehäuse aus Plexiglas hatte Hahns erste Maschine aus dem Jahr 1774 zum Vorbild und wurde nun nach drei Jahren Bauzeit im Arithmeum fertiggestellt. Das Modell verdeutlicht heute den Besuchern des Arithmeums die Arbeitsweise dieser besonderen Rechenmaschine.

Hahn'sche Rechenmaschine von 1774. Das Modell im Arithmeum (c)Arithmeum_UniBonn_2013
Hahn’sche Rechenmaschine von 1774. Das Modell im Arithmeum
(c)Arithmeum_UniBonn_2013

Der Zehnerübertrag wird zuverlässig

Zuerst werden einige Schieber eingestellt, dann wird gekurbelt: Klackern und Rattern erfüllt den Raum, nach kurzer Zeit kann dann das Rechenergebnis abgelesen werden. Hahns Entwicklung ermöglicht das Rechnen in den vier Grundrechenarten, also Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division. Das konnten vor ihr auch schon andere Geräte. Allerdings hat Hahns zylinderförmige Maschine einen großen Vorteil. Prof. Dr. Ina Prinz, Direktorin des Arithmeums. „Durch einen über alle Stellen vollautomatischen und funktionstüchtigen Zehnerübertrag, dem ein ausgefeilter Mechanismus zugrunde liegt, erhielt der Benutzer mit nur einer einzigen Kurbelumdrehung pro Rechenschritt zuverlässige Ergebnisse. Das war eine absolute Neuerung. Vor Hahns Erfindung waren entweder Zwischenschritte beim Rechnen mit Maschinen nötig oder der Zehnerübertrag konnte aus mechanischen Gründen nicht über mehr als drei Stellen ausgeführt werden. Im Ergebnis schlichen sich oft Fehler ein oder die Rechenmaschine blockierte sogar.“

Benutzerfreundliche Rechenmaschine

Hahn war nicht nur Geistlicher und Naturwissenschaftler, sondern auch Uhrmacher. So achtete er auch auf Benutzerfreundlichkeit. „Nach einer kurzen Einweisung könnte jeder die Maschine bedienen. Zudem ermöglicht die kreisrunde Bauweise auch Stellenverschiebungen. So wird vermieden, dass bei großen Rechnungen viel gekurbelt werden muss“, sagt Prof. Prinz. Das Gerät hat immerhin elf Stellen, durch ein Umdrehungszählwerk kann der Benutzer ablesen, wie viele Rechenoperationen bereits abgearbeitet wurden.

Öffentliche Führungen bieten noch mehr Einblick

Das Funktionsmodell wird bei den öffentlichen Sonntagsführungen (Beginn ist jeweils um elf Uhr) im Arithmeum in der Lennéstraße in Bonn vorgestellt. Bei diesen Führungen wird auch eine originalgetreue Replik von Hahns erster Maschine gezeigt, welche die Restauratoren des Arithmeums mit einer bulgarischen Werkstatt für Präzisionsmaschinenbau innerhalb von fünf Jahren gefertigt haben. In der Dauerausstellung befindet sich zudem die Originalrechenmaschine von Johann Christoph Schuster aus dem Jahr 1820/22. Schuster war Schüler Pfarrer Hahns und baute Rechenapparate nach Hahns Entwürfen. Das Exponat im Arithmeum wurde damals für den Hofastronom eines indischen Maharadschas gebaut und gilt als letztes Artefakt vor Beginn der serienmäßigen Rechenmaschinenfertigung.

Video erläutert die Innovation der Kreisrunden Rechenmaschine
Im Videopodcast erklärt die Direktorin des Arithmeums, Prof. Dr. Ina Prinz, die Kreisrunde Rechenmaschine.

Information zu den Museen und Sammlungen der Universität Bonn:
http://www3.uni-bonn.de/einrichtungen/museen

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