Schlagwort-Archiv: Übergewicht

Sind Übergewichtige anfälliger für Beeinflussung?

Lebensmittelwerbung im Fernsehen

(aid) – Lebensmittelwerbung im Fernsehen kann bei übergewichtigen Menschen Heißhunger auf Süßes und Fettiges auslösen und dadurch das Risiko für eine erhöhte Kalorienzufuhr steigern. Das lassen die Ergebnisse einer australischen Studie vermuten.

Ob Werbung in Zeitschriften, im Fernsehen oder im Supermarkt – in westlichen Ländern werden Menschen ständig mit dem Thema Essen konfrontiert. Häufig wird für fett- oder zuckerreiche Lebensmittel geworben, die einen geringen Nährwert haben. Ziel der Studie war zu untersuchen, ob Produktwerbung auch die Motivation zum Essen beeinflusst. Dazu hatten Wissenschaftler der Adelaide Universität zwei Versuche durchgeführt: Am ersten Experiment nahmen 160 normalgewichtige Studentinnen im Alter von 18 bis 44 Jahren teil, am zweiten Experiment 124 übergewichtige bzw. fettleibige Frauen (18 bis 64 Jahre).

Sie zeigten den Probandinnen Fernsehwerbung für Lebensmittel und andere Produkte. Anschließend sollten sie Wortstämme zu vollständigen Wörtern zusammensetzen. So konnten beispielsweise aus „BRE“ die englischen Wörter bread (Brot), breath (Atem) oder break (Pause) gebildet werden. Schließlich sollten die Frauen anhand einer Skala ihr Verlangen nach Essen einschätzen. Wenn die Teilnehmerinnen zuvor verschiedene Lebensmittelwerbungen gesehen hatten, bildeten sie in beiden Experimenten mehr nahrungsbezogene Wörter als Frauen in der Kontrollgruppe.

Übergewichtige und Fettleibige waren offenbar empfänglicher für die Fernsehspots: Sie formten mehr solche Wörter und hatten zusätzlich eine gesteigerte Esslust. Vermutlich lenkt die Werbung – oft spontan und unbewusst – Gedanken und Wahrnehmungen auf die Nahrungsaufnahme. Bei Menschen mit hohem Körpergewicht können diese Assoziationen Heißhunger auslösen und sie zu einer übermäßigen Nahrungsaufnahme motivieren, so die Wissenschaftler. Das ist deshalb bedenklich, weil Übergewichtige oft viel Zeit vor dem Fernseher verbringen und dadurch mehr Werbung konsumieren. Weitere Studien sollen folgen, um die Ergebnisse zu bekräftigen. Dabei wird wichtig sein, auch die Nahrungsaufnahme nach dem Werbekonsum zu bestimmen.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:

Psychology & Health, Bd. 29, Nr. 10, S. 1192-1205, 2014.
www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/08870446.2014.918267#.VES4vhYgt3Q

aid-Heft „Der Kopf isst mit – Zusammenspiel zwischen Essen und Psyche“
Bestell-Nr. 3440,
www.aid.de/shop/shop_detail.php?bestellnr=3440

nach oben

Fettleber: Wenig beachtete, aber ernste Erkrankung

Viele Übergewichtige leiden unbewusst an einer Fettleber und setzen sich so ungeahnt einem erhöhten Risiko für Diabetes und Fettstoffwechselstörungen aus. Da die Leber quasi im Stillen leidet, ist ein leichtes Druckgefühl im rechten Oberbauch oft das einzige spürbare Zeichen. Doch unter adipösen Patienten weisen immerhin bereits 75 Prozent eine Fettleber auf, ohne es zu ahnen. Das Problem dahinter: Die krankhafte Verfettung des Lebergewebes setzt Prozesse in Gang, die den Fett- und Zuckerstoffwechsel stören und Entzündungen begünstigen. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen, aber auch Herzinfarkte und schwerwiegendere Lebererkrankungen können die Folge sein.

Neben einer allgemein zu hohen Kalorienaufnahme, ist oft eine übermäßige Kohlenhydratzufuhr für die Entstehung einer Fettleber verantwortlich. Der Körper verwertet und speichert nur eine begrenzte Menge Zucker. Der ungenutzte Rest wird zu Fett umgewandelt, das teilweise in der Leber verbleibt und diese verfettet. Ein Teil des gebildeten Fettes gelangt zudem in das Blut und begünstigt erhöhte Blutfettwerte. Um Fettansammlungen in der Leber zu reduzieren, ist eine eingeschränkte Zuckerzufuhr sinnvoll, zumal Zucker auch über andere Stoffwechselwege Krankheiten wie Diabetes und Fettstoffwechselstörungen fördert. Besonders mit Fruchtzucker und Fruktose-Glukose-Sirup gesüßte Lebensmittel wie Erfrischungsgetränke, Eiscreme und Süßspeisen entpuppten sich als leberverfettend.

Gleichzeitig sollte die Energiezufuhr den Bedarf nicht überschreiten. Empfehlenswert sind vor allem nährstoffreiche aber energiearme Nahrungsmittel wie Gemüse, Obst, Fisch und mageres Fleisch.

Einen ausführlichen Einblick in das Krankheitsbild der Fettleber, deren Entstehung und Behandlung bietet der gleichnamige Fachvortrag, der im Medienshop unter www.fet-ev.eu erhältlich ist.

 Redaktion: Dipl.troph. Christine Langer

Stigmatisierung erhöht das Risiko für Übergewicht

Mädchen, die als „zu dick“ bezeichnet werden, haben offenbar im späteren Leben ein höheres Risiko für Fettleibigkeit. Das ist das Fazit einer US-amerikanischen Studie, an der knapp 2.400 Mädchen im Alter von zehn Jahren teilnahmen. Die Wissenschaftler der Universität von Kalifornien bestimmten die Körpermaße und den Körpermassenindex (BMI) der jungen Probandinnen. Außerdem wurden die Kinder befragt, ob ihre Eltern, Geschwister, Freunde, Klassenkameraden oder Lehrer sie einmal oder wiederholt als „zu dick“ bezeichnet hatten. Zusätzlich analysierten sie weitere Faktoren, die das Körpergewicht beeinflussen könnten wie Einkommen und Bildungsstatus der Eltern, sowie Alter beim Eintritt in die Pubertät. Im Alter von 19 Jahren wurde der BMI der Mädchen erneut bestimmt. Ab einem BMI von 30 gelten Menschen als stark übergewichtig oder adipös.

Das Resultat: Wenn Familienmitglieder ein zehnjähriges Mädchen als „zu dick“ bezeichneten, war das Risiko für Adipositas im Alter von 19 Jahren um 62 Prozent erhöht. Bei Bekannten außerhalb der Familie stieg die Wahrscheinlichkeit immerhin noch um 40 Prozent. Der Zusammenhang war dabei unabhängig vom BMI: Auch normalgewichtige Mädchen waren häufiger im späteren Alter adipös, wenn negativ über ihre Figur gesprochen wurde.

Vermutlich blockiert die Stigmatisierung die Fähigkeit der Betroffenen, ihr Verhalten zu ändern und ihr Gewicht zu kontrollieren – auch schon bei Mädchen im Grundschulalter. Dafür ist kein Hänseln notwendig, sondern es genügt bereits die scheinbar harmlose Einstufung als „zu dick“. Das Wohlbefinden wird gesenkt und der psychische Stress steigt, beschreiben die Autoren. Möglicherweise entwickelt sich eine Angst vor Diskriminierung, die mit einer gesteigerten Nahrungsaufnahme ausgeglichen wird. In weiteren Studien soll gezeigt werden, ob mit der Stigmatisierung die Blutkonzentration des Stresshormons Cortisol steigt. Auch das wäre eine Erklärung für die Gewichtszunahme.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen: aid-Broschüre „Der Kopf isst mit – Zusammenspiel zwischen Essen und Psyche“, Bestell-Nr. 3440, www.aid.de/shop/shop_detail.php?bestellnr=3440

Schlechte Karten für dünne Männer und mollige Frauen?

Mollige Frauen haben oft schlechtere Verdienstchancen als ihre schlanken Kolleginnen. Bei Männern hingegen wirkt sich ein zu geringes Körpergewicht im Job negativ aus. Das ist jedenfalls das Fazit einer Studie des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA). Die Informationen zu Körpermaßen, Gesundheit, Einkommen und Erwerbstätigkeit stammten aus dem Sozio-oekonomischen Panel, für das jährlich eine repräsentative Befragung durchgeführt wird. Daten von 18.000 Arbeitnehmern in Deutschland wurden ausgewertet. Die Wissenschaftler bestimmten den Körpermassenindex (BMI), wobei Menschen mit einem BMI von 20 bis 25 als normalgewichtig, von 25 bis 30 als übergewichtig und ab 30 als fettleibig gelten.

Frauen mit einem BMI von 21,5 verdienten demnach am meisten. Der Wert liegt im unteren Bereich des Normalgewichts. Diese Frauen verdienten bis zu 12 Prozent mehr als Frauen mit höherem BMI. Das gilt insbesondere für Dienstleistungsberufe, in denen der Kontakt mit Kunden und Kollegen ausschlaggebend ist – etwa in der Gastronomie oder im Vertrieb. Auch die Wahrscheinlichkeit, überhaupt einen Job zu bekommen, ist bei schlanken Frauen höher. Die Studienergebnisse legen nahe, dass diese Unterschiede nicht auf gesundheitliche Aspekte, sondern auf Schönheitsideale zurückzuführen sind, zumindest was die Kundenkontakt-Berufe angeht.

Männer mit einem BMI von 23 oder höher hatten die höchsten Einkommen. Untergewichtige dagegen erhielten ein bis zu 8 Prozent niedrigeres Gehalt. Der nachteilige Effekt war vor allem bei Arbeitern in der Produktion zu beobachten, bei denen körperliche Arbeit eine größere Bedeutung hat. Daher sei vermutlich nicht das Aussehen, sondern die fehlende Muskelmasse, Fitness und Stärke der ausschlaggebende Grund für die schlechteren Verdienstchancen der „dünnen“ Männer, so die Autoren.

Interessant wäre gewesen, wie sich die Einkommensstruktur im Verhältnis von BMI und Alter verhält. Dass junge, schöne Frauen als Kellnerin sattes Trinkgeld bekommen, verwundert nicht. Ob sie allerdings karrieretechnisch den „molligeren“ – so die Wissenschaftler – das Wasser reichen können, ist nicht beschrieben. Ebenso ist bei Männern zu beobachten, dass mit steigendem Alter auch ein steigender BMI einhergeht. Ob sich das verdiensttechnisch bei einem Fließbandarbeiter auswirkt, ist nicht dokumentiert.

Wie immer bei etwas diskussionswürdigen Korrelationen weisen die Autoren auch darauf hin, dass weitere Studien die genauen Zusammenhänge zwischen Körpergewicht und Einkommen bei beiden Geschlechtern aufdecken sollen.

Heike Kreutz und Harald Seitz, www.aid.de

Weitere Informationen:
IZA Diskussionspapier (www.iza.org)

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...