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„Der Wald kann kein „gesundes“ Wasser mehr bilden“

„Der Wald hat seine Ökosystemdienstleistungen verloren, ‚gesunden‘ Boden und ‚gesundes‘ Wasser zu bilden“, zu diesem Schluss kommt Prof. Dr. Jürgen Lethmate. Er hat im Buch „Geoökologisches Modellgebiet ‚Riesenbecker Osning‘“, das die Geographische Kommission beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) jetzt herausgegeben hat, erstmals den Sandsteinzug des nordwestlichen Teutoburger Waldes im Kreis Steinfurt, zum dem der Birgter Berg, der Lagerberg und der Bergeshöveder Berg gehören, mit einem ökosystemaren Ansatz untersucht.

Der Osning-Sandstein der Unterkreide im Modellgebiet "Riesenbecker Osning".
Der Osning-Sandstein der Unterkreide im Modellgebiet „Riesenbecker Osning“.

Das heißt, er hat analysiert, welche Stoffe aus der Luft die Flora und Vegetation, Böden und Quellwässer beeinflussen. Seine Ergebnisse hat er dann in einer Ökosystembilanz zusammengefasst und bewertet. Bei seiner Arbeit hat Lethmate auf Langzeitvergleiche zurückgegriffen, die bis in die Jahre 1976 und 1965 zurück gehen.

Unter den mitteleuropäischen Waldgebieten besitzt der Teutoburger Wald keine Sonderstellung, überall verändern Versauerung und Nährstoffeintrag das Waldökosystem.

„Im Riesenbecker Osning sind die Veränderungen gravierend und bis hin zum Waldwasser, messbar. Der tief versauerte Waldboden speichert bis heute große Mengen an Schwermetallen, insbesondere Blei, das bereits im Quellwasser ausgeschwemmt wird“, so Lethmate.

Foto: LWL
Foto: LWL

„Der Klimawandel wird auch im Teuto zu einer Mediterranisierung des Klimas und damit zu einer veränderten Zusammensetzung der Baumarten führen, ohne dass wir heute schon sagen können, wie künftig die Waldstruktur aussehen wird. Die Buche, Hauptbaumart der heutigen natürlichen Vegetation, wird im Wald der Zukunft kaum die einzige Baumart sein.“

Die Studie über den Riesenbecker Osning liefert Grundlagen für ein ökologisches Langzeitmonitoring und einen umfassenden Beitrag zur Geoökologie der Region „UNESCO Geopark nördlicher Teutoburger Wald“ sowie ein ökologisches Bildungsangebot in einem außerschulischen Lernort. „Das Bildungspotenzial des Modellgebietes geht weit über die bisherigen Angebote hinaus. Vor allem für Oberstufenschüler bietet der Band 58 der Westfälischen Geographischen Studien Anlässe für biologie- und geographiedidaktische Projekte, die dem aktuellen didaktischen Anspruch an ein Systemdenken entsprechen“, sagt Dr. Rudolf Grothues, Geschäftsführer der LWL-Kommission.

Zum Autor:

Prof. Dr. Jürgen Lethmate war Professor für Geographie und ihre Didaktik, Schwerpunkt Physische Geographie und Umweltbildung, an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und hat jahrzehntelang den Teutoburger Wald, insbesondere den Riesenbecker Osning, in zahlreichen Studien untersucht. Dabei hat der Ibbenbürener immer auch Studierende in die praktischen Forschungsarbeiten eingebunden.

Jürgen Lethmate:
Geoökologisches Modellgebiet „Riesenbecker Osning“
25 Jahre Ökosystemforschung im nordwestlichen Teutoburger Wald.

Münster ( = Westfälische Geographische Studien 58), Verlag Aschendorff.
381 Seiten, 195 Abbildungen, 82 Tabellen; ISBN 978-3-402-15568-4; 29,80 Euro.

Stadtgrün hilft gegen Stress und Angst

Heutzutage sind vielmehr Menschen von Stress und Ängsten geplagt. Angst um den Job, überfüllte Städte, hohe Temperaturen, ein permanent hoher Lärmpegel, schlechte Luftqualität – alles das führt zu geistiger Ermüdung und ruft Stress und neue Ängste hervor. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage empfinden fast sechs von zehn Deutschen ihr Leben als stressig, jeder Fünfte steht unter Dauerdruck. Besonders die Menschen in der Stadt sehen sich vermehrt Stress ausgesetzt.

Dabei kann schon die Zugangsmöglichkeit zur Natur, zum Beispiel in Form eines Stadtparks, eine Vielzahl von gesundheitsschädigenden Faktoren entschärfen. Eine natürliche Umgebung wirkt sich positiv auf die Psyche aus, ermuntert Menschen zu körperlicher Betätigung und animiert zum Knüpfen sozialer Kontakte und bietet Erholung für Körper und Geist. „Wir wissen aus verschiedensten Studien, dass Grünflächen einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen haben.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass das Thema „urbanes“ Grün als wichtiges Gestaltungselement in der Stadtentwicklung stärker verankert wird“, fordert BGL-Vizepräsident Eiko Leitsch. Schon die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat festgestellt, dass das Fehlen von nahegelegen Grünflächen sich negativ auf die tägliche Erholung und das Wohlbefinden der Menschen auswirkt und fordert von den kommunalen Verwaltungen, diese Erkenntnisse in den Planungen zu berücksichtigen.

Studien belegen positive Auswirkungen von Grün auf die Gesundheit

Neben der Studie der WHO haben verschiedene Untersuchungen den Einfluss von Grünflächen auf die Gesundheit der Menschen – speziell der Stadtbewohner – untersucht. So hat zum Beispiel die Studie „Vitamin G für eine lebenswerte Umwelt und die Gesundheit“ eine direkte Verbindung zwischen einer begrünten Umgebung und der menschlichen Gesundheit nachgewiesen. Eine Gruppe von niederländischen Wissenschaftlern hatte sich während des Untersuchungszeitraums von 2005 bis 2010 dieses Themas angenommen. Die Ergebnisse der Vitamin G-Studie („G“ steht für Grünfläche) zeigen, dass Menschen, die im grünen Umfeld leben, seltener zum Arzt gehen und sich insgesamt gesünder fühlen.

Außerdem sind diese Menschen weniger anfällig für Stressbelastungen aber offener für soziale Kontakte, was zusätzlich zur besseren Gesundheit beiträgt. Weiterhin kommt die unter Jolanda Maas, PhD der VU Universität Amsterdam, durchgeführte Studie zu dem Ergebnis, dass die Planung und Anlage städtischer Grünflächen in Zukunft eine zentrale Position in der Gesundheitspolitik einnehmen sollte.

Mut, Inspiration und Orientierung sind bei der Planung von Grünflächen notwendig

Die Erkenntnisse der unterschiedlichen Studien unterstreichen eindrucksvoll den Nutzen von Grünflächen im Bereich der Gesundheitsvorsorge. Sie bieten gleichzeitig die Chance Stadtentwicklung mit nachhaltiger Planung von Grünflächen in dichtbesiedelten Gebieten zu etablieren und damit die Lebensqualität in den Städten zu sichern. Innovative Lösungen und Maßnahmen – gerade von den Kommunen und Stadtplanern sind hier gefragt. Damit Grün zu einem unverzichtbaren Bestandteil für eine moderne Infrastruktur im urbanen Raum wird, müssen grüne Technologien und grünes Expertenwissen bei der Planung und Pflege von Grünanlagen stärker berücksichtigt werden.

„Eine nachhaltige grüne und damit gesunde Stadtentwicklung ist heutzutage eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es gilt vielmehr Faktoren in der nachhaltigen Stadtentwicklung zu beachten als in der Vergangenheit. Das erfordert mehr Praxisorientierung und Flexibilität von Planern und Entscheidungsträgern“, so BGL-Vizepräsident Eiko Leitsch.

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Naturpark Habichtswald als Qualitätsnaturpark ausgezeichnet

Der Naturpark Habichtswald in der Region Kassel (Hessen) erhält das Prädikat „Qualitäts-Naturpark“. „Das ist die Bestätigung der guten Arbeit, die die Geschäftsführung und die vielen Kooperationspartner geleistet haben“, freut sich Landrat Uwe Schmidt, der auch Vorsitzender des Naturpark Habichtswald ist. Der Naturpark Habichtswald könne sich auch im nationalen Vergleich sehen lassen.

Der Verband Deutscher Naturparke (VDN) hat zum zweiten Mal seit 2006 die Auszeichnung „Qualitäts-Naturpark“ im Rahmen seiner deutschlandweit durchgeführten „Qualitätsoffensive Naturparke“ verliehen. Zusammen mit 21 weiteren Parken erhielt der Naturpark Habichtswald dieses Prädikat. Das Prädikat „Qualitäts-Naturpark“ wird nur verliehen, wenn bestimmte Anforderungen in den Bereichen „Organisation“, „Naturschutz“, „nachhaltiger Tourismus“, „Umweltbildung“, und „nachhaltige Regionalentwicklung“ eingehalten werden. Bei der ersten Teilnahme vor sieben Jahren wurde dieses Ziel noch nicht erreicht.

„In der Zwischenzeit hat sich viel getan“, so der Naturpark-Geschäftsführer Jürgen Depenbrock. Da sich seit 2006 die Bewertungskriterien verschärft hätten sei die jetzt erfolgte Auszeichnung besonders hoch einzuordnen. Das neue Naturparkzentrum, Gemeinschaftsprojekte wie die „Wilden Wochen im Habichtswald“ oder der Habichtswaldsteig hätten bewirkt, dass unsere Naturparkregion heute derart gut dastehe, so Depenbrock weiter. Durch diese Entwicklungen sei der Naturpark in der Region sehr viel präsenter. Davon habe sich auch der Qualitätsscout des VDN überzeugen lassen, der mehrere Tage lang den Park genau überprüft hat.

„Dieser Erfolg hat viele Partner“, betont Landrat Schmidt. Hier hätten die Mitarbeiter der Naturparkverwaltung, die Mitgliedskommunen, Verbände, Wirtschaft und der Landkreis Hand in Hand gearbeitet, um den Naturpark Habichtswald zu einem attraktiven Ort für Besucher aus Nah und Fern zu machen.

Hintergrund: Der Verband Deutscher Naturparke (VDN) ist seit 1963 der Dachverband der Naturparke in Deutschland. Mit rund 100 Naturparken sind die meisten Parke Mitglieder, darunter auch das Altmühltal in Bayern und die Lüneburger Heide in Niedersachsen.

Die „Qualitätsoffensive Naturparke“ wurde vom VDN mit Unterstützung des Bundesamtes für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit entwickelt und im „Jahr der Naturparke“ 2006 gestartet. Sie unterstützt die freiwillig teilnehmenden Naturparke in ihren Aufgabenbereichen Naturschutz, nachhaltiger Tourismus, Umweltbildung sowie nachhaltige Regionalentwicklung. Die Qualitätsoffensive ist ein Instrument zur Selbsteinschätzung und zur kontinuierlichen Verbesserung der Qualität der Arbeit und Angebote der Naturparke. Die Auszeichnung ist für fünf Jahre gültig.

Positiv für das Klima: Pflanzen bremsen die Erderwärmung

Pflanzen können der Klimaerwärmung entgegen wirken. Denn sie bilden bei höheren Temperaturen mehr Gase, die zur Wolkenbildung und auf diese Weise zur Kühlung beitragen. So lautet das Fazit einer internationalen Studie, an der das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) beteiligt war. Daten von elf verschiedenen Standorten in Europa, Sibirien, Nordamerika und Südafrika wurden ausgewertet, darunter auch die Forschungsstation des TROPOS in der Nähe von Leipzig. Demnach könnten die Temperaturen in bewaldeten Regionen bis zu 30 Prozent geringer ansteigen als in vegetationsarmen Gebieten. Weltweit würde dieser Effekt die Klimaerwärmung jedoch nur um ein Prozent verringern, relativieren die Forscher.

Wenn die Temperaturen steigen und die Pflanzen vermehrt Gase bilden, entstehen sogenannte Aerosolpartikel. Das sind Teilchen in der Atmosphäre mit einer Größe von weniger als ein Mikrometer. Auf zwei unterschiedlichen Wegen beeinflussen sie Strahlungsbilanz und Klima der Erde: Zum einen reflektieren sie trotz ihrer geringen Größe das Sonnenlicht. Zum andern bilden sie Keime, auf denen Wasser kondensieren kann, sodass Wolkentropfen entstehen.

Die Wissenschaftler haben die Aerosolpartikel biologischen Ursprungs in der Atmosphäre gemessen und bestätigt, dass ihre Konzentration bei steigender Temperatur zunimmt und sie Temperaturveränderungen über den Kontinenten mildern können. Bei Standorten mit starker Luftverschmutzung hatten vom Menschen verursachte Partikel den größeren Einfluss. Der Klimawandel wird jedoch von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Daher sind umfassende Langzeitbeobachtungen notwendig, um nach und nach die komplexen Zusammenhänge aufzudecken.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS); www.tropos.de

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