Kategorie-Archiv: Gesundheit02

Hände waschen nicht vergessen

Zugegeben, Magen-Darm-Erkrankungen sind kein schönes Thema. Zumal wenn der Leser eines solchen Artikels auch noch das Stichwort „Lebensmittel“ in diesem Zusammenhang entdecken muss. Und genau diese (völlig nachvollziehbare) Abscheu ist es, die ein Zerrbild in der Öffentlichkeit zeichnet. Glaubt man nämlich Umfragen, glauben in Deutschland die meisten Menschen, dass Pestizidrückstände die größte Gefahr bei Lebensmitteln darstellen. Natürlich sind Pestizidrückstände immer wieder ein Diskussionspunkt, sobald die jährliche Auswertung der Überwachungsämter durch die Medien geht.

© aid.de
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Aber zumindest gibt es hier Kontrollen und festgelegte Grenzwerte, also staatliche Instrumente und Maßnahmenkataloge. Ganz anders sieht es bei Lebensmittelinfektionen aus. Also wenn man nach dem Essen bestimmter Lebensmittel krank wird. Wenn man nämlich von einer „Gefahr“ bei Lebensmitteln reden kann, dann von der Infektionsgefahr durch so genannte Zoonosen. Das sind von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Infektionskrankheiten. „Verbraucher unterschätzen die Risiken durch mangelnde Lebensmittelhygiene“, sagt Professor Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Die Hitliste der bakteriellen Erreger führen Campylobacter und Salmonellen an mit 60 000, bzw. 40 000 klinisch nachgewiesenen Fällen pro Jahr. „Die Dunkelziffer liegt aber 10 bis 20mal höher“, so der BfR-Präsident. Das Dumme ist: Man kann Keime und Mikroorganismen nicht einfach verbieten. Campylobacter zum Beispiel sind natürliche Mikroorganismen beim Huhn.

Ein weiterer Erreger, der beim Menschen zu einem Problem werden kann, Escherichia coli, kommt ebenso natürlich in der Milch vor. Wobei die Prozessqualität bei der Lebensmittelherstellung immer weiter verbessert wird, vom Erzeuger über den Transport bis zur Schlachtung. Allerdings ist für Deutschland noch eine ganze Menge an Minimierungsmaßnahmen zu tun. Wieder einmal sind die skandinavischen Länder in dieser Hinsicht wesentlich weiter. Als statistisch besonders infektionsgefährdet gelten im Übrigen die 18- bis 25-Jährigen und für Hensel gibt es dafür eine einfache Erklärung: „Diese Gruppe kennt die einfachen Hygieneregeln nicht. Ich warte darauf, dass in Kochsendungen auch mal gesagt wird, dass wir, bevor wir loslegen, uns erst einmal die Hände waschen.“ Die Kommunikation ist also das Entscheidende. Mit einer besseren Beachtung der Hygiene im eigenen Haushalt lässt sich manche Magen-Darm-Infektion vermeiden.

Harald Seitz, www.aid.de

Stand: 01/2010

Nährwertanalysen: Seien Sie kritisch

Nährwertanalysen gehören zum Standardprogramm vieler Ernährungsberater. Eine grafische Auswertung verdeutlicht Klienten mögliche Schwachstellen in ihrem Ernährungsverhalten besser als tausend Worte. Zudem lassen sich für Menschen, die auf bestimmte Inhaltsstoffe wie Laktose, Purine oder Arachidonsäure achten sollen, im Handumdrehen passende Tagespläne erstellen. Zwar erleichtern solche Programme den Praxisalltag, haben aber auch ihre Schattenseiten – zumindest dann, wenn dem Ergebnis blindlings vertraut wird. Denn in den zugrundeliegenden Nährwertdaten des Bundeslebensmittelschlüssels lauern so einige Tücken.

Da Klienten in der Regel nur grobe Portionsangaben notieren, greifen Berater meist auf die vom Programm vorgegebenen Portionsgrößen zurück. Doch wer die Mengenangaben allzu unkritisch übernimmt, erhält möglicherweise ein falsches Bild vom Ernährungszustand seines Klienten. Eine Portion gekochte Nudeln soll zum Beispiel nur hundert Gramm wiegen – das entspräche ungekocht lediglich einer kleinen Handvoll der Teigwaren. Bei Anhängern von Low-Carb-Diäten wäre eine solche Portion denkbar, beim Ottonormalverbraucher wohl kaum. Viele Portionsvorgaben sind idealistisch klein und widersprechen oft den herkömmlichen Portionsvorstellungen vieler Menschen. So beschönigt die analysierte Energie- und Nährstoffzufuhr schnell die Wirklichkeit.

Daneben lassen fehlende Nährwertangaben manche Lebensmittel in einem besseren Licht erscheinen, denn mangelnde Daten fließen mit einer Null in die Berechnung ein. Wer beispielsweise auf die entzündungsfördernde Arachidonsäure achtet, sollte möglichst die Finger von fettreichen Fleisch-, Fisch- und Milchprodukten lassen – mit Ausnahme von Gänsefleisch und Käse. Denn diese sollen laut Bundeslebensmittelschlüssel null Gramm Arachidonsäure enthalten. Ob das ungenierte Schlemmen von Parmesan und Gänsebraten Rheumatikern und Co tatsächlich gut bekommt, mag zweifelhaft sein. Ähnliche Ungereimtheiten gibt es unter anderem auch für den Purin- und Harnsäuregehalt einiger tierischer Produkte. Auch hier bedeuten Null Milligramm lediglich: „keine Daten vorhanden“.

Gleichzeitig können die Nährwertangaben zu verarbeiteten Produkten dank zahlreicher Zusätze und unterschiedlichster Rezepturen nur spärlich die Realität im Supermarktregal widerspiegeln. Seien Sie also kritisch mit dem Ergebnis Ihres Nährwertanalyseprogrammes.

Dipl.troph. Christine Langer

Quelle/Text: www.fet-ev.eu

Fettleibigkeit: „Gesunde Dicke“ mit höherem Krankheitsrisiko?

Adipöse Menschen haben im Vergleich zu Normalgewichtigen langfristig ein höheres Risiko infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben; auch wenn die Blutwerte im Normbereich liegen. Das ist das Fazit einer Auswertung von acht Studien, für die insgesamt rund 61.000 Teilnehmer für durchschnittlich elf Jahre begleitet wurden. Im Rahmen der Untersuchungen wurde der Einfluss des Stoffwechselstatus und des Körpergewichts auf die Gesamtsterblichkeit und die Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall geprüft. Die Mediziner bestimmten unter anderem Cholesterin- und Blutzuckerspiegel sowie Blutdruck.

Adipöse (BMI größer 30) mit normalem Blutdruck und gesunden Blutwerten hatten im Vergleich zu normalgewichtigen Probanden ein um 24 Prozent höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vorzeitigen Tod. Dieser Zusammenhang war aber erst ab einer Beobachtungszeit von zehn Jahren feststellbar. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich das Sterblichkeitsrisiko mit dem Körpergewicht schleichend erhöht – noch bevor es sich in Laborwerten oder Bluthochdruck niederschlägt. Somit wäre eine Gewichtsabnahme auch für fettleibige Menschen zu empfehlen, die keine nachweisbaren Stoffwechselstörungen haben. Übergewichtige (BMI 25 bis 30) hatten jedoch erst ein erhöhtes Risiko, wenn ungesunde Stoffwechselwerte vorlagen. Zudem hat die Studie gezeigt, dass ein schlechter metabolischer Status auch unabhängig vom Körpergewicht riskant ist: Selbst Normalgewichtige mit ungesunden Werten litten häufiger an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Weitere Studien sollen folgen, um die Zusammenhänge zwischen Stoffwechsel, Körpergewicht und Gesundheitsstörungen besser verstehen zu können. Auch die Lebensgewohnheiten der Probanden müssen genauer betrachtet werden. Es bleibt also eine entscheidende Frage, welche Rolle ungünstige Lebensgewohnheiten bei erhöhten Risikofaktoren von Erkrankungen oder sogenannter höherer Sterblichkeitsrate spielen.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:

Fragen zu diesem Thema beantworten aid-Experten im Forum „Rund ums Gewicht“ auf www.was-wir-essen.de
Quelle: Annals of Internal Medicine, Bd. 159, Nr.11, S. 758-769, 2013

Fruchtgetränke: Zwischen Fruchtbombe und Zuckerwasser

Viele trinken zum Frühstück gern ein Glas Obstsaft, um mit einem Vitaminkick in den Tag zu starten. Die Auswahl an Fruchtsäften ist riesig und bietet für jeden Geschmack etwas Passendes. Doch ist jeder Saft gleich gut geeignet?

Fruchtsäfte bieten besonders für Menschen, die selten Obst und Gemüse essen, eine gute Alternative, verbinden diese doch „gesund“ mit „süß und lecker“. Nahezu täglich begegnen uns in der Werbung aktive Menschen, die ihren Tag mit einem Glas Orangensaft beginnen. Und Aufdrucke wie „Reich an Vitaminen“ oder „Für die tägliche Portion Obst“ verführen zusätzlich zum Kauf. Doch nicht jedes fruchtige Getränk hält, was der Name oder die Werbebotschaft verspricht. Um qualitativ hochwertige Säfte von unnötigen Zuckerbomben zu unterscheiden hilft nur ein kritischer Blick auf das Etikett.

100 Prozent Frucht ohne künstliche Zusätze enthalten lediglich Getränke mit dem Namen Direkt- oder Fruchtsaft. Besonders wertvoll aus dem Getränkeregal sind Direktsäfte. Die auch als Muttersaft bezeichneten Varianten füllt der Hersteller direkt nach dem Auspressen in Flaschen ab und pasteurisiert diese lediglich zur besseren Haltbarkeit. Die Grundlage für Fruchtsäfte sind hingegen Fruchtsaftkonzentrate. Hier wird dem Saft nach dem Pressen Wasser entzogen, um bei der Lagerung und dem Transport Platz zu sparen. Erst vor dem Abfüllen in Flaschen versetzt der Hersteller die Konzentrate mit der zuvor entzogenen Menge Wasser. Da es bei der Lagerung der Konzentrate zu einem Aromaverlust kommen kann, sind zur Aufbesserung des Geschmacks natürliche Zusätze wie Fruchtsäuren und produkteigene Aromastoffe in begrenztem Umfang erlaubt.

Fruchtnektar enthält hingegen nur etwa 25 bis 50 Prozent Fruchtanteil. Besonders Obst mit einem geringen Eigensaftanteil wie Bananen oder Kirschen benötigen viel Wasser, um überhaupt als Saft genießbar zu sein. Zusätzlich sind hier bis zu 20 Prozent Zuckerzusatz erlaubt, was den Gesundheitswert deutlich trübt.

Besonders wenig Frucht enthalten Fruchtsaftgetränke, auch wenn der Name anderes vermuten lässt. Der Fruchtanteil liegt hier höchstens bei einem Drittel, oftmals aber auch nur bei wenigen Prozent. Die Hauptgeschmackskomponenten sind in erster Linie hohe Zuckerzusätze, Aromastoffe und Fruchtsäuren. Es verwundert nicht, dass diese bereits zu den Erfrischungs- und nicht mehr zu den Fruchtgetränken zählen. Ähnlich wie Limonade, Cola und Energy-Drinks sind Fruchtsaftgetränke daher als Genussmittel für den seltenen Konsum statt als Durstlöscher zu betrachten.

Am vitaminreichsten und wertvollsten bleibt jedoch nach wie vor der frischgepresste Saft aus reifen Früchten. Zügig genossen garantiert dieser den vollen Geschmack und Nährstoffgehalt des Obstes. Dennoch sollte es auch hiervon nur ein Glas am Tag sein. Denn egal ob frisch gepresst, Direkt- oder Fruchtsaft, alle Varianten enthalten von Natur viel Fruchtzucker.

Für den sicheren Griff zum gesunden Saft im Supermarkt bietet das neue Miniposter „Fruchtsäfte und Fruchtgetränke“ einen schnellen Überblick über die wesentlichen Unterschiede zwischen den einzelnen Varianten. Dieses ist ab sofort im Medienshop auf www.fet-ev.eu erhältlich.

Redaktion: Julia Graf

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