Hmmh, ein Stück Schokolade. Schmeckt oft gut, ist für Manche gut fürs Gemüt und hoffentlich mehr Genuss als Hunger stillen. Und dazu sind Schokoladenprodukte in Deutschland noch extrem preiswert. Eine Tafel Schokolade für 89 Cent. Verbraucherherz, was willst Du mehr? Dass von diesen 89 Cent gerade einmal etwa 4 Cent bei den Kakaobauern ankommen, kann man ja per se nicht wissen. Und dass Kakao, bzw. Schokolade in absehbarer Zeit teurer wird, dafür braucht es keine prophetischen Kenntnisse. Man muss sich nur genauer mit der Herkunft der veredelten Bohne beschäftigen.
Kakao wird zu 90 Prozent von Kleinbauern angebaut. Die Lebens- und Arbeitsverhältnisse in den Anbauregionen kann man durchaus als schwierig bezeichnen. Stichwort „Kinderarbeit“. „Ein Problem ist, dass Kinder als dauerhafte Arbeitskräfte eingesetzt werden müssen, weil die Einkommenssituation der Bauern sehr schlecht ist“, sagte Dr. Jürgen Zattler vom Bundesentwicklungsministerium auf einer Veranstaltung am Rande der Internationalen Süßwarenmesse in Köln. Und damit nicht genug. Beate Weißkopf vom „Forum Nachhaltiger Kakao“ hat weitere Probleme identifiziert, wie zum Beispiel überalterte Baumbestände, abnehmende Bodenfruchtbarkeit, Erosionen etc. Erkannt haben das inzwischen nicht nur – wie bereits vor Jahrzehnten – Nichtregierungsorganisationen (NGOs), sondern auch die Verarbeiter und der Handel.
Seit Juni 2012 existiert das „Forum Nachhaltiger Kakao“, in dem zwei Bundesministerien, NGOs, Forschungseinrichtungen und eben Wirtschafts- und Handelsakteure vertreten sind. Das könnte eine klassische win-win-Situation sein, denn alle haben zwar unterschiedliche Interessen (die Wirtschaft braucht Qualität, der Handel möchte billig, die NGOs Kinder in der Schule statt auf dem Feld), aber dennoch gibt es einen gemeinsamen Nenner: „Qualität und Quantität des Kakaos steht und fällt mit den Lebensbedingungen der Bauern“, so Zattler. Freut sich also der Bauer, freuen sich auch alle Akteure. Klingt einfach, doch wie geht man da genau vor?
Ein umfassender Ansatz über die gesamte Produktionskette ist nötig. Das Hauptziel des Forums ist daher, eine effektive Verbreitung von Best-Practice-Beispielen, sprich Schulungsmaterial, übergreifend zu erstellen. Dazu muss dieses auf das jeweilige Anbauland und dessen Strukturen zugeschnitten sein UND bereits bestehende Maßnahmen einbeziehen. Dafür sorgen die drei Hauptakteure der Standards im Kakaoanbau: UTZ Certified, Rainforest Alliance und Transfair. Diese Siegel sind bereits mehrfach auf Schokoladenprodukten im Supermarkt zu sehen. Was genau dahinter steckt, ist in diesem Zusammenhang nicht ganz so wichtig. Was wichtig ist, betonte Ivy Osei-Sampah von der African Cocoa Coalition, nämlich dass Bauern nach wie vor Unterstützung benötigen, um ihre Einkommen zu steigern und ihren Lebensunterhalt zu sichern.
Die Kakaobohnen-Preise unterliegen enormen Schwankungen. Die Tendenz in den vergangenen Jahren geht nach oben aber verlässlich ist das nicht. Vor allem zwischen 1988 und 2003 war der Preis so niedrig wie nie: Unter 1.000 US-Dollar pro Tonne. Davon kam definitiv nicht genug bei dem Kleinbauern an, um seine Familie ausreichend zu versorgen. Entsprechend erfolgte auch keine Investition oder Pflege der Baumbestände. Starke Schwankungen der Erntemengen sind die Folge. Ende Januar 2014 stand der Kakaopreis bei 3.000 US-Dollar pro Tonne.
Harald Seitz, www.aid.de
Weitere Informationen:
aid-Heft „Kaffee, Tee und Kakao“, 3,50 Euro, www.aid-medienshop.de
www.kakaoforum.de