Schlagwort-Archiv: Darmkrebs

Fünf Einflussfaktoren bei Darmkrebs

(aid) – Wer gesund lebt, hat ein um ein Drittel geringeres Risiko für Darmkrebs. Das lässt eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) vermuten, die der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC)-Studie untergeordnet ist. Dem wenig überraschenden Ergebnis liegt eine Analyse zugrunde, in der Daten von rund 347.000 Erwachsenen im Alter von 25 bis 70 Jahren aus zehn europäischen Ländern eingingen, darunter auch Deutschland. Die Teilnehmer machten in Fragebögen Angaben zu ihren Ernährungs- und Lebensgewohnheiten.

Fünf gesundheitsfördernde Lebensstilmerkmale wurden erfasst: Nichtraucher sein, nur in Maßen Alkohol trinken, normales Körpergewicht (BMI kleiner 25 bzw. Taillenumfang weniger als 80 cm bei Frauen und weniger als 94 cm bei Männern), körperlich aktiv sein und sich gesund ernähren. Eine gesunde Ernährung umfasste nach Definition der Wissenschaftler relativ viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte, reichlich Nüsse und Samen, ausreichend Fisch und Joghurt, aber wenig rotes Fleisch und Wurstwaren.

Das Fazit: Jedes der fünf gesundheitsfördernden Lebensstilmerkmale wirkte Darmkrebs entgegen. Probanden, die zwei der untersuchten Faktoren erfüllten, hatten ein um 13 Prozent geringeres Erkrankungsrisiko. Als Vergleichsgruppe dienten Menschen, die höchstens eines dieser positiven Merkmale aufwiesen. Bei drei Faktoren war die Erkrankungswahrscheinlichkeit bereits um 21 Prozent geringer, bei vier um 34 Prozent und bei allen fünf erfüllten Merkmalen um 37 Prozent. Für Männer war der Zusammenhang deutlicher als für Frauen, vor allem für Krebs im Mastdarm.

Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten, vor allem in Industrieländern. Es handelt sich um einen bösartigen Tumor des Dick- oder Mastdarms, der sich meist aus Darmpolypen entwickelt. Durch einen gesunden Lebensstil wären laut Studie bis zu 22 Prozent der Neuerkrankungen bei Männern beziehungsweise elf Prozent bei Frauen vermeidbar. Weitere Studien sollen zeigen, von welchen Lebensgewohnheiten das Krebsrisiko ebenfalls beeinflusst wird.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.biomedcentral.com/1741-7015/12/168

Darmkrebs – Ausgewanderte Zellen überlisten Immunsystem

Im Blut zirkulierende Zellen von Darmkrebstumoren sind in der Regel gefährlicher als das Krebsgeschwür selbst: Diese Einzelgänger nisten sich in anderen Organen – zum Beispiel der Leber oder der Lunge – ein und bringen viele Patienten in Lebensgefahr. Wie es den Zellen gelingt, sich auf ihrem Weg vom Tumor zum neuen Organ gegen das Immunsystem des Menschen wirksam zu schützen, konnten Forscher der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden in einem mehrjährigen Vorhaben nachweisen. Die Ergebnisse wurden von der renommierten amerikanischen Fachzeitschrift „Cancer Research“ in ihrer Printausgabe vom 15. März veröffentlicht (DOI: 10.1158/0008-5472.CAN-13-1885). Basis der Forschungsarbeit bilden Blutproben, die Darmkrebspatienten bei Operationen direkt von aus den Tumoren abgehenden Venen entnommen wurden.

Um die grün gefärbte Krebszelle aus der Blutprobe zu ziehen, nutzen die Dresdner Forscher einen Mikro-Manipulator. Über eine aus einer feinen Glasröhre gezogenen Spitze (links im Bild) wird die Zelle angesaugt. Ähnliche Geräte werden auch bei der künstlichen Befruchtung eingesetzt. Foto: Uniklinikum Dresden / Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie
Um die grün gefärbte Krebszelle aus der Blutprobe zu ziehen, nutzen die Dresdner Forscher einen Mikro-Manipulator. Über eine aus einer feinen Glasröhre gezogenen Spitze (links im Bild) wird die Zelle angesaugt. Ähnliche Geräte werden auch bei der künstlichen Befruchtung eingesetzt. Foto: Uniklinikum Dresden / Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie

 

„Nicht der Darmkrebs führt zum Tod der Patienten,
sondern seine Metastasen

„Nicht der Darmkrebs führt zum Tod der Patienten, sondern seine Metastasen, die lebenswichtigen Organen massiv zusetzen. Sie entstehen aus Zellen, die vom Tumor gestreut werden und so ins Blut gelangen. Darum forschen wir seit Jahren intensiv zu Fragen dieser zirkulierenden Krebszellen“, sagt Prof. Jürgen Weitz, Direktor der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie. Der vor zwei Jahren nach Dresden gewechselte Krebsexperte leitet neben der Klinik ein Wissenschaftlerteam, das unter anderem mehrere in Heidelberg begonnene Forschungsprojekte am Dresdner Uniklinikum fortsetzt. Die jetzt publizierten Ergebnisse sind das Resultat eines Teilprojekts der Klinischen Forschergruppe „Das kolorektale Karzinom: Der Weg vom Primärtumor zur Metastase“ (KFO 227), die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird. Diese Gruppe wurde von Prof. Weitz während seiner Tätigkeit in Heidelberg initiiert. Nach seinem Wechsel nach Dresden arbeiten die Wissenschaftlerteams beider Städte intensiv zusammen. „Unsere Forschungsprojekte sind sehr eng mit unserer klinischen Tätigkeit verwoben“, betont Prof. Weitz.

Viele der Ärzte und Wissenschaftler arbeiten gleichermaßen im Forschungslabor und im OP sowie auf Station. „Unsere Stärke liegt somit darin, dass wir Krankenversorgung und Forschung in gegenseitiger Befruchtung betreiben“, so der Klinikdirektor. Die Expertise bei der Behandlung von Krebspatienten und insbesondere von Darmkrebspatienten zeigt sich auch in dem aktuellen Ranking des Nachrichtenmagazins „Focus“, bei dem die Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie den Spitzenplatz in Sachsen belegt. Im Zuge der wissenschaftlichen Arbeit bittet die Klinik ihre Patienten sehr oft, sich an Studien zu beteiligen. Dies ist auch der Schlüssel zum Erfolg der Forschungen zu den im Blut zirkulierende Zellen von Darmkrebstumoren.

Detektivarbeit mit Mikroskop und Spezialpipettierer

Um die vom Tumorgewebe abwandernden Zellen im Blut der Krebspatienten zu finden, bedarf es einer aufwändigen Suche, denn die im Blut zirkulierenden Krebszellen (Circulating Tumor Cells – CTC) treten sehr selten auf. Um sie überhaupt finden zu können, gaben die Forscher der entnommenen Blutprobe einen Marker bei, der die Krebszellen grün färbt. Dadurch ist es erst möglich geworden, sie einzeln mit einem speziellen Pipettiergerät unter dem Mikroskop aus dem Blut herauszuholen – ein sehr aufwändiges Verfahren, das deshalb als reguläre Diagnostikmethode noch ungeeignet ist.

Die Forscher benötigten diese intakten, noch lebenden Zellen, um die Eigenschaften der CTC zu untersuchen. Als Ergebnis ihrer dreijährigen Forschungen hat das Wissenschaftlerteam einzelne Signalwege der im Blut zirkulierenden Zellen des Darmkrebses analysiert. „Uns ist der Nachweis gelungen, dass das Protein CD47 in der CTC hochreguliert ist und die Zelle so ein ‚Friss-mich-nicht-Signal‘ aussendet. Damit werden die weißen Blutkörperchen davon abgehalten, die Zelle zu vernichten“, sagt Dr. Sebastian Schölch, einer der Erstautoren der Publikation in „Cancer Research“. „Eigentlich werden alle blutfremden Zellen, die in das Blut gelangen, durch Abwehrzellen schnell identifiziert und eliminiert. Bislang war unklar, wieso dies bei vielen Krebszellen nicht geschieht; nun sind wir in der Beantwortung dieser Frage einen großen Schritt weiter gekommen“, erklärt Dr. Schölch.

Auch nach der jetzt erfolgten Veröffentlichung führt das Wissenschaftlerteam der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Dresdner Uniklinikums seine Forschungen fort. Deshalb werden auch künftig die Darmkrebspatienten der Klinik um ihr Einverständnis für die Blutabnahme gebeten, die im Rahmen der Krebs-Operation erfolgt und für sie keinerlei Folgen hat. Mit den Proben sollen die Untersuchungen in einem größeren Rahmen fortgesetzt werden. Denn auch andere Proteine der CTC weisen eine gegenüber den Ausgangszellen des Darmtumors abweichende Regulierung auf, die die Eigenschaft der Zelle beeinflusst. Ziel der Forschungen ist es, Wege zu finden, die im Blut zirkulierenden Krebszellen des Darmkrebses angreifbar zu machen und somit die Überlebenschancen von Patienten, die andernfalls möglicherweise tödliche Metastasen entwickelt hätten, zu verbessern.

Publikation
http://cancerres.aacrjournals.org/content/early/2014/01/30/0008-5472.CAN-13-1885.abstract

Darmkrebs-Früherkennung: Rechtzeitige Vorsorge kann Leben retten

Darmkrebs ist in Deutschland – nach Lungenkrebs – die zweithäufigste Krebsart. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) erkranken jedes Jahr rund 70.000 Menschen hierzulande neu an Darmkrebs, mehr als 26.000 Menschen sterben daran. Weil Darmkrebs aber zunehmend besser geheilt werden kann, spielen Vorsorgeuntersuchungen eine umso wichtigere Rolle. „Je früher der Arzt die Erkrankung feststellt, desto größer sind die Chancen auf eine vollständige Heilung“, sagt Dr. Eike Eymers, Ärztin im AOK-Bundesverband.

Während die Neuerkrankungsrate stetig zunimmt, sinkt die Zahl der Sterbefälle kontinuierlich. Laut Zentrum für Krebsregisterdaten im RKI ist diese Entwicklung deutlich positiver  als bei den Krebserkrankungen insgesamt. Dass die Zahl der Neuerkrankungen steigt, hat womöglich mit der demografischen Entwicklung zu tun. Darmkrebs betrifft zumeist ältere Menschen, und die Zahl der Älteren steigt ebenfalls. Doch die Chancen, Darmkrebs zu überleben, werden immer besser. „Das ist sicherlich auch ein Erfolg der Früherkennung sowie der Fortschritte in der Therapie“, sagt Ärztin Eymers.

Weil das Risiko für eine Erkrankung mit zunehmendem Alter steigt, können gesetzlich Krankenversicherte ab 50 Jahren eine gezielte Beratung zur Früherkennung von Darmkrebs sowie einmal jährlich einen Test auf verborgenes Blut im Stuhl (Papierstreifentest) wahrnehmen. Ab einem Alter von 55 Jahren können sich Versicherte nach einer erneuten Beratung wahlweise alle zwei Jahre auf Blut im Stuhl untersuchen lassen oder im Abstand von zehn Jahren insgesamt zwei Darmspiegelungen (Koloskopien) in Anspruch nehmen.

Mit der Koloskopie lassen sich die – zumeist beschwerdefreien – Krebsvorstufen im Dickdarm frühzeitig erkennen und bereits während der Untersuchung entfernen. Weil es viele Jahre dauert, bis sich aus Wucherungen bösartige Krebsgeschwüre entwickeln, reicht es, die Darmspiegelung im Abstand von zehn Jahren durchzuführen. Allerdings kann eine Darmspiegelung unangenehm für den Patienten sein. Nach einer gründlichen Reinigung des Darms durch Abführen wird ein dünner, flexibler Schlauch mit einer Minikamera in den After eingeführt.

Wer möchte, bekommt kurz vor der Darmspiegelung ein beruhigendes und schläfrig machendes Medikament gespritzt. Die Untersuchung des gesamten Dickdarms dauert etwa 20 Minuten. Wer keine Darmspiegelung in Anspruch nehmen will, kann seinen Stuhl auf verborgenes Blut untersuchen lassen. Diese Untersuchungsmethode ist jedoch nicht so zuverlässig wie eine Darmspiegelung. Mögliche Krebsgeschwüre können zwar, müssen aber nicht bluten.

Der Test muss deshalb mehrmals wiederholt werden. Darüber hinaus können auch andere Ursachen, wie etwa blutende Hämorrhoiden, ein positives Testergebnis herbeiführen. Darum muss immer dann, wenn der Test positiv ausfällt und sich der Verdacht auf Darmkrebs ergibt, noch eine Darmspiegelung gemacht werden, um die Diagnose abzusichern.

Bei Auffälligkeiten sofort zum Arzt

„Unabhängig von den regelmäßigen Terminen zur Krebsfrüherkennung sollte man bei Beschwerden oder Auffälligkeiten, zum Beispiel Blut im Stuhl, sofort zum Arzt gehen und nicht bis zum nächsten Vorsorgetermin warten“, sagt AOK-Ärztin Eymers. Die genaue Ursache für Darmkrebs ist bisher nicht bekannt. Genetische Faktoren können die Entstehung der Krankheit begünstigen. So sind Verwandte ersten Grades von Patienten mit Darmkrebs selbst überdurchschnittlich häufig betroffen. Aber auch die Lebensweise spielt eine wichtige Rolle.

Medizinerin Eymers empfiehlt vor allem eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung: „Dazu gehören viel Bewegung, reichlich Obst, Gemüse und Vollkornprodukte. Vermeiden Sie zudem  Übergewicht.“ Darüber hinaus rät die AOK-Expertin, auf Rauchen und übermäßigen Alkoholgenuss zu verzichten. Stress und Hektik wirken sich negativ auf die Darmaktivität aus. Deshalb sollte im Alltag stets genügend Zeit zur Erholung und Entspannung bleiben. Dass Stress Krebs auslöst, ist zwar derzeit nicht wissenschaftlich bewiesen, doch Entspannung trägt ganz wesentlich zum allgemeinen Wohlbefinden bei.

Mehr zum Thema:

Im Internetportal des Deutschen Krebsforschungszentrums

Im Internetportal des Gemeinsamen Bundesausschusses

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