Kategorie-Archiv: Sonstiges

Gedenkstunde zum 75. Jahrestag der Novemberpogrome

Die Tage um den 9. November 1938 liegen inzwischen 75 Jahre zurück. In ganz Deutschland – auch im Rhein-Sieg-Kreis – wurden im Zuge der Novemberpogrome Synagogen durch Angehörige von SS und SA zerstört und in Brand gesteckt. Jüdische Bürgerinnen und Bürger wurden misshandelt oder willkürlich verhaftet, ihre Wohnungen und Geschäfte mit öffentlicher Billigung geplündert.

Zur Erinnerung und Mahnung an diese schrecklichen Geschehnisse laden der Rhein-Sieg-Kreis und der Förderverein Gedenkstätte Landjuden an der Sieg e.V. am Samstag, 9. November 2013, um 17.30 Uhr in den Gemeindesaal der evangelischen Kirche in Windeck-Rosbach (Kirchstraße 23) ein. Der Eintritt ist frei. Landrat Frithjof Kühn wird die Gedenkstunde gemeinsam mit Michael Solf, Vorsitzender des Gedenkstätten-Fördervereins, eröffnen. Prominente Gastrednerin ist die ehemalige Bundesministerin und Präsidentin des Deutschen Bundestages Prof. Dr. Rita Süssmuth. Sie wurde in ihrer langjährigen Laufbahn mit vielfachen Ehrendoktorwürden ausgezeichnet, so auch von der Ben-Gurion-Universität in Bersheva, Israel.

Mit einem Schwerpunkt auf internationalen und interkulturellen Fragestellungen sowie durch intensive Kontakte mit Israel ist Süssmuth Expertin für die deutsch-israelischen Beziehungen geworden. Sie wird über das Thema „Deutschlands Verantwortung für Israel und die jüdische Gemeinde in Deutschland“ sprechen.

Die Bilanz der Novemberpogrome von 1938 hat auch ein dreiviertel Jahrhundert später nichts von ihrem Schrecken verloren: Über tausend Synagogen wurden durch Feuer und Vandalismus vernichtet, mindestens 8.000 jüdische Geschäfte zerstört und zahllose Wohnungen verwüstet. Ungefähr 100 jüdische Bürgerinnen und Bürger waren erschlagen, niedergestochen oder zu Tode geprügelt worden. Diese furchtbaren Geschehnisse wurden im Volksmund später mit dem Begriff „Reichskristallnacht“ verharmlost. Sie waren bis dahin der Höhepunkt eines staatlichen, nicht nur tolerierten, sondern aktiv unterstützten Antisemitismus, der mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 seinen Anfang genommen hatte. Diese Ereignisse bedeuteten eine Katastrophe für die bürgerliche Existenz und das Bewusstsein vieler jüdischer Bürger.

www.rhein-sieg-kreis.de/gedenkstaette

Robert Downey Jr. ist Hollywood’s wertvollster Schauspieler

Laut Vulture ist Robert Downey Jr. das zweite Jahr hintereinander Hollywood’s wertvollster Schauspieler.

75 Jahre „Polenaktion“ und Kindertransporte aus dem Rheinland

Die diesjährige Veranstaltungsreihe der „Gedenkstätte Landjuden an der Sieg“ führt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Freitag, 22. November 2013, in das LVR-Landeshaus am Kennedy-Ufer 2 in Köln-Deutz. Der Lern- und Gedenkort Jawne zeigt dort die Ausstellung „Jahrestage – Wege der Erinnerung. 75 Jahre ‚Polenaktion’ und Kindertransporte aus dem Rheinland“. Die Ausstellungsbesichtigung mit Dr. Cordula Lissner und Adrian Stellmacher vom Lern- und Gedenkort Jawne beginnt um 15:00 Uhr.

Jüdische Familien polnischer Staatsangehörigkeit aus dem gesamten Rheinland wurden im Oktober 1938 nach Zbąszyń (Bentschen) abgeschoben. Die Deportation in den kleinen Ort an der damaligen deutsch-polnischen Grenze erfolgte im Rahmen der sogenannten „Polenaktion“. Unter den Deportierten befand sich eine große Zahl von Kindern und Jugendlichen. Manche der Familien entschieden sich, ihr Kind von Zbąszyń (Bentschen) aus mit einem Kindertransport nach England zu schicken oder mit der Jugend-Aliyah nach Palästina.

Als Reaktion auf die Abschiebung seiner Familie schoss der damals 17-jährige Herschel Grynszpan am 7. November 1938 in der deutschen Botschaft in Paris auf den Legationssekretär von Rath. Dessen Tod war der Vorwand für die deutschlandweiten Pogrome am 9. und 10. November 1938.

In den Wochen danach entschloss sich die britische Regierung, bis zu 10.000 unbegleitete Kinder und Jugendliche aus dem NS-Herrschaftsbereich nach Großbritannien einreisen zu lassen. Die Ausstellung des Lern- und Gedenkortes Jawne erinnert anlässlich des 75. Jahrestages erstmals an die Rettung jüdischer Kinder und Jugendlicher aus dem Rheinland.

Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, ist eine persönliche Anmeldung im Kreisarchiv erforderlich – telefonisch unter der Rufnummer 02241/132928, per Fax an 02241/133271 oder per Mail an gedenkstaette@rhein-sieg-kreis.de.

Die Fahrtkosten tragen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst. Teilnahmegebühren fallen nicht an; der Lern- und Gedenkort Jawne freut sich aber über eine Spende. Nähere Informationen zur Exkursion sind auch unter www.rhein-sieg-kreis.de/gedenkstaette abrufbar.

Temporäres Memorial rekonstruiert Einweihungsfeier der Braunschweiger Synagoge

Aus Anlass des 75. Jahrestages der Reichpogromnacht 1938 veranstalten Stadt Braunschweig und Jüdische Gemeinde Braunschweig am 9. November 2013
um 19 Uhr im Großen Saal der Stadthalle die Gedenkveranstaltung „Zerstörte Hoffnung – Ein temporäres Memorial“. Das Memorial ist ein Projekt der Braunschweigischen Landschaft e. V. in Zusammenarbeit mit dem Staatstheater Braunschweig.

1875 war die Braunschweiger Synagoge in der Knochenhauer Straße feierlich eingeweiht worden. In den Redebeiträgen der Feier kam eine große Hoffnung auf eine größere soziale und politische Teilhabe jüdischer Menschen, ihrer Gemeinschaften und sonstigen Einrichtungen im gerade gegründeten zweiten Deutschen Reich zum Ausdruck. Eine bis dahin nicht gekannte Integration in eine moderne, von Industrialisierung, bedeutenden wissenschaftlichen Entwicklungen und neuem Kunst- und Kulturbewusstsein geprägte Gesellschaft schien möglich. Nur 63 Jahre später wurden diese Hoffnungen in der sogenannten Reichspogromnacht 1938 beendet: Die Braunschweiger Synagoge wurde zerstört.

In diesem Jahr findet in einer Projekt-Aufführung die Rekonstruktion der Einweihung der zerstörten Braunschweiger Synagoge statt. Die Trauer und Enttäuschung über das Unrecht, das den Juden im Nationalsozialismus angetan wurde, soll mit dem Rekonstruktions-Projekt in ein temporäres Memorial einfließen.

Das Projekt steht konzeptionell in enger Verbindung mit dem Benefiz-Gedenk-Konzert anlässlich des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht, das 2008 unter der Eisenbahnbrücke über die Helmstedter Straße stattgefunden hat. Entstehen wird im Großen Saal der Stadthalle nach der Konzeption von Orchesterdirektor Martin Weller ein „Raum im Raum“ mit rund 800 Sitzplätzen und einer Bühne. In dem dann komplett dunklen und maximal 18 Grad kühlen Raum sollen Rezitation, Chorgesang und konzertante Elemente den Besuchern des Memorials eine Annäherung an die feierliche Einweihungszeremonie von 1875 ermöglichen.

Maßgeblichen Anteil an dieser Rekonstruktion hat Jonah Sievers, Landesrabbiner in Niedersachsen. Er hat nicht nur den Impuls für die Rekonstruktion gegeben. Ihm ist auch der Fund der Original-Beiträge der Einweihungsfeierlichkeiten von 1875 zu verdanken, ohne die das Memorial nicht möglich gewesen wäre. „Ich hoffe, dass dieses Temporäre Memorial aufzeigt, wie die Hoffnungen der Juden in Braunschweig, die sie an ihre Heimat Deutschland hegten, auf das Schändlichste verraten wurden“, betont Sievers.

Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Renate Wagner-Redding bekräftigt: „Die Enttäuschung der Mitglieder der Jüdischen Gemeinde in Braunschweig, aber auch generell in ganz Deutschland darüber war groß, dass nichts mehr gezählt hat, was die jüdische Gemeinschaft für ihr vermeintliches Vaterland seit der Verleihung des Bürgerrechtes getan hatte. Ich denke hier an die zahlreichen Beiträge für Kultur, Wirtschaft und Gemeinwesen.“

„Nach den furchtbaren Erfahrungen der Jüdischen Gemeinde in den Jahren des Nationalsozialismus und einer schwierigen Zeit des Neubeginns bin ich sehr dankbar für das gegenseitige Vertrauen, das unsere Zusammenarbeit seit vielen Jahren prägt. Auch in diesem Jahr kooperieren wir anlässlich des Gedenktages am 9. November. Mit dem Staatstheater haben wir in diesem Jahr einen Partner an unserer Seite, der das außergewöhnliche und besondere Projekt künstlerisch umsetzt,“ führt Bianca Winter, Fachbereichsleiterin Kultur der Stadt Braunschweig, aus.

Martin Weller, Orchesterdirektor des Staatsorchesters Braunschweig und Leiter der Arbeitsgruppe Musik in der Braunschweigischen Landschaft, obliegt die Dramaturgie der Veranstaltung. „Nach dem Gedächtnisraum unter der Eisenbahnbrücke über die Bundesstraße 1, der am 9. November 2008 für wenige Stunden als Konzertsaal eingerichtet worden war, handelt es sich hier um einen zweiten Versuch, Gedächtniskultur durch ein temporäres Memorial in bestimmter Weise zu entwickeln“, so Weller in seinen konzeptionellen Überlegungen. „Geprägt ist dieses Unterfangen von dem Bemühen zu verhindern, dass gesellschaftliche Erinnerungsnotwendigkeiten vornehmlich in die offenbar unwirksamer werdenden Ausformungen museal-statischer Denkmäler sowie ritueller und politischer Handlungen entsorgt werden. Stattdessen soll in zeitweiligen Anstrengungen zur Errichtung vergänglicher Erinnerungsräume eine ethische Verantwortung der sozialen Fürsorge und der Fähigkeit zum Mitleiden fühlbar werden.“

Und Joachim Klement, Generalintendant des Staatstheaters Braunschweig stellt abschließend zusammenfassend fest: „Zerstörte Hoffnung – Ein temporäres Memorial“ ist nicht allein historische Erinnerung sondern auch eine künstlerische und politische Intervention, die uns Mut macht, die Hoffnung nicht aufzugeben.“

Der Eintritt zu der Veranstaltung ist kostenlos. Wegen der begrenzten Plätze (freie Platzwahl) ist eine Einlasskarte erforderlich, die im Staatstheater Braunschweig oder in der Tourist-Information, Vor der Burg 1, erhältlich ist. Die Karten können auch online über die Internet-Seite des Staatstheaters reserviert werden.

Aufgrund der künstlerischen Konzeption wird während des Memorials im Saal der Stadthalle eine Raumtemperatur von maximal 18 Grad herrschen.

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